Wolken wabern über die Berhänge. Die Steyr Truppe sammelt sich zur Weiterfahrt, feine Nieseltröpfchen aus den Wolken im Gesicht.
Ab in den Matsch! Stetig bergauf.
Was qualmt da so? Der Jeep?!
Achso, den Bauarbeitern ist kalt, sie verbrennen ein paar alte Reifen…..
Von überall läuft Wasser, alles steht bereit für einen Kanalbau. Uns rinnt das Wasser auf der Schlammpiste entgegen.
Kein Wunder, daß hier alles so saftig grünt.
Schneller als gestern werden wir nicht, mit 8 km/h zuckeln wir über die glitschige Piste. Nasse Pampe, in den Pfützen schillert Diesel. Es regnet und ist kalt.
Für die Steyr ist das alles kein Problem. Ein Lkwfahrer hat etwas großräumig geparkt und fürchtet jetzt um seinen Laster. Er dirigiert uns leicht nervös geworden an seinem Wagen vorbei. Passt schon….
„Ich seh die anderen garnicht mehr im Rückspiegel“ sagt Martin. Ping! Da meldet sich auch schon das Telefon: „Schaltprobleme bei Gangolok.“ Okay, umdrehen.
Gaby und Andrea haben das Fahrerhaus gekippt, was ist los? Im Leerlauf ist ein Gang drin, sonst läßt sich nichts mehr schalten. Das Schaltgestänge wird überprüft. Da sieht alles normal aus.
Jetzt müßte man tiefer in spezielle Bereiche, wer kennt sich da aus? Dani, der Steyr Spezi!
Andrea ruft ihn an. Dani freut sich: „Ja Hallo! Da sind ja alle versammelt!“ „Ja, die ganze Muppet Show“.
Gemütlich in der Schweiz am Schreibtisch sitzend hört Dani sich das Problem an. Schritt für Schritt erklärt er nun, was zu tun ist. Die Männer schrauben, Gaby bringt Werkzeug, abwechselnd halten wir das Telefon, Dani beobachtet alles per Video.
Der Getriebedeckel wird aufgeschraubt. „So, zeig mir mal …aha….da ist eine Feder schwach geworden, Obacht, daß du sie nicht verlierst! Ein Stift ist über die Verzahnung gesprungen.“ Er erklärt, wie die Stifte wieder eingestellt werden. Fast eine Stunde dauert die Lifeschaltung in die Schweiz.
( für die Beschreibung der Arbeiten übernehme ich keine Garantie! Aber ich glaube, das war so….)
Unlimited Kontingent und fantastischer Empfang auch mitten in der georgischen Bergwelt machens möglich!
Fahrerhaus wieder zurückkippen, Gangschaltung probieren…..jawoll!!!! Funktioniert wieder!
Wir lobpreisen Dani, den Steyr Meister! Und die georgischen Netzbetreiber! Und das es gerade mal nicht geregnet hat!
Gangolok fährt voraus. In einem Affentempo, bald verlieren wir ihn aus den Augen. Wir bleiben bei unserer Zuckelei. Immer mit der Ruhe.
Eine Frau erledigt den Abwasch am Brunnen mit dem eiskalten Wasser. Ich stelle mir ihre Arbeit im Winter vor… In Rikati bestaunen wir das strahlendweiße Kulturhaus. Und auf den Berghängen gegenüber blitzen Schneeflecken in den Wäldern.
Immer dem gelben Kasten hinterher. Gut, daß uns hier niemand entgegen kommt.
Kontinuierlich bergauf, es rauscht und sprudelt aus beinah jeder Richtung.
Hier oben scheint eine beliebte Urlaubsregion zu sein. Schilder weisen auf Zimmervermietung und Ferienappartments.
Die Hänge sind im Winter abgerutscht, die Erdrutsche machen die Piste für Monate unpassierbar. Jetzt ist alles schon wieder geräumt, wir haben Glück.
Je höher wir kommen, desto mehr verwandelt sich die Umgebung in eine Alpenlandschaft mit Almen und Bauernhäusern aus dicken Balken.
Auf 1700 Metern mischt sich der Schlamm mit Schneeresten, wir matschen über eine Großbaustelle. Fest in chinesischer Hand, wie die Bauzäune zeigen. Die neue Seidenstrasse nach China wird ausgebaut.
Gleichzeitig ist dies die Großbaustelle des Goderzi Skiresort.
