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Cadiz liegt am Ende einer schmalen Landzunge. Zuerst fahren wir lange zwischen Hochhäusern geradeaus, wie durch einen oben offenen Tunnel. Dann erreichen wir die Altstadt, die wir Richtung Hafen umrunden können. An gigantischen Kreuzfahrtschiffen vorbei steuern wir zu einem Kreisel. Vom anvisierten Stellplatz trennen uns nur noch wenige Meter und……eine Höhenbeschränkung von 3,50 Metern! Mist! So kurz vorm Ziel! Da passen wir nicht durch! Noch eine Zufahrt scheint es nicht zu geben, an einen anderen Parkplatz ist nicht zu denken, wir müssen umdrehen und uns vom Abendspaziergang in Cadiz verabschieden! Schade! Ein neuer Plan muß her. Wir fahren ein paar Kilometer zurück nach Puerto Santa Maria. An einem großen Strand stellen wir die Rappelkiste zwischen Hochhäusern ab und laufen die Promenade entlang. Wie ausgestorben! Überall geschlossene Restaurants und Bars, fast keine Leute unterwegs, die Hochhäuser wirken größtenteils leer. Hier wartet alles auf den Saisonbeginn. Am Ende der Promenade finden wir den Parkplatz eines geschlossenen Strandrestaurants. Direkt daneben ist eine Windsurfschule. Gegenüber der Bucht liegt entfernt im Dunst Cadiz. Hier ist es ganz schön, wir holen den Steyr und haben unser Übernachtungsplätzchen gefunden. Der Sand ist fein wie Puderzucker und wir können noch eine Weile den Windsurfschülern bei ihren Versuchen zusehen. Morgen werde ich auch mein Board und Segel rausholen, beschließe ich.
Die Nacht ist ruhig und der Morgen voller Sonnenschein aber leider ganz und gar ohne Wind! Totale Flaute! Dann fahren wir wohl doch eher weiter Richtung Donana Nationalpark. Was auf unserer sehr alten Karte als kleine Strasse verzeichnet ist, entpuppt sich als inzwischen gut ausgebaute Schnellstrasse. Dann könnnen wir aber abbiegen. Hier ist alles von Landwirtschaft geprägt und die kleinen Orte, Bonanza und Algaida, eher zweckmäßig als schön. Plötzlich endet die Teerstrasse und wir stehen am Eingang zum Nationalpark. Eine sehr breite Sandpiste führt durch den duftenden Pinienwald, wir rumpeln langsam von Bodenwelle zu Bodenwelle.
Ein Bauer muß vorher hier durchgefahren sein. Bei jeder Bodenwelle hat er eine Menge Lauch verloren, wir halten kurz und sammeln ein paar Stangen für unser Abendessen ein. Der Weg führt uns ein paar Kilometer durch den Park, dann erreichen wir das Tor am Ende und stehen auf einer einspurigen, poltrigen Teerstrasse. Links oder rechts? Wir entscheiden uns für links!
Die Strasse wird immer holperiger, neben uns verläuft ein breiter Graben mit Wasser. In der Ferne sehen wir eine baufällige Brücke. Martin scherzt: „Wenn wir da rüber müssen, haben wir ein Problem!“ Wir müssen! Natürlich… Ein Schild beschränkt das Gewicht der fadenscheinigen Brücke auf 5t, allerdings Achslast. Haben wir nicht, also Augen zu ( natürlich nur ich ) und drüber! Alles gut! Die Holperstrasse verläuft jetzt auf einem Damm. Neben uns fließt der Guadalquivier, breit und schlammig braun, auf der anderen Seite ein tiefer Graben und nur noch Felder und Wiesen. Die Straße fängt an richtig Spaß zu machen! Die Schlaglöcher nehmen enorm an Tiefe und Breite zu, eigentlich reiht sich hier Schlagloch an Schlagloch.
Wir müssen ganz nah an den Rand des Grabens, um dann in Schräglage durch die Löcher zu fahren, rutschen manchmal im Schlamm zur Seite weg und durchqueren tiefe Gruben. Wir haben großen Spaß, endlich mal was anderes als normale Strasse! Hin und wieder geht es ein Stück gut vorwärts auf welliger Staubpiste, dann wieder Teerplacken, Löcher und Schotter. So geht es etliche Kilometer, dann kommen wir in eine schnurgeradeaus laufende Eukalyptusallee. Lange fahren wir hier, alle Telefonmasten sind mit Storchennestern bebaut und bewohnt. Wir kommen an einem Storchenbaum vorbei
und sehen ein “ besetztes Haus“.
Hier könnten wir gut parken und übernachten, aber wir fürchten die Mückenbrut in dieser sumpfigen Flusslandschaft. Wir sehen viele, viele uns unbekannte Vögel, die teilweise sehr merkwürdige Geräusche machen und teilweise sehr farbenfroh sind.
