Von Gibraltar nach Conil

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Drei Tage liegen wir schlapp und krank im Bett, dann geht es wieder aufwärts. Ganz fit sind wir noch nicht, deshalb steuern wir einen Campingplatz in La Linea de la Conception an, in direkter Nachbarschaft zu Gibraltar. Dieser Camping ist ein Sozialprojekt für Menschen mit Beeinträchtigungen, die hier beschäftigt sind. Sehr schön angelegt, etwas eng, sodaß wir vorsichtig rangieren müssen. Die nette junge Frau von der Rezeption begleitet uns auf jedem Meter und hält sich vor Aufregung beide Hände vors Gesicht. Sooo eng ist es jetzt auch wieder nicht….Der Platz an dem sie uns gerne einparken würde, ist zu schmal ( ziemlich schattig, wir stellen uns etwas umständlicher an als wir müßten…) Der Platz, den wir gerne hätten, scheint die einzige Möglichkeit zu sein und sie läßt sich dann doch überzeugen! Hier ruhen wir uns in der Sonne aus, erholen uns und waschen endlich die Wäsche.

Am nächsten Nachmittag radeln wir zur Grenze nach Gibraltar. Der Weg geht schön am Strand entlang. Die ersten Häuser von La Linea tauchen auf und der Weg schwenkt in kleine Strassen. Wo sind wir denn hier hingeraten? Alles ist eng und verbarrikadiert. Die Häuser sind klein, es sieht aus, als ob sie den Kopf einziehen. Die kleinen Fenster und Eingänge sind stark vergittert. Die Wände atmen Feuchtigkeit aus. Viele, viele Kinder sind auf der Strasse und als ein etwa 8jähriger Junge mit seiner Knarre in der Hand geduckt um die Ecken schleicht, hoffen wir, daß das wirklich eine Spielzeugpistole ist….

Etwas weiter kommen die ersten Hochhäuser, es wird belebter und schicker, wir kommen jetzt mehr in die Stadt hinein. An der Grenze ist jede Menge Betrieb. Direkt daneben befindet sich ein Yachthafen und hier bieten sich sehr schön gelegene Wohnmobilstellplätze an. Wir beschließen, am nächsten Morgen umzuziehen, dann können wir von hier aus mit den Rädern nach Gibraltar fahren.

Bei schönem Wetter parken wir am nächsten Tag im Yachthafen.

Wir richten uns ein, nehmen die Räder und radeln zur Grenze. An der Autoschlange vorbei, kurze Passkontrolle und schon sind wir in England! Die Strassen sind voll, es herrscht hektische Betriebsamkeit, viele Leute eilen an uns vorbei. Alle Preise sind in Pfund ausgezeichnet, Kinder sind in Schuluniform unterwegs und um es perfekt zu machen bekommen wir englisches Wetter: der Himmel zieht dunkelgrau zu und es fängt an zu regnen! Wir gehen die Fußgängerzone in der Altstadt von Gibraltar entlang, sehen kleine, malerische Häuser mit zierlichen Balkons und Erkern. Ganz verschachtelt ist alles. Äußerlich sehr schön, wenn man aber mal einen Blick in einen Hauseingang oder Innenhof werfen kann, bekommt man einen Schreck! Hier ist schon ewig nichts mehr renoviert worden. Verandas werden mit Gerüststützen abgestützt, Kabel und Leitungen hängen überall frei, der Putz und ehemals schöne Kacheln bröckeln von den Wänden.

     

Trotzdem gefällt es uns hier und natürlich müssen wir in einem Lokal noch british fish&chips essen.

Zur blauen Stunde versammeln sich englische Ladies am Stammtisch.

Am Rollfeld vor der Grenzkontrolle warten wir, bis ein Flugzeug gestartet ist, dann können wir die Startbahn überqueren. Die Abendsonne scheint wieder und wir sitzen noch lange draussen vorm LKW und schauen uns die Yachten an.

 

Wir sitzen morgens mit Kaffee auf einer Bank, zwei ältere Damen kommen vorbei, eine hat einen Strauß Löwenmäulchen gepflückt. Sie hält auf uns zu und drückt mir mit einem Lächeln vier Zweige in die Hand! So beginnt ein schöner Morgen! Wir fahren mit der Rappelkiste nochmal über die Grenze: der Diesel kostet 0,95€/ L, erstmal volltanken. Während wir tanken starten hinter uns wieder zwei Jets, wirklich erstaunlich, auf dieser kurzen Start – und Landebahn!

