Mit Leichtigkeit zieht die Rappelkiste die steile Schotterpiste bergauf. Adios wunderschöne See-Elefantenbucht
Wir rattern über Viehgitter und Wellblech, schwingen uns auf und ab über sanfte Hügel
und dann….
die beiden Fotos fassen die Ereignisse der kommenden Kilometer perfekt zusammen…
Der Fahrer voll konzentriert, der Beifahrerin fallen doch schon wieder die Augen zu…
aber heute ist unser Glückstag: die Landschaft wird unerwartet schöner
Ein Wechsel von Asphalt auf Schotter
vorbei an versalzenen Seen, strahlendweiß in der Sonne
An einer wunderschönen Bucht, weit entfernt von jedem anderen Ort, liegt Cabo Raso. Laut Internetbeschreibung:
„a very nice spot to stay“
Vielleicht bleiben wir heute hier.
Ein winziges Dörfchen aus vier Gebäuden.
Und einigen Ruinen. Ein Blick auf den eingezeichneten Campingplatz:
Joah, da geht die Vorstellung von „very nice“ vielleicht etwas auseinander.
Bleiben wir wohl doch nicht….
Die Piste durchquert mehrere Flußbetten. Mal ausgetrocknet, mal mit etwas Restwasser und salzigen Böden
mal ein gut gefülltes Flüßchen
Ein schöner Fahrtag heute, mit viel Abwechslung auf der Strecke. Nach 180 Kilometern und 3,5 Stunden kommen wir nach Camarones
Wir suchen mal wieder eine Tienda, einen kleinen Laden. Nix zu machen. Alles cerrado, geschlossen. Naja, für heute und morgen haben wir noch zu essen….
Ein Stückchen weiter liegt Playa Elola, dort quartieren wir uns für heute ein.
Ein völlig schrottiger VW Jetta rumpelt auf den Parkplatz, darin zwei junge Männer, ziemlich betrunken, wie es scheint. Sie winken fröhlich und wanken dann mit einer Tüte voll Bier zum Strand. Zwei Stunden später kommen sie zurück, fragen nach Wasser für ihr Auto. Sie müssen erstmal Kühlwasser nachfüllen. Kein Problem, bitte sehr. Die Karre springt nicht an, aber das kennen sie offensichtlich. Anschieben und elegant reinspringen, trotz ihres fortgeschrittenen Zustands meistern sie das mit Bravour!
Hier gibt es anscheinend keinen TÜV?
Gute Nacht….
Viertel vor 6 Uhr morgens, Sonnenaufgang über dem Meer
So früh müssen wir noch nicht los!
Ganz gemütlich. Erst mittags starten wir die Rappelkiste. Heute fahren wir raus zum Cabo dos bahias um Pinguine zu sehen.
Unsere ersten Pinguine in freier Wildbahn.
Wohl behütet vom Nationalpark Cabo dos bahias lebt eine große Kolonie Magellanpinguine.
Ungefähr 20 Kilometer schlängelt sich die Piste hinaus auf eine Landzunge
bis zur Rangerstation.
Dort werden wir registriert, zahlen 12.000 ARS Eintritt, ungefähr 12,-€ und bekommen Infos. Wir sollen die Stege nicht verlassen, die Tiere nicht füttern oder anfassen. Nicht laut rumschreien, nicht essen und nicht rauchen. Alles klar.
„Today we have Wales“ sagt die Rangerin. Das wär ja sensationell!
Nach 3 weiteren Kilometern über Wellen und steile Pisten
stellen wir Rappelkiste bei einem Häuschen ab.
Kaum ausgestiegen bekommen wir Besuch von diesem neugierigen Vögelchen. Mutig schaut es sich erstmal bei uns um…
Nee, doch lieber auf dem Reifen sitzen…
Lange Stege führen ins Pinguingebiet. Anders, als am von Touristenbussen überlaufenen Punta Tombo, sind wir hier fast allein unterwegs. Nur ein paar Wissenschaftler durchkämmen das Gelände – dies hat uns die Rangerin erklärt.
Das ist ja großartig!
Überall stehen Magellan-Pinguine und genießen die Sonne. Hunderte. Kerzengerade, die meisten bewegungslos, ganz in die Wärme des Sonnenlichts vertieft
Der Boden ist komplett durchlöchert. Die Erdhöhlen sind die Nester der Pinguine.
So wohnen die Tiere geschützt vor Wind und Wetter
Guanakos stehen sehr fotogen auf Hügeln und schauen sich um. Das machen sie gerne.
Sonnenanbeter
Die meisten Pinguine leben monogam, aber überwiegend in einer Fernbeziehung. Jahr für Jahr kehrt das Männchen als erster zurück zum immergleichen Nest und wartet dort auf das Weibchen.
Die beiden hier wandern runter zum Strand, es wirkt, als würden sie sich unterhalten.
Sie sind erstaunlich gut zu Fuß. Zwischen den Büschen haben sie Trampelpfade angelegt. Zielstrebig laufen sie mit großen Schritten über das steinige Gelände.
Von uns lassen sie sich überhaupt nicht stören.
Der Steg führt hinauf zu einem Aussichtspunkt.
