Warme Sommerabendsonne blitzt durch die Blätter der Orangen- und Olivenbäume. Wir sitzen im Plantagengarten unserer Freunde in Kakóvatos, kühle Getränke auf dem Tisch. Stieglitze sausen hin und her, die Schnäbel voller Ästchen. Die Hunde toben durch den Garten, 2 Welpen spielen in ihrem Gehege. Die beiden wurden in einer Mülltonne gefunden und hier abgegeben, jetzt werden sie aufgepäppelt und dann an freundliche Menschen vermittelt.
Ostern ist vorüber, aber der Bäcker hat morgens immer noch geschlossen, nanu? Wir fragen nach.
Aha! Weil der 1.Mai auf Ostern fiel, wurde er auf heute – den 4. Mai – verschoben. Schlaue Idee! 2 Feiertage gleichzeitig, das geht ja wirklich nicht….
Für uns ist tatsächlich Tag der Arbeit: das große Schild der Wäscherei ist fertig und muß aufs Dach.
Nebenbei wird noch Wäsche gefaltet. Dabei mache ich eine schreckliche Entdeckung:
ich habe meinen alten Ipod mitgewaschen, ertränkt bei 40 Grad in der Waschmaschine. NNNAAAIIINNN!!! Doch – der ist tot.
„Einfach nochmal an Strom anschließen, vielleicht…..“versucht Martin zu trösten. Ohne Hoffnung schließe ich den Ipod an Strom an…..und Ping! leuchtet der Apfel auf! Er lebt!! Die Freude ist riesengroß! Und blitzsauber ist er jetzt auch noch, ich bin restlos begeistert!
Trotzdem möchte ich das nicht zur Nachahmung empfehlen und man möge mir diese kleine, unbezahlte Werbung verzeihen…
„Wir treffen uns Sonntag auf dem Markt in Kopanaki!“ verabreden wir mit Sarah und Patrick. Die Zeit bei Filía ist mal wieder verflogen.
Heute starten wir unsere Abschiedstour. Die gesamte Senioren-WG ist von Elea zur Navarinobucht umgezogen, wir möchten sie alle gerne nochmal treffen. Schön, daß sie alle zusammen stehen, lustig, wenn man fast jeden kennt, der in der Bucht parkt.
Das frühe Morgenlicht spiegelt sich im Wasser. Vor uns liegt wieder ein heißer Sommertag, die Badehandtücher flattern im Wind, ohne dieses Lüftchen wäre es sicher nicht so angenehm. Mit Sylvia und Alfred wandern wir 3 Kilometer am Strand entlang nach Gialova und essen dort hervorragend zu Mittag.
Nach ein paar Tagen mit der fröhlichen Truppe heißt es Abschied nehmen. „Wo sind bloß die 7 Monate hin?“fragt Sylvia. Kaum zu glauben, wie schnell die Zeit verging, seit wir die Beiden im Oktober in Igoumenitsa abgeholt haben. Die gemeinsame Reise nach Süden, den Beginn des zweiten Lockdown Anfang November, die Verhaftungswelle in Elea, Weihnachten und Silvester, die Stürme im Januar und Februar, mehrere Geburtstagsfeiern – soviel haben wir zusammen erlebt, es war eine wunderschöne Zeit. Auf Wiedersehen, macht´s gut ihr alle!
Abends treffen wir unsere Freunde aus Kamari in Giorgos´ Taverne in Elea. „Goodbye, hope to see you again soon!“verabschieden sie uns kurz vor der mitternächtlichen Sperrstunde.
Dimitris treffen wir auf einen letzten Tsipero am Strand ( endlich ist diese Flasche leer! ) und laden kanisterweise sein feines Olivenöl in die Rappelkiste. Er beschenkt uns mit Kalamataoliven von seiner Familie und einer Flasche griechischem Rosé. „Tha ta poúme, Dim!“
Sonntags schlendern wir über den Markt in Kopanaki, der endlich wieder voller Leben ist. Bei der Taverne am Platz treffen wir Sarah und Patrick zum Mittagessen. Wir gehen hier immer nach dem Einkauf essen, wenn man uns läßt. „Welcome back“ begrüßt uns fröhlich der Chef, seit wann wir wieder in der Gegend sind, fragt er und staunt, als er hört, daß wir schon den ganzen Winter hier sind.
Nach dem Kaffee laufen wir zu den Fahrzeugen. „Sehen wir uns nochmal, oder ist das jetzt Abschied?“fragt Sarah. „Abschied“ „Wir wünschen euch einen schönen Urlaub in Deutschland und kommt bald wieder nach Hause“ sagt sie. So eine Abschiedstour geht ans Herz…..einmal tief Luft holen und weiter….
Zurück in Elea, der letzte Abend an unserem geliebten Strand. Kerstin und Kai kommen zu Besuch, wir sitzen bis spät in die Nacht gemeinsam auf Decken am Meer, es ist so mild draußen. Teddy, der Strandstreuner, der uns immer so treu beschützt hat, bleibt die ganze Zeit in der Nähe. “ Ach Teddy, wenn du wüßtest, daß wir deine Kastration bezahlt haben….“sagt Martin
Mit seiner Streunerfreundin gräbt er tiefe Löcher in den Sand, die beiden toben und spielen am Strand, aber je später der Abend desto enger kuscheln sie sich bei uns an.
Das ist unser Elea, denken wir: zum Sonnenuntergang am Strand sitzen, liebe Leute kommen vorbei und wir verbringen einen wundervollen, ungeplanten, gemeinsamen Abend unter den Sternen bis tief in die Nacht.
