Wann immer uns jemand gefragt hat: “ Wohin fahrt ihr zuerst, wenn ihr in Südamerika seid?“ lautete die Antwort: „Ushuaia!“
Wie aus der Pistole geschossen.
Jetzt sind es nur noch 30 Kilometer bis dorthin.
Wir sind sehr aufgeregt.
Neben uns die Skistation, vor uns der Gipfel des Cerro Castor
Fantastische Berge
Postkartenbilder
Die Wanderparkplätze gut besucht, wir freuen uns schon darauf, auch all diese schönen Wege zu wandern.
Einmal TRÖÖT! für Gaucho Gil
Und da kommt es in Sicht:
das berühmte Tor von Ushuaia
Wir sind da.
Tausendmal auf Fotos gesehen. Tausende Kilometer sind wir darauf zugerollt, für uns ein ganz großer Moment.
Fin del mundo.
Dahinter befindet sich momentan eine schnöde, staubige Baustelle.
Bis zur Stadt sind es noch ein paar Kilometer. Erste Ausblicke
Willkommen in Ushuaia, der südlichsten Stadt der Welt.
Ein U-turn, vorbei am Wrack des Schleppers Saint Christopher, fahren wir zurück zum Parkplatz am Beagle Kanal.
Und haben großes Glück! Es gibt noch eine einzige Lücke zwischen zwei Womos, wir passen gerade so hinein.
Angekommen.
Ein Hochgefühl endlich hier zu sein. Noch ein bißchen unglaublich für uns.
Wir stehen am Beagle Kanal!
So lange haben wir uns hierher geträumt.
Und es kommt noch besser, denn wir haben uns was geleistet.
In einer Woche, am vierten Advent, werden wir in See stechen. Hinaus auf den Beagle Kanal Richtung Antarktis.
Damit erfüllen wir uns einen der allergrößten Träume.
18 Tage werden wir unterwegs sein, die Falklandinseln und Südgeorgien besuchen und dann mehrere Tage in der Antarktis verbringen. Die Vorfreude und Aufregung sind kaum zu beschreiben.
Im Hafen liegt die SH Vega, das Schwesternschiff der SH Diana, mit der wir fahren werden.
So sieht das also aus: sehr elegant.
Noch eine Woche.
Große Möwen kreisen am Himmel, Spaziergänger sind unterwegs. Wir stehen am Geländer, sehen hinaus auf den Beagle Kanal und schauen den Kreuzfahrtschiffen beim an- und ablegen zu. Ushuaia….wir sind wirklich hier…
Dichte Wolken verdunkeln den Himmel, Ushuaia leuchtet auf.
Gute Nacht!
Der Frühmorgensblick auf den Beaglekanal
Guten Morgen! Es ist Sonntag, der dritte Advent.
Den ersten Kaffee genießen wir draußen
Inzwischen haben wir auch etwas mehr Platz.
Dieses Bergpanorama!
Das Gebirge im Westen gehört zu Chile.
Aus dem Nichts hebt ein Sturmwind an. Extrem kräftige Windböen lassen alle Autos wackeln. Wir bleiben erstmal schön zuhause und lassen uns hin- und her schaukeln.
Am frühen Abend lässt der Wind nach, wir brechen auf zu einem ersten Stadtspaziergang.
Mit welcher Leichtigkeit sich die Möwen in die Luft bewegen. Zwei, drei schnelle Schrittchen, Flügel auf und hochsegeln
1884 als Strafkolonie für Schwerverbrecher gegründet, erstreckt die Stadt sich heute weit hinauf in die umliegenden Berge. Die Ureinwohner hielten den eingeschleppten Krankheiten und der gewaltsamen Moderne nicht stand und wurden fast völlig ausgerottet.
Heute ist die Stadt komplett auf Tourismus ausgerichtet. Eine zusammengewürfelte Mischung aus neueren, zweckmässigen Gebäuden
und hübschen, alten Häusern
Irgendetwas zwischen schön und häßlich.
Verkaufsschlager ist die Sträflingskleidung
und die bedauernswerten Centollas, Seespinnen, die ihrem Schicksal im Kochtoch nicht entgehen können. Sieht für uns nicht sehr appetitlich aus
Zurück zur Rappelkiste
Wir sind verabredet. Mit Orsina und Gian, die wir im Hafen von Montevideo getroffen haben und die wir aus Methoni Griechenland kennen. In der „Bar Ideal“ wollen wir zusammen essen gehen. Später stoßen noch Carola und Billy dazu, die Montevideo-Runde ist komplett.
Das Essen ist unterirdisch, die Preise unverschämt für das Angebot. Aber wir haben trotzdem einen sehr schönen, fröhlichen Abend zusammen.
Carola und Billy starten morgen zu ihrer Antarktistour. Sie haben vor fünf Tagen „last last minute“ gebucht.
Orsina und Gian begleiten uns nach Hause, bevor sie mit dem Uber zurück zum Campingplatz fahren.
