Griechenland: In die Berge zu den Mönchen – Stemnitsa und Lousios Schlucht

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Wie wäre es mal mit etwas anderem als Meeresrauschen, Sand und Pinien? Immer nur Schwimmen gehen? Wie wäre es mit Felsen, Flüssen und wandern? Die Peloponnes hat mehr zu bieten – wir fahren in die Berge.

Vor Zacharo biegen wir ab und schrauben uns stetig bergauf. Oliven wohin das Auge reicht, Monokultur. Die Strasse mal breit mal schmal, wir durchqueren die ersten Bergdörfer, es ist noch Siestazeit, alles ruht.

 

Von hoch oben ein letzter Blick aufs Meer, wir schwenken ins Landesinnere. Jetzt wird es enger in den Dörfern. Wir sind gespannt, mit unserem roten Riesen könnte es schon mal knifflig werden. In Linistaina kommt die erste Probe: vorsichtig schieben wir uns an einem niedrigen Dach vorbei, der Außenspiegel 10cm entfernt von den Ziegeln. Eine schmale Gasse führt auf einen gepflasterten Platz mit großen Platanen. Ich behalte die großen Äste im Blick, ja, wir passen drunter durch. Das ging schon mal gut, mal sehen wie es im nächsten Dorf wird.

 

Die Landschaft verändert sich, kaum noch Olivenbäume, dafür Oleander, Steineichen, Maroni- und Feigenbäume.

So sieht eine ganz normale griechische Landstrasse aus:

Es tut richtig gut mal Laubbäume zu sehen.

Im Talkessel liegt Andritsena, da müssen wir durch. Ein Städtchen mit alten Steinhäusern, vor den Tavernen sitzen ein paar Leute unter Platanen. Sehr einladend! Südfrankreich kommt uns in den Sinn. Ein paarmal wirds heikel wegen parkender Autos und tiefen Balkonen. Der spärliche Gegenverkehr weicht uns aus, lässt uns durch, alle denken mit, wirklich angenehm zu fahren.

Auf den Fotos sieht es etwas oll aus, aber Andritsena hat uns sehr gut gefallen, irgendwann werden wir uns das mal genauer und länger anschauen.

Aus dem Tal geht die Fahrt wieder bergauf, Steinschlag hat die Fahrbahn beschädigt.

Zwei 1000 Meter Pässe sind zu überwinden, unser heutiges Ziel – Stemnitsa – ist nicht mehr weit entfernt. Auf einem hohen Berg liegt spektakulär die Burg von Karystaina – wir haben aber heute keine Lust dort hinzufahren, ein andermal…..

Wir biegen falsch ab, ich sehe auf der Karte, daß wir auch diese Route fahren können, kürzt sogar etwas ab! Na perfekt!

Die Strasse sieht breit genug und ordentlich aus, alles klar. Irgendwann soll es geradeaus auf einem Schotterweg weitergehen, das ist uns nicht geheuer, wir schwenken nach rechts und bleiben auf Asphalt. Aus der Abkürzung wird ein Umweg…..Immer enger wird es, wir haben grad noch Rappelkistenbreite, wenn es so bleibt ist alles gut. Aber die Strasse, löchrig von Steinschlag, wird nochmal enger, die Reifen rollen links und rechts durchs Gestrüpp. Und dann ein Dorf…..

Wenden können wir nicht, also durch und das Beste hoffen! Dicht gedrängt stehen die Häuser, rechts ein Balkon, links ein Abgrund, voraus eine 90°- Kurve. Vorsichtig schieben wir uns voran, passen geradeso unterm Balkon durch, bangen: wie geht es nach der Kurve für uns weiter? …… Ein erster Blick…..Gut! Die Strasse weitet sich, die Häuser weichen zurück, kein Problem mit der Durchfahrt! Erleichtert erreichen wir die Hauptstrasse und fahren ohne weitere Umwege nach Stemnitsa. Unsere letzte Herausforderung für heute: kurvig und schmalspurig, langsam durchqueren wir das Städtchen und finden einen stark abschüssigen Parkplatz für die Nacht.

Stemnitsa liegt auf knapp 1100 Meter und beherbergt die einzige Gold – und Silberschmiedeschule Griechenlands. Die jungen Auszubildenden halten die Stadt lebendig, es ist einiges los auf der Platia. Wir bummeln ein wenig herum, sehen uns die Schmuckgeschäfte an, für uns als gelernte Goldschmiede sehr interessant. Überall plätschern Bächlein, aber viele der schönen, alten Steinhäuser sind leer, vielleicht Sommerhäuser. Bei einer Taverne unter Platanen essen wir zu Abend und kehren erst spät zurück zu unserem schrägen Bett.

Sonntag, die Kirchenglocken wecken uns, ein strahlend blauer Morgen, als erstes holen wir frisches Brot beim Bäcker. Stemnitsa im Sonnenlicht, nochmal anders.

Von unserem Parkplatz sehen wir hinunter in die Ebene von Megalopoli. Ca 800 Meter unter uns liegt die Lousios Schlucht, dort wollen wir heute wandern. Knapp 9 Kilometer auf 19 steilen Serpentinen führen uns hinunter. Den Abgrund in den Kurven vor Augen, die Strasse wie immer erst okay, dann immer schmaler und schlechter. Gaaannnz laaaaangsaaaam und konzentriert tasten wir uns durch die engen Kehren von 1057 Metern Höhe auf 336 Meter hinab nach Gortys.

Der Parkplatz ist viel kleiner als erwartet und schon gut gefüllt, wir ergattern den letzten möglichen Platz ganz dicht am Wegrand. Zehn Minuten später ist auch das letzte Fleckchen belegt, da haben wir echt Glück gehabt!