„Alles fertig?“ Ja, leider….seufzend starten wir am Morgen die Rappelkiste, unser sonnengebleichtes Strandsofa bleibt unter der Pinie zurück. Kai kommt nochmal vorbei und schenkt uns eine große Flasche Tsipero. Jetzt haben wir wieder eine volle. „Damit ihr euch in Berlin erinnert und wiederkommen wollt“
Beim Wasser tanken schwirren die zarten, langschwänzigen Falter um uns herum, die Oliven sind voller Blüten. Das könnte eine gute Ernte werden. Oleander und Bougainvillea leuchten flammendrot und violett, es duftet nach Jasmin. Giorgos baut seine Beachbar für den Sommer auf……seufz….auf Wiedersehen!
Bei der Bäckerin kaufen wir „psomí mavro“, dunkles Brot und Kouraviès, meine Lieblingskekse. Sie schenkt uns noch 8 Eier dazu.
Mit lautem Dauerhupen dröhnen wir an Filía vorbei…..
Ach, Hellas, ungerne verlassen wir dich……
Die letzten Tage vor Abfahrt der Fähre wollen wir in Gianiskari verbringen.
Auf einem Supermarktparkplatz in Pyrgos steht der größte Olivenbaum, den wir je gesehen haben. Bei einer Strassenhändlerin kaufen wir einen Sack Orangen und bekommen eine Riesenmelone dazu geschenkt. Heute ist anscheinend Geschenketag….
Wir kurven wieder die Piste bergauf und schon liegt vor uns die menschenleere Bucht von Gianiskari. 4 Tage griechische Sonne – zuhause in Berlin bibbern sie bei 11°C, da werden wir die Zeit hier noch mehr genießen…..
Mittags sehen wir die Fähren von Patras Richtung Italien fahren, morgen abend sind wir auch an Bord. Yamas! Auf die wunderschöne Zeit in Griechenland!
Viertel nach 8 Uhr morgens, alles startklar! Wir sind unterwegs nach Patras.
Im ehemaligen Fährhafen mitten in der Stadt finden wir einen Parkplatz. Da wir ein paar Tage in Italien bleiben wollen, brauchen wir einen aktuellen Corona-Test. Das Labor ist nicht weit weg, die Strassen und Cafe´s sind voller gut gelaunter Leute, vor den Geschäften stehen die Kunden Schlange. Alles ist quirlig und lebendig. Diesmal gefällt uns Patras richtig gut.
Der Test ist schnell erledigt, eine Stunde müssen wir auf das Ergebnis warten. Auf dem großen Platz setzen wir uns auf eine Bank, bewundern den Fernsehantennenwald auf den Dächern, essen eine Spanakopita. Die Tauben machen sich über die Krümel am Boden her, innerhalb von Sekunden ist alles wieder sauber.
Warten….
dann, pünktlich, das Ergebnis:
Super, das hätten wir. Jetzt noch volltanken, der Tankwart erkennt uns wieder, freut sich über unser Tankvolumen und fragt, wo wir so lange waren? „See you in winter!“ ruft er uns zu, winkt und schenkt uns 2 Flaschen Wasser.
Um 14 Uhr stehen wir im Hafen und holen unsere Tickets ab. Der freundliche Mitarbeiter gibt uns die Schilder für Ancona und für´s Open Deck! Damit haben wir garnicht gerechnet – weil wir laut Papieren kein Wohnmobil fahren, sondern Lkw, können wir kein Open Deck buchen. Da meint es wohl jemand gut mit uns! Prima!
Dann müssen wir auch nichts vorbereiten für eine lange Nacht irgendwo an Bord. Bestens gelaunt stellen wir die Rappelkiste in die Schlange zu den Wohnmobilen.
Um 17 Uhr geht das Verladen los, noch eine letzte Ticketkontrolle an der Auffahrrampe.
„You don´t have an Open Deck Ticket“ stellt die Kontrolleurin fest. Aber der freundliche Mann hat uns doch für Open Deck eingeteilt??? „No.“ Sie bleibt hart, lässt sich nicht erweichen, kein Flehen und Bitten erreicht ihr Herz. Jetzt wird´s eng, wir haben nichts zusammengepackt. „Ten minutes.“ Okay, in Windeseile schnappen wir die Matten, die Schlafsäcke, etwas zu essen, Besteck und Rotwein, Zahnputzzeug, Bücher, warme Jacken…..irgendwas vergessen? Hoffentlich nicht!
Als letzte rollen wir die Rampe rauf an Bord. Der Einweiser winkt uns rüber auf´s…….Open deck!! Yeah! Also doch!
Aber während wir uns noch freuen, kommt er zu uns und schärft uns ein: „NO sleeping!“ Jetzt versteh´ ich gar nichts mehr….wir stehen neben den anderen Campern auf dem Open Deck und dürfen nicht im Auto übernachten?
Genau!
Grummelig raffen wir unser Gepäck zusammen und schlurfen die Treppen hinauf aufs Sonnendeck. Dann werden wir uns hier draußen irgendwo später eine stille Ecke zum schlafen suchen. Das ist ja auch romantisch.
Mit lauter Schiffssirene legen wir ab.
Ende August letzten Jahres sind wir in Griechenland angekommen, 9 wundervolle Monate haben wir verbracht. Wehmütig sehen wir zurück auf die kleiner werdenden Berge des Peloponnes.
Tha ta poúme, Hellas, wir kommen wieder……..
Bis bald, liebe Grüße!
Julia & Martin
Drink positive!
Auf Instagram: Rappelkisteberlin
Schreibe einen Kommentar