Griechenland: Von Pounda nach Kalamata

Veröffentlicht in: Aktuell, Allgemein, Griechenland | 0

Zurück von Elafónissos auf dem Festland. Vom Fähranleger rollt die Rappelkiste flott voran, wird aber nur wenige Meter hinter Viglafia ausgebremst durch einen tierischen Stau. Das dauert etwas……

 

Entlang der Westküste kurven wir nach Norden, verlassen die Hauptstrasse und kürzen über die kleine Landstrasse ab. Den Weg kennen wir schon, an Archagelos vorbei nach Papadianika.

Nanu? Schon wieder Staugefahr? Heut´ ist ja wieder was los auf den Strassen!!

Ein ständiges Auf und Ab, kaum oben, kurbeln wir wieder runter. Die Ortschaften wie ausgestorben, die geschlossenen Tavernen bieten ein trauriges Bild. Wir machen einen Wassertankenumweg nach Bosa runter. Unsere Tanks füllen sich so langsam, daß Martin genug Zeit bleibt, um sich in Ruhe ein Rennen vom Ski Alpin Weltcup anzusehen. Mittagspause….

Weiter geht´s, an den Mandelfeldern vorbei. Mitte Februar flatterten lediglich die Alustreifen in den kahlen Ästen, jetzt, Anfang März, stehen die Bäume in voller Blüte

 

Am Nachmittag erreichen wir den Strand mit dem müffeligen Hafen, die englischen Womos sind immer noch da. Vorbei, durch Elos auf die Strasse nach Skala. Gemütlich tuckern wir hinter einem Trecker her in die Stadt, kaufen noch etwas ein und rollen dann über die Brücke weiter Richtung Gythio.

 

Seit heute früh sind wir schon „on the road“, langsam wird´s Zeit sich nach einem Übernachtungsplatz umzuschauen. Unterhalb der Landstrasse entdecken wir eine kleine Bucht am Meer. „Sollen wir uns die mal anschauen?“fragt Martin. Klar!

Zwischen den Büschen gibt es einen Weg hinunter.

Ja, schon schön….aber wir bekommen Bedenken: es ist Samstag und das hier ist sieht verdammt nach einem verschwiegenen Plätzchen für Pärchen ohne gemeinsames Zuhause aus, davon zeugen auch die Taschentücher im Gebüsch….

Wir drehen um und fahren noch ein paar Kilometer weiter zum Wrack der Dimitrios. „Heute morgen waren wir noch auf der Insel“ sage ich, „jetzt schon wieder kurz vor Gythio.“

Wie schnell das alles immer geht, die Insel ist schon so weit weg….

Ein langer Fahrtag, im letzten Sonnenlicht sitzen wir noch etwas auf der Treppe. Ein junger Mann kommt vorbei: „Heute Abend machen wir Lagerfeuer, ihr seid herzlich eingeladen.“ Sehr nett, aber wir bleiben zuhause, für uns ist für heute Feierabend….

 

Aber ganz ohne Wrackbesuch können wir natürlich nicht weiter. Mittags stapfen wir durch den Sand. Trotz Wind und Wellen scheint das Wasser niedriger zu sein, wir können näher ran ans Schiff.

Schauen wir doch mal rein

Immer wieder toll, das gewaltige Schiff, das Licht auf dem rostigen Stahl, die Zerstörung durch Witterung und die Kraft der Wellen.

Heute Abend sind wir verabredet in Neochori auf der Mani. Gegen 15 Uhr brechen wir auf und nehmen den Weg über die Berge nach Westen. Auch Gythio wirkt vereinsamt, wartet auf bessere Zeiten. Mitten in den abgebrannten Hügeln stehen Häuser, von den Flammen scheinbar unversehrt. Wir nehmen wieder die schmale Strasse hinunter nach Ithilo. Mal sehen, ob die Baustelle vom letzten Mal noch existiert….

Nein, der Bagger ist abgestellt, wir sausen ohne Engpass hinab nach Ithilo und kurven gleich wieder hoch hinauf. Der Blick auf die Limeni Bucht ist jedesmal wieder atemberaubend schön. Vor uns liegt das Nadelöhr Agios Nikon, wir quetschen uns durch. Die Landstrasse ist eingefasst von Steinmäuerchen, die Ränder sind übersät mit bunten Blumen. Wenig später leuchtet uns das helle gelb der Wolfsmilchbüsche entgegen, ein toller Kontrast zum eher trüben Himmel

Von Dorf zu Dorf durch die schöne Landschaft der Westmani, irgendwann liegt vor uns tief unten die Ebene von Agios Nikolaos. Da müssen wir noch runter und

– na klar – auch gleich wieder rauf. Nach Neochori, wo wir etwas schräg, aber okay, im Ort parken können.

Nina und Christopher, Martins ehemaliger Arbeitskollege, haben hier ein wunderschönes Steinhaus gemietet mit einem Wahnsinnsblick. Wir verbringen zusammen einen sehr lustigen Abend, erst draußen auf der Terrasse, später am offenen Kamin im Steinhaus.

Nach einem interessanten Frühstück ( Spiegeleier mit gebratenen Äpfeln und Koriander – echt lecker! ) singen wir noch ein Geburtstagsständchen für einen Freund in Hannover und düsen anschließend weiter nach Kalamata.

