Die Nacht vor der jordanisch-israelischen Grenze war ruhig. Es ist Freitag, der „Sonntag“ Israels. Ab 14 Uhr beginnt der Shabat, dann wird alles im Land bis Sonntag geschlossen. Noch vorher über die Grenze zu kommen, sollte zu schaffen sein.
Punkt 9 Uhr stehen wir vor der jordanischen Grenzschranke. Der Kollege von gestern kontrolliert nochmal unsere Pässe. Ob wir gut geschlafen haben? Ja, tief und fest. „Das haschemitische Königreich Jordanien wünscht euch alles Gute und eine sichere Weiterreise!“ sagt er zum Abschied. Dankeschön!
Zweite Kontrolle ein paar Meter weiter. Pässe, Fahrzeugpapiere, das Carnet für die Dax vorzeigen. Sie wissen nicht recht, was sie mit dem Carnet machen sollen. Kein Wunder, eigentlich braucht man kein Carnet für Jordanien, das war nur der Spleen des Einreiseofficers….Martin zeigt, wo gestempelt werden muss.
„Wo ist euer Visum für Jordanien?“ Überraschung!
Hieß es in Aqaba nicht, daß wir kein Visum für Jordanien brauchen?! Und wie haben wir uns geärgert, das wir den Jordan Pass dann garnicht hätten kaufen müssen! Jetzt sind wir froh über das Ding.
„Ihr müsst zurück zur Einreise, euer Visum vorzeigen!“ Also gut.
Zum Einreiseschalter, dort den JordanPass vorzeigen. Wir bekommen nochmal Einreisestempel in die Pässe. Bei der Einreise vor ein paar Tagen war das Drama groß, weil uns zunächst niemand Einreisestempel gegeben hat, jetzt haben wir sie doppelt….Dann wieder zurück zum Ausreiseschalter, wieder JordanPass und Reisepass vorzeigen.
Der Reisepass wird vorerst einbehalten, vor dem Ausreisestempel muß Exit Fee bezahlt werden. Ein Griesgram stempelt irgendwelche Zettel, Martin verschwindet damit in den Fluren des Grenzgebäudes. Mit meinem Zettel lässt sich der Mann sehr viel Zeit, dann soll ich auch damit zur Kasse. Aber wo ist das? Der Officer brummelt vor sich hin und schickt mich in die Gänge. Ich irre herum, treffe irgendwann Martin, der zum Glück die Kasse schon gefunden hat.
25,-€ pro Fahrzeug und 10,-€ pro Kopf Exit Fee.
Danach zurück zum Ausreiseschalter, wo uns der Officer den Ausreisestempel in die Pässe muffelt.
„Finish?“ „No, Car controll.“ Okay. Bei der Rappelkiste warten gelangweilte Grenzschützer. Martin öffnet die Sheltertür, ein kurzer Blick genügt den Männern, die Dax will niemand sehen. Gut so. Noch etwas Wartezeit, dann bekommen wir Zettel.
Weiter zum Schlagbaum vor dem Grenzfluss. Zwei Soldaten hängen gemütlich auf Plastikstühlen herum und müssen erstmal aushandeln, wer von ihnen aufstehen soll, um uns die Zettel abzunehmen. Sie sind gutgelaunt und scherzen herum, dann öffnet sich die Schranke und wir rollen über die Brücke über den Jordanfluss, der hier nur ein träges Bächlein ist….
Bye bye Jordanien!
Einreise Israel. Aufregend. Jede Menge Horrorgeschichten kursieren über die Einreise nach Israel.
Zuerst fällt auf, wie organisiert, sauber und gut ausgestattet die Grenze ist. Ein sehr freundlicher Mann in Zivil nimmt uns in Empfang. Pässe, Fahrzeugkontrolle. Gehört alles in diesem Auto euch? Hat euch jemand etwas mitgegeben? Mit dem Spiegel wird unter den Steyr geschaut. Gehört alles in diesem Auto euch? Hat euch jemand etwas mitgegeben? Diese Fragen werden uns insgesamt viermal gestellt.
Ein weiterer Offizieller in zivil mit beeindruckendem Maschinengewehr kommt dazu, auch sehr freundlich. Aber dann ein Problem:
Die beiden Kollegen sind der Meinung, das wir nicht durchs Tor zum nächsten Kontrollpunkt passen. Martin versucht sie zu überzeugen, wir sind nicht zu hoch….das passt schon. Es wird telefoniert. Noch eine Kollegin kommt. Doch, meint sie, das passt.
Uns wird genau erklärt, wo wir als nächstes hinmüssen. Wie angenehm, die Officer kennen sich aus! Das sind wir garnicht mehr gewöhnt!
Beim nächsten Schalterhäusl stellen wir die Kiste ab und gehen zum Interview:
Pässe und Papiere abgeben. Hinter der Scheibe ein ernster Mann.
Woher kommt ihr? Wie lange seid ihr unterwegs? Welche Route seid ihr gefahren? Wir sagen die Route auf: Griechenland, Türkei, Iran, Irak, Kuwait, VAE, Saudi Arabien, Oman, wieder VAE, Saudi Arabien, Jordanien, Israel.
Iran? Der Mann blättert in den Pässen. Wo ist der Stempel vom Iran! Wie lange wart ihr da! Kennt ihr dort Leute! Habt ihr euch mit Leuten getroffen! Wann wart ihr im Iran! Habt ihr nur diesen einen Pass!
Der Mann ist sehr ernst. Hinter der Scheibe ist er schlecht zu verstehen, er spricht sehr leise. Wir müssen ein paarmal nachfragen.
