Frühsport, wir joggen an der Lagune entlang. Ein Albaner begrüßt uns: „Guten Morgen!“ Wir bleiben stehen, unterhalten uns ein wenig, der Mann spricht fließend deutsch. „ Alle Albaner sind in Deutschland und die Deutschen sind hier“ lacht er.
Etwas später wummert der Bass unserer Lkwmotoren durch das kleine Wäldchen. Über 10 Kilometer üble Holperpiste rumpeln wir im Schneckentempo vorwärts. Wir steuern Fier an, die nächste größere Stadt um frisches Internet und Brot zu besorgen. „Hello I am Lola“ begrüßt uns die fröhliche Bäckerin. „1 Bread 80 Euros.“ Nein, Lek natürlich!
Durch die wenig attraktive Peripherie verlassen wir die Stadt schnell wieder Richtung Meer. Die Strasse endet bei einer Strandbar. „Camping, Camping“ begrüßt uns ein Mann und will uns auf sein verrottetes Grundstück lotsen. Ach, nein, danke! Lieber wenden wir und nehmen die nächste Strandzufahrt weiter südlich. Der Weg führt durch einen Pinienwald mit schiefgewehten Bäumen. Durch deren Äste schimmert die untergehende Sonne. Wunderschönes Licht!
Am Strand viele verlassene Buden. Schwere Wolken mit Regenfetzen über dem Meer. Wir gehen den Strand ab, der Sand ist durchnässt, es ist müllig, uns gefällt´s nicht. Inzwischen ist es dunkel geworden, durch den Pinienwald fahren wir zurück. Etwas abseits der Strasse bietet sich ein Wiesenplätzchen unter einem Strommast an, auch nicht schön, aber das nehmen wir jetzt.
Morgens berichten uns Angela und Torsten, daß ihre Bordbatterien leer sind und sie zum nächsten Camping fahren müssen. Hier trennen sich also überraschend für´s erste unsere Wege. Gute Reise, ihr Beiden!
Für uns geht es weiter Richtung Süden. Eine Stunde lang kriechen wir über die unvermeidliche Schotter- Schlaglochpiste. Viele Kilometer geradeaus, geradeaus.
Ja, ganz schön langweilig, oder? Große Frösche springen vor uns aus dem Gras in die Pfützen, die Blödis, da geraten sie doch viel eher unter die Räder!! Ein Pferdewagen, gelenkt von einem kleinen, ernsten Jungen kommt uns entgegen. Schafe, Truthähne, Gänse und todesmutige Hühner sind die einzige Abwechslung.
Gerade als uns vor lauter Eintönigkeit die Augenlider schwer werden landen wir vor einer sehr niedrigen Brücke. Passen wir da drunter durch?! Nein, bitte nicht jetzt alles wieder zurückschaukeln!!!!
Martin holt das Lasermeßgerät, mißt nach: die Brücke ist gerade noch hoch genug für uns, Glück gehabt.
Die Rappelkiste rollt weiter durch Olivenhaine, Weinberge, alles ist grün, eine wunderschöne Gegend. Über die Müllkippen sehen wir hinweg.
Überall kauern kleine Bunkeranlagen, manchmal in den Gärten der Leute, in den Feldern, eben überall. Während der Diktatur wurde zum Schutz der Bevölkerung für jeweils vier Albaner ein persönlicher Bunker garantiert. Und so verzieren über 160.000 kleine Betonpocken die Landschaft.
Die Stadt Vlore schmiegt sich um eine weite Bucht, sehr malerisch gelegen, aber bebaut wie spanische Küsten. Hochhäuser, gesichtslose Cafe´s und eine betonierte überdimensionierte Strandpromenade. Auch auf den nächsten Kilometern keine Strandzufahrt, überall Bars, abgesperrte Grundstücke, Häuser. Bis Orikum finden wir nichts tolles. Wir pirschen durch den Küstenort, in einer Sackgasse bleiben wir vor dem Tor einer Militärkaserne stehen. Rechterhand rauscht die Brandung, ein palmengesäumter Kiesstrand, links liegen Strandbars, die meisten sind geschlossen, da stören wir niemanden. Wir bleiben.
Es regnet mal wieder, dazu ein warmer, sehr böiger Wind, da bietet sich ein Besuch in einer der wenigen offenen Bars an. Der Kellner legt gleich mal zur Begrüßung deutschen HipHop auf, sehr aufmerksam!
Einmal wechseln wir noch unseren Stellplatz, wir haben morgens beim joggen einen schöner gelegenen Strandplatz gefunden. Die Sonne verwöhnt uns, wir liegen den Tag nur faul im Liegestuhl herum und bräunen. Fahrpause in Orikum.
Über den gewaltigen Gipfeln des Ceraunischen Gebirges verziehen sich die tiefhängenden Wolken, hinüber führt uns morgens der Llogara-Pass. Durch tiefen Tannenwald zieht die Rappelkiste bergauf. Bei konstanten 10% Steigung gewinnen wir schnell an Höhe, zwischen den schattigen Tannen laden kleine, romantische Restaurants zur Einkehr ein. Bei 1032m erreichen wir den Pass. Plötzlich kein Wald mehr, nur graue, schroffe Felsen. In steilen Kehren geht es wieder abwärts. Im Dunst sind die Umrisse von Korfu zu erkennen. Nach eineinhalb Stunden Kurverei stehen wir unten bei einer Ferienluxusapartmentbaustelle und machen Pause.