Schon von weitem hört man das Grölen, Maunzen und Blöken einer riesigen Seehundkolonie auf der Insel gegenüber. Dazu die Schreie unzähliger Möwen…
Und der allgegenwärtige Wind Patagoniens, zum Glück weht er warm….
Am Strand sehen wir den Pingus beim baden zu
Sie sind neugierig, genau wie wir. Dieser hier ist obendrein ein Kameraprofi
„Hallo!“
Direkt unter den Bodengittern treffen sich zwei Freunde
Ah! Sie sind mehr als Freunde. Lieb gehen sie miteinander um. Ein Pärchen….
Sie drücken die Köpfe aneinander, erst links, dann rechts, hin und her. Dann lassen sie die Schnäbel pfeilschnell aneinanderklickern.
Worte wie niedlich, putzig, süß kommen einem in den Sinn. Doch Pinguine sind nicht nur niedlich. Sie sind ebenso eiskalte und schnelle Jäger. Der Gaumen ist voller Widerhaken. Die Zunge ein scharfzahniges Reibeisen. Da entkommt kein Fisch und sei er noch so glitschig.
In den Erdnestern wird gebrütet. Abwechselnd, damit jeder mal auf die Jagd gehen kann.
In ungefähr zwei Wochen schlüpfen die Küken.
Bis dahin nutzen sie ihre Freizeit um viel Sonne zu tanken
Über die Stege machen wir uns auf den Rückweg.
Es ist ein bißchen wie Zoo andersrum: wir sind eingezäunt, die Tiere laufen wohin sie wollen.
Unsere erste Begegnung mit freien Pinguinen. Das sie uns so nah kommen, haben wir nicht erwartet. Wie neugierig, gelassen und zutraulich sie sind, keine Scheu. Wir sind völlig begeistert, ganz hin und weg…
Vom Parkplatz aus führt eine Wanderung zum Cabo dos Bahias. „Today we have wales!“ hieß es doch. Bis jetzt haben wir noch keinen Wal gesichtet, vielleicht am Cabo. Also flugs die Wanderstiefel angezogen und los.
Diese Gräser pieksen wie tausend Mückenstiche. Das Pieksgefühl hält sich hartnäckig, minutenlang. Ganz fieses Zeug.
Ein Guanako auf Wachposten
Unruhig tritt es hin und her, was ist denn los?
Oh, ein offenbar wütender Artgenosse jagt seinen Kollegen direkt vor uns über den Weg….
Der Pfad ist leicht zu gehen, über Steine und Muscheln führt er hinab zum Meer, anschließend wieder den Hügel hinauf.
Kleine blauschwarze Vögel begleiten uns im Abstand von wenigen Metern und stoßen Warnrufe aus.
Knautschige Steine liegen am Rand, übersät von bunten Flechten
Wir erreichen das Cabo, jetzt geht´s bergauf…
Oben angekommen haben wir einen kompletten Rundumblick, wie von einem Ausguck
Nach Süden Osten und Norden
joah….ist vielleicht nicht soooo spektakulär….aber schon schön
Es ist auch schwer, nach dem fabelhaften Besuch bei den Pinguinen noch eins draufzusetzen.
Und wo sind die Wale?
Unter Wasser….
Leider weht es hier oben viel zu kräftig um lange Pause zu machen
Auf dem Rückweg sehen wir einen Riesenseelöwen im Wasser liegen…
Da steht die Rappelkiste
6 Kilometer beträgt der Wanderweg hin und zurück. Nicht zuviel, für uns gerade richtig heute.
Schön war´s!
Kaum am Lkw angekommen, hüpft das goldgelbblaue Vögelchen herbei. Kurz danach landet ein zweites, etwas blasser in den Farben. Aber Hoffnung auf Krümel machen sich beide
Nach langer Recherche findet sich schließlich der Name der Vögelchen: es sind Kordillerenammertangaren. Wer denkt sich sowas aus?
Mit der Rappelkiste schaukeln wir über eine sandige Piste zu einem weiteren Aussichtspunkt, aber dort gibt es ehrlich gesagt nichts besonderes zu bewundern….
Ein letzter Blick auf Cabo dos bahias, wir kurven zurück zur Playa Elola.
Wenig später rumpelt der MAN von Sabine und Flo auf den Platz. Sie werden morgen zu den Pinguinen wandern.
Wir schnappen uns eine Flasche argentinischen Roten und lassen im Windschatten hinter der Rappelkiste den Tag revue passieren.
Ein tolles Erlebnis, den Pinguinen so nah sein zu können. Wie selbstsicher sie sind. Wir kennen eigentlich nur scheue Wildtiere, nie kommt man nah an sie heran. Außer vielleicht an ein Wildschwein, das im Grunewald plötzlich vor einem steht. Und das möchte man wirklich gar nicht…..
See-Elefanten, Pinguine und selbst die Vögelchen sind hier ohne Scheu. Wir sind schwer beeindruckt.
Die Sonne verabschiedet sich mit großem Spektakel
( Danke an Sabine und Flo für das Rappelkistenfoto )
Ein fantastischer Tag…
Liebe Grüße, bis bald!
Julia & Martin
Drink positive!
Auf Instagram: Rappelkisteberlin
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