Durch die Lousios Schlucht möchten wir zu zwei Klöstern wandern, das erste Kloster – Prodomos – schließt laut Internet um 14 Uhr, da haben wir noch zwei Stunden Zeit.

Die Wanderschuhe angezogen, Wasser und Schnittchen eingepackt, los geht´s. Ein Schild am Wegrand informiert uns, daß das Kloster bereits um 13 Uhr schließt, ups! Jetzt aber hurtig!

32°C im Schattenwald. Im Eiltempo stiefeln wir los, nur bergauf, alles, was wir eben runtergefahren sind müssen wir jetzt wieder hochlaufen, denken wir. Eine Brücke führt über den Lousios, kühl und reißend braust er über die Felsen.

 

Eine dreiviertel Stunde keuchen wir bergan und dann entdecken wir das Prodomo Kloster: hoch über uns an die Felsen geklebt – sensationell!

 

Wir öffnen ein Gittertor und treten ein in den kühlen Innenhof. Gleich am Eingang hängt am Wasserhahn eine Kelle, damit die Wanderer sich erfrischen können. Ein Schild weist uns daraufhin, daß Männer in kurzen – und Frauen überhaupt in Hosen nicht gern gesehen sind. Im Hof hängen Wickelröcke und riesige Jogginghosen bereit um die Beine zu bedecken.

Durch die uralte eisenbeschlagene Holztür betreten wir das Kloster, innen ist fotografieren nicht erlaubt. Ein Duft von Bienenwachskerzen empfängt uns, mehrere Stufen führen in das obere Stockwerk, alles ist weiß getüncht und überraschend hell. Wir kommen in eine hohe, höhlenartige Halle mit großen Fenstern unter der Decke. Bienenwachskerzen brennen, ein junger, freundlicher Mönch erwartet hier die Gäste und erklärt, welche Räume wir besichtigen dürfen. Rechterhand ist die Kapelle in den Berg geschlagen, davor Malereien in dunklen Farben auf der Felswand. Über ein paar Stufen geht es hinein. Der Raum ist winzig klein und stockfinster. Weihrauch hängt in der Luft. Links und rechts stehen geschnitzte Stühle mit hohen Lehnen, verzierte kleine Kerzenhalter hängen von der Decke, tauchen alles in schummriges Licht. Auf Buchständern liegen aufgeschlagen uralte Bücher, die düsteren Wandmalereien sind kaum zu erkennen. Mystische Stimmung, man kann sich sehr gut vorstellen wie die schwarz gekleideten Männer hier im Dunklen in Meditation, Gebet ( und Schlaf? ) versinken.

Über weitere Treppen gelangen wir noch höher in einen Raum mit großer Fensterfront und langem Tisch, vielleicht mal der Speisesaal. Von hier aus betritt man den Balkon und hat einen herrlichen Ausblick in das Tal. Die Mönchszellen haben jeweils einen eigenen Balkon, recht nett sieht das aus. Die früheren Zellen im Felsen wirken da wesentlich kärger……

Wieder drinnen geht es ein paar Stufen weiter zu einer Kammer. Auf einem Regal liegen die Schädel der früheren Brüder. Manche schauen uns an, andere nicht, ob das was zu bedeuten hat?

Zurück in der Halle kommen wir in eine „Teestube“. Bequeme Sofas, alte Fotos und Portraits von Mönchen an den Wänden, auf einem Tisch steht Kaffee, Wasser und Süßes bereit. Hier kann man verweilen. Martin probiert das quietschsüße Lokumkonfekt – wird nicht sein Liebling.

Unsere Besichtigung ist zuende, wir stecken noch eine Spende in den Opferstock. Als wir das Gebäude verlassen kommt uns ein Mönch mit einem Riesenkochtopf entgegen. Es duftet nach Mittagessen. Beeindruckt vom Kloster setzen wir uns draußen in den Hof und packen unser Vesper aus. Eine Glocke wird geschlagen, um 13:30 Uhr schließt sich die Holztür.

Noch ein letzter Blick zurück, der anstrengende Marsch hier hinauf hat sich voll gelohnt.

 

Wir möchten weiter zum Philosophou Kloster wandern. Erstmal wieder bergab durch einen lichten Wald, wir überqueren den Fluss und steigen abermals bergauf.

 

Nach einer halben Stunde merken wir, wie erschöpft wir sind. Die Hitze tut das übrige dazu, nach einer Rast beschließen wir umzukehren. Das Philosophou Kloster wird noch etwas warten müssen. Der lange Heimweg wird für uns genug sein.

Am ehemaligen Waschplatz der Mönche ruhen wir noch einmal aus,

am späten Nachmittag sind wir wieder bei der Rappelkiste, der Parkplatz ist leergefegt. Direkt unter der Brücke beim Parkplatz rauscht der Lousios. Ein kühles Bad ist jetzt genau das richtige!

Schnell in die Badesachen geschlüpft und hinunter zum Fluss gestiegen. Wir stürzen uns in die Fluten…..kalt ist gar kein Ausdruck! Eisig ist das Wasser, die frostige Kälte tut weh an den Knöcheln!! Aber so erfrischend, immer wieder klettern wir raus und rein, geradezu süchtig nach der Abkühlung im weichen Wasser.

Für die antike Tempelstätte Gortys ( links ) fehlt uns der Elan, wir lassen die Luftkamera fliegen, wenn man ganz genau hinschaut, kann man im roten Rahmen das Kloster erkennen

Über Nacht bleiben wir hier und lassen den Tag mit frischem Rosé ausklingen…..wunderschön war´s……

Bis bald,liebe Grüße!

Julia & Martin

Drink positive!

Auf Instagram: rappelkisteberlin

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