Dann lassen wir die Allee hinter uns und die Strasse geht vom Fluss weg. Wir können jetzt schneller fahren, hin und wieder müssen wir kleine Flüsse auf bröckelnden Brücken überqueren, nicht breiter als wir und natürlich ohne Leitplanke oder Geländer! Wir sausen dahin, übersehen eine Bodenwelle, mit Schwung segeln wir über sie hinweg und gehen krachend in die Federn!! Oh – die nächste!! Wieder hoch hinaus und mit heftigem Rumms gelandet! Oh Ha! Vielleicht doch etwas langsamer fahren…. Um uns ist nur noch topfebene Landschaft, in der Ferne bewegen sich Traktoren über die Felder und ziehen große Staubwolken hinter sich her. Wir fahren jetzt schon seit zwei, drei Stunden. Irgendwie sind wir doch in der falschen Richtung unterwegs? Tatsächlich, leicht vom Kurs abgekommen, wir müssen in großem Bogen auf Feldwegen wieder in Richtung Coria del Rio fahren. Jetzt wird´s langsam anstrengend, wir werden müde. Hoffentlich können wir bei der Fähre über den Guadalquivier übernachten.
Eine Stunde später erreichen wir die Fähre. Ojeh, ist die aber klein!
Übernachten kann man hier am Ufer nicht, kein Platz. Wir müssen ans andere Ufer.
Der Fährmann platziert uns in der Mitte und kassiert 20,-€ für die Fahrt! Ganz schön teuer! Aber wir sind zu müde um zu protestieren. Am anderen Ufer schauen wir uns um, aber nein, hier passen wir auch nirgends hin. Ab nach Gelves, da soll man im Hafen stehen können. Für 12,-€ dürften wir uns da zwischen aufgebockte Boote auf einen häßlichen Platz stellen. Dafür sind wir wiederum nicht müde genug! Weiter: angeblich gibt es einen offroad zu erreichenden Platz etwas außerhalb der Stadt: Strasse gesperrt über 3,5t. Mist! Weiter: ein „offizieller“ Stellplatz bei Almansilla: parken zwischen einer Tankstelle und einem Müllplatz! Ausgeschlossen! Weiter: in Umbrete soll es was geben. Bevor wir da ankommen, sehen wir bei einer Kirche vor dem Ort einen großen Parkplatz mit viel Freiraum! Endlich! Hier bleiben wir, sitzen, obwohl hundemüde, noch lange draussen und reden über die tolle Fahrt!
Portugal, wir kommen! Durch grüne Landschaft geht es an einem ungewöhnlichen Solarkraftwerk vorbei. Riesige Spiegel richten das gebündelte Sonnenlicht auf einen hohen Turm.
Sieht futuristisch aus, wir können uns das Prinzip nur nicht ganz erklären.
Wir rollen über die Brücke über den Grenzfluss Guadiana
und dann gleich am portugiesischen Ufer wieder runter Richtung Meer bis Vila Real do Santo Antonio.
Direkt am Flussufer gehen wir auf den Stellplatz, 4,50€ pro Nacht ist in Ordnung. Die Stadt ist wirklich schön! Die Häuser sind farbenfroh, mit aufwendigem Stuck verziert, schmiedeeiserne Gitter verschnörkeln die Balkone oder die Fassade ist bunt und wild gemustert gekachelt! Blumenmuster oder abstrakt, eine große Vielfalt! Keine vergitterten Fenster mehr, hier sind sie groß und werden von verzierten hölzernen Fensterläden gerahmt. Eine Fußgängerzone mit netten, kleinen Geschäften führt zum großen Marktplatz, hier steht eine Bühne und wir können dem Soundcheck für das abendliche Fadokonzert lauschen. Bei MEO kaufen wir günstiges Internet, völlig problemlos ohne Anmeldung oder persönliche Angaben. In einem kleinen Quiosque bestellen wir Gallao ( kleiner Kaffee mit Milch ) und zur Ankunftsfeier zwei Portwein.
Portugal hat uns sofort wieder bezaubert!
Beim Stellplatz am Fluss haben wir ein kleines Restaurant gesehen.
Wir kehren ein. Zuerst sollen wir mitkommen und uns den Fisch aussuchen. Da liegen sie in der Theke und sehen ausgesprochen gut und frisch aus. Wir wählen einen aus, dazu bieten sie Kartoffeln, Salat und Brot. Der Fisch kommt vom Grill und wir glauben, hier den allerbesten Fisch auf unserer bisherigen Reise gegessen zu haben! Perfekt gegrillt, mit grobem Meersalz gewürzt. Auf dem Teller liegen Knoblauchstückchen in Olivenöl und Petersilie, jeder kann sich soviel nehmen wie ihm lieb ist! Irgendwann sind um uns herum alle Tische besetzt, es geht laut und fröhlich zu, nur Portugiesen und Spanier. Alles in Allem einfach großartig!