Wie jedesmal parken wir in Kalamata am Hafen. Der ältere Herr sitzt wie immer mit seinem alten Hund vor seinem kleinen Häuschen und winkt uns freundlich. Wir laufen gleich los zur Zahnärztin in die Innenstadt. Alle Geschäfte sind geöffnet, draußen stehen die Kunden Schlange. Hinein kommt man mit vorheriger Anmeldung. Wir könnten shoppen gehen!!

Die Zahnärztin hat in Deutschland studiert, die Verständigung ist kein Problem. Nach kurzer Wartezeit kommt Martin dran und schon ist der Zahn wieder eingeklebt.  „Das wird nicht lange halten“ sagt sie. Mit etwas Vorsicht vielleicht 2 Monate. Immerhin.

Wir laufen zurück zum Steyr, starten und fahren nur 20 Kilometer bis Analipsi. Hier wohnen seit einiger Zeit gute, alte Bekannte, wir gesellen uns dazu.

„Auf dem Beton könnte ich mal die Rappelkiste abschmieren“ sagt Martin. Außerdem ist für morgen das perfekte Wäschetrockenwetter angekündigt. Gut, dann legen wir einen Arbeitstag ein.

Früh morgens wird die Waschtonne geladen, schon vor dem Mittagessen hängt die erste Wäsche auf der Leine. Martin beginnt mit dem abschmieren, aber bald ist das Fett alle. Er sucht und sucht, wir sind uns beide sicher, daß irgendwo an Bord der Rappeline noch mehr Abschmierfett sein muß. Aber wir haben es so gut versteckt, daß es nicht mehr zu finden ist. Mist.

Die zweite und dritte Waschladung flattert im Wind, das trocknet heute so schnell! Am späten Nachmittag ist alles schon wieder ordentlich gefaltet und duftend in den Schränken verstaut. Erledigt!

So wie jeden Abend, sitzen wir auch nach diesem Fleißtag zur blauen Stunde zusammen mit Tina und Bodo bei Josee und Charles vorm Auto. 6 gut gelaunte Leute, Josee hat immer Schnittchen für alle vorbereitet. Mit Blick auf die Berggipfel, genehmigen wir uns ein Glas Wein und plaudern, bis der Sichelmond aufgeht und es zu kühl wird.

 

Samstag ist in Kalamata Markt.

Wir stellen den Steyr wieder am Hafen ab und laufen die 3 Kilometer durch die Stadt bis zur Markthalle. Ein langgezogenes, unansehnliches, geschlossenes Gebäude. Entlang des Gebäudes sind außen kleine Gemüsestände aufgebaut. Ein paar Salatköpfe, ein paar Kräuter, ein paar Tomaten……hier verkaufen die Leute ihr Gemüse aus dem Garten. In der offenen Biohalle gibt es keine Ware, stattdessen einen Coronateststand. Eine Ansammlung testwilliger Leute steht Schlange, beaufsichtigt von 2 Security Typen. Der eigentliche Markt beginnt hinter der Halle im Freien. Hier sind die Gemüsebauern mit einem großen Angebot. Es gibt sogar Shiitakepilze oder Kräuterseitlinge, das haben wir schon sehr lange nicht mehr gesehen. Und endlich mal ein paar andere Sorten Käse, hurra! Unsere Rucksäcke und Taschen sind schnell vollgepackt.  „Ahh, Germani?“ lachen die Verkäufer, weil wir die ständig angebotenen Plastiktüten tapfer abwehren.

Auf dem Weg zurück schauen wir sehnsüchtig in die gemütlichen Tavernen. Alle Tische sind beiseite geräumt, nur takeaway geht. Und wir bestaunen die außergewöhnliche Tavernendeko aus Waschpulverpaketen und Tomatenmarkdosen. In der kleinen Bäckerei in der Altstadt erstehen wir noch frisches Brot. Draußen lagert ein Berg Olivenholz für den riesigen schwarzen Gußeisenofen, der die halbe Bäckerei einnimmt.

Wir waren jetzt schon ziemlich oft in Kalamata, die Stadt ist auf den ersten Blick sicher keine Schönheit. Ihr Charme entfaltet sich eher zaghaft. Aber sobald man ihn entdeckt hat, wird man ihm schnell erliegen. Wir mögen Kalamata inzwischen sehr gern.

 

Auf dem Rückweg nach Analipsi kurz vor dem Flughafen Kalamata.

„Es kommt einer von links“ sage ich. Da saust er schon heran: ein Flieger im Landeanflug kreuzt beeindruckend niedrig die Fahrbahn.

 

 

Abends fallen ein paar Tröpfel vom Himmel, wir verziehen uns bald nach drinnen und spielen Karten. In einer Woche haben wir wieder einen Termin in Kalamata, aber so lange möchten wir nicht in Analipsi stehen bleiben. Wir könnten uns ja mal die Südspitze des „ersten“ Fingers ansehen. Westlich von Koroni liegt ein Kap, der Weg dahin sieht spannend aus. Also verabschieden wir uns von den fröhlichen Vier vom Analipsistrand und ziehen los!

Liebe Grüße, bis bald!

Julia & Martin

Drink positive!

Instagram: rappelkisteberlin

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert