Alles weg! Die ganze Umgebung verhüllt von dichtem Nebel…
Gegen 10 Uhr kommt die Sonne und jede Menge Besuch.
Zuerst ein Security Wagen. „Braucht ihr Hilfe?“ fragen sie uns. „Habt ihr eine Landkarte? Wohin möchtet ihr?“ Martin erklärt unsere geplante Route und das wir keine Hilfe brauchen.
Inzwischen sind wir umzingelt von Schafen. Und von vier ausgewachsenen Riesen, die es sich rings um die Treppe gemütlich machen.
Wir packen mal zusammen. Draußen plaudern Security und der Schäfer.
Ob wir Whisky möchten, werden wir plötzlich gefragt. Nein Danke! Okay, die Security verabschiedet sich. Dem Schäfer bieten wir eine Flasche Wasser an, er nimmt sie gerne und zieht dann weiter, der Herde hinterher.
Die Hunde nicht. „Müßt ihr nicht arbeiten?“ frage ich…..großmäuliges Gähnen ist die Antwort….
Erst, als der Motor startet, machen sie sich auf den Weg zur Herde.
Auf dem Kamm rumpeln wir an unserem Bäumchen von gestern vorbei nach Osten.
Wir hoffen, die Sabereebi Klosterhöhlen zu finden.
Wo geht´s lang? Links….
Und jetzt? Durch die Mitte…
Nein, doch mehr linke Spur…
Hinunter ins Tal, parallel zu einem langgestreckten Gebirgszug. „Siehst du da irgendwo Höhlen?“ fragt Martin. „Nein, noch nix…“
„DA! Da hinten!“ Nach einer Stunde Fahrt kommen die ersten Höhlen in Sicht. Wir haben sie gefunden!
Ein Fohlen behält die Rappelkiste genau im Blick, als wir in der Nähe parken.
Zu den Höhlen führt kein erkennbarer Pfad. Klettert man besser links oder rechts hoch?
Zwischen duftenden Kräutern bahnen wir uns den Weg über die rechte Seite steil bergauf.
Flache Kiesel und Erde rutschen unter unseren Sohlen hangabwärts. Ein mühevoller Aufstieg.
Auf den letzten Metern wird es richtig heftig, das Gestein ist bröckelig und mürbe, der Boden rutscht weg. Beim festhalten zerbröselt der „Felsen“ zwischen den Fingern..
Gerüststangen stützen die Höhleneingänge. Überall reißt das Gestein, an jedem Riss sind Sensoren angebracht. Offensichtlich droht hohe Einsturzgefahr.
Vögel nisten in jeder Ritze. Laut piepsend warnen sie vor uns Wanderern.
In den Höhlen ist es wunderschön. Fragmente der einstmals prächtigen Malereien schmücken die Deckenkuppeln. Erdfarben. Welche Mineralien vermischt man um dieses helle blau zu bekommen? Exakte, klare Muster und Konturen, wie mit dem Lineal gezogen.
Damit nicht genug, denn schon allein für diese Aussicht lohnt sich die Kraxelei.
Ich klemme mich an den Felsen und hangele über einen fußbreiten Pfad außen rum weiter zur Nachbarhöhle.
Hohe Räume, wie eine Kathedrale in den Berg gegraben. Exakte Rundbögen, die perfekten Proportionen der Säulen sind faszinierend. Eine unglaubliche Präzision und Symmetrie. Was für Baumeister!
Auch hier überwachen Sensoren die Erdverschiebungen.
Und ein Blick…fabelhaft!
Weiter geht es von hier nicht, der Pfad ist abgebrochen.
Der Abstieg ist fast noch schlimmer als der Aufstieg. Sehr vorsichtig rutschen wir den Hang hinunter.
Auf einem Felsbrocken wärmt sich eine kleine Echse in der Sonne. Noch ein bißchen näher ran….flitsch! Ist sie weg…
Beeindruckend war es da oben. Hoffentlich halten die Felsen noch lange durch und stürzen nicht ein, wir würden gerne nochmal die linke Seite unter die Lupe nehmen.
Heute nicht, denn es soll auf den nächsten Kilometern noch viel mehr Höhlen geben, in die wir klettern können.
Um die anderen zu besichtigen, müssen wir uns etwas sputen. Wir sind etwas unter Zeitdruck. Spätestens morgen müssen wir in Dedoplistskaro sein, um noch vor dem Wochenende unsere Erlaubnis für den Vashlovani Nationalpark zu bekommen. Also machen wir uns wieder auf die Piste.
Quer über einen einsamen Bauernhof. Die Bäuerin winkt uns freundlich zu.
Kurz darauf sichten wir tatsächlich die nächsten Höhlen. Wie kommt man da rauf? Ich versuche mein Kletterglück.
Leider noch schwerer zugänglich. Ich gebe schnell auf und kehre zurück zur Rappelkiste.
Auf den nächsten Kilometern sehen wir viele Höhlen, alle hoch oben in den Felsen gelegen. Am Ende des Gebirgszugs ist ein großes Säulentor eingemeißelt. Wir halten und überlegen. Um diese Kirche zu besichtigen, bräuchten wir Kletterausrüstung, oder? Das trauen wir uns nicht zu….sehr schade.
