Argentinien – Im Nationalpark Bosque Petrificado Jaramillo 28.11.2024

Veröffentlicht in: Aktuell, Allgemein, Argentinien | 0

Nach einer sehr stillen Nacht im Jaramillo NP fühlen wir uns gut ausgeruht vom gestrigen Fahrtag.

Wenn das angesagte Regenwetter so aussieht: super!

Mittags stiefeln wir hoch zum Guardaparque und sagen guten Tag.

Der Ranger empfängt uns sehr herzlich, er freut sich über jeden Besucher. Es könnten ruhig mehr sein, sagt er. Wir sind ganz froh, daß außer uns niemand da ist.

Stolz zeigt er uns das kleine Museum.

Das ist hochinteressant! Tolle Fundstücke liegen aus. Nicht hinter Glas, sondern einfach auf Tischen. Unglaublich! Hier klaut niemand, wie es scheint!

Das versteinerte Holz ist unglaublich schwer, wir dürfen vergleichen. In der rechten Hand Holz-Holz und links Stein-Holz. Krass!

Vor vielen Millionen Jahren stand hier ein großer Wald von Baumgiganten. Friedlich stellen wir uns das vor. Dann riß die dünne Erdkruste und Vulkane brachen aus. Der gesamte Wald wurde von einer dicken Schicht Lava bedeckt und so komplett von Sauerstoff abgeschnitten. Die Baumbestandteile lösten sich auf und wurden durch Mineralien ersetzt, die aus dem umgebenden Erdboden stammen. So ganz verstehe ich das nicht, aber es ist faszinierend.

Noch ein paar Anweisungen: nicht rauchen, keine Abfälle liegen lassen und vor allem KEINEN! aber auch GAR KEINEN! von den Steinen einstecken! Okay.

Wir wandern los. Schon der erste Ausblick ist eine Wucht!

Warum ist hier eigentlich kein neuer Wald entstanden?

Nach wenigen Metern stehen wir vor den ersten Baumstammtrümmern.

Überall auf dem Boden verstreut kleine Splitter, wie Hobelspäne

Was für eine Vorstellung, das Dinosaurier an den Blättchen dieser Bäume geknabbert haben! Und das winzige Menschlein daneben…

Zwischen den Steinen wachsen stachelige Berberitzen, robuste kleine Blumen und Flechten

Im Hintergrund liegt ein gewaltiger Baumstamm, du meine Güte, ist der riesig!!

Der Weg dorthin ist sehr schön angelegt.

Wir sind völlig hingerissen, das es so toll und interessant ist, haben wir nicht erwartet!!

So detailliert…wie können denn Mineralien so detailliert das Holz ersetzen??

Und jetzt der Baumriese!

Wahnsinn! Über 45 Meter!!

Huch? Wer lugt denn da über den Stamm?

Was für eine schöne, große Echse.

Dieser Wald muss so prächtig gewesen sein.

Wir hören das Mampfen der Dinos, die fremden Vogelstimmen in den Ästen. Leichter Wind raschelt in den Blättchen. Der Boden zittert unter den schweren Schritten der Brachiosaurier, kleine Tiere huschen davon….

 

Etwas weiter liegt der nächste Gigant. Den bekommt man nur mit Weitwinkel in voller Länge aufs Bild

Als ob er erst neulich bei einem Sturm umgestürzt und dann zersägt worden wäre

Wir stellen uns den Wald so ähnlich vor wie die Sequioa Wälder in Californien. Hoch aufragend, die Kronen weit oben

Dagegen sind wir ganz schön klein….

Kaum zu glauben, das das kein Holz ist, sondern Stein. Mit Astloch.

Na? Da zieht jetzt doch noch Regenwetter auf, oder? Über dem Lago regnet es schon, kommt das zu uns rüber?

Ja.

Wir werden nass. Egal.

Wohin wir auch schauen, überall Baumsteine

Manche halb versunken. Manche nur noch Stümpfe. Es sind längst nicht alle ausgegraben, hat uns der Ranger erzählt

Der Regen zaubert einen silbrigen Schimmer auf die Stämme

Winzige Blüten trotzen dem Regen, buhlen um Aufmerksamkeit. Jernilla heißt die wurstige Pflanze. Alle Pflanzen wachsen gerne in dichten Symbiosen, fällt uns auf.