Vier Nächte bleiben wir, dann zieht es uns weiter. Wir finden eine Tankstelle mit Diesel für € 1,20/ l, das ist sensationell günstig für Portugal. Bei Castro Marim geht es auf eine kleine Landstrasse, die Küstenstrasse zieht sich an der gesamten Algarve entlang, aber wir suchen etwas anderes: wir wollen offroad ins Hinterland gehen. Ein Feldweg geht von der Landstrasse weg, wir biegen ein. Über Stock und Stein kommen wir noch an einer kleinen Ansiedlung vorbei, dann wird der Weg einspurig, staubig und steinig und wir schrauben uns langsam hoch in die Hügel. Kurve um Kurve geht es höher auf der rumpeligen Straße, gerade breit genug für uns, es macht total Spaß! Von oben haben wir immer wieder fantastische Ausblicke auf die ferne Algarveküste,
dann geht es auf Geröll wieder steil abwärts in ein kleines Tal und natürlich wieder bergauf. Vor einem besonders steilen Anstieg über rutschiges Gestein halten wir kurz und schalten den Geländegang zu. Die Rappelkiste zieht mühelos nach oben, wir können den Weg unter uns nicht mehr sehen, so steil geht es hier hoch! Wir begegnen Oldtimer- Kumpels
winken und fahren weiter….
Die Piste windet sich durch die Hügel, links die Bergwand, rechts der Abhang, ganz schön knapp manchmal… wieder extrem steil rauf, wieder extrem steil runter! Genau das wollten wir! Vor lauter Begeisterung vergessen wir die Zeit, mehr als zwei Stunden kurven wir hier schon rum und haben gar nicht richtig nach einem Platz für die Nacht gesucht….Ca 50 km sind wir jetzt auf der Piste gefahren, wir beschliessen bei nächster Gelegenheit das Gelände zu verlassen und uns was an der Küste zu suchen. Wir treffen eine Landstrasse mit dem Hinweis nach Tavira. Tavira?! Das liegt ungefähr 20 km von Vila Real entfernt! Unsere Bergstrecke war der eindeutig schönere aber sicher nicht der kürzeste Weg! Wir müssen noch ca 30 km bergab bis Tavira fahren und richten uns dort angekommen bei einer verlassenen Festung an der Lagune ein.
Schöner Platz, hier bauen wir morgen mal das Schlauchboot auf und gehen in der Lagune paddeln. Oder ich hole hier mal mein Board raus, hier sieht´s gut aus! Viele Möglichkeiten!
Wenn es nicht diese Ebbe gäbe! Am nächsten Morgen liegt unsere Paddelstrecke praktisch trocken!
Damit haben wir nicht gerechnet. Erst gegen Mittag sprudelt das Wasser wieder ein, die Lagune füllt sich wieder. In ein, zwei Stunden müßte man wieder paddeln können. Wir haben allerdings bei der Hitze schon zu lange in den Liegestühlen gelegen und können uns zu nichts mehr aufraffen.
Keiner von uns hat mehr Lust zu paddeln und so sehen wir nur träge der Flut dabei zu, wie sie die kleine Wiese hinter uns wieder zu einem See werden lässt. Es ist so herrlich warm und es gibt trotz der Lagune keine großen Mückenschwärme, sodaß wir den Sonnenuntergang draussen ausgiebig genießen können….
Unser Gas ist alle. Bei Quelfes gibt es eine der sehr seltenen Füllstationen. Eigentlich wollten wir gleich wieder rauf ins Gelände fahren, aber jetzt werden wir erstmal Gas nachfüllen und dann nach Olhao fahren, das in unmittelbarer Nähe liegt. Der freundliche Tankwart in Quelfes ist ganz begeistert von der Rappelkiste. Aber als wir unsere Gasflasche rausholen ruft er irritiert: „such a little bottle for this big car?“ Wir zeigen ihm die zweite Flasche und als wir ihm sagen, daß wir mit Diesel heizen, ist er beruhigt. Schnell ist das Gastanken erledigt und wir fahren nach Olhao. Hier sind wir immer gerne gewesen, die Stadt ist für einen Ort an der Algarve so angenehm normal und vergleichsweise wenig touristisch. Den illegalen Stellplatz am Hafen gibt es nicht mehr, gegenüber ist eine kleine Parkfläche mit Womos zugeparkt. Am westlichen Ende des kleinen Städtchens gäbe es einen guten Platz, aber wir gehen auf den Campingplatz. Wäsche waschen wäre gut und ein Swimmingpool kommt bei den Temperaturen sehr gelegen. Wir bleiben erstmal hier.
Bis dann!
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