Unsere Gasflasche ist leer. In Rio Gallegos gibt es eine Füllstation.
Fahrtag.
Schön, wenn man so vorausschauend fahren kann…
Bald durchqueren wir ein wunderschönes Seengebiet um den Rio Coyle. Ein Paradies für viele Wasservögel, viele Magellangänse.
Mata Negra steht in voller Blüte
Eine Motorradgruppe kommt uns entgegen. Ältere Herren. Ob das Spaß macht? Bei diesem Wind?
Ein Kontrollposten, der uns durchwinkt.
Dann ein Abschnitt mit durchgehender Strassenbeleuchtung. Warum?
Und Radwanderer. Mit dem Fahrrad auf der Ruta 3. Bei diesem Gegenwind? Ständig überholt von Monstertrucks? – Also ich mein jetzt nicht die kleine Rappelkiste.
Warum will man das machen?
Nichts für uns.
Rio Gallegos.
Unser erster Stop: Surgas
Der freundliche Mitarbeiter lässt sich unsere Gasflasche zeigen. Ob wir Adapter haben? Ja, mehrere, Martin kramt alle hervor. Übrigens zum ersten Mal seit wir sie vor 20 Jahren gekauft haben. Noch in der Originaltüte.
Der Gasmann ist sich unsicher, ob einer passt. Er nimmt alle mit. Alle vier, betont er mehrfach. Vier Stück, okay? Ja, vier Stück, bestätigen wir.
Mit der Flasche und den Adaptern geht er los. Hoffentlich klappt das. Wir warten 10 Minuten.
Er kommt zurück zum Tor, Daumen hoch!
Wir sollen zur Mauer kommen. Der Mitarbeiter steht dahinter. Ein kleiner Schlitz im Mauerwerk, durch den wir die Adapter zurückbekommen. Einer ist eiskalt, das ist der passende. Mit einem Zettel sollen wir zur Kasse. 9000 Peso = ca 9,-€
Wir betreten einen engen Raum, Telefonzellengroß. Gerade zwei Leute passen hinein. Vor uns in der Wand ein Fenster, komplett verschlossen von einer Stahlplatte mit kleinen Löchern. Dahinter, unsichtbar, der Kassierer. Unten in der Stahlplatte ein schmaler Schlitz, durch den knapp das Geld passt.
Wie in einem Hochsicherheitstrakt, sind wir hier in Gefahr?
Wir bekommen die Quittung. Zurück zur Mauer. Durch den Mauerspalt sehen wir nur die Hand vom Gasmann. Wir reichen die ihm Quittung. Unter der Durchreiche befindet sich eine Trommel. Trommel dreht sich und wir haben unsere gefüllte Gasflasche. „Gracias!“
Spannend, diese Gasfüllung. Echt abenteuerlich mit all den Sicherheitsvorkehrungen. Es wirkt alles sehr gefährlich.
Aber wir haben alle Gefahren überstanden und eine gefüllte Gasflasche! Super, das es geklappt hat.
Was jetzt?
Platz suchen.
Vorbei an Imbißbüdchen mit Düsenjäger, zwei Hunden, die brav am Zebrastreifen warten und einem Dampflokfriedhof
Um den Kreisel mit Kunst herum
finden wir eine Parkbucht in passender Größe.
Eine bessere Wohngegend. Wirkt US-amerikanisch. Alles wird gerade neu gestrichen für die Sommersaison
Wetter ist lausig, wir machen es uns drinnen gemütlich.
Es klopft an der Tür. Draußen steht ein Mann und fragt, ob er Fotos von Rappelkiste machen darf. Selbstverständlich!
Er spricht sehr gut englisch, wir kommen schnell ins Gespräch. Sehr nett, da steigen wir doch nochmal aus.
Eduardo ist Profi – Fotograf und begeistert von der Rappelkiste. Aus seinem Beutel kramt er eine uralte Hasselbladkamera, wow! Was für ein tolles Ding! Er drückt sie Martin in die Hand, damit er sich alles genau ansehen kann.
Ein sehr nettes Gespräch, Eduardo macht Fotos von uns und vom Steyr, am Ende machen wir zusammen Selfies.
„If you need any help in Argentina, call me“ sagt er. Wir tauschen Insta-accounts aus. Dankeschön!
Abends wird es voll auf der Strasse, alle Parkplätze besetzt. Jogger, Wogger, Hundespaziergänger. Die jungen Menschen im Wagen neben uns lassen sich Pizza zum Auto bringen. Nette Idee. Ein bißchen Motorgeheul und Rennfahrerallüren.
Dann wird es langsam still
Schneeregen am nächsten Tag.
Es macht wenig Sinn, wie eigentlich geplant, heute zum Lago Azul zu fahren, .
Stattdessen ein Stadtspaziergang.
Rings um einen Platz reihen sich Statuen wichtig dreinschauender Männer. Und einer Frau.
Ganz zufällig stehen wir vor einer hübschen Bäckerei. Kekse!!
