Antarktis – Chinstraps auf Halfmoon Island, Südshetlands und Einfahrt in die Drakepassage 05.01.2025

Veröffentlicht in: Aktuell, Allgemein, Antarktis, Archiv | 0

120 Kilometer nördlich der Antarktis liegen die Südshetlandinseln. Mittags werden wir dort anlanden und eine Chinstrap Kolonie besuchen. Die siebte Pinguinart unserer Reise.

Der Tag beginnt mit einer Führung auf der Brücke. Der Diensthabende erklärt uns die Schiffstechnik. Das Schiff ist gerade mal zwei Jahre alt, sehr modern, alles vom Feinsten.

Alles ist doppelt und dreifach abgesichert. Für jeden Bereich gibt es mehrere Backups. Hochtechnisiert und zugleich mit den altbekannten Klassikern ausgestattet. Wasserwaage, Kompass, ein kleines Steuerrad für Handbetrieb, falls alle moderne Technik doch mal ausfallen sollte.

Auch das Logbuch: digital und handschriftlich

Drei Leute sind Standardbesatzung auf der Brücke. Ein Mann steht vier Stunden lang am Fenster und beobachtet Nonstop das Meer vor dem Schiff. Vier Stunden lang!

Er ersetzt sozusagen das Sonar. Das Sonar bleibt in der Antarktis abgeschaltet, denn es irritiert die Wale. Ohne Sonar können sie aber weder Wale orten oder erkennen, wie breit die Eisberge unter Wasser sind. Darum kümmert sich der Ausguck.

Krasser Job!

Eine halbe Stunde fragen wir dem Diensthabenden Löcher in den Bauch. Sehr interessant! Ob er schon in gefährlichen Situationen war? Oh ja, sagt er, bevor er auf der Diana angeheuert hat, ist er auf Öltankern gefahren, da wird es des Öfteren brenzlig. Das möchte man garnicht so gerne hören….

 

Nach dem Besuch auf der Brücke ist noch jede Menge Zeit bis zum Lunch. Ich verzieh mich in die Wellnessoase und gehe in die Sauna. Niemand da, außer mir. Danach planschen, ganz allein im geheizten Pool bei 1°C Außentemperatur und freiem Meerblick. Ein Traum!

Jetzt noch ein bißchen Whirlpool? Gerne! Alles nur für mich, besser geht´s nicht! Purer Luxus!

Pünktlich zum Lunch bin ich frisch und hungrig. Es gibt vegetarische Moussaka und Greek Salad.

So erreichen wir die südlichen Shetlands.

Unsere Gruppe wird um 15 Uhr zum Basecamp gerufen, ab in die warmen Sachen und zu den Zodiaks.

Halfmoon Island, hier lebt eine große Chinstrap – Kolonie. Auf deutsch heißen sie Zügelpinguine.

Es schneit dicke Flocken. Eine karge, zerklüftete Landschaft. Am Strand verrottet ein Walfängerboot aus vergangenen Zeiten.

Ungefähr 1,8 Millionen Wale sind zu Beginn des 20.Jahrhunderts geschlachtet worden. Unvorstellbar! Und es ist immer noch nicht vorbei. Japan, Norwegen und Island machen immer noch Jagd auf Wale.

Wer läuft uns als erstes über den Weg? Gentoos! Sie sind wirklich überall zuhause. Direkt dahinter eilen ein paar Chinstraps vorbei, Pinguine sind immer so beschäftigt.

Halbmondinsel klingt so schön, doch es ist eine raue, schroffe Gegend aus dunklem Gestein.

Da müssen wir rauf….

Der Boden ein Gemisch aus Pingu-Schiete, Federn, spitzem Stein und Moos

 

Hoch oben auf den Klippen haben die Pinuine ihre Nester.

Auf einem abgesteckten Pfad steigen wir bergan

Mit breiten Schwingen landen Dominikanermöwen auf den Felsen. Rücksichtslose Gesellen. Kaum taucht ein Wal auf, picken sie Parasiten von seiner Haut. Klingt erstmal gut, aber dabei stechen sie sehr tief zu, reißen Hautfetzen ab und verletzen die Wale. Vor allem Kälber und Muttertiere sind betroffen, denn sie müssen häufiger auftauchen.

 

Küstenseeschwalben und Skuas kreisen über unseren Köpfen

Die Chinstraps nehmen den direkten Weg über die Felsen, klettern über die scharfkantigen Brocken steil bergauf. Unglaublich, wie sie diese Wege meistern

 

Elegant springen sie von Stein zu Stein, wie die Rockhopper auf Falkland

Einer hat ein Steinchen im Schnabel mitgebracht. Unten angekommen, lässt er es fallen und guckt uns an. Schön sieht er aus mit dem weißen Gesicht und der Kappe auf.

Wie alle Pinguine sind auch die Chinstraps mehr neugierig als scheu, wenn sie auf uns treffen.

Schwung holen…und Hopp! Punktlandung!

Wir klettern weiter rauf zu den Felstürmen

Krasse Gegend. Oder liegt es nur am Wetter, das uns diese Insel so besonders rauh vorkommt?

Durch den Matsch aus Pingu-Schiete stapfen wir wieder abwärts.

Ein weiterer Pfad führt zu einer kleinen Bucht. „Tretet nicht auf das Moos!“ bittet uns Artem.

Okay. Über große runde Brocken kraxeln wir los. Wir geben uns die größte Mühe, aber Moos wächst wirklich überall, wie sollen wir da nicht drauftreten, Artem? Da müssten wir schweben…..

In der Bucht schwimmen blauschimmernde Eisberge. Zwischen den Steinen liegen grünliche und graue Walknochen. Seit Jahrzehnten liegen sie hier und trotzen Wind und Wetter. Erstaunlich, daß sie noch nicht zerfallen sind

An einer Lagune hat eine Robbe ihre letzte Ruhe gefunden.

