Griechenland: Abschied mit Burning Man

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Einsam rollt der Steyr über leere Strassen nach Kyparissia. Der Dieselpreis ist unter 1€ gesunken, das ist kaum zu glauben! Unsere Tanks sind noch randvoll, wir dürfen ja nur kurze Wege zum einkaufen fahren und verbrauchen nichts.

In der Stadt herrscht ziemlich normaler Betrieb. Viele kleine Geschäfte und die Cafe´s, die auch Gebäck anbieten, haben geöffnet. Die Leute sitzen mit ihrem „Nes“ – dem typischen kalten Nescafe´- auf den Bänken am Platz. Mundschutz sieht man seltener als letzte Woche, aber Handschuhe werden im Supermarkt noch getragen. Vor der Apotheke stehen die Kunden auf dem Bürgersteig Schlange, alle halten 1 Meter Abstand.

Okay, das ist kein Bild aus Griechenland, das hat uns Keule aus Berlin geschickt.

Ypomoni – Geduld – ein griechisches Wort, daß wir in den letzten Wochen gelernt haben. Selbst der kleinste Gemüseladen hat inzwischen eine Trennscheibe zwischen Kunde und Verkäufer. Wir erledigen unsere Einkäufe und bummeln etwas herum bis wir zurück zum Strand fahren.

Zwei aus der Findlingshundehorde von Sarah kommen vorbei. Yim, aus Thailand, begrüßt uns freundlich wedelnd mit ihrem lautlosen Raubtiergrinsen.

Das macht sie immer zur Begrüßung, nicht jedem ist das ganz geheuer. Dieses strahlende Grinsen hat ihr auch ihren Namen eingebracht: Yim heißt auf Thailändisch: lächeln.

Alle Hunde, außer Yim, haben bereits ein neues Zuhause in Deutschland, Sarah bringt sie irgendwann hin. Yim bleibt wie immer bei ihr.

Und Kurve, aus Albanien, würden wir selber gerne fast beinahe ganz knapp um Haaresbreite mitnehmen…..machen wir aber nicht. Sie hat ja auch schon ein neues Zuhause.

Christian, Fotograf und Journalist, veranstaltet mit uns einen Fotokurs. Wir lernen eine Menge Neuigkeiten über unsere Fotoapparate, mit Hilfe eines Kinderregenschirms erklärt er uns wie wir die Kamera optimal einstellen können. Schärfenunterschiede, Belichtungen und noch einiges mehr, wir haben einen tollen Nachmittag, viel Information und sehr viel Spaß! Vielen Dank!

Morgens laufen wir eine Stunde durch Melonenfelder und Pinienwälder. Die Melonen wachsen so schnell, wie im Zeitraffer.

Wir sehen mal nach dem Bootswrack:  ja, ist noch da. Ruhig liegt es in den Wellen, ahoi Kapitän!

Das Meer hat inzwischen angenehme Badetemperatur. Was für ein Genuß, sich morgens in die Wellen zu stürzen.

Während wir so im Wasser planschen, denken wir, daß jetzt hier ein ganz wunderbarer Sommerurlaub beginnen könnte…..

Die ersten Frühlingsblumen verblühen schon wieder, außergewöhnlich schöne Insekten schwirren durch den Thymian.

Es ist die sechste und letzte Woche des lockdown in Griechenland. Ab Montag, 04.Mai, dürfen wir uns wieder frei in Griechenland bewegen. Offiziell nur in der Heimatregion, aber wir Touristen haben hier ja keine Heimatregion, wir können frei entscheiden.

Unser buntes Quarantänecamp neigt sich dem Ende, demnächst werden sich unsere Wege wieder trennen. Als erster wird Willi abreisen, er hat eine der Fähren nach Italien gebucht, die die Botschaften von Frankreich und Deutschland organisiert haben. Das hat natürlich Konsequenzen: nämlich eine große Abschiedsparty! Dafür kommt uns die Walpurgisnacht gerade recht.

Patrick & Sarah bauen nachmittags einen Burning Man und stellen ihn auf die Wiese vor Willi´s Camp. In der Abenddämmerung wandern wir über den Strand zur Party.

Fast alle sind gekommen, mit denen wir die letzten Wochen verbracht haben. Jeder hat Essen und Trinken mitgebracht, aus der „bösen Box“ wummert die Musik. Die „böse Box“ kann sehr, sehr, laut sein und hat Willi hin und wieder ein wenig Ärger eingebracht. Aber heute ist die Lautstärke genau richtig!

Im dunklen zündet Patrick den Burning Man. Der erste Burning Man in Elea Messenia! Plötzlich aufkommender Wind sorgt für etwas Spannung und Aufregung, die Feuerfunken stieben, ein großes Spektakel!

Die Nacht ist warm, wir sitzen zusammen am Lagerfeuer, Josef von der „Ranzkapelle“ holt seine Gitarre und spielt für uns, später wummert wieder Partymusik aus der Box.

 

Ein Abschiedsfest nicht nur für Willi, sondern für uns alle. Unsere letzte gemeinsame Party, wir unterhalten uns über unsere Pläne. Wo geht´s als nächstes hin, wer bleibt noch, wer fährt nach Hause, wer muß nach Hause?

Irgendwann spät in der Nacht stolpern wir über den Strand zur Rappelkiste, ach, schön war´s mit euch!

Der Mond beleuchtet den Weg, winzige Sand- und Staubkörnchen flirren in der Luft.

Montag, 04. Mai, es ist soweit: der full lockdown ist beendet. Der lang erwartete Tag. Verwundert schütteln wir den Kopf: wie schnell sechs Wochen verflogen sind: wuusch!! Vorbei!!

Große Abschiedszeit, die Strandwiesen in Elea leeren sich. Die Polizei kommt mal wieder vorbei: „Hello, Passport please, wie lange wollt ihr bleiben? Wißt ihr nicht? Aha, have a nice day“. Freundlich wie immer. Patrick & Sarah, unsere direkten Nachbarn, laden ihre Hundemeute in die Autos, sammeln noch einen Streuner mehr ein und ziehen auf ein Privatgrundstück ein paar Kilometer weiter. Euch alle vermissen wir jetzt schon. Nach und nach brechen unsere Campfreunde auf. Auf Wiedersehen Leute, das war eine unvergessliche Zeit mit Euch!!

Und auf einmal stehen wir fast alleine hier. Und was soll ich sagen: das ist absolut großartig!

Martin baut uns ein Sonnenuntergangssofa für den Strand.

Abends sitzen wir mit einem angenehmen Getränk auf unserem Sofa am Meer und genießen beim Abendessen die Vorführung aus Licht und Wellen. Über dem Bergrücken hinter uns geht der Vollmond auf und löst das Sonnenlicht ab.

Bis tief in die Nacht bleiben wir hier sitzen. Die Nächte sind mit 18°C schon schön warm. Geht´s noch besser?

Nee, wir fahren hier noch nicht weg. Der Sommerurlaub kann beginnen!

Liebe Grüße, bis bald!

Julia & Martin

Drink positive!

 

 

 

 

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