Jordanien: Ein Tag in Petra 26.04.2023

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Viertel nach sechs Uhr morgens. Die Schnittchen sind geschmiert, Wasserflaschen im Rucksack verstaut, die Wanderstiefel geschnürt.

Wir laufen los, es ist saukalt draußen.

65€ kostet der Eintritt pro Person zur Zeit. Mit dem Jordan Pass hat man das Ticket für Petra bereits bezahlt. Man kann direkt zum Eingang durchgehen, ohne Warteschlange. So heißt es.

Leider falsch! Wir werden zurückgeschickt zum Ticket Office und müssen genauso wie alle anderen in der Schlange stehen. Zuerst wird der Jordan Pass gescannt, dann bekommen wir unser Ticket.

Wieder beim Eingang eine Überraschung: Passport! Das wußten wir nicht. Zum Glück haben wir unsere Reisepässe dabei. Ohne Pässe – kein Eintritt!

Und dann schaut sich der Kassenmann noch nicht mal die Pässe an. Das wir welche in der Hand haben, reicht ihm.

„Welcome!“ sagt der Scannerautomat. Schon etwas merkwürdig…

Bis zur Al Siq Schlucht ist es 1 Kilometer Wanderweg. „You never walk alone“ in Petra. Auch nicht frühmorgens.

Schon bald sehen wir die ersten Totenhäuser. Das allein ist schon sehr beeeindruckend.

Der erste Souvenirshop beim Schluchteinstieg

Eine Hündin hat einen Knochen erbeutet. Flink und geschickt klettert sie die steilen Steinstufen fast senkrecht hinauf zu ihrem Platz.

Die Schlucht ist einfach nur spektakulär

Dieser Riesenblock ist mit Stahlseilen gesichert

Felstreppen führen hinauf zu Höhlen und Nischen, stellenweise laufen wir über das originale Pflaster der Nabatäer.

Eine Wasserrinne verläuft entlang des Weges, akurat in den Fels geschnitten vor über 2000 Jahren.

Eine halbe Stunde sind wir bisher gewandert,

dann blinzelt es durch den Felsspalt –

das Wahrzeichen Petras:

das Schatzhaus

Umwerfend!

Ungefähr 40 Meter hoch aus dem roten Stein herausgemeißelt.

Es ist erst kurz nach 7 Uhr, das Schatzhaus liegt noch im Schatten. Der Andrang hält sich so früh morgens noch in Grenzen. Merkwürdig, auf einmal selbst vor dem Gebäude zu stehen, von dem wir schon so viele Fotos gesehen haben.

Wie fein und wunderschön die Verzierungen gearbeitet sind. Meisterarbeit!

 

 

Die ersten Kamele kommen zur Arbeit, Guides sprechen uns an, aber nicht aufdringlich

Neben dem Schluchteingang steht ein großer Bühnentechnikturm für „Petra by night“

Dafür werden abends die Schlucht und der Platz mit 1500 Kerzen geschmückt. Die Gäste sitzen auf Kissen und lauschen einem Geschichtenerzähler. Allerdings auf arabisch. Später erklingt Musik und das Schatzhaus wird farbig beleuchtet. Manche erzählen von einem magischen Moment, andere nennen es kitschig. Für 22€ pro Kopf ist man dabei, aber nur, wenn man auch schon ein Tagesticket gekauft hat….

Hoch oben in den Felsen sind schlichte Cafés aufgebaut. Der Zugang nach oben ist nur mit Führung erlaubt. Kinder bieten ihre Dienste als Guide an, kostet natürlich auch irgendwas, wir sparen uns das.

Ein kleiner Esel versucht sich zu verstecken…

Wir wandern weiter die Schlucht entlang zur Fassadenstrasse. Einige Höhlen sind bewohnt von den Souvenirhändlern, manch einer liegt noch im Tiefschlaf unter seiner Decke auf dem Boden.

Hier gibt es unendlich viele Dinge zu kaufen

Zum Glück brauchen wir davon nichts und widmen uns ganz den Fassaden. Alles liegt noch im Schatten, die Nachtkälte hält sich eisern

Hinter diesem finsteren Eingang verbirgt sich ein hübsches Café

Ein geschäftstüchtiger Junge versucht uns sehr charmant zu seinem Shop zu locken. Der Junge geht nicht zur Schule. Viele Kinder in Jordanien  arbeiten.

