Mikkelsen Harbour. Um 8 Uhr ist unser Landgang angesetzt, um 7 Uhr sind wir beim Frühstück. Zum Glück geht´s uns beiden heute besser, ein medizinisches Pülverchen hilft weiter.
Auf der Büffettheke stehen noch die lustigen Auberginen-Pingus von gestern, der Frühstücksraum ist noch sehr leer….
Es schneit leicht, als wir in die Zodiaks steigen
Los geht´s!
Die Sicht leicht vernebelt, Winterwunderland, die See ein dunkler Spiegel.
Am Schneehang geht eine Minilawine ab
Romero gibt Gas, Schneeflocken pieksen ins Gesicht. Die Wellen vor dem Ufer spritzen hoch auf. Henri und Brandon erwarten uns an Land und helfen uns aus den Booten.
Mikkelsen Harbour, ein von Robben- und Walfängern gern genutzter natürlicher Hafen. Sehr gut geschützt in einer Bucht auf Trinity Island gelegen.
Über knirschende Granitplättchen wandern wir am Strand entlang.
Die Felsen bekleckert mit Pingu-Schiete, es riecht intensiv.
Gentoos gucken zu uns rüber und machen ungestört weiter mit dem, was Gentoos eben so machen.
Überall an Land liegen die Überreste des Walfangs von Anfang des 20. Jahrhunderts. Seit über 100 Jahren liegen die grünlich verfärbten Knochen hier am Strand. Zeugen eines unfassbaren Massakers.
Zwei Wasserboote faulen vor sich hin
Dort lagerten die Walfänger ihr Trinkwasser.
Zwischen unseren Füßen laufen Snowy Shiethbills – Weißgesichtige Scheidenschnäbel. Völlig angstfrei, neugierig, auf der Suche nach Futter.
Shiethbills essen wirklich alles. Sie picken an den Knochen, stehlen den Pinguinen Krill, mit dem diese ihre Jungen füttern wollen. Sie knacken Pinguineier, rauben Dunenküken, die sie dann zu ihrem Nest tragen und dort fressen. Auf der Speisekarte stehen auch Aas und sogar Fäkalien.
Leben sie in von Menschen bewohnten Gebieten, durchstöbern sie den Müll. Hartgesottene, extrem anpassungsfähige Typen.
Mit einem kleinen Stein im Schnabel marschiert ein Gentoo vorbei. Mit diesen Steinen versuchen die Single-Männchen eine Pingu-Dame zu beeindrucken. Nimmt sie den Stein an, sind sie für immer ein Paar. Dieses Steinchen ist ziemlich klein….ob das Eindruck machen wird?
Ohne Scheu kommen die Gentoos zu uns rüber
während wir immer wieder zurückweichen, um den vorgeschriebenen Abstand einzuhalten
Durch die Suppe aus Matsch und Pingu-Schiete stapfen wir rüber zu den Felsen, heilfroh über die Gummisiefel
Auf den Klippen haben sie ihre Steinchen-Nester gebaut.
Wir folgen dem rutschigen Pfad bergauf
Es taut, ich versinke plötzlich bis über die Knöchel im aufgeweichten Schnee.
Da sitzen sie auf ihren Nestern. Sieht stabil und garnicht mal so ungemütlich aus. Eifrig werden noch mehr Steinchen gesammelt und zum Nest getragen. Ein Shiethbill kommt zu nahe und wird angefaucht.
Von hier oben hat man einen schönen Rundumblick, ohne Nebel muss es fantastisch sein…wir genießen das alles sehr.
Am Strand kabbeln sich See-Elefanten. Eine Gruppe Gentoos kommt von der Jagd, in hohem Bogen springen sie aus dem Wasser
Vorsichtig rutschen wir den Pfad wieder bergab.
Die Pinguine haben ihre eigenen Wege in den Schnee getrampelt, die betreten wir natürlich nicht.
Grüne und rote Algen breiten sich aus. Henri hat erklärt, daß vor allem die roten Algen eine immer größere Gefahr darstellen. Das Sonnenlicht wird dadurch nicht mehr reflektiert, sondern absorbiert – der Schnee schmilzt. Unten am Strand haben wir das sehr gut sehen können.
Auf dem Eis schläft eine See-Elefantin.
Die ersten Zodiaks fahren zurück zum Schiff, unser Landgang nähert sich dem Ende. Das geht immer so schnell….
Auch wenn´s schwerfällt, wir halten uns an die vorgegebenen Zeiten…
Gib´ Vollgas, Romero!
Bis zum Lunch bleibt noch genügend Zeit für einen Saunabesuch. Wieder hab ich den Whirlpool und die Sauna fast für mich allein. Nur drei Leute hatten die gleiche Idee.
Das Schiff fährt unterdessen weiter nach Curtiss Bay.
Den Pool auf Deck habe ich nur für mich. Mit diesem Ausblick! Was für ein Luxus!
15 Uhr, wir stehen im Basecamp, bereit für den nächsten Zodiakausflug in Curtiss Bay.
Die Fahrt vom Schiff in die Bay ist ruppig, Wasser platscht ins Boot. In der Bucht wird es ganz ruhig.
Mitten hinein in die Eiswelt
Kleine Schollen treiben im Wasser, bullern gegen die Zodiakwand
Um uns herum Gletscher, hohe Wände aus Eis
Dieses Blau! Je weniger Luft im Eis ist, desto mehr leuchtet es blau, erklärt Alison. Wunderschön!
Ausgewaschene Torbögen, tiefe Höhlen
Ein Eisberg wie aus Glas. Alison erklärt, daß es sehr altes Gletschereis ist, auf einer Seite trägt er viel Geröll und Erde mit sich.
