Grüezi miteinand!
An der Schweizer Grenze holen wir unsere Autobahnmautbefreiung, die Rappelkiste ist ein Oldtimer und muß deshalb in der Schweiz nicht bezahlen. Hier hat man Respekt vor dem Alter!
Am Horizont erheben sich die verschneiten 3000er der Schweizer Alpen, davor leuchtet der hellgelbe Raps und von oben regnets aus grauen Wolken.
Am späten Nachmittag fahren wir beim Steyr-Spezi auf den Hof, wo wir herzlich begrüßt werden. Morgen können wir in die Werkstatt, heute abend gehen wir erstmal alle zusammen essen.
Die Liste der Arbeiten ist lang. Die Rappelkiste kommt auf den OP.
Es geht gleich los mit einer Operation am offenen Herzen: die Einspritzpumpe und die Ventile werden neu eingestellt. Martin wechselt alle Filter, bläst mit Druckluft den Saharastaub aus dem Luftfilter. Die Öle werden gewechselt, das klingt, als ob die Rappelkiste an eine Herz-Lungenmaschine angeschlossen wäre. Martin dengelt unseren zerbeulten Staukasten zurecht, ich wechsle die Schläuche der Scheibenwaschanlage. Das Getriebe wird ausgebaut, wir wollen an die Kupplung ran. Die hat zwar nach dem Rauchdesaster am Plage Blanche wieder einwandfrei gearbeitet, siehe Rauchzeichen , aber wir schauen uns das mal genauer an.
Und wir entdecken etwas sehr interessantes: an der Kupplungsglocke befindet sich ein Schmiernippel, um über eine Leitung das Ausrücklager der Kupplung zu schmieren. Diese Leitung fehlt und ist durch einen völlig sinnlosen Schmiernippel am Ausrücklager ersetzt worden. Irgendein junger Mann beim österreichischen Bundesheer hat wohl versucht, hier eine WLAN-fettverbindung aufzubauen! Und wir haben beim Abschmieren munter das gesamte Fett auf die Kupplungsscheibe gedrückt. Kein Wunder, daß das bei Belastung gequalmt und gestunken hat!! Die Kupplung wird erneuert, unsere Kupplungsscheibe hatte ohnehin nur noch 30%, ein wartungsfreies Ausrücklager wird eingebaut.
Unser nächstes großes Problem ist die Wippe: von der Berliner Firma Eine-Welt-Reisen konstruiert und eingebaut, hat sie sich als wenig geländetauglich erwiesen. Jedes Schlagloch läßt die Wippe so hart zurückschlagen, daß der Shelter zu stark kippt und die Kotflügel auf die Reifen prallen. Ein Außenstaukasten ist davon komplett ramponiert. Auf jeder Wellblechpiste läßt die Wippe den Shelter so stark aufschaukeln, daß das Fahrverhalten unangenehm beeinträchtigt wird. Beim Vermessen stellt sich heraus, daß die Wippe nicht in der Mitte gelagert ist, sondern 2cm außerhalb des Mittelpunktes. Jetzt wissen wir auch, warum wir schief stehen. Um das Aufprallen in Zukunft zu vermeiden setzt der Steyr-Spezi jeweils links und rechts einen Luftbalg zwischen Wippe und Shelter. Jetzt wird der Rückschlag abgefangen und der Shelter schwankt nicht mehr so stark nach. Den Luftdruck der Luftbälge können wir je nach Untergrund einstellen. Super Idee!
Beim Kippen des Fahrerhauses entdecken wir, daß der Ladeluftkühler 1cm zu hoch eingebaut ist. Der Ansaugschlauch ist dadurch fast durchgescheuert, unsere Heizungsgebläseabdeckung hat bereits ein Loch. Das werden wir später beim Einbauer reparieren lassen.
Der TÜV hatte beim letzten Prüftermin die undichte Manschette der Lenkstange bemängelt. Wir bauen eine verstärkte Lenkstange zum Abschmieren und eine ebenfalls verstärkte Spurstange ein.
Dann bleiben nur noch einige Kleinigkeiten zu erledigen: der defekte Schalter für das Licht des Rückwärtsgangs wird ersetzt, die undichte Fahrertür wird mit etwas Mut und Gewalt zurechtgebogen und ist jetzt wieder wasserdicht. Oben genannte Berliner Fachfirma hatte den Auspuff unsachgemäß gebaut, jetzt ist er wieder dicht. Ein neuer, kleiner dimensionierter Abschlepphaken ist montiert.
Nach einer Woche kann die Rappelkiste vom OP-Tisch runter zur Probefahrt. Und zieht ab, wie neu geboren, eine Rakete! Beschleunigen im achten Gang? Kein Problem für unseren Boliden! Die Kurvenlage ist durch die Luftbalgfederung extrem verbessert, das Fahrverhalten wesentlich angenehmer.
Der Komplettcheck ist erledigt, es kommt der Abschied von den Schweizern. Wir haben uns wieder einmal sauwohl gefühlt beim Steyr-Spezi. Danke an euch alle! Hier kommt, bei all der Arbeit, der Spaß nie zu kurz!
Nach 8 Monaten reisen wir wieder nach Deutschland ein, ein komisches Gefühl. Unser erster Rastplatz ist in Breisach am Rhein. Auf einmal versteht man wieder jedes gesprochene Wort. In den nächsten drei Wochen werden wir eine Tour durch Deutschland machen, von Bayern bis rauf nach Meck-Pomm, alle unsere Freunde und Verwandten besuchen, bevor wir Pfingsten zurückkehren nach Berlin. Dort warten schon die ersten Probleme auf uns: unser genialer Arbeits- und Abstellplatz in Berlin ist einem Feuerwehrplatz zum Opfer gefallen. Wohin mit unserer Rappelkiste? Und wo können wir vor der Südamerikareise unsere dringenden Umbauten vornehmen? Noch haben wir keine Ahnung…..
Hat vielleicht jemand eine Idee? Mal sehen, wo es weiter geht, wir halten euch auf dem Laufenden!
Bis dann, liebe Grüße!
Julia und Martin
Drink positive!
Roland
Super! Da müssen wir auch mal hin 🙂
Wo finden wir den Steyr Spezie genau?
Lieben Gruß!