Unsere Flüge nach Montevideo sind gebucht, ein Airbnb in der Altstadt reserviert. In anderthalb Wochen geht es los. Eigentlich haben wir nichts mehr zu erledigen. Zeit für einen feuchtfröhlichen Abend mit Freundinnen – ich zähl Jan dazu
Wo ist das Schiff mit der Rappelkiste?
Ah! Der Atlantik ist überquert. Wahnsinn, was da so los ist. Rappelkiste ist schon drüben, in Vitoria Brasilien. Krasse Vorstellung!
Uns bleiben noch ein paar Einkäufe für den Flug und ein paar letzte Bestellungen. Spontan beschließen wir, doch nochmal aufs Land zu fahren. Als wir unser Auto holen, entdeckt Martin, das jemand die Abdeckhaube vom Anhänger geklaut hat. Ja, gibt´s des? Die Haube war nicht neu, sondern schon ziemlich abgewohnt. Also in Berlin wird echt alles geklaut…
Ankunft in Mecklenburg, in der Büdneria. Unsere Freunde bereiten im Restaurant den Abendbetrieb vor und wir genießen….
Der nächste Tag, ein sonniger Herbsttag, wunderschön. Aber kommt Herbst – kommt Corona. Einige unserer Freunde in MeckPomm liegen krank im Bett. Schade, wir hätten euch so gerne nochmal besucht. Gute Besserung!
Unsere Bestellungen sind alle pünktlich eingetroffen, fühlt sich an wie Weihnachten.
Die Büdneria Crew veranstaltet einen Theaterabend plus, wer mag, Menü.
„Die Lebensbeichte des Francois Villon“ wird gegeben. Beim 4-Gänge Menü sind wir nicht dabei, stattdessen sitzen wir vor der Vorstellung draußen im Hof und genießen den lauen Herbstabend. Martini schenkt mir später ihren Nachtisch vom Menü, Dankeschön!
Das Theaterstück ist klasse! Ein Ein-Mann-Stück mit Musikbegleitung. Alfons Kujat spielt mit Inbrunst, rückt dem Publikum auf die Pelle, spielt mit den Zuschauern auf freche und charmante Art. Wer´s noch nicht gesehen hat – sehr empfehlenswert!
Den Abend lassen wir bei Jens ausklingen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Auf der Gitarre zupft er Lieder von Crosby,Stills&Nash und Bob Dylan, Hippiekram, aber sehr schön. Wir plaudern bis spät in die Nacht.
Die Rappelkiste ist in Rio de Janeiro angekommen. Das werden wir uns eines Tages auch zusammen ansehen.
Wir treffen uns alle zu einem üppigen Frühstück in großer Runde. Aus unerfindlichen Gründen drehen sich die Gespräche an diesem Morgen nur um jagen, schlachten, Wurst machen, Bauchspeck und Rinderzunge – nicht so ganz unsere Lieblingsthemen. Trotzdem lustig.
Dann heißt es wirklich: auf Wiedersehen, bis nächstes Jahr, ihr Lieben!
Abends in Berlin sind wir zum Essen verabredet, Abschiedsessen mit Rüdiger und Andreas.
Der Countdown läuft, noch zwei Tage bis Abflug. Weil ich ja so ein bißchen Flugangst habe, besorge ich zur Beruhigung ein homöopathisches Mittel. Eine Empfehlung von Ingrid, danke dir!
Eine letzte Fuhre Zeug in unser Lager, letzte Aufräumarbeiten in Hugo´s Wohnung, Koffer packen, noch Papiere ausdrucken, zuallerletzt die Fahrräder ins Lager bringen. Abreisefertig!
Das Abschiedstreffen mit Freunden. Auf Wiedersehen, ihr Lieben! Schön war der Sommer mit euch! Bis nächstes Jahr!
Der große Tag!
Um 5 Uhr morgens stehen wir auf, checken kurz den Standort der Rappelkiste:
Santos in Brasilien, Rappel kommt gut voran.
Rechtzeitig rollern wir unsere Koffer durch den kalten Nieselregen zur Bushaltestelle.
„Uruguay – wir kommen!“
Wer nicht kommt ist der Bus. Wenn man sich in Berlin auf eines verlassen kann, dann darauf, das nichts zuverlässig funktioniert.
Damit ist schon mal der erste Zug zum BER Flughafen weg. Der zweite Bus kommt 25 Minuten später, egal, Hauptsache, er kommt.
Der nächste Zug zum BER ist pünktlich, Glück gehabt! Zwanzig Minuten dauert die Zugfahrt. Tschüß Berlin!
Im BER gehen wir sofort zum Baggage-Check-in. „Irgendwelche Akkus in den Koffern?“ fragt der Securitymann. Ähh….nachdenken. Zwei, drei Sachen fallen uns noch ein. Also nochmal rumkramen.
„Am besten geht ihr sofort zum Boarding, es ist sehr voll heute.“ Okay, ab in die lange Schlange zum Boarding. Alles auspacken zum röntgen und zum Bodyscan. Unsere Brote dürfen mit in den Securitybereich, unsere halbvollen Wasserflaschen nicht. Wir schütten alles aus und werfen die Flaschen weg. Später sehen wir, das es einen Wasserspender gibt, an dem die Flugprofis ihre leeren Flaschen auffüllen. Wieder was gelernt!
Unser Gate ist das vorletzte, wir laufen ewig lang durch die Gänge. Der Flieger nach Madrid steht schon bereit. Warten aufs Boarding. Im Wartebereich gibt es genau EINE einzige Säule mit Ladekabeln. Will man etwas laden, muss man sich davor auf den Boden hocken. Toller Service!
Eine halbe Stunde später als geplant nimmt der Flieger Anlauf…..ohje….wann hebt der denn endlich ab? Die Rollbahn ist doch gleich zuende!!!!
Ah, gut, geschafft! Wir fliegen, Martins Hand habe ich blau gequetscht….
15 Uhr, wir sind im verregneten Madrid. Der Flug war überhaupt nicht schlimm, ich bin erleichtert
Terminalwechsel. Im Flughafen Madrid gibt es überall Wasserstellen um Trinkflaschen aufzufüllen und überall Ladekabel- und Stromstationen, natürlich neben den Sitzbänken. Nix mit auf dem Boden hocken! Ach…BER….
20 Minuten laufen wir durch den Flughafen zum Zug, der uns zu Terminal T4s bringt. 6 Minuten Zugfahrt.
Dann wieder laufen, gefühlt mehrere Kilometer, zum Glück oft auf Rollbändern. Unser Flug ist schon angezeigt, aber kein Gate. Es dauert ja auch noch ein bißchen, es ist 16 Uhr. Noch 8 Stunden Wartezeit….
Also bummeln wir durch die Laden- und Essmeile. Überall Jamón, Jamón, Jamón. Kekstüten und Toblerone in Übergröße. Im Gegensatz dazu Minipizza für 24,-€. Wir trinken einen mäßigen Kaffee. Wandern mal zum Iberia Customer Service Schalter um zu fragen, ob alles mit unserem vegetarischen Essen für den Langzeitflug klappt. Der erste Schalter: closed! Einmal ganz zurück ans andere Ende zum zweiten Schalter. Als wir uns anstellen wollen, ruft die Dame:“it´s closed! Go second floor!“
Okay. Leicht genervt. Wandern wieder zurück bis zu einer Rolltreppe zum second floor. Oben angekommen müssen wir den Securitybereich verlassen! Anders kommt man an den Servicecounter nicht ran.
Dort wieder in die Schlange. Die Leute vor uns haben ihre Anschlussflüge verpasst oder, noch schlimmer, wurden nicht an Bord gelassen weil ihre Plätze zweimal verkauft wurden. Kein Platz mehr im Flieger trotz gültigem Ticket! Horror!
Wir warten sehr lange, am Ende versteht die Dame überhaupt nicht, was wir fragen und hilft nicht weiter. Alles vergebens.
Jetzt müssen wir wieder durch den Security Check zurück zu Ts4. Grrrrrrr…..alles auspacken zum röntgen, Schuhe aus, die Flüssigkeit in unseren Flaschen wird schnell getestet – ja, es ist Wasser…..
Nun gut. So kann man sich auch die Zeit vertreiben…
17 Uhr 30. Auf dem Ticket steht Gate 22, das vorletzte, wir setzen uns eine Weile dorthin und laden Elektronik.
19 Uhr 30. „Sollen wir mal was trinken gehen?“ fragt Martin. Auf jeden Fall! Zurück zur Essmeile. An einer netten Bar ist ein Platz frei. „Dos coppas vino tinto, por favor.“ Das klappt doch prima mit dem spanisch!
Pruno, ein feiner Rioja, das tut gut. Dazu einmal patatas bravas y dos coppas mas. Olé !
Falls das mit dem Flugzeugessen nicht klappt, kaufen wir eine Packung Kekse und ein Veggi-Dreiecksandwich als backup.
22 Uhr. Zurück zum Gate. Da steht schon unser Flieger.
Boarding. 13 Stunden Flug liegen vor uns. Unser Veggi-Essen im Flieger ist bestellt, hat alles geklappt.
Wird schon gutgehen, der Flug…..
00Uhr 20, beinahe pünktlich rumpelt der Flieger über die Startbahn und nimmt Anlauf….wir fliegen….
Hoch hinauf auf 11.800 Meter. Ich will lieber nicht drüber nachdenken….
Gegen 1 Uhr nachts gibt es Dinner. Unter der goldenen Aluhabe verbergen sich Nudeln mit Pestosauce. Ist alles wirklich recht lecker.
Nach dem Essen nehme ich meine homöopathischen Pillen zum schlafen. In der Kabine geht irgendwann das Licht aus. Decke drüber, Noise-cancelling-Kopfhörer auf und tatsächlich schlafen wir für ein paar Stunden mehr oder weniger ein.
Guten Morgen! Wo sind wir denn?
Noch 6 Stunden Flug. Ein bißchen Video gucken, wieder eindösen, etwas Turbulenzen- Gerüttel überleben, alles gut.
Eineinhalb Stunden vor landing geht das Licht an. Wir schweben hoch über den Wolken
Es gibt Frühstück. Ein kaltes Bocadillo mit etwas Käse und dünner Tomatenmumpe, besser als nichts.
Eine halbe Stunde vor landing beginnt der Sinkflug. Erschütternd, in welchem Tempo wir sinken….wir müssen ja auch noch über 10 Kilometer runter….
Die Landeklappen fahren aus, es rumpelt fürchterlich, als die Räder ausgefahren werden. Landen fühlt sich eindeutig schlimmer an als starten. Da unten liegt Montevideo, fast da!
Sanft setzt unser Flugzeug auf der Landebahn auf, wir sind zurück auf der Erde! Die Passagiere applaudieren.
Und da sieht aber jemand glücklich aus! Geschafft!
Kurz nach 8 Uhr morgens Ortszeit. Ich kann ehrlich sagen, der Langzeitflug war gar nicht so schlimm. Wird nicht meine Lieblingsbeschäftigung, aber geht in Ordnung. Da bin ich froh.
Bienvenido Montevideo!
Jetzt zur Immigration, in die Schlange stellen, den Pass auf den Scanner legen. Alles automatisch, es gibt keine Einreisestempel mehr, schade. Einmal Sicherheitsschleuse mit Gesichtserkennung und dann zur Gepäckabholung. Keine zwei Minuten später kommen unsere Koffer auf dem Rollband angefahren.
Dirk, unser Gastgeber vom Airbnb, hat uns ein Uber bestellt, wir müssen jetzt nur noch den Fahrer finden.
Völlig übermüdet, aber glücklich! Südamerika! Wir sind da!
Liebe Grüße, bis dann!
Julia & Martin
Drink positive!
Auf Instagram: Rappelkisteberlin
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