Die Flossenknochen sehen aus wie unsere Handknochen

Ein Pinguinfuß, wie die Hand eines Alien aus einem Fantasy-Film

Am Strand schläft eine schwangere See-Elefantin.

Dimitri, der Robbenspezialist, ist ganz aufgeregt. See-Elefantinnen sind nie alleine unterwegs, schon garnicht, wenn sie  schwanger sind. Sie leben immer in Gruppen. Diese Dame hier ist etwas ganz seltenes und besonderes. In wenigen Tagen wird sie ihr Baby zur Welt bringen, sie wird schon wissen, warum sie lieber allein ist, sagt Dimitri.

Kurz wacht sie auf, schaut mal zu uns rüber, Nase kratzen, weiterratzen…tiefenentspannt

Durch den Wolkennebel schimmern die roten Gebäude der argentinischen Cámara Forschungsstation

Die Zeit rennt schon wieder davon, in vier Minuten sollen wir am Zodiak sein. Wie können denn 75 Minuten so schnell vergehen?

Wir schauen nochmal rauf zu den Chinstraps. Macht´s gut, ihr mutigen Überlebenskünstler

Halbwegs pünktlich kommen wir zurück.

Die letzte Zodiakfahrt dieser Reise. Henri schiebt das Boot ins Wasser. „Schnell, noch´n Selfie!“ ruft er. Während die Kameralinse beschlägt, machen wir ein paar Superfotos.

Die besten Selfies gelingen uns mit Tobi

„Our last Zodiak, so go for it, Tobi“ sagt einer der Mitfahrer. YEAH! Das muss man Tobi nicht zweimal sagen, er gibt Gas!

 

 

Dies war unser letzter Landausflug. Wunderschön! Acht Arten von Pinguinen leben in der Antarktis, sieben haben wir gesehen. Alle, außer den Kaiserpinguinen. Jede Art für sich ist sehr besonders. Allen gemeinsam ist eine bewundernswerte Geschicklichkeit, eine entzückende Neugier und die Stärke, mit der sie in dieser extremen Umgebung überleben.

Wir beide haben sie fest ins Herz geschlossen. Pinguine sind inzwischen eindeutig unsere Lieblingstiere geworden.

 

Unsere Skihosen sind ziemlich eingesaut, wir wollen sie waschen. Die Idee hatten schon viele Leute, die Wäschesäcke stapeln sich vor den Maschinen. Ach, dann verschieben wir das und gehen lieber Pizza essen. Vor den Fenstern gleiten die Felszacken der Südshetlands vorbei, es ist saukalt draußen. Wir haben´s gemütlich mit einem schönen Glas Wein und einer Runde SkipBo.

 

Emilio vertreibt uns die Zeit bis zum Abendbriefing

Was liegt morgen an?

Volles Programm.

Die nächsten zwei Nächte werden wir auf See in der gefürchteten Drakepassage verbringen. Zuerst mit Fünfmeterwellen, aber irgendwann wird es weniger werden. Brandon empfiehlt dennoch, Antiseekrankheitspillen zu nehmen, heute Nacht wird es heftig.

Nur noch zwei Tage bis Ushuaia. Eine komische Vorstellung, das jetzt schon die nächsten Gäste aufgeregt darauf warten an Bord zu gehen….

 

Dinnertime!

Wir beginnen mit einem Ziegenkäse-Soufflé

Gefolgt von einem Melonen-Tomatensalat mit Minze, Olivenöl und Sherry-Vinaigrette

Als Hauptgang wählen wir Adlerfisch mit Ingwer-Rosinen-Relish und Zitronenzeste

Das Dessert:

für Martin eine Rote-Beeren-Tarte

und für mich eine Baileys-Bananen-Crème Bruleé

Himmlisch!

Wir werden so dermaßen verwöhnt hier….

Mit unseren Weingläsern in der Hand fahren wir rauf in die Clublounge.

Mittlerweile spürt man die Wellen. Es schwankt mehr und mehr.

Die Vorhänge schwingen hin und her, wir müssen auf unsere Weingläser aufpassen, immer wieder rutschen sie langsam zur Tischkante…

Es ist sehr leer in der Clublounge. Schon beim Dinner blieb mancher Tisch unbesetzt. Viele Leute haben sich seekrank verziehen müssen,die Ärmsten. Zum Glück sind wir beide seefest.

Das Abendprogramm mit Karaoke. Lea aus England, Andrej und Ksasha aus Russland, Teodoro vom Service und Ahy aus China, sind voll dabei

Am Schluss beeindruckt uns Ahy, der in perfektem deutsch „Für mich soll´s rote Rosen regnen“ singt. Bravo!

Kurz vor Mitternacht, Zeit für uns nach Hause zu gehen.

 

Inzwischen schwankt das Schiff erheblich. Die Aufzüge werden abgeschaltet.

Wir sind mittendrin in der berüchtigten Drakepassage. Ohne festhalten können wir kaum noch über den Gang laufen.

Vor dem Fenster unserer Kabine schäumen die Wellenberge. Achterbahnfahrt. Hoch hinauf und WROMM!! mit Karacho hinunter ins tiefe Tal! Das knallt vielleicht!

„Das ist mal Rock`n`Roll, oder?“sagt Martin. Aber volle Kanne!

 

 

Jetzt nehmen wir vorsichtshalber doch noch eine Pille. Das kann ja lustig werden…..

Gute Nacht! Liebe Grüße, bis morgen!

Drink positive!

Auf Instagram: Rappelkisteberlin

 

 

 

 

 

 

 

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