Ansonsten entdecken wir nichts außergewöhnliches in Rio Gallegos.
Wieder zuhause gibt es die Kekse mit Tee. Nikolaus ist zwar erst morgen, aber wen kümmert´s?
Ein Ruhetag.
Erste Tat des nächsten Tages: Diesel tanken
„Completo por favor.“ Das freut das Tankwartherz.
Zweite Tat:
Wasser tanken. Danke, YPF
Bereit? Ja, bereit!
Die Hauptstrasse ist weihnachtlich geschmückt.
Auf einem großen Verkehrskreisel wird eine Bühne aufgebaut. Oje! Wir verpassen das Rio Gallegos Festival!
„Airbag“ tritt auf! Nie davon gehört!
Einmal TRÖÖT! für Gaucho Gil
Die übliche Strasse mit dem üblichen Kontrollposten
Diese Palme (wieso eine Palme?) sagt alles…
Nur noch 566 Kilometer bis zum Ende der Welt!
Wo wollen wir denn heute überhaupt hin?
Nach Chile!
Je näher wir der Grenze kommen, desto schlechter wird die Strasse. Schotter und Teer wechseln sich ab.
Wir sind vorbereitet. Die Gemüsevorräte sind aufgebraucht. Unsere letzten Tomaten und Gurken haben wir zu Salat verarbeitet. Übrig sind noch 1 Zwiebel, 1 Kartoffel, 1 Birne und eine halbe Tomate. Es wird geraten, nicht ganz ohne Gemüse einzureisen. An der Grenze werden sie uns das wegnehmen. Die Foodcontrol in Chile ist streng. Mal sehen, ob der Salat durchgeht.
Da kommt der Grenzposten in Sicht.
Zuerst Migracion. Pässe, Fahrzeugpapiere. Als nächstes Aduana, die Fahrzeuge werden ausgestempelt. Wir machen Fotos von den Tips.
Ausgereist aus Argentinien.
Nun ein paar 100 Meter durch Niemandsland zu den Chilenen.
Migracion, Fahrzeugpapiere, Pässe, wir bekommen Einreisestempel! Schön, nicht alles digital.
Aduana: Fahrzeuge eintragen, wir bekommen nur einen Zettel. Das Moped sei im Computer, die Kollegen werden später bei der Ausreise alles finden. Hoffen wir das Beste.
Next step: food control. Wir müssen beide einen Zettel ausfüllen, auf dem wir versichern, daß wir alles wahrheitsgemäß angeben.
Waffen an Bord? No.
Drogen? No.
Gepäck, das nicht als Gepäck zählt? No.
Obst und Gemüse? Si.
Der Beamte fragt streng nach: welches Obst und Gemüse? Wir zählen auf, er trägt es handschriftlich auf dem Zettel ein.
Mit einem der Zettel nach draußen, wo eine Kontrolleurin wartet. Lebensmittelkontrolle.
Sie stutzt etwas, als wir keine Leiter rausholen. Ich klettere voraus, hoch in den Shelter. Zuerst will sie Schrankschubladen geöffnet haben. Sie hebt ein Bündel Papiere an und schaut darunter nach. „Verdura?“ Ich zeige unsere Gemüsekiste mit den Resten. Ich soll eine Tüte holen und alles reinwerfen. „Todos? – Alles?“ „Si!“ Ein schwerer Seufzer meinerseits….
Kühlschrank öffnen, bitte. Die halbe Tomate wird ausführlich betastet….“No.“ Ab in die Tüte.
Den Salat findet sie gut, Daumen hoch. Dann möchte sie in alle Oberschränke sehen. „Algo mas? – Noch mehr?“ fragt sie streng.
„No“ versichere ich entschieden, mit Engelsaugen.
„Finish“ verkündet die Beamtin, wir klettern runter.
Mit unserem Gemüsezettel und einer Menge Stempeln drauf passieren wir den letzten Posten.
Welcome to Chile!
Der Grenzübertritt hat ziemlich genau eine Stunde gedauert.
Nicht mehr weit bis zur Fähre nach Feuerland.
Im Minilädchen von Marlene erstehen wir 2 Zwiebeln, 1 Avocado und 2 Tomaten. Die Grundversorgung ist gesichert.
Helles Grasland, viele dickwollige Schafe, Estancias liegen in Sichtnähe. Die Strasse in Topzustand.
Keine Stunde später erreichen wir den Fähranleger zur Tierra del Fuego.
Wir sind beide total aufgeregt. Feuerland!
Dieses Wort hat für uns schon immer einen ganz besonderen Klang. Wir wollten unbedingt hier hin.
Jetzt stehen wir kurz davor. Ein langgehegter Traum wird wahr.
Gerade kommt eine Fähre an. Gleich werden wir die Magellanstrasse überqueren.
Feuerland, wir kommen!
Liebe Grüße, bis gleich!
Julia & Martin
Drink positive!
Auf Instagram: Rappelkisteberlin
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