Tarifa ist unser nächstes Ziel. Kurz vor der Stadt werfen wir einen ersten Blick auf Afrika! Das ist wirklich nur einen Katzensprung entfernt! Wir fahren direkt zur Playa Los Llances, der berühmten „Landebahn“. In einiger Entfernung von einer Strandbar parken wir. Hier stehen viele große und kleine Wohnmobile, viele Surfer natürlich. Der Wind weht heftig, aber es ist kein Surfer oder Kiter draussen.

 

Wir wandern lange am Strand entlang und machen Pause auf dem Kunstrasen eines Resorts. Fest in englischer Hand, die Leute schon sehr fröhlich! Wir bleiben nicht lange und wandern wieder zurück. Auf halber Strecke machen wir nochmal in der Bar „Waves“ halt. Hier sind auch viele sehr lustige Engländer. Ein Hund läuft zwischen den Sesseln herum und pinkelt an die Blumentöpfe. Der Wirt scheucht den Hund vor den Zaun und ruft zu einem Wohnmobil rüber, dort scheinen die Hundebesitzer zu sein. Eine Frau kommt, ruft den Hund, aber der hat gerade was Besseres vor als zu gehorchen: er pinkelt nochmal an die Blumentöpfe. Der Wirt ist jetzt richtig wütend, schreit die Frau an und gibt dem Hund einen Tritt. In zwei Sätzen springt die Frau den Wirt an und hämmert mit Fäusten auf ihn ein! Sie schreien beide aufeinander ein, der Wirt schüttelt sie ab, beschimpft sie, daraufhin wirft sie wutentbrannt Liegestühle und Tische um! Sie schreit und flucht, bis ihr Mann kommt und sie zum Wohnmobil zurückzerrt. Man hört sie noch lange weiterzetern, es hört gar nicht mehr auf! Was für eine Szene! Irgendwann steigen dann doch alle ins Wohnmobil, inklusive Hund, und fahren ab.

Wir sitzen noch lange am Steyr, der Wind legt sich und der Abend ist mild. Riesige Containerschiffe schieben sich am Leuchtturm von Tarifa vorbei aus dem Mittelmeer in den Atlantik. Wir sehen Afrika, es scheint so nah zu sein. Vielleicht sollten wir doch die afrikanische Westküste runterfahren?

Am nächsten Morgen machen wir dann auch persönlich Bekanntschaft mit dem „Waves“-Wirt. Wir trinken draussen Kaffee, haben gerade beschlossen noch einen Tag zu bleiben. Der Wirt steht mit einem Besen in der Hand vor seiner Bar und fuchtelt mit dem Zeigefinger in unsere Richtung. Was soll das? Er macht sich auf den Weg zu uns, wir stehen ziemlich weit weg. Bei uns angekommen erklärt er uns, wir können hier nicht stehen, wir sind zu groß, niemand kann seine Bar sehen. Was?! Überall stehen Wohnmobile, wir sind hier nicht allein! Er schreit sofort los, ist wirklich aggressiv! Wir versuchen zu beschwichtigen – sinnlos. Er schreit einfach weiter. Wir versuchen ihm zu sagen, daß er auch ruhig mit uns sprechen kann, aber er hört uns gar nicht! Völlig in Rage brüllt er uns an : “ I am friendly, I am friendly, you fuck me, you fuck me!!!“ Wir versuchen, ihm zu sagen, daß seine Botschaft angekommen ist – interessiert ihn nicht! Ein einziger Wortschwall, wir werden beschimpft, er droht mit der Polizei, er zitiert den Paragraphen, der uns das Parken hier angeblich verbietet und so weiter und so weiter. Du meine Güte! Wir haben jetzt sowieso keine Lust mehr zu bleiben, er könnte jetzt mal aufhören, aber es geht noch ewig so weiter, der Mann ist komplett übergeschnappt! Findet er nochmal ein Ende? Nach einer gefühlten Ewigkeit geht ihm endlich die Luft aus und er geht schimpfend und fluchend zurück zu seiner Bar.

In aller Ruhe packen wir zusammen und starten. Wir könnten noch am anderen Ende der „Landebahn“ stehen, ganz, ganz weit weg von der Bar „Waves“, aber wir haben genug. Die „Landebahn“ ist eigentlich schön gelegen, aber man sollte unbedingt die Bar „Waves“ meiden!