Nur noch 8,5 Kilometer bis zum Goderzi Pass. Jetzt geht es zügig bergauf. Immer höher liegt der Schnee.
Hinein in die kalte Schönheit der Winterlandschaft.
Wir tauchen in die Wolken. Unter den Reifen der Steyr verwirbelt Nebel.
Endlich erreichen wir den langersehnten Goderzi Pass. Geschafft! Alle sind regelrecht euphorisch!
Trotz aller Widrigkeiten – Fettkappenprobleme, Auspuffbruch und Gangschaltungsstreik. Wir wollten alle so gerne diese Strecke fahren und freuen uns so, daß wir einfach drauflosgefahren sind, obwohl es bis kurz vorher noch hieß: Goderzi Pass – Road closed!
Seit fast vier Stunden sind wir unterwegs, inklusive der Stunde Gangschaltungsreparatur. Die Fahrt war strapaziös, es wird Zeit für einen guten Übernachtungsplatz. Wir beide könnten auch sehr gerne hier im Schnee übernachten….okay, es ist saukalt hier oben. Und neblig und dunkel. Also weiter.
Hinein in einen meterhohen Schneekanal, links und rechts hohe Wände aus Schnee. Über drei Meter hoch liegt hier im Winter der Schnee.
Schafft es ein Sonnenstrahl für 10 Sekunden durch die düstere Wolkendecke, leuchtet alles weiß und glitzert.
Im Schmelzwasserbach fahren wir abwärts, jetzt ist mal Zeit für eine kurze Pause.
Wir stehen in der Kälte, es zieht wie Hechtsuppe, die Luft ist voll feinster Wassertröpfchen.
Alle sind total begeistert von der Landschaft. „Wie weit wollen wir noch fahren?“
Da herrscht Einigkeit: nicht mehr allzu weit, raus aus den Wolken und noch etwas weiter runter, damit es wärmer ist.
Ungefähr eine halbe Stunde später verabschiedet sich der Winter langsam.
Der große Gelbe hält vor einem schlammigen Plateau. Maren steigt aus, hüpft auf und ab und testet die Bodenbeschaffenheit.
Hierbleiben? Wir steigen aus und beraten. Es zieht ein eisiger Wind über die Fläche, der Matsch klebt fest unter den Sohlen. Gefällt nicht so.
Lange sollten wir aber auch nicht mehr suchen. „In einer halben Stunde finden wir den Superplatz!“ prophezeit Maren. Dann ist ja gut, los geht´s!
Wir steuern an mehreren Baustellen vorbei.
Durch Gebirgswasser….
Und grünen Tannenwald, inzwischen endlich wieder unter blauem Himmel, es wird immer schöner.
Betonmischer kommen uns entgegen und sorgen für Engpässe auf der Piste.
Hinter der nächsten Kurve stoppt der gelbe Kasten. Rechts geht es hinab auf eine sonnige Lichtung im Wald. Wär das was? Auf jeden Fall!
Und es hat exakt 28 Minuten gedauert, diese Lichtung zu finden. Wie Maren vorausgesagt hat.
Keiner findet einen geraden Stellplatz, wir stehen alle mit ordentlicher Schräglage – na und? So eine schöne Lichtung.
Der Flieger startet und schaut nochmal zurück, über ein Stück des Weges, den wir gekommen sind. Da hinten in den Schneebergen sind wir heute über den Pass gefahren.
Selbst, als es im Sonnenschein zu regnen beginnt, stört uns das nicht die Bohne.
Allerdings ist das Feuerholz jetzt auch nass. Wir probieren es trotzdem. Angefacht mit Diesel aus dem Separfilter lodert es kurz auf und verlischt dann wieder.
Dann denken wir uns halt ein Lagerfeuer. Immer noch so glücklich über die schönen Fahrtage, stehen wir noch so lange zusammen, bis es einfach zu kalt wird.
Über den Tannen leuchtet der Mond, sternenklare Nacht und beinahe taghell.
Gute Nacht alle zusammen!
Liebe Grüße, bis bald!
Julia & Martin
PS: das ist wirklich noch nie passiert! Wir haben kein einziges Selfie gemacht an diesem Tag. Nichts! Noch nicht mal ein schlechtes! Nur auf dem Luftbild sind wir winzig klein gemeinsam zu sehen. Dann wenigstens das….
Drink positive!
Auf Instagram: Rappelkisteberlin
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