Adios Puerto Deseado.
Kurz hinter dem Hafen biegen wir ab auf eine Schotterpiste entlang des Rio Deseado.
Eine richtige Rumpelfahrt, in unseren Sitzen schlaukeln wir hin und her, perfektes Pistenfeeling.
Mehrere schöne Plätze entdecken wir am Flussufer, viel Auswahl. Schließlich entscheiden wir uns für eines. Zuerst gehen wir die Piste ab um sicher zu sein, das wir unten gut parken können.
Wieder begleiten uns die schwarzen Vögel auf Schritt und Tritt.
Der Platz ist prima. Dann holen wir jetzt Rappel.
Und rumpeln den steilen Weg hinunter
das ist unser Platz für heute
Ab in die Sonne…
Kaum Wind, die kleine Fliegerin hebt ab
Die Piste führt noch weiter am Fluss entlang, das wär auch was für uns. Ein Blick in den nächsten Canyon, die Wasserfarben sind herrlich.
Traumhaft!
Doch heute steht nur Sonne genießen auf dem Programm. Es soll der letzte Schönwettertag dieser Woche sein, behauptet die Vorhersage.
Ein paar Pferde schauen vorbei
Dieser kleine Kerl hüpft uns zutraulich direkt vor die Füsse
Um uns herum singen uns unbekannte Vogelstimmen. Bis zur letzten Minute kosten wir das Sonnenlicht aus
Abends zeigen sich am Himmel die ersten Vorboten des lausigen Wetters, das kommen soll.
Wir gehen dann mal rein, was kochen……
Morgens sitzen zwei schlafende Austernfischer auf den Felsen.
Als ich mich anschleiche, wacht einer kurz auf…ein Blick zu mir….ach, ein Mensch mit Kamera – uninteressant. Er steckt den Kopf wieder zwischen die Federn und pennt weiter.
Kein Wind, der Rio fast spiegelglatt. Gerne würden wir noch etwas länger an diesem schönen Platz bleiben. Oder, noch besser, die Piste weiter entlang des Flusses fahren…..
Statt des angekündigten Dauerregens, soll es nur bewölkt, aber überwiegend trocken bleiben. Das ist unsere Chance nach Jaramillo zum versteinerten Wald zu fahren. Den Plan hatten wir schon fast abgeschrieben, wegen Schlechtwetter.
Also starten wir
Vorbei an der Farm am See.
Der Hofhund gähnt bei unserem Anblick herzhaft, er hat überhaupt keine Lust wegen uns aufzustehen…dieser vorwurfsvolle Hundeblick…
Ein Flamingo stakst duch den See
Lautes Geschrei über der Möweninsel…
Ein kurzer Abstecher zurück nach Deseado zur Panaderia Santa Cruz, um ein paar Media Lunas zu kaufen, die sind dort vorzüglich.
Wir haben die Wahl: entweder die 125 langweiligsten Kilometer der Welt zurück zur Ruta 3 zu fahren oder in Tellier auf die R47 abzubiegen und eine Piste zu nehmen. Die Entscheidung fällt nicht schwer.
Ab auf das Schotter/Sandwellblech der R47. Bis zum frühen Nachmittag sollten wir locker in Jaramillo sein, dann können wir noch wandern gehen.
Nandus sprinten mit Riesenschritten davon, man sieht sie nicht, wenn sie sich nicht bewegen
Die Pferde sind da viel gelassener
Pampashasen starten ein kurzes Wettrennen mit der Rappelkiste, bevor sie ins Gelände abbiegen.
Ein Nanduhahn rast los, im Schlepptau mehr als 15 Küken
Nanduhähne mit Küken sehen wir noch viel mehr, bis zu 30 Küken zieht ein Männchen auf.
Wir stauben die Piste entlang…
Von rechts wagt sich ein kleines Tier auf den Weg. „Ein Gürteltier!“ rufe ich begeistert!
Nee, was ist denn das? Schnell flüchtet das Tierchen zurück in den Graben.
Wir halten an. Welpen?
Ja! Steppenfuchswelpen! Zorro gris
Einer ist recht mutig, seine Geschwister haben sich tief in die Abflussröhre verzogen. Ich störe nur ganz kurz, dann lassen wir sie in Ruhe.
Das ist so ein schönes Geschenk, all die Jungtiere zu sehen.
Die Guanakos haben auch Junge. Crias oder Chulengos werden sie hier genannt
Wo jetzt allerdings Hirsche herkommen sollen, ist uns ein Rätsel….
Eine wunderschöne Strecke. Klar geht es auch mal geradeaus. Wie mit dem Lineal gezogen….
Weite Ausblicke in das Land. Dunkle Berge am Horizont, Pampa, von Seen durchzogen
Bei den Viehgittern müssen wir vorsichtig sein, manche sind verbogen und scharfkantige Metallstücke ragen hoch.
Dickwollige Schafe ziehen gemütlich ihrer Wege.
Ein großes Schild warnt vor einer kurvenreichen Strasse, wir sind gespannt
Am Wegrand ein merkwürdiger Schrein. „Gracias difunta correa“ – „Danke, verstorbener Riemen“ übersetzt die SprachApp. Ähhh….
Wikipedia kann weiterhelfen: es geht um Maria Correa, eine Frau, die im 19.Jhd auf der Suche nach ihrem Mann in der Wüste Argentiniens verdurstet ist. Das erklärt auch die vielen Wasserflaschen am Schrein. Eine Schutzheilige der Reisenden. Wie Gaucho Gil.
Links und rechts flankieren Hügel den Weg, sanfte Kurven ( nicht so sehr gefährlich…) tragen uns hinab zu einem breiten Flussbett
Ein Tinamou hastet noch schnell über den Weg….
Trippel, trippel, schnell, schnell die Böschung hinauf! Die fliegen wirklich nur im allerhöchsten Notfall
Halt, ihr Guanakos!! Bleibt doch mal stehen!!
Hier ist ja was los!
Beim Fluss überlegen wir ganz kurz, zu bleiben….aber das Wetter, das Wetter. Wandern in Jaramillo können wir nur heute oder vielleicht noch morgen. Wir müssen weiter….
Gute 1½ Stunden sind wir unterwegs, 55 Kilometer haben wir hinter uns. Gut vorangekommen. Die kommenden knapp 70 Kilometer bis zur R3 dürften wir dann auch in 2 oder 2½ Stunden schaffen. Wir biegen ab auf die R89.
Kaum abgebogen wird die Piste räudig. Unsere Fahrgeschwindigkeit sinkt auf Schritttempo. Na bravo.
Vor uns ein Viehgatter. Der Riegel ist ohne Schloss, wir können durchfahren.
Tor Nummer 1
Die Landschaft ist recht….übersichtlich….
Hier kommt Tor Nummer 2
Interessante Verschlusstechnik.
Offen gestanden tüfteln wir beide ganz schön herum, bis wir das Tor wieder verschlossen haben.
Langsam schaukeln und holpern wir weiter.
Tor Nummer 3
Wir halten vor einer Dreifach-Kreuzung. Der Karte nach