Langsam verdrängt das Sonnenlicht die Schatten und bringt Wärme

Die Kammern sind frei zugänglich, Treppen führen hinauf

Die Farben und Muster im Gestein einzigartig

Noch ein bißchen weiter rauf

Auch heute sind Kammern bewohnt, in den Nischen liegen Wolldecken.

Freiluftwohnen mit fabelhaftem Ausblick

Die Fassadenstrasse und das Amphitheater

Wieder unten angekommen wandern wir zum „Großen Tempel“. In der Sonne wärmen wir uns auf.

Elefantenköpfe ( mit abgebrochenem Rüssel ) zieren die Säulen, woher kannten die Nabatäer Elefanten?

Forscher sind sich überwiegend einig, das der „Tempel“ eher ein königlicher Empfangssaal war.

Gegenüber liegt der „Tempel des geflügelten Löwen“

Durch ein noch leeres Restaurant führt der Weg weiter ins Tal bis zur Treppe hinauf zum Ad Deir Kloster.

800 Stufen. Sollen wir uns das antun?

Natürlich! Zumindest versuchen. Mal sehen, ob wir es bis nach oben schaffen oder unterwegs erschöpft zusammenbrechen.

Überall im Fels dunkle Eingänge in Grabkammern.

Bis jetzt ist der Weg hinauf mehr schön als anstrengend

Mulis kommen uns entgegen. Allein unterwegs machen sie ihre Arbeit

Souvenirshops warten auf Kundschaft

Eine Teestube mit herrlichem Ausblick

Manchmal ist die Treppe schon ganz glattgetreten. 118, 119, 120 Stufen sind geschafft!Uff! Wird jetzt doch langsam anstrengender.

Man kann sich auch nach oben und wieder runter tragen lassen.

Nein, wir geben nicht auf….nicht verzagen, nur noch ein bißchen….

35 Minuten Treppensteigen bis jetzt. Und ganz schön heiß inzwischen. Die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sind extrem.

PAUSE!

 

Gut erholt, weiter durch die Souvenirshops. Der Aufstieg ist nicht so schlimm, wie erwartet

„Nicht mehr weit!“ rufen uns zwei entgegenkommende Frauen zu.

Nur noch ein paar Meter, dann erreichen wir das Plateau. Geschafft!

Und wo ist jetzt das Ad Deir Kloster?

Einmal um die Ecke:

Wir staunen und bewundern die Architekten. Fantastisch, wie die Fassade aus dem Fels herausgearbeitet worden ist!

Innen nur ein großer Raum

Der Aufstieg hat sich wirklich gelohnt!

Auf dem Gipfel gegenüber ist eine Bude aufgebaut, das „End of the world Coffee“. Sicher mit phänomenalem Rundumblick.

Uns fehlt die Energie um noch weiter hochzuklettern, wir begnügen uns mit der tollen Sicht von etwas unterhalb des Berges. So beeindruckend! Wieviel Material erstmal weggeschafft werden musste, um mit der Fassade anfangen zu können. Auf dem Platz liegen Säulenreste, vor dem Kloster muß es Säulenkolonaden gegeben haben.

Auf der anderen Seite schaut man über Wadi Araba.

Von hier aus gibt es einen Wanderweg bis nach Little Petra. Mehrere Kilometer über Stock und Stein – dafür fehlt uns heute die Kraft. Der lohnenswerte Aufstieg über die 800 Stufen war genug

 

Nach Aufstieg kommt Pause.

Nach Pause kommt Abstieg….

Runter ist definitiv anstrengender als rauf. Meine Knie zittern schon

Das Eselchen ist kaum noch zu sehen unter seinem Müllsackberg. Aber er schleppt nicht so schwer wie seine Kollegen, die Touristen nach oben tragen.

1,6 Kilometer treppabwärts. Das schlaucht. Aber dann haben wir es geschafft. Mit Zitterwaden und -Knien.

Die Besucherzahl hat sich vervielfacht, vor 3 Stunden war das Restaurant noch leer.

Am Winged Lion Tempel vorbei schlagen wir den Weg zur byzantinischen Kirche ein. Die Basilika wurde im 6.Jhd erbaut, durch Feuer und Erdbeben zerstört, wieder aufgebaut, wieder zerstört. Die Mosaikböden blieben verschüttet und so vor Bilderstürmern verborgen. Heute sind sie  freigelegt und beinahe vollständig erhalten.