Von hier aus sieht man die Rangerstation. Mit Rappelkiste vor der Tür.

Die Nässe holt die leuchtenden Farben der Steine hervor. Eisenerze, rot wie Blut

Und Schinkenspeck

Wieder so ein Riese

Auf der Wetterseite von schwarzen Flechten überwachsen. Die Bruchstelle der Wurzeln deutlich zu sehen.

Der Regen verzieht sich langsam….

 

„Julia…“ flüstert Martin. „Guck mal hier!“

Ich traue meinen Augen nicht…

Direkt vor uns! Ein Zorro gris, ein Steppenfuchs. Seelenruhig setzt er sich vor uns und schaut sich um.

 

Dann trollt er sich wieder

und verschmilzt mit der Landschaft….

 

Ungefähr eine Stunde wandern wir zwischen den versteinerten Bäumen.

Auf der Hälfte des Rundwegs befindet sich auf einer Hügelkuppe ein Aussichtspunkt mit einem Bänkchen. Wir spazieren hinauf.

Oben angekommen haben wir einen Ausblick, der uns einen Moment sprachlos macht:

„Hast du sowas schon mal gesehen?“ fragen wir uns. Nein, noch nie.

Andächtig bleiben wir lange dort oben sitzen und versinken in dieser Schönheit.

Wir können es regelrecht vor uns sehen: Blitz und Donner. Flammen überall, glühende Lava, die sich hinabwälzt. Hochsprühende Feuerfunken aus den Vulkanen, ein Gestank nach Schwefel. Dichte, schwarze Rauchwolken, die den Himmel verdunkeln. Ein Grollen, Krachen und Prasseln, als die Erde aufreißt und ein neuer Vulkan entsteht.

War dies der Moment, in dem die Dinosaurier starben und der Wald unter Asche begraben wurde?

Vor so vielen Millionen Jahren….

Und jetzt sitzen wir hier, schauen uns diese Landschaft an und es ist so friedlich und still.

Ich habe mal gelesen, daß das Aussterben der Dinosauriern den Säugetieren zu einem großen Entwicklungssprung verholfen hat. Also auch uns.

Fühlt sich unwirklich und fantastisch an.

 

Irgendwann reißen wir uns los und werfen einen Blick über die Schulter.

Wir sollten zurückgehen, bevor wir klatschnass werden.

Der Rückweg erfreut uns mit noch mehr besonderen Steinen und Pflanzen. Zum Beispiel mit Pingo Pingo…nie gehört…

Da steht sie, die rote Lieblingskiste

Eine Bewegung im Gebüsch….

Eine kleine Echse huschelt flink auf einen flachen Stein. Wunderschön…

 

Zurück bei der Station fragt uns der Ranger: „Te gusto?“ Ob es uns gefallen hat?

„Muy hermoso! Spectacular!“ antworten wir. Aber das trifft es nicht im Geringsten. Es ist weit mehr als spektakulär.

Es zieht uns nochmal in das kleine Museum. Der Ranger zeigt uns den QR-Code für den deutschen Onlinemuseumsprospekt. Das ist ja super! Liebe Leser und Leserinnen: falls jemand mehr wissen möchte: scannt einfach den QR-Code

Boah, sind das schöne Steine. So eine Agata würden wir zu gerne finden…..ist das ein toller Stein! Oder so eine Boulekugel….Aber die dürften wir ja dann doch nicht einstecken….

Wir verabschieden uns herzlich vom Ranger. Danke, das wir hier übernachten durften. Es war außergewöhnlich schön bei den versteinerten Bäumen. Was für ein Glück, das wir hier sein konnten.

Der Jaramillo Nationalpark hat noch mehr zu bieten. 13 Kilometer Pistenfahrt entfernt führt ein Wanderweg hinauf zu zwei Bergen. „Madre y Hija“. Mutter und Tochter. Das wollen wir uns auch gerne ansehen.

Der Regen hat sich endgültig verzogen, perfektes Wanderwetter.

Adios Rangerstation

„Gracias por tu visita!“ bedankt sich der Nationalpark auf dem Schild.

Wir haben zu danken. Für dieses einzigartige Erlebnis.

Wir sehen uns bei Madre y Hija, auf der Wanderung.

Bis später! Liebe Grüße!

Julia & Martin

Drink positive!

Auf Instagram: Rappelkisteberlin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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