Gute Reise euch allen! Wäre schön, wenn wir uns wiedersehen würden. Wer weiß?
Montag:
Wir sind wieder unterwegs in der Stadt und machen die ersten klassischen Ushuaia Tourifotos.
Die Hügel sind steil, wie in San Francisco.
Strassenhändler bieten allerhand Tand an. Selbstgemachten Schmuck und sowas.
Tadahhh….! Das Ortsschild von Ushuaia, unser nächstes Tourifoto, höhö…
Islas Malvinas, wie die Falklandinseln in Argentinien genannt werden. Bald fahren wir da hin…
In der Tourist Information liegen hübsche Ushuaia Stempel aus. Auja, wir stempeln!
Bei aller Freude gibt es einen Wermutstropfen: Martin hat einen schlimmen Zeh, der behandelt werden muss. Mit dem Taxi fahren wir ins Hospital.
Ein junger Arzt spricht englisch, alle sind sehr freundlich.
Eine Schmerzspritze, ein Rezept, Ruhe ist angesagt. Knapp 30,-€ bezahlen wir im Hospital.
Ab nach Hause.
„Oho!“ ruft der Taxifahrer, als er uns bei der Rappelkiste absetzt. „Hermoso!“ -„Schön!“
Vor diesem Restaurant steht jeden Abend eine lange Schlange. Unsere Nachbarn haben Steaks auf dem Grill, mindestens zweifingerdick. Das sie auf der Strasse grillen, stört hier niemand. Wie schön.
Dienstag:
Wir wandern die Hügel hinauf zu Freestyle-Adventures, unserer Reiseagentur. Dort machen wir die letzten Papiere fertig. Rappelkiste kann auf dem Agenturparkplatz bleiben, während wir auf See sind.
Zurück bummeln wir wieder durch die Stadt. Dieser Schokoladenladen heißt „Smecken“
Faszinierendes Stromversorgergewirr, wer findet sich da noch zurecht?
14000 Kilometer bis Berlin!
Oh! Da bricht einer aus dem Gefängnis aus!
Wir kommen zurück zum Parkplatz.
Tagsüber gestopftevoll. Rappelkiste hat neue Nachbarn bekommen.
Abends strahlen wir mit der Sonne um die Wette.
Wir beobachten die Hondius beim ablegen. An Bord sind Orsina und Gian. Da schippern sie hinaus Richtung Antarktis.
Noch fünf Tage bis wir losmachen.
Mittwoch:
Gestern schön, heute Regen und Wind.
Etwas knallt auf unser Dach, KLACK! Und wieder, KLACK! Ich öffne vorsichtig die Dachluke.
Eine Möwe lässt eine Muschel fallen, um sie zu knacken
Oh, da kommt ein Kollege, nichts wie weg hier und die Beute sichern!
Jeden Tag kommen und gehen die Kreuzfahrtschiffe. Die Schiffsirenen kündigen jeden Abend das Ablegen an.
Abends schaut die Sonne wieder zwischen den Wolken hervor. Eigentlich wird es immer abends total schön, fällt uns auf.
Wir bringen einen großen Sack Wäsche zur Lavendora und holen uns Kreppl.
Schon lecker, aber nicht zu vergleichen mit echten Kreppln.
Ein niedliches, kitschiges Wohnmobil parkt nebendran. Aus Dortmund.
Der Fahrer ist ein alleinreisender Mensch mit starkem Redebedarf. Wir müssen flüchten, um den Redefluss zu stoppen.
Donnerstag.
Lausiges Wetter. Regen und Sonne im Wechsel, kalt.
Vorbei an der schwungvollen Stadthalle wandern wir zum Ushuaia Schriftzug.
Kaum Leute da, das ist ein seltener Glücksfall!
Mit Weihnachtsmütze! Perfekt!
Wieder ein paar wichtige Fotos im Kasten!
Ums Geländer windet sich ein guter Schutz gegen kalte Hände
Die Möwen treffen sich zum Muschelpicken
Das Wrack der St Christopher. 1930 fuhr der Luxusdampfer „Monte Cervantes“ auf einen Felsen. Das unter deutscher Reichsflagge fahrende Schiff begann zu sinken. Alle Passagiere wurden gerettet. Kapitän Dreyer aus Hamburg wollte als letzter das Schiff verlassen, stürzte und wurde mit in die Tiefe gerissen. 1954 sollten die Reste des Wracks in den Hafen geschleppt werden. Der Schlepper St Christopher geriet dabei in Seenot und liegt seitdem selbst als Wrack im Hafen.
Hier stehen überall diese praktischen Selfiehalter.
Auch vorm Ushuaia Schild. Erster Versuch:
Genau im Auslösemoment muss Martin niesen!!
Gesundheit!
Nochmal….
Sehr schön!
Freitag:
Ein Hundswetter. Saukalt! Morgens liegt eine dünne Schneezuckerschicht auf den Berggipfeln.