Ein bißchen voll hier in der Kapelle

10 Minuten später haben wir freien Blick in die Kirche

 

Langsam spüren wir eine leichte Erschöpfung. Wie lange laufen wir jetzt schon durch Petra? Sechs Stunden!

Aber die großen Königsgräber müssen noch sein. Ein Blick hinüber zum Großen Tempel. Gut besucht, heute morgen waren wir ganz allein dort. Das frühe Aufstehen lohnt sich.

Ein staubiger Weg führt zu den Gräbern

Gigantisch groß!

Die Gebäude auf dieser Seite sind stark verwittert. Die feinen Verzierungen schon fast alle verwaschen und verschwunden.

Als wir uns einen Moment ausruhen, werden wir von drei Jungs bestürmt. Sie möchten Postkarten verkaufen. Einer der drei ist frech und aufdringlich, die anderen beiden sind nette Kinder. „Where you from?“ „Germany“ „Oh! I love german people!“schwärmen sie uns vor.

Ein paar Meter weiter, bei den nächsten Touristen: „Where you from?“ „France“ „Oh! I love french people!“ Niedlich…

Ganz schön kaputt sind wir inzwischen.

Noch ein Treppenaufstieg zum Urnengrab. Vorbei an den unteren Bögen aus byzantinischer Zeit, als das Grab in eine Kirche umgewandelt wurde.

Aus dieser Zeit stammt auch das Fenster über der Kammertür. Die drei oberen Öffnungen sind Eingänge zu Grabkammern. Entstanden ist die Fassade im 1.Jhd n. Ch. Links sind die Kolonaden erhalten, rechts sind sie verschwunden.

Im Innenraum macht ein Reiseführer seine Gruppe auf die wundervollen Muster und Farben des Gesteins aufmerksam.

Wenn man genau hinschaut, sieht man, das stellenweise nachgeholfen wurde. Gut gemachte Malerei.

 

 

Wir machen uns auf den Rückweg.

Unten, beim Amphitheater, kommen uns die Massen entgegen. Die Souvenirshops haben gut zu tun, die Leute kaufen gerne.

Der Platz vor dem Schatzhaus liegt inzwischen in der Sonne und ist brechend voll.

Wie gut, das wir so früh morgens da waren!

In den Eingang zur Al Siq Schlucht müssen wir uns ein wenig drängeln, voller Gegenverkehr. Noch ein Blick zurück, auf Wiedersehen Petra!

Mit den Massen schieben wir uns schleppenden Schrittes durch die Schlucht. Wir sind völlig erledigt. Elektrokarren bringen erschöpfte Touristen hinaus, sollen wir auch? Nein, wir schlurfen weiter…..

Nur noch 1 Kilometer……die Knie tun weh, wir werden immer langsamer….“Need a horse?“ werden wir alle 5 Meter gefragt.

Nein, danke, wir wollen es auf eigenen Beinen schaffen….

Morgens haben wir beim Visitor Center die Cave Bar gesichtet, dort wollen wir gleich einkehren.

 

Da steht die Rappelkiste! Fast zuhause! Und links etwas weiter daneben der Toyota von Lisa und Moritz!

Und die Cave Bar? Öffnet erst in einer Stunde. Schade….dann nach Hause.

Boah, sind wir kaputt! Acht Stunden sind wir heute gelaufen!

Alles tut weh, solche Höchstleistung sind wir nicht mehr gewohnt….

 

2 Stunden später geht´s besser. Lisa und Moritz haben zu uns umgeparkt und kochen draußen. Niemand stört sich daran, das ist hier normal. Der Parkplatz leert sich, die Sonne ist weg. Schnell die warmen Jacken anziehen, es wird sofort saukalt!

Bis spät in die Nacht sitzen wir zusammen, unser letzter gemeinsamer Abend. Niemand weiß, ob wir uns eines Tages wiedersehen.

Ihr beide habt unsere Reise immer wieder bereichert, ein großes Vergnügen, euch kennengelernt zu haben! Macht´s gut, bis irgendwann!

 

Was für ein Tag! Petra ist ein außergewöhnlicher Ort. Auf jeden Fall einen Besuch wert!

Auf den Muskelkater morgen sind wir gespannt…..

Bis dann, liebe Grüße!

 

Julia & Martin

Drink positive!

Auf Instagram: Rappelkisteberlin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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