Früh morgens in Gortys – Lousios Schlucht. Wir starten bevor die Tagesbesucher zum Prodomous Kloster kommen und der Parkplatz zu voll wird.
„Schau mal, es gibt noch einen anderen Weg als die Horrorserpentinen!“ hatte ich vorher gar nicht gesehen…..
Es geht bergauf, aber gemässigt. Vor Stemnitsa biegen wir rechts ab, wir wollen heute zur „Cave of Lakes“ bei Kastria. Feuerdornhecken und Holunderbüsche säumen die Strasse.
Auf 1100 Metern Höhe sehen wir Maroni- und Walnussbäume, ihre ausladenden Kronen im Herbstlaub. Und dann Tannen, die Hänge voller Tannen, die Strasse in dunkelgrünes Licht getaucht, wunderschön! Im Zick Zack über die Strasse verläuft mit armdicken verdrehten Kabeln die Stromleitung. Mitten im Tannenwald eine Lichtung, schnurgerade wie eine Landebahn. Teppiche von rosa Alpenveilchen und gelben Herbst- Goldbechern blühen an den Strassenrändern. In der Gegend von Elati stehen Blockhaus – Sommerhäuser im Wald, „Chalet`s“ genannt, Campingplätze und Luxushotels.
Bei Kastria erreichen wir die „Cave of Lakes“. Die Höhle wurde bereits in frühgeschichtlicher Zeit erwähnt aber erst 1964 genauer erforscht. Ein unterirdischer Fluss durchfließt die Höhle auf drei Terrassen. 13 wassergefüllte Becken, kleine Seen, haben sich gebildet. Ca 500 Meter der bisher erforschten zwei Kilometer können besichtigt werden.
Für 9,-€ Eintritt wird man hindurchbegleitet. Maske und Handschuhe sind Pflicht, ein warmer Pulli empfiehlt sich, die Temperatur beträgt konstant 15 Grad Celsius, Sommer wie Winter. Pro Führung ist die Teilnehmerzahl auf acht Personen beschränkt. Durch einen Tunnel betreten wir eine mehr als 20 Meter hohe Höhle, eine gewaltige dunkelgraue Felsenkuppel, beeindruckend!
Fotografieren ist leider nicht erlaubt ( es gibt sehr schöne Bilder im Internet – Cave of Lakes – ) An der Decke hängen Trauben von Fledermäusen und zwitschern sich leise zu. Über schmale Betonstege mit Edelstahlgeländern laufen wir los, die Führung ist auf griechisch aber der Guide erklärt uns auch ein wenig auf englisch. Und macht Tempo…..schnell zieht die Minigruppe voran, wir bleiben zurück, es gibt doch so viel zu sehen……Imposante Stalagmiten und Stalagtiten, einige fast zusammengewachsen, nur noch ein – oder zweihundert Jahre trennen sie. Im Durchschnitt wachsen sie einen Zentimeter in hundert Jahren. Unter unseren Stegen schimmern die glasklaren Seen, drei sind zu besichtigen. Becken mit „Staumauern“ aus Tropfstein und Kalk, jetzt noch mit Niedrigwasser. Das ändert sich im Winter, dann schwappen die Becken über und Wasserfälle entstehen.
Hoch über uns wirken manche Deckenfelsbrocken als ob sie kurz vorm Absturz sind, gruselig.
Und dann der Hammer: meterhohe cremeweiße Sinterfahnen, wie „Theatervorhänge“ aus besonders kostbarem Stoff hängen sie von der Decke. Der weiche Faltenwurf glitzert, Schneeköniginnenmäntel……..staunend und mit großen Augen bleiben wir stehen……..oppah, weiter, weiter unser Guide hat´s eilig.
Und da sind wir auch schon am Ende angelangt, der letzte Raum über einem See, wieder groß,weit, felsig. Umkehren, der Guide bleibt uns auf den Fersen, wir fühlen uns wie Hühner, die man aus dem Stall scheucht. Eisern bleiben wir nochmal bei den märchenhaften Sinterfahnen stehen, aber wir haben keine Ruhe. Schade, so macht die Besichtigung keinen rechten Spaß, man hat keine Zeit zum ausgiebigen bewundern der Naturschönheit. Hatten wir zuerst gedacht, daß wir uns die Höhle im Winter nochmal ansehen, kommen wir jetzt davon ab. Nach 20 Minuten sind wir wieder draußen, steigen in die Rappelkiste und fahren weiter.