Was wir sehen, ist die ehemalige Unterseite, erklärt Alison. Der Eisberg hat sich gedreht. Deshalb ist er so klargewaschen.
Durchscheinendes blaues Eis-Glas
Eine hohe Spitze. Ein Gesicht, ein langer Bart, ein weiter Mantel, eine Krone: ein Eiskönig
Wie eine Figur aus einem Fantasy-Film.
Weiter geht die Fahrt, vorbei an gewaltigen Schneespalten und Abbruchkanten
Mitten durch diese unbeschreiblich schöne Eisallee
Die Sonne durchbricht die dichte Wolkendecke und richtet ihr Licht auf einen einzelnen weißen Berg am Horizont
Vom Wind glatt geschliffene Kuppen, zerknitterte Flächen, geformt von Wellen und Wetter. Eine Landschaft in ständiger Veränderung
Viel zu schnell ist die Zeit um. Auf dem Rückweg halten wir auf den leuchtenden weißen Berg zu.
Einfach toll, oder?
Die Zodiakausflüge durchs Eis sind so beeindruckend…..Einzigartig diese Eisbergwelt.
Man kann sich einfach nicht sattsehen.
Gegen 17 Uhr sind alle wieder an Bord, wir verlassen Curtiss Bay.
Nachmittags gibt es immer frisch gebackene Pizza…..
Mehr und mehr kommt die Sonne durch
Langsam und ruhig gleitet das Schiff durch das Südpolarmeer
Von der Bar holt Martin uns kühlen Weißwein, mit der antarktischen Sonne strahlen wir um die Wette
Sonnenterrasse mit Ausblick. Uns geht´s so gut…
Vor dem Abendbriefing genehmigen wir uns einen Grog mit Blick
Brandon beginnt das Briefing mit Fotos vom Polar Plunge, seufz….und zeigt uns dann unsere kommenden Ziele
Ein Zodiakcruise vorbei an Brown Station, einer Forschungsstation.
Nachmittags ist ein Landausflug in Waterboat Point geplant.
Und für den Abend gibt es noch eine besondere Attraktion: eine Fahrt durch den Lemaire Channel!
Wow! Das ist wieder ein tolles Programm!
Damit beendet Brandon das Briefing
Dinnertime
Für uns beginnt das Dinner wie jeden Abend mit einem Aperitif in der Clublounge.
Die Kameraobjektive von so manch anderem Gast sind schon beeindruckend
Wir dagegen mit unseren Telefonkameras…..das ist das schon schade, vor allem wegen Zoom-Aufnahmen.
Das Gute ist, daß wir dadurch diese Welt nicht nur durch ein Objektiv sehen. Wir knipsen weniger und schauen mehr.
So, Hunger.
Suppe und Salat lassen wir heute ausfallen, stattdessen nehmen wir doppelt Vorspeise, denn beide hören sich so gut an, daß wir uns nicht entscheiden möchten.
„Gibt es eigentlich auch einen Rosé?“ fragt Martin unseren Kellner. „Selbstverständlich.“
Extra für uns wird von oben aus der Clublounge eine ausgezeichnete Flasche Rosé besorgt.
Unsere erste Vorspeise:
ein Tomaten-Artischockentatar.
Zweite Vorspeise:
Pilzragout unter einer Blätterteighaube
Genau richtig entschieden! Beide Vorspeisen sind erstklassig!
Es geht weiter mit einem Kabeljaufilet und japanischem Reis, dazu eine leicht geräucherte Misosauce
Wir sind begeistert!
Plötzlich ruft jemand laut: „Whale!“ Alle springen auf und rennen zum Fenster.
Alle, bis auf zwei tiefenentspannte, im Genuß versunkene Menschen. Also bitte, wir werden doch nicht dieses exzellente Dinner kalt werden lassen….
Und der Wal ist auch sofort wieder abgetaucht.
Zum Dessert wählt Martin noch einmal ein hellgrünes Pistazieneis, farblich vielleicht eine Spur zu kräftig zum zarten Rosé
während ich mir ein Vanille-Panna Cotta gönne
Ach, war das wieder herrlich!
Wir gehen nochmal rauf in die Clublounge zu Emilio´s Pianoabend.
Von der Brücke kommt die Durchsage, daß wir eine Flotte Krillfischer passieren. Insgesamt sechs Schiffe.
Norwegen und China sind da ganz groß im Geschäft, Krillfischerei ist immer noch legal. Die Stimmung an Bord sinkt, alle sehen bedrückt nach draußen. Katastrophal. Nicht nur, daß Pinguinen und Walen damit tonnenweise die Nahrung weggefischt wird. Allein im Dezember sind drei Wale in den Krillfischernetzen ertrunken. Die ertrunkenen Pinguine werden erst garnicht registriert.
Das alles für so unnötiges Zeug wie Nahrungsergänzungsmittel und Kosmetik. Warum nur? Könnte man problemlos ohne Krill herstellen.
Und dann sehen wir auch noch zwei Wale direkt auf die Fangflotte zuschwimmen. Wahrscheinlich wittern sie ebenfalls den Krill. Hoffentlich geht das gut…
Eine Stunde später kommt die nächste Durchsage:
wir überholen die SH Vega, das Schwesterschiff
In Ushuaia haben wir die Vega schon im Hafen gesehen und uns in die Antarktis geträumt..
23 Uhr, Feierabend für heute. Mit in die Kabine nehmen wir zwei rote Portwein und genießen diese vor dem Knisterkamin. Dazu passen die Pralinen, die Agosto jeden Abend bereitstellt.
Der perfekte Abschluß eines großartigen Tages.
Morgen gibt es wieder viel zu erleben,
bis dann, liebe Güße!
Julia & Martin
Drink positive!
Auf Instagram: Rappelkisteberlin
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