Hui, das war eine Nacht! Die Drakepassage lässt grüßen! Ein paar Mal wurden wir wach, weil wir aus dem Bett gerutscht sind. Und es ist noch lange nicht vorbei. Aus den angekündigten Fünfmeterwellen sind irgendwann Achtmeterwellen geworden, erfahren wir später.
Ab 5 Uhr geben wir auf, können beide nicht mehr schlafen. Lieber Kaffee trinken und den furiosen Wellen zusehen. Vor dem Fenster wachsen Wasserwände in den Himmel, die das Schiff hochheben…..und wieder runtersausen lassen….es schäumt und knallt, wenn wir eintauchen.
Die reinste Achterbahnfahrt.
Wenn man bedenkt, wie hoch über dem Meeresspiegel unsere Kabinenfenster normalerweise liegen….die Bullaugen unter uns müssen komplett unter Wasser sein….gruselig…
Boogie Woogie mit den Wellen..
Das Gute ist, daß wir beide keine Angst haben. Im Gegenteil, wir fühlen uns sehr sicher an Bord der Diana. Nur laufen geht im Moment schlecht, ohne festhalten haben wir keine Chance ….
Kapsturmvögel begleiten uns die ganze Zeit durch Wind und Wellen.
Gegen 11 Uhr beruhigt sich die See tatsächlich, wir sind durch.
Die gefürchtete Drakepassage liegt hinter uns….
Weil so viele Gäste Fragen über die Schiffsküche gestellt haben, hält Chefkoch Amid einen Vortrag darüber, wie die Küche organisiert ist. Er ist ein guter Erzähler. Angefangen als Spülboy, dann immer weiter aufgestiegen. In Spitzenrestaurants auf der ganzen Welt gekocht. Jetzt hier an Bord geht es etwas ruhiger und vor allem: freundlich zu. „Hier ist jeder Mitarbeiter gleich wichtig. Die Leute an der Spülmaschine genauso wie die Chefköche. Hier wird nicht rumgeschrien und nicht geflucht. Wir arbeiten respektvoll miteinander“ sagt er.
Warum gibt es immer noch frischen Salat? Er erklärt die Lagerhaltung. Für jeden Bereich gibt es spezielle Kühlräume an Bord. Fleisch, Fisch, Gemüse, Obst, Eier, alles wird getrennt voneinander gekühlt. Obst, Gemüse und Salate werden alle zwei bis drei Tage umgeschichtet, von unten nach oben, von hinten nach vorne, um für alles dieselben Kühlbedingungen zu haben.
Wie berechnet er die Bestellmengen? Dafür schaut er in die Statistik. Wieviele Gäste? Aus welchen Ländern kommen sie? Wie ist das Durchschnittsalter? Aus diesen Daten kann er einschätzen, welche Vorlieben die Gäste wahrscheinlich haben werden.
16.000 Eier hat er für diese Tour bestellt und 700kg Tomaten zum Beispiel. Bananen und Brokkoli sind immer zuerst aufgebraucht.
Wieviel Essen wird weggeworfen? „Vom Büffet sind es 2-3%, was nicht aufgegessen wird, vom Dinner weniger“ sagt Amid. Wow, das ist beeindruckend.
Ein sehr interessanter Vortrag.
Nach dem Lunch müssen wir uns wieder hinlegen. Diese Antiseekrankheitspillen sind echte Schlaftabletten, furchtbar. Die nehmen wir nie wieder.
Den Nachmittag verbringen wir auf Deck in der Sonne. Das Meer wieder so blau und ruhig, als wär nix gewesen…
Kurz schauen wir bei Richard´s Vortrag über seine Antarktis-Expeditionen durch Sturm und Schnee rein. Er hat Skistöcke mitgebracht und spielt vor, wie er sich durch die Eisstürme gekämpft hat. Ein genialer Entertainer, macht großen Spaß ihm zuzuhören und zuzusehen.
Aber die Sonne auf Deck hat die besseren Argumente, wir gehen wieder raus…
Zum Captain´s Farewell am Abend gibt es Champagner, eisgekühlten Wodka und Kaviarhäppchen. Serviert vom Chefkoch persönlich.
Wir probieren mal….
Joah, Kaviar wird doch etwas überschätzt, oder? Wird nicht unser Lieblingsessen….
Eine kurze Rede vom Kapitän, dann holt er nochmal sein Team auf die Bühne
Das Abendbriefing von Brandon fällt kurz und knackig aus
Danach stürmen alle zum Dinner, das letzte Dinner á la carte.
Zum ersten Mal auf dieser Reise ist das Abendmenü fleischlastig. Zwei Vorspeisen mit Fleisch, als vegetarisches Hauptgericht gäbe es Auberginenröllchen, sonst Fleisch.
Macht nichts. Wir werden schon satt…
Der Restaurantchef begrüßt uns fröhlich, klopft Martin auf die Schulter und rückt mir den Stuhl zurecht. Er arbeitet jeden Abend mit, serviert, räumt ab, wie jede andere Servicekraft auch.
Auf dem Tisch steht immer ein Brotkorb und ein oder zwei Dips vorweg. Diese Spitzbrötchen sind die allerbesten Brötchen ever
Vom Menü nehmen wir eine klare Karotten-Ingwer-Suppe
Dann wählt Martin den gegrillten Lachs mit Ofenkartoffel und Extrapommes
und ich Spaghetti mit Tomatensoße, schlicht, aber deswegen nicht weniger gut…
Zum Dessert entscheiden wir uns beide für Sachertorte.
Aber vor dem Dessert bringt uns Agus noch diese entzückenden Schwan-Eclairs als Aufmerksamkeit des Hauses
Sind die nicht toll? Da haben sie in der Patisserie wieder etwas ganz Besonderes gezaubert! Sie müssen ja mindestens 160 Schwäne gemacht haben, so viel Mühe!
Jetzt kommt die Sachertorte
Fantastisch!
Sehr zufrieden mit unserem Dinner ziehen wir uns zurück, nach oben in die Clublounge.
Das Expeditionsteam veranstaltet einen Liars-Club. Alison moderiert. Dimitri, Nonniko, Artem und Henri erklären einen Begriff, nur eine der Erklärungen stimmt. Wir müssen raten. Sehr unterhaltsam und lustig.
Abschiedsstimmung liegt in der Luft. Unser letzter Abend auf See. Morgen läuft das Schiff im Hafen von Ushuaia ein. Alle sind traurig, das merkt man.
Auf Wunsch einiger Gäste gibt es heute Abend wieder Karaoke. Die üblichen Verdächtigen, Lea, Andrej, Ksasha, Ahy.
Lea singt nochmal mit dünner Stimme sehr mutig „Wake me up inside!“ von Evanesence. Kräftig unterstützt von Andrej. Was hier fehlt ist ein guter Moderator. Andrej könnte das machen, er versucht, alle Anwesenden zum mitmachen zu motivieren. Klappt nur mässig, ist aber trotzdem lustig. „Wake me up!“ wird zur SH Diana Hymne…
In unserem Briefkasten stecken zwei Urkunden: „Conqueror of the Drakepassage“. Mit unseren Namen und unterschrieben vom Captain und Brandon. Süß….
23:30, die Nachtsonne scheint so schön in unsere Kabine
Agosto hat Pralinen hingestellt, der Kamin knistert, alles ruhig, keine nennenswerten Wellen mehr.
Unsere letzte Nacht auf See. Ein Moment für einen tiefen Seufzer….
Gute Nacht! Bis morgen….
Julia & Martin
Drink positive!
Auf Instagram: Rappelkisteberlin
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