Da wollen wir rauf: in´s Helmos Gebirge
Durch Städtchen und graue Felsen führt die Strasse zum kleinen Skigebiet auf 1680 Metern in der Nähe von Kalavrita.
Ein großräumiger Parkplatz vor den Liften verrät, daß im Winter einiges los ist. Wir wandern herum und entdecken eine Piste abseits des Parkplatzes. Juhuuuhhh Gelände fahren!! Martin startet den Motor, vergnügt rumpeln wir querfeldein und finden bei ein paar Bäumen einen wunderschönen Übernachtungsplatz im Grünen…
Eine Schafherde bimmelt vorbei, begleitet von einem kleinen Hund. Ein paar Kuhfladen liegen herum, aufpassen wo man hintritt! Außer dem Wind in den Tannen, dem Pfiff eines Bussards und den vorbei sausenden Insekten und Bienen hört man nichts. Die Welt kann so leise sein……
Die Morgensonne färbt die aufziehenden Wolken zartrosa. Die Luft ist herrlich frisch, aber das Licht wird gräulich und milchig, starker Wind kommt auf. Mit Bedauern packen wir zusammen; auf jeden Fall werden wir wiederkommen und länger bleiben, das ist sicher!
Über die Piste holpern wir zur Strasse. Die Bergwiesen sind übersät mit weißen und lila Herbstkrokussen. Graugrüne Stachelbäume tragen kleine Äpfelchen mit roten Herbstbacken.
Nach einigen Kilometern abwärts am Rand einer Hochebene durchqueren wir Kalavrita, wo die Deutschen im Dezember 1943 ein grauenhaftes Massaker angerichtet und hunderte von Männern und Jungen ermordet haben. Ein auffälliges Monument erinnert daran, wir können nicht anders als uns zu schämen.
Aus der Stadt hinaus rollt die Rappelkiste weiter hinab zum Meer. Äpfel und Pfirsiche wachsen in den Gärten. Wir sehen kleine Weinberge, eine Winzerei, die Felsen sind nicht mehr schroff sondern knubbelig.
Und weiter runter, die Steinschlagbarrieren werden vom Fels weggedrückt und müssen extra verstärkt werden. Der Beton sieht nicht gerade vertrauenerweckend aus……
Zwischen den Berggipfeln erste Blicke auf das Meer.
Von 1680 Metern runter auf Meeresspiegel, unten in Diakopto am Kiesstrand angelangt gehen wir erstmal schwimmen.
Platt wie ´ne Flunder, mehr ein See als das Meer. Ein Grieche spricht uns an und empfiehlt uns einen guten Stellplatz einen Kilometer weiter, dankeschön! Das machen wir! Es ist mittags, der empfohlene Platz gefällt uns. Die beiden Camper, die am Vorabend noch oben an der Liftstation geparkt hatten, sind auch da, wir lernen Harry kennen, liebe Grüße!
Der ganze Tag ist wie aus warmem Milchglas, weißtrübes Licht. Wir schwimmen, faulenzen in der Sonne, das Wasser schwappt leise vor sich hin…ein älterer Mann schiebt sein Moped heran, der Reifen ist platt. Martin versucht mit unserer LKW-Druckluft aufzupumpen aber jede Hilfe kommt zu spät, der Reifen ist hin….
Die neueste Nachricht auf dem Handy verkündet verschärfte Maßnahmen für Patras: permante Maskenpflicht, auch draußen. Die Provinz Achaia, da sind wir gerade, wird zum Risikogebiet erklärt.
Unsere Landshuter Freunde, die wir in Igoumenitsa überraschen möchten, sind von zuhause losgefahren. Noch ahnen sie nichts, aber wir müssen vorsichtig sein mit Fotos und Nachrichten.