Langsam zuckelt die Rappelkiste um den Felssporn.
Moment mal….bewegt sich da was zwischen den Torsäulen?
Ja! Zwei Adler starten, ihr riesiger Schatten jagt über die Ebene…
Vielleicht haben sie ihr Nest in der Kirche. Dann ist es umso besser, da nicht rumzukraxeln….
Die Piste schlängelt sich durch die Grassteppe.
Nomaden kommen uns entgegen. Wie schwer die Esel zu schleppen haben…
Vor uns liegt eine weite Hochebene, dann zieht der Steyr den nächsten Hang hinauf.
Oh! Da kommt jede Hilfe zu spät….
Die Strecke mündet in eine alte sowjetische Militärstrasse, gesäumt von abgebrochenen Betonpfeiler der ehemaligen Stromleitung.
Unser Ziel ist der Lori Fluß. Wir hoffen, dort eine Furt zu finden und dann nördlich weiter nach Dedoplistskaro zu kommen. Das wäre der kürzeste Weg. In der Ferne durchzieht ein grüner Baumgürtel die Landschaft, da muß der Fluß sein. Wir verlassen die Militärstrasse und rumpeln zum Wäldchen.
Ja, zwischen den Bäumen fließt der schlammbraune Lori. Irgendwo hier soll eine Furt sein, der Pfad führt zu einem Bauernhof.
Und genau da endet der Weg: an der Furt über den Lori Fluss.
Die Strömung ist stark, der Wasserpegel hoch. Der Untergrund unbekannt. Wir müssen aussteigen und hineinwaten, den Boden prüfen. Oder beim Bauernhof nachfragen, ob die Furt befahrbar ist. Draußen vor der Rappelkiste schnauzt uns wütend ein Riesenhund an.
„Sieht irgendwie nicht vertrauenerweckend aus, der Fluss“ sagt Martin
„Möchtest du mal aussteigen?“ frage ich. „Oh, nein!“ sagt Martin und zeigt auf den tobenden Hund.
Niemand möchte aussteigen. Und keiner möchte ins Wasser. Tja, was nun? Auf gut Glück versuchen? Zu riskant. Wenn wir da mittendrin steckenbleiben….
Es hilft nichts anderes als umdrehen und den Weg zurückrumpeln.
Diesmal folgen wir der Militärstrasse nach Nordwesten. Linkerhand erhebt sich ein weiterer langgestreckter Gebirgszug, die Strecke führt nach Westen, wir fahren also einmal um die Berge herum wieder zurück in die Richtung, aus der wir gekommen sind.
Hier hat der Bagger schon ganze Arbeit geleistet. Die ganze Landschaft wird durchzogen von tiefen Gräben. Aber was wird das?
Bei einem Schild mit Totenkopf halten wir und lesen nach.
Es sind Giftköder ausgelegt gegen die „Mäuseplage“? Die Viehherden sollen dort nicht grasen. Sollen die Gräben verhindern, das trotzdem Schafe über die Wiesen getrieben werden?
Uns hindern sie jedenfalls daran dort nach einem Feierabendplatz zu suchen. Kilometerlang links und rechts Gräben.
Östlich von uns liegen große Farmen und Plantagen.
Ein Hirte eilt über die Piste und scheucht schnell die Tiere vom Weg. Die Esel verschwinden beinahe unter ihrer Last, einer trägt oben drauf eine Solarzelle. Klasse Idee! Ein E-Esel!
Dann hört plötzlich der Graben auf. Das Land wird saftig grün. Die Lehmwände neben der Piste sind durchlöchert. Sind das Wühlmauslöcher? Oder Nisthöhlen? Unterwegs flogen immer wieder bunt schillernde Bienenfresser auf, vielleicht nisten die hier?
Jedenfalls können wir uns jetzt einen Nachtplatz suchen.
Hinter diesem Hügel treffen wir eine alte Bekannte: die Strasse würde nach 8 Kilometern südlich wieder auf den Bagger treffen. Wir sind einen wunderbaren Bogen um zwei Gebirgszüge gefahren, mit einem kurzen Abstecher zum Lori Fluss. Wie eine Stimmgabel. Den ganzen Tag unterwegs, für 27 Kilometer im Oval und landen abends nur wenig entfernt von unserem gestrigen Übernachtungsplatz.
Wir tragen es mit Fassung, es war ja eine wunderschöne Fahrt.
Die nächste Wiese etwas abseits ist unser.
Im Norden lichten sich die Wolken und geben den Blick frei auf den Hohen Kaukasus. 5000 Meter hoch, gigantisch!
Winzig klein wirken die Ortschaften im Tal vor dieser gewaltigen Kulisse.
Das Abendlicht färbt die Gipfel rosa
Die Kamera startet zu einem letzten Rundflug für heute.
Begleitet vom Feldlerchenorchester versinkt die Sonne hinter den Hügeln.
Der Flieger kehrt zurück, Schluss für heute.
Im Tal blinken 100 Lichter, auf unserem Hügel wird es dunkel.
Gute Nacht!
Liebe Grüße! Bis bald!
Julia & Martin
Drink positive!
Auf Instagram: Rappelkisteberlin
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