Wir erledigen eine Bütte mit Handwäsche. Was wir für die Schiffsreise brauchen. Wie wir die trocknen wollen, bleibt vorerst etwas rätselhaft.
Bevor wir Rappel für zweieinhalb Wochen abstellen, wollen wir die Wassertanks füllen und die Abwassertanks leeren. In Ushuaia gibt es eine Entsorgungsstation.
Da fahren wir hin. Der Weihnachtsbaum der Prefectura naval – sehr kreativ!
Richtung Westen, zum Stadttor hinaus, zur Sanitario Station.
Für 6500 Pesos können wir entsorgen, bekommen eine Dusche für die Rappelkiste und soviel Trinkwasser, wie wir möchten.
Während Martin Wasser tankt, erzählt ihm der Mitarbeiter eine Menge aufregende Geschichten. Der Hinweis „Disculpen, no español..“ ist ihm völlig egal, nix verstehen, na und? Fröhlich plaudert er weiter.
Aus dem Schuppentor quillt Rauch.
Als ich drauf zeige, winkt mich der Mann heran und zeigt mir das Geheimnis hinter dem Tor:
Na, die Kollegen läuten aber so richtig fett das Wochenende ein!
Alles erledigt, zurück in die Stadt
und nochmal zum Ushuaia Schriftzug für ein weiteres wichtiges Tourifoto.
Wir müssen etwas warten. Ein Mann macht noch viele Selfies. Jacke aus. Im T-shirt im eiskalten Orkanwind. Mit Brille, ohne Brille. Vor der Schrift, etwas weiter neben der Schrift, nein, doch wieder mehr nach rechts…..wir kennen das ja selber.
Ich stehe auch in diesem Eiswind, aber mit Jacke und warte. Irgendwann wird´s mir zu lang, ich knipse drei Fotos, versuche, den Mann aus dem Bild zu kriegen. Da kommt schon ein Auto mit den nächsten Selfiemakern. Wir haben´s ja auch, ein Foto ist richtig gut geworden.
Misson accomplished.
Hoffentlich bekommen wir jetzt wieder einen Parkplatz am Ufer.
Direkt vor uns fährt jemand raus, hurra! Zack, drin. Glück gehabt!
Kommen wir zurück zur Handwäsche. Das Bett mit Mülltüten abgedeckt, darüber Handtücher.
Alles an Tupper aufgebaut, so kann die Wäsche abtropfen und trocknen. Es findet sich immer eine Lösung.
Bleibt noch, die Wäsche von der Lavendora abzuholen. Voll der Arbeitstag.
Irgendwo da draußen befindet sich die gefürchtete Drakepassage. Bei diesem Sturmwind muss es scheußlich sein.
Zum Glück müssen wir da erst am Ende der Antarktisreise durch.
Die Möwen scheinen diesen Wind zu lieben
Noch zwei Tage. Die Aufregung steigt.
Samstag:
Wir laufen hoch zu Freestyle Adventures.
Dort leihen wir Skihosen und warme Handschuhe aus. Die Hose ist mir etwas zu weit. „Don´t worry, you will eat – a lot!“ versichert mir Yesica. Die Freestyle Leute sind sehr nett. Wir bekommen noch Mützen und Schals geschenkt.
„Any more questions?“Nö, fällt uns nix mehr ein.
Dann holen wir jetzt die Rappelkiste und parken oben auf dem Agenturplatz.
Zwei Trucks aus der Schweiz stehen schon dort. Wir lernen Katrin, Stefan, Renate und Bruno kennen. Sie fahren auch morgen mit der SH Diana.
Ein schöner Blick von hier oben.
So, jetzt Schränke auf und alles in die Koffer packen. Nichts vergessen. Mehrfach checken wir unsere Listen.
Alles erledigt, Zeit für einen Gin Tonic in der Abendsonne. Die zappeligen Nerven etwas beruhigen, wir sind so aufgeregt….
Die anderen vier kommen dazu, wir plaudern in netter Runde.
Der letzte Abend in Ushuaia in diesem Jahr.
Sonntag, der vierte Advent. Der große Tag.
Wir schlendern zum Bäcker. „Wollen wir mal gucken, ob die Diana schon da ist?“ fragt Martin. Auja!
Unten im Hafen schimmert das Wasser, kaum Wind, keine Wellen, alles ruhig.
Da ist sie! Die SH Diana! Unser Antarktisdampfer! Schick sieht sie aus!
Nur noch drei Stunden bis wir an Bord gehen.
Der Kühlschrank ist leer und abgeschaltet. Alles ist aufgeräumt, die Koffer gepackt. Haben wir alles? Ja.
Tschüß Rappelkiste! Bis nächstes Jahr!
Martin schließt das Tor.
Es geht los.
Das große Abenteuer beginnt!
Liebe Grüße, bis später!
Julia & Martin
Drink positive!
Auf Instagram: Rappelkisteberlin
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