Wo ist der Stempel vom Iran? Es geht von vorne los. Eine halbe Stunde lang stellt er immer wieder dieselben Fragen. Immer wieder von vorn. Sehr interessant, so ein Verhör haben wir noch nie mitgemacht.
Zwischendurch werden wir gefragt, ob wir zum ersten Mal in Israel sind, ob wir Leute kennen, wo wir hinfahren werden, wie lange wir bleiben – auch das immer wieder von vorn.
Schließlich klappt der Mann unsere Pässe zu. „Ich würde euch ja gerne durchlassen, aber die Security hat ein Problem mit euch.“
WHAT?!
Das Problem ist: es ist Freitag Vormittag. Und es ist niemand mehr da, der den X-Ray bedienen kann.
Eigentlich beginnt der Shabat erst ab 14 Uhr. Wir waren extra so früh an der Grenze, in dem Glauben, das wir noch durchkommen….
Nö.
„Tut uns leid“ sagen die netten Security Officers „ihr müsst zurück nach Jordanien.“
„Auf gar keinen Fall!“ antwortet Martin energisch. „Wir haben kein Visum mehr, wir fahren auf keinen Fall zurück nach Jordanien! We are not going back into this country!“ Abgesehen davon, daß wir wieder Insurance kaufen müssten und Entrance Fee bezahlen.
„Okay, dann könnt ihr das Auto hierlassen und zu Fuß über die Grenze gehen“ ist der nächste Vorschlag des Officers.
„Wo sollen wir wohnen? Es gibt in der Nähe keine Stadt, kein Hotel.“ fragt Martin. „Zeigt uns einen Parkplatz und wir bleiben bis Sonntag dort stehen.“ No, no, no…..das wollen sie nicht.
„Okay, dann räumen wir jetzt alles aus dem Auto aus und ihr könnt euch alles in Ruhe ansehen“ schlägt Martin vor. Der absolute Horror, alles auszuräumen, aber Hauptsache, sie lassen uns durch….
No, no, no…..das möchten sie auch nicht.
„Wait, we find a solution.“ Nach wie vor sind alle wirklich sehr freundlich zu uns. Wir sind schon allein dafür dankbar, das sie mit uns diskutieren und nicht einfach „Basta!“ sagen.
Eine Stunde warten wir.
Dann kommt Bewegung in die Sache. Sie haben denjenigen herbeordert, der den X-Ray bedienen kann!
Alle Wertgegenstände sollen raus aus dem Steyr, Computer etc. Ich muss zur Taschenkontrolle in ein Gebäude durch eine Flughafenschleuse. Dann soll ich warten. Es ist saukalt. Die Klimaanlage bläst mit voller Kraft.
Martin steuert die Rappelkiste zum hochmodernen X-Ray Terminal. Ein Hochsicherheitstrakt. Schleusentore aus dickem Stahl und Panzerglasfenster, alles explosionssicher.
Martin wird zu den Röntgenbildern befragt: was ist das? Und das hier? Und das?
Nach einer Stunde ist alles durchleuchtet, ausgewertet und überprüft – wir dürfen weiter! Halleluja!
Zu Schalter 2 – Insurance lesen wir.
Das muss ein Irrtum sein, wir haben eine Insurance für Israel. Als wir das der ohnehin schon übelgelaunten Dame erklären, wird sie unglaublich unfreundlich und keift uns an. Du meine Güte! Unwirsch wedelt sie uns davon, wir sollen gefälligst zum Custom gehen!! GO!!
Nichts lieber als das… ( blöde Kuh )
Der Officer beim Custom ist wieder total nett. Akzeptiert unsere Insurance, füllt die Einreisepapiere für die Rappelkiste auf dem Computer aus, das dauert eine halbe Stunde. Das Papier müssen wir bei der Ausreise wieder vorzeigen. Okay. Jetzt das Ganze noch für die Dax. Er tippt…..dann: „Sit down please, we have a computer problem….“
OH NO!!!
Das Problem: der Computer kann nicht zwei Fahrzeuge auf eine Person eintragen. Nicht zu fassen, sind wir denn die ersten Touristen mit zwei Fahrzeugen?
Eine Stunde lang tüftelt der nette Mann herum. Holt Kollegen, telefoniert. Es geht nicht. Was machen wir jetzt?
Der Mann überlegt. Dann schreibt er seine Telefonnummer auf die Rappelkistenpapiere und eine kurze Erklärung, was passiert ist. „If they have a problem in Haifa, they will call me and I will explain, what happened. They know me in Haifa.“
Super! Das könnte funktionieren! Dankeschön!!!
Wir bekommen einen Gatepass in rosa und mehrere kleine Zettel. Die sollen wir an der Schranke abgeben. Nochmal Passkontrolle am Gate, wieder sehr freundlich, Zettel abgeben und…..
„Welcome to Israel!“
Wir sind drin!!
Knapp 4 Stunden haben wir gebraucht. Die Einreise war nicht ganz einfach, aber weit entfernt von all den Schauergeschichten im Internet. Alle Officer waren sehr freundlich und bemüht uns trotz aller Widrigkeiten über die Grenze zu bringen.
Jetzt sind wir in Israel. Uns bleibt nur noch wenig Zeit, etwas einzukaufen und Internet zu besorgen bevor alles dicht macht.
Also los, schnell, schnell!
Liebe Grüße, bis nachher!
Oh, wir haben kein passendes Selfie…..hm….Moment…..kleinen Augenblick, das haben wir gleich…..
So!
Julia & Martin
Drink positive!
Auf Instagram: Rappelkisteberlin
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