Weit wollen wir nicht mehr, Gjipe Beach soll wunderschön sein und wir rollen nach dem Abzweig die ersten Kilometer auf Asphalt bis zu einem Parkplatz. Der weitere Weg ist eine schmale Piste durch einen Baumtunnnel. Über 2 Kilometer geht es steil nach unten auf einer Mischung aus scharfkantigen Felsbrocken und rotem Lehm. Wir inspizieren die Strecke. Das Wetter ist weiter unbeständig, der Lehm jetzt schon rutschig. Keinerlei Wendemöglichkeit, wenn wir uns einen Reifen aufschlitzen sind wir im Eimer. Nein, die Vernunft siegt, wir verzichten auf Gjipe beach und drehen um.
Nächster Versuch: im Badeort Jala hat der Sturm der letzten Tage die Palmen entblättert und die Strandbuden zerlegt. An dieser Verwüstung vorbei führt eine kleine Schotterpiste zu einer verschwiegenen Bucht. Über eine Müllhalde, danach verengt sich der Weg, bald passen wir gerade noch so drauf. Neben mir Steilküste runter zum Meer, neben Martin Felsen. Und unter uns: roter Lehm! Im Nu ist das Profil der Reifen zugeklebt, wir rutschen auf Slicks vorsichtig weiter. Die Piste neigt sich zum Abgrund, sehr unangenehm, zwei handbreit Platz bis zum Rand. Nach 2 Kilometern die erste Wendemöglichkeit, stop! Erstmal laufen wir zur Bucht, lohnt sich das hier überhaupt? Ganz ehrlich: überhaupt nicht! Faustgroße Steine, wilde Wellen, minimal Platz in einer Ecke, alles viel zu eng. Also wenden. Kein Vergnügen, der nasse Lehm ist wie Seife. Wir rutschen, Martin schaltet die Sperren ein – danach zieht die Rappelkiste fauchend durch den Lehm. Ich stehe draußen und habe inzwischen Plateausohlen, so klebrig ist das rote Zeug. Jetzt nur noch auf der schrägen Matschpiste wieder heil zurückkommen. Erleichtert erreichen wir den festen Schotter bei Jala, dieses Abenteuer hätten wir uns gerne erspart.
Auf der Hauptstrasse sausen wir dahin, durchqueren Himare, das wir häßlich finden, bergauf, bergab, eine wunderschöne Küstenstrasse. Ein langer anstrengender Fahrtag, wir sind beide müde. Nach Norden sehen wir in den Fels geschlagene U-Bootgaragen. Auf einer Landzunge ragt die trutzige Burg von Ali Pasha auf, darunter ein kleiner Hafen, Porto Palermo, wir biegen sofort ab und bleiben im Windschatten einer Ruine stehen. Ein Parkplatz wie für uns gemacht, schaut mal, was da jemand an die Wand gesprüht hat!
Während der ganzen Nacht tobt ein Gewitter, Donner und Blitz stundenlang, der Shelter schaukelt uns sanft in den Schlaf……
Bis bald, liebe Grüße!
Julia & Martin
Drink positive!
Frank
Hallo Julia, hallo Martin,
toll Euer Reisebericht aus Albanien. Wir waren dieses Jahr in der Saison da und fanden das Land die Menschen und alles super, freundlich und nett. Nach einigen Kulturstädten zieht es uns aber immer wieder ans Meer.
Wir sind dann ,weil das Wetter echt gut war, auch zum Gjipe Beach runter. Allerding nicht mit unserem Womo.
Die Einheimischen meinten der wäre etwas zu groß.
Nun ja zu fuß 30 min und wir waren am Strand . PS der weg ist maximal für VW Bus denke ich, und der sollte dann auch gut fahren können. Nun in der Haupt Saison ist es kein Geheim Tip mehr.
Es gibt mehrere Bars, ein oder zwei „Camping“ und sehr viele linear angeordnete Liegen und Schirme.
Egal wir waren ganz früh morgens da, zu der Zeit war noch wenig Betrieb.
Aber das Wasser herrlich warm und super Klar. Das war ein Mega vormittag.
Da hatten wir Nördlich von Vlora mehr Glück.
Frei Stehen direkt am Wasser.
Top Sonnenuntergang.
Und als die Einheimischen Fisch Abends nach Hause sind ( zuvor haben sie uns noch eine Große Tüte Obst geschenkt ) waren wir ganz allein.
Ich glaube ich muss Eure Reise Berichte noch ein paar mal durchgehen wir werden im nächsten Sommer wohl noch mal nach Albanien fahren vielleicht finde ich bei euch noch den ein oder anderen guten hinweis .
Ich wünsche Euch noch eine gut Fahrt habt viel Spaß und ein frohes Weihnachtsfest.
Liebe Grüße Frank aus MK
rappelkiste
Hallo Frank, schön, wieder von Dir zu hören! Wir wissen auch schon, daß wir auf jeden Fall wieder nach Albanien möchten. Vor allem möchten wir noch in die Berge fahren.Dieses Mal hatten wir leider nicht so gutes Wetter, weswegen wir ziemlich schnell durchgefahren sind. Die positiven Eindrücke bleiben aber unvergesslich.
Schauen wir mal, was ihr nächsten Sommer so berichtet….
Liebe Grüße Julia & Martin