Richtung Westen liegt eine große Sanddüne, durch die eine Strasse nach Punta Paloma führt. Wir biegen ab und queren oben die Düne. Man hat einen herrlichen Blick über die Bucht von Tarifa, die Strasse ist teilweise mit Sand zugeweht. Oben weichen wir ein paar Motorradfahrern aus und sinken tief im weichen Sand ein! Oh nein! Bedeutet das etwa schaufeln? Aber nicht doch: Martin macht die Sperren rein und ohne Probleme gräbt sich unsere Rappelkiste selber wieder aus dem Sand heraus! Hurra! Wir kehren um und fahren weiter Richtung Barbate. Am Cabo Trafalgar kennen wir einen Platz mitten in weißen, feinsandigen Dünen. Ein beliebter Surferspot, sicher gut besucht, aber jetzt könnten wir mit unserem LKW noch ein Stück weiter raus an den Strand fahren, stellen wir uns vor. Super, nichts wie hin! Als wir ankommen trauen wir unseren Augen nicht: alles zugebaut! Keine Dünen mehr da, nur noch Restaurants und Bars und angelegte Strandpromenade! Wie schade! Wir haben so oft von diesem einstmals so schönen Platz geschwärmt und uns so gefreut, wieder hinzufahren! Tja….vorbei…

Langsam müssen wir mal was essen, brauchen also jetzt irgendeinen Parkplatz. Wir biegen ab in die nächste kleine Strasse Richtung Meer.

Erst stehen links und rechts noch Häuser, dann endet die Teerstrasse, der Weg wird steinig und schmal. Äste zerkratzen unsere Seiten und ständig verstellen sich die Seitenspiegel, weil sie gegen Äste knallen. Wir passen gerade noch so durch, rumpeln langsam weiter und durchqueren einen kleinen Fluss. Noch um ein paar Kurven, wo wird das enden? Dann plötzlich wird der Weg weit und wir stehen hinter den Dünen auf einem kleinen Parkplatz. Das ist ja total schön hier! Wir können das Meer sehen, der Strand ist riesig und leer, keine Häuser weit und breit. Hinter den Dünen grasen viele Pferde, es blüht überall, große Schafgarbe,lila Skabiosen und die vielen anderen, deren Namen ich nicht weiß. Wir haben einen perfekten Platz gefunden! Hier bleiben wir erstmal stehen.

     

Morgens kommen viele Reiter und Hundespaziergänger vorbei. Ein paar Wanderer. Radfahrer, Angler. Ganz schön was los! Mittags kommt ein Engländer mit seinem kleinen Suzuki und lädt zwei Hunde aus. Anschließend zieht er sich komplett bis auf die Sonnenbrille aus und macht einen Nacktspaziergang mit den Hunden am Strand! Nach ca einer Stunde kommt er zurück, zieht sich wieder an und fährt weg.

Nachmittags kommt die Guardia Civil vorbei und geht mit Ferngläsern an den Strand. Im Hintergrund hält sich „Mister Nude“ auch schon wieder bereit. Er wartet, bis die Polizisten wegfahren, dann springt er aus den Kleidern und macht wieder eine Runde mit seinen Hunden! Es ist sehr unterhaltsam hier!

Zwei Nächte bleiben wir und geniessen. Dann schlägt das Wetter um. Es ist diesig und grau, Weiterfahrwetter. Der Kühlschrank ist auch leer. Wir wollen nach Conil. Dort parken wir unten an der Promenade und laufen hoch zur Markthalle. Conil ist überwiegend weiß und mit seinen verwinkelten Gassen wirklich schön. Wir überlegen zu bleiben und uns genauer umzusehen. Aber als wir zurück zum Steyr kommen, macht uns ein Polizist energisch klar, daß wir nicht parken dürfen. Dann eben nicht!

 

Ein paar Kilometer weiter finden wir einen Parkplatz auf Klippen. Unter uns liegt ein schöner Strand und auf dem Strand liegen zwei riesige tote Thunfische. Bestimmt 200kg schwer und etwa 1,5 Meter lang. Die Möwen waren zwar schon dran, aber sie sehen noch ganz beeindruckend aus. Sie müssen relativ frisch sein, denn sie riechen nicht streng.

Noch beeindruckender wird es aber ein paar Meter weiter: in einem Priel ist eine Portugiesische Galeere gestrandet! Eine hochgiftige Qualle, die man nur sehr selten sieht! Sie ist wunderschön, hat tiefblaue, lange Tentakel, ihr gasgefüllter, durchsichtiger Körper sieht aus wir eine Schiffchenmütze. Leicht bläulich, mit zarten Streifen und Punkten. Oben verläuft eine Zickzacknaht in leuchtendem Pink! Und ausgerechnet jetzt haben wir keinen Fotoaparat oder ein Handy dabei! Das gibt´s doch nicht?! Ein tolles Erlebnis dieses tödliche Tier wirklich mal zu sehen, ohne das es gefährlich wird!

Wieder zurück überlegen wir hier zu übernachten, aber wir könnten auch noch nach Cadiz fahren und abends durch die Stadt bummeln. Schöne Idee! Im Hafen von Cadiz soll es vier Stellplätze geben, da finden wir bestimmt was. Wir machen uns auf den Weg!

Bis bald!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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