Bei Menidi auf dem Festland haben wir im Sommer von der Strasse aus eine Traumlagune mit weißem Strand gesichtet, das möchten wir uns genauer ansehen und ein paar Tage bleiben. 190 Kilometer Straße liegen vor uns, ein straffer Fahrtag. Die Fähre nach Andirrio legt diesmal vom Osthafen ab, keine Ahnung wieso. Am Nachmittag in Menidi angekommen fahren wir direkt in die Fußgängerzone! Erst im zweiten Anlauf finden wir die LKW gerechte Strasse durch den Ort. Wir sind gespannt: an der Mole vorbei, über Schotter lenkt Martin auf die Lagune. Der Weg sehr eng und zugeparkt, der karibikweiße Strand entpuppt sich als heller Kies…..okay, das geht ja noch – aber überall liegt Müll, es müffelt, Mückenschwärme tanzen sich warm für ihre blutige Mahlzeit…..alles in allem, eine kleine Enttäuschung. Das haben wir uns ganz anders vorgestellt! Wir überlegen hin und her, dann richten wir uns trotzdem ein, es ist schon zu spät zum weiterfahren. Eine ältere Dame spaziert vorbei und erzählt uns, daß der Platz nicht sicher für die Nacht sei. „Gefährlich, kommen Leute und patsch, patsch!“ sagt sie immer wieder. Auf den Rat Einheimischer soll man hören, wir packen und rollen zurück auf die Mole. Als sie uns dort sieht strahlt sie übers ganze Gesicht: „kalá, kalá, gut, gut!“ Ein kleiner Spaziergang durch Menidi, wir sehen den Anglern zu, machen früh Feierabend. Nachts zieht ein Gewitter über uns hinweg, Mücken saugen uns aus – wir haben keine gute Nacht.
Menidi zu verlassen fällt uns nicht schwer. Obwohl es ein niedlicher Ort ist. Durch eine Schlucht gelangen wir nach Arta, bewundern die alte Brücke und machen einen kurzen Stop im Jumbo Market, der sich schon für Weihnachten rüstet.
Wir sind fast am Ziel, nach den vielen Fahrtagen möchten wir jetzt wirklich mal ein paar Tage stehenbleiben. Ca 40 Kilometer vor Igoumenitsa biegen wir ab zum Strand von Karavastosi, den Platz kennen wir gut, einer unserer Lieblinge.
Arne ruft an: „wir sind nur 16 Kilometer von euch weg, wir kommen gleich vorbei!“ Die junge Familie haben wir im letzten Winter in der Navarinobucht kennengelernt und Kontakt gehalten, jetzt treffen wir uns wieder, prima!
Am nächsten Tag ist Wandertag: zu sechst ziehen wir los, der kleine Arien kommt bei Pätti in die Rückentrage, die fast 5jährige Amaya läuft mit uns mit. Sommerliche Hitze, durch einen grünen Torbogen betreten wir den angenehm kühlen Wald. Der Weg ist mehr ein Eselspfad, früher mal als Holzbohlentreppe angelegt, jetzt sind die meisten Stufen zerfallen. Es geht einen Berghang hinauf, so steil, daß man manchmal auf allen vieren nach oben kriechen möchte. 200 Höhenmeter direkt rauf. Durch ein Gittertor kommen wir auf ein Plateau mit sagenhaftem Überblick, geschafft! Erstmal Pause……
Der harte Aufstieg hat sich gelohnt. Auf der Hochebene wandern wir durch eine Siedlung aus dem 4.Jhd vor Christi. Die großen Felsbrocken sind genial zu Mauern zusammengefügt, wir sehen Brunnen, Strassen, eine alte Zisterne. Um die 5000 Menschen sollen hier einst gelebt haben.
An der Klippe entlang wandern wir in großem Bogen zum Strand zurück. Über breite Wege geht es abwärts. Wildschweine haben hier alles umgegraben. Wir ducken uns unter den Netzen für die Olivenernte durch. In einem uralten, großen Exemplar hängt eine etwas merkwürdige Vogelscheuche
Plötzlich ein Zaun, offensichtlich Privatgelände. Müssen wir etwa umdrehen und alles wieder hochlaufen?! Auf gar keinen Fall! Wir schlüpfen unter dem Drahtzaun durch, betreten ein Gelände voller Müll und Schrott.
Ein weiterer Zaun, dahinter bellt irgendwo ein Hund, beunruhigend……wir müssen da trotzdem drüber, hoffentlich ist der Hund nett…..
Der arme Kerl hockt in einem Wellblechverschlag im dunklen und hat fürchterlich Angst vor uns, das tut uns leid…….
Bei einem geschlossenen Restaurant steigen wir nochmal über ein Tor und sind nach mehr als drei Stunden wieder unten am Strand. Müde und zufrieden steuern wir die erste Taverne an und erholen uns bei Espresso freddo und Eiscreme.
Ein wunderschöner Tag! Aber morgen legen wir uns nur faul in die Sonne, ganz sicher!
Bis bald, liebe Grüße!
Julia & Martin
Drink positive!
Auf Instagram: rappelkisteberlin
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