Antarktis – Silvester vor Elephant Island 31.12.2024

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Es ist mal wieder so weit: der letzte Tag des Jahres.

Die Ausläufer des Sturmtiefs, dem wir ausweichen wollen, sorgen für starken Seegang. Kräftige Wellen heben unser Schiff hoch und lassen es munter wieder fallen, huuiii…..Die Bugwellen schäumen hoch auf, leuchtend türkisblau.

Das Schiff liegt trotzdem erstaunlich ruhig und sicher im Wasser. Obwohl wir das Schwanken natürlich sehen und spüren, kommt absolut kein Gefühl von Unsicherheit auf.

Schwärme von Kapsturmvögeln spielen mit der Gischt.

Sie werden bis zu 18 Jahre alt. Ein Leben in der Luft über dem Meer. Nur zur Paarungs- und Brutzeit sind Kapsturmvögel an Land.

 

 

 

 

Agosto hat uns lustige Partyhüte bereitgelegt.

Nein, das geht zu weit. Die setzen wir bestimmt nicht auf.

Überhaupt läuft´s heute nicht so gut. Nach dem Frühstück fühlen wir uns beide völlig erschöpft und kraftlos. Leichtes Fieber.

Das Briefing am Vormittag ist verpflichtend, es geht um die IAATO Regeln – sie schreiben zum Beispiel vor, das immer nur ein Schiff an einem Landeplatz sein darf. Die Anzahl der Landbesucher und die Abstandsregeln zu den Tieren. Alles sehr streng. Anschließend wieder eine Biosecurity Control, unsere Mützen, Handschuhe und Hosenklettverschlüsse bestehen die Überprüfung.

Ab zurück ins Bett.

Nachmittags sehen wir uns auf dem Kabinenbildschirm den Vortrag von Dimitri an. „The marine biologist – who is he?“

Heute ist Silvester, das wollen wir nicht nur verschlafen. Ein Griff in die pharmazeutische Trickkiste bringt uns auf Trab.

Zum Abend sind wir wach und fühlen uns gut.

Die See hat sich beruhigt, die Wellen schwappen ruhig vor sich hin.

Aus dem Dunst tauchen die ersten Berge von Elephant Island auf

Fast verpassen wir das Abend-Briefing, es ist viel zu schön draußen. Vom angekündigten Schlechtwetter ist nichts zu bemerken. So ein Glück!

„Gooood evening, Ladies and Gentlemen, good evening, good evening!“ Brandons abendliche Einleitung.

Zuerst werden wir Point Wild ansteuern

Die winzige Bucht, in der Shakletons Mannschaft vier Monate ausharrte, ohne zu wissen, ob die Rettungsaktion erfolgreich sein würde. Der zum Anführer gewählte Frank Wild hatte entschieden, keine Wintervorräte an Pinguin- und Seelöwenfleisch anzulegen, denn das kam ihm zu schwarzseherisch vor, als hätten sie alle Hoffnung aufgegeben. Keine kluge Entscheidung, denn vor dem Winter waren die Tiere weitergezogen und die Männer hatten bald nichts mehr zu essen. Orde Lees schrieb: „Wir werden denjenigen essen müssen, der als erster stirbt.“

Der Schiffsfotograf nahm damals dieses Bild auf, auf dem die Mannschaft dem kleinen Boot und seiner Besatzung zum Abschied winken. Voller Hoffnung auf Rettung. Sehr rührend.

 

Das Sturmtief auf See bewegt sich weiter auf uns zu, Kapitän Strømnes steuert von Elephant Island in die Gerlache Strait, um dort Schutz zu  suchen.

Dort erreichen wir dann auch die antarktische Halbinsel, unser Traumziel.

Das Programm für morgen, den ersten Januar 2025:

Der Polar Plunge! Das passt ja perfekt! Traditionell gehen wir jedes Jahr, wenn möglich, am ersten Januar im Meer baden.

Dieses Mal im eisigen Südpolarmeer!

Doc Mila erkärt uns etwas zu den gesundheitlichen Risiken, Vor- und Nachteile eines Sprungs ins Eismeer.

Das müssen wir morgen gut abwägen, wie es uns gesundheitlich geht.

Im Moment wirken die Medkamente, der erste Silvesterschampus wird serviert, wir fühlen uns sehr gut.

 

Das Silvesterdinner ist heute etwas anders als sonst.

Auf unseren Tellern liegen Menükarten, sehr schön gemacht.

Die ersten Gänge sind festgelegt, nur den Hauptgang können wir auswählen.

Drei unterschiedliche Apetitanreger

Blumenkohl Macaron, Ziegenkäse mit Roter Bete und Salsiccia.

Der Macaron wandert von Martins Teller zu meinem herüber. Die Salsiccia ignorieren wir.

Zweiter Gang: Garnelen in Kataifi Teig, Guacamoletupfer und süßem Thaichili. Martin pausiert bei diesem Gang.

Ein absoluter Genuß! Dieses Thaichili!!

Als nächstes serviert Theodoro uns eine köstliche, kleine Kartoffelcharlotte mit Kaviar.

Gefolgt von einem „Bisque shot“

Eine pürierte Suppe aus Schalentieren.

 

Jetzt kommt Vorspeise Nummer fünf:
Ein kühles Apfelsorbet. Mittendrin ein Eis? Überraschend…

Leicht säuerlich, erfrischend, sehr gut.

 

Der Hauptgang:

Scholle mit Gurkensplittern, Mandeln, Kapern und Dijonsenfbutter

Der Nachtisch:

Variationen von Mango und Passionsfrucht mit zwei kleinen Cheesecakes

Ein absoluter Traum! Phänomenal!

Die Petit Fours als allerletzten Abschluß nehmen wir mit in die Kabine für später.

Während wir so fürstlich tafeln, steuert Kapitän Strømnes das Schiff nach Point Wild.

21Uhr20, pünktlich zum Sonnenuntergang stehen wir draußen an Deck.

Gewaltige Eisblöcke schwimmen vor der Küste

Von der Rückseite angestrahlt, glüht die Kammlinie, wie mit einem Leuchtstift gezogen

Steuerbord sehen wir fantastische Eisberge. Und darauf winzige schwarze Pünktchen. Pinguine. Zu weit weg für die Hendi-Kameras. An den steilsten Hängen stehen sie herum, das sie nicht einfach wegrutschen ist ein Wunder. Wollen sie ins Wasser, legen sie sich auf den Bauch, sausen hangabwärts und PLATSCH! mit großem Schwung in die Fluten. Pinguine sind inzwischen unsere Lieblingstiere.

 

Das Schiff dreht leicht bei und steuert in die Bucht. Hier haben die 22 Männer der Endurance ausgeharrt. Neben der Gletscherkante befindet sich  ein winziges Stück Kiesstrand, auf dem sie unter zwei umgekippten Booten lebten.

„Es stinkt nach Pinguinscheiße“ beschrieb einer die Zustände. Nasse Kleidung, ungewaschene Menschen und all dies im beißenden Qualm der Seelöwenfettfeuer unter den Booten geräuchert.

Mächtige Eismassen, dahinter die scharf gezogenen Sonnenlichtlinien über den Schneekämmen

Die Insel ist fast vollständig vergletschert. Teilweise ist die Eisschicht bis zu 100 Metern dick. Ein Kubikmeter Eis wiegt 900 Kilo erzählt uns Richard. Was für ein Gewicht dort auf die Felsen drückt!

Außer wenigen Moosen, Algen und Flechten gibt es keine Pflanzen.

Links führt eine schmale Landzunge hinüber zu einem kleinen Felsen.

Auf der Klippe lebt eine Kolonie Pinguine. Sie sind einfach unglaubliche Kletterkünstler. Wie kommen die da rauf?

Wir könnten das nicht: mit Flossen an den Füssen, dem Hosenboden zwischen den Knöcheln und ohne die Hände zuhilfe zu nehmen? Unmöglich!

In Südgeorgien angekommen, versuchte Shakleton ein Schiff zur Rettung der auf Elephant Island wartenden 22 Männer zu organisieren. Dreimal scheiterte die Mission an den winterlichen Eismassen, bis Kapitän Pardo den Marinekutter „Yelcho“ bis Point Wild steuern konnte und alle Männer  rettete.

An ihn erinnert eine kleine Statue vor den Felsen.

Die gesamte Mannschaft der Endurance hat überlebt.

 

Und dann gibt es für uns noch ein wunderbares Extra:

der Gletscher kalbt.

Donnernd bricht ein Stück Eis ab und rauscht ins Wasser

Ein großes WOAW!! an Deck…. Sensationell! Alle sind total aufgeregt und begeistert.

 

Es ist das erste Mal, daß wir einen kalbenden Gletscher sehen.

Wieder einer dieser großen Glücksmomente auf dieser Reise

Langsam drehen wir aus der Bucht

 

In diesem Licht sehen die Eisblöcke schon wieder ganz anders aus.

Kleine Eisstückchen treiben aufs Meer hinaus. Wie lange war dieses Eis wohl mit dem Gletscher unterwegs? Jahre? Jahrzehnte? Jahrhunderte? Ist das gefrorener Schnee aus dem Mittelalter?

Jetzt löst es sich auf. Ende.

Auf Wiedersehen Point Wild….

Eine Polarsommernacht zu Silvester, traumhaft schön

Drinnen startet die Party

 

„🎶Y-M-C-A🎶“ dieser Partykracher von Village People geht immer, weltweit!

Wir feiern alle zusammen, die Besatzung hat die Wahl, ob sie im Mannschaftsraum feiern oder oben mit uns Gästen.

 

Der Gegensatz ist krass:

drinnen steppt der Bär – draußen ist es still, ruhig. Beinahe andächtig. Immer wieder wechseln wir von drinnen nach draußen, genießen die Stille und die Magie dieser Nacht. Dunkel wird es nicht, nur tiefblau

Zeit für einen Rückblick auf 2024.

Der ruhige Winter in Griechenland mit den dortigen Freunden. Die Rückreise durch Deutschland, auf der wir viele liebe Freunde besucht haben, die wir sonst kaum sehen. Der Hitze-Sommer in Berlin vor der Arena und in Mecklenburg mit unseren Freunden hier. Der Abschied von unserer geliebten Wohnung <–keine einfache Zeit. Der Endspurt, wieder bei unseren Freunden in Mecklenburg, um die Rappelkiste südamerikafertig zu machen. Die Aufregung, als wir Rappelkiste in Hamburg abgegeben haben!

Danke euch allen, ihr Lieben, für die viele Hilfe, die Unterkunft und so viel Spaß! Für diesen fantastischen Sommer….

Dann im Oktober in Montevideo, endlich in Südamerika! Die Reise entlang der Ostküste Argentiniens bis Feuerland und Ushuaia…..und jetzt hier an Bord der SH Diana, im Südpolarmeer, auf dem Weg zur Antarktis…….viele unserer großen Träume sind wahr geworden.

2024 war ein wunderschönes Jahr.

 

Der Countdown läuft, noch knapp 9 Minuten, der Kapitän hält eine kurze Ansprache

Die Kellner gehen herum und versorgen alle mit frischem Champagner

Und dann zählen wir alle gemeinsam runter:

10…9…8…7…6…5…4…3…2…1…

HAPPY NEW YEAR!!!

Willkommen 2025!

Die Stimmung ist bombig, wir wünschen uns alle gegenseitig ein frohes neues Jahr und prosten uns zu!

Und während wir tanzen und feiern, nimmt unser Schiff Fahrt auf und macht sich auf den Weg in die Antarktis.

Um halb zwei haben wir genug und gehen in die Kabine. Vor unserem Knisterkamin trinken wir noch einen Schluck Champagner und fallen dann in die Betten. Klasse Silvesterparty!

Ein wunderschönes neues Jahr wünschen wir allen!

Prost Neujahr!

Julia & Martin

Drink positive!

Auf Instagram: Rappelkisteberlin

 

 

 

 

 

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