Adios Uruguay! Hola Argentina!
Die Brücke über den Grenzfluss Rio Uruguay kostet 33US$ Maut. Cash only, bitteschön.
In Argentinien seien die Lebensmittelpreise wesentlich günstiger als in Uruguay, hat man uns erzählt. Wir steuern zum nächsten Supermarkt.
Tiefe Spurrillen in der Fahrbahn, hoch spritzt das Wasser von den entgegenkommenden LKWs
Noch ein Zollkontrollposten mitten im Wald, davor lange LKW- Schlangen
Dahinter stauen sich die LKW in Gegenrichtung für mehrere Kilometer. Wahrscheinlich, weil an der Grenze bis mittags gestreikt wurde. Auf unserer Fahrbahn kommt uns ein Laster entgegen, tja, blöd. Jetzt muss er mühselig wieder zurück bis zu einer passenden Lücke. Die klugen Lasterfahrer lassen immer wieder Lücken frei als Ausweichbuchten.
Freie Fahrt zum Supermarkt in Gualeguaychu
Im Carrefour zuerst das Wichtigste:
Hust….wie war das nochmal mit viel günstigeren Preisen in Argentinien? Fehlanzeige!
Hier galoppieren die Preise mit der Inflation davon! Hoppla!
Die Gemüseabteilung ist ernüchternd. Sehr begrenzte Auswahl. Welker Salat, fleckige Zuccchini, patschweiche Auberginen. Oje….
Dafür saftige Preise.
Die Weinabteilung entschädigt dafür, macht uns die Entscheidung schwer
Na den hier jedenfalls nicht. Was für ein Name. Wer möchte das trinken?
Wir nehmen diesen hier….gibt´s auch in der Dose und in „dulce“ – süß , natürlich…..
Beim Bier eine Überraschung: from Germany!
Noch nie davon gehört.
Beim Cambio tauschen wir 50 US$ und bekommen einen dicken Stapel Scheine dafür, ungefähr 50.000,-ARS
Das Wetter ist nicht so toll, das Städtchen sieht auch nicht aus wie ein Knüller, wir wollen noch etwas Strecke machen. Die Schnellstrasse führt in einem weiten Bogen um die Stadt herum, aber da gibt es eine Abkürzung! Die nehmen wir.
Am Friedhof vorbei, dahinter wechselt der Belag von Asphalt auf hellen, festen Lehm, gut zu fahren.
Es wird nasser und weicher, aber das macht nichts. Rappelkiste drückt das weg….
Ein entgegenkommender Fahrer macht uns Zeichen. Wir sollen nicht weiterfahren.
„Hah!“ denken wir, „der hat ja auch keine Rappelkiste!“ Ist doch überhaupt kein Problem!
Kurz darauf wechselt der Boden die Farbe: von hell auf dunkelbraun.
Und wir fahren rein in die Pampe.
Ein paar hundert Meter geht es gut. Dann kommen uns langsam Zweifel, ob das hier wirklich so eine tolle Idee ist….
Nein. Ist es nicht. Plötzlich rutscht der Steyr zur Seite weg, Ende. Wir kommen nicht weiter. Mist, verdammter!
Zurücksetzen, alle Sperren rein und noch ein Versuch…..nope. Wir rutschen.
Wir sehen es ein –> umdrehen. Das Wenden klappt noch gut, dann ist endgültig Schluss mit lustig. Immer wieder rutschen wir zur Seite, wie auf Seife, kein Vorwärts mehr möglich, Rappelkiste lässt sich nicht mehr steuern.
Also raus in die Pampe, Luft ablassen.
Die Reifenprofile sind komplett zugestopft, zu Slicks geworden. Wenn die Reifen spiegelglatt sind, kann auch Rappelkiste nichts mehr machen. Die zähe Lehmmatsche klebt sich sofort zentimeterdick unter unsere Schuhe. Nach drei Schritten torkeln wir auf zehn Zentimeter hohen Plateausohlen durch die dunkle Masse. Was für ein Zeug!
Wir sind beide etwas skeptisch. Hoffentlich hilft der niedrigere Reifendruck. Wir sehen uns schon die Nacht hier verbringen und morgen einen Bagger holen….
Luftdruck hinten auf 2, vorne auf 3,5 bar. Los geht´s, Daumen drücken!
Martin gibt vorsichtig Gas…..Zack! Sofort hat der Steyr Grip. Ohne Probleme zieht er aus dem Matsch nach vorne. JIPPIEH!
Wie eine Eisprinzessin gleitet die Rappelkiste über die glitschig-glatte Piste, da hinten kommt schon der helle, festere Untergrund in Sicht….
Zieh durch, Rappel!!
Jawoll! Wieder festen Boden unter den Reifen!
Wir sind erleichtert. Für heute ist es genug, jetzt nur noch einen guten Schlafplatz finden.
Wegen des niedrigen Reifendrucks rollen wir sechs Kilometer im Schneckentempo durch die Stadt Richtung Rio Gualeguaychu. Dort stellen wir uns auf einen großen Parkplatz. Ja, das ist doch richtig nett hier!
Schaut mal, wie meine Schuhe aussehen!
Und die Rappelkiste!
Jetzt erstmal ein Entspannungsgetränk genießen und Luft aufpumpen.
Reifen eins
Reifen zwei
Reifen drei
und der letzte: Nummer vier
Eine dreiviertel Stunde dauert das Aufpumpen.
Auf der Bank nebendran gönnen wir uns noch einen Feierabenddrink
und bekommen ein tolles Abendlicht dazu geschenkt
„Unsere Reise durch Argentinien geht ja schon mal gut los!“ freuen wir uns. Aber hallo!
Die Nacht ist erfüllt von viel Gelächter, klingenden Flaschen, superlauter Salsamusik aus Autoboxen und aufheulenden Motoren. Ich glaube ein Autorennen war auch noch dabei……es ist Freitagnacht, da war das zu erwarten…
Aber frühmorgens ist alles ruhig.
Und überhaupt nicht müllig. Wer hätte das gedacht nach dieser Partynacht?
Wir machen uns auf den Weg. Zuerst zum Bäcker. Die Bäckerin rastet völlig aus, als sie die Rappelkiste sieht: „Mi sueño!“ – „Mein Traum!“ Es folgt ein begeisterter Wortschwall, aus dem wir raushören, das sie eines Tages alles verkauft und auch mit so einem Auto um die Welt fährt. Können wir nur empfehlen!
Und jetzt raus aus der Stadt
Über 25 Meter lange Lkws, endloses Grün. Viele kleine Seen, hunderte Rinder und Pferde. Friedlich ziehen sie je nach Belieben mit ihren Kälbern und Fohlen über die Weiden.
Schrotthändler, die auch Käse und Salami anbieten. Kleine Häuschen am Fluss.
Das ist die Landschaft des Tages. Wiesen, Wasser, Rinder, Pferde. Pampa. Wir rollen so vor uns hin Richtung Zarate.
Dann der Schock! Ich traue meinen Augen nicht! Müssen wir etwa über diese Brücke?! Meine Hände beginnen zu schwitzen….
Schon ziehen wir bergauf…Wie hoch ist das denn? Und natürlich mit starkem Seitenwind, versteht sich! Ich bin entsetzt! Zum Glück sitze ich nicht am Steuer! Martin sieht das zum Glück gelassen. Ich schaue konzentriert auf meine Schuhe….während meine Hand blind Fotos macht…
Geschafft! Nicht runtergeweht und nicht eingestürzt! Hallelujah!
Kaum beruhigt, taucht der nächste Horror auf:
OH NO! Noch eine! Schon geht´s hoch….
Riesige Pötte fahren unter uns auf dem Fluss Parana, aber soooo hoch muss die Brücke doch trotzdem nicht sein, oder? Gräßlich!
Gut, das hier wenigstens einer die Nerven behält!
Später lese ich, das die Brücken „Brazo Largo“ genannt werden und 53 Meter hoch sein sollen. Das kann aber nicht stimmen. Die sind mindestens 53 Kilometer hoch!! Ehrlich!!
Eine Mautstation: in Argentinien bezahlt man direkt am Schalter. Kein Pickerl nötig.
Vorbei an Recycling auf argentinisch und fleissigen Rundhaubern
Am Strassenrand wird Essen verkauft, manchmal reicht auch ein Klapptisch, Stühle und ein Grill – fertig ist die Imbiss-„Bude“
Zwischendurch Sauwetter und der göttliche Diego
Bei Sonnenschein erreichen wir San Miguel del Monte, unser Ziel für heute.
Durch schmale Gassen fädelt sich die Rappelkiste hinab zum See.
Es gibt etliche schöne Plätze zur Auswahl. Weiter weg vom Städtchen stehen „Zelten verboten“ Schilder. Nun zelten wir ja nicht. Und es ist auch keine Hochsaison. Aber vorne hat´s uns eigentlich sowieso besser gefallen. Also zurück und flugs in eine Parkbucht gestellt. Prima! Steht!
Martin testet mal ein Mecklenburger Pilsner. Und? Schmeckt das?
„JOOH!“
Über dem See ziehen dunkle Wolken auf.
Bis zum ersten Regentropfen sitzen wir noch draußen
Dann jagen uns Donnergrollen, Blitz und Hagel in den Shelter. Da kommt was runter! Das prasselt!
Eine Viertelstunde lang tobt sich der Sturm aus, dann hat er genug.
Wir auch. 318 Kilometer haben wir heute abgerockt. Jetzt nur noch was kochen und dann ist Schluss für heute.
Liebe Grüße, bis bald!
Julia & Martin
Drink positive!
Auf Instagram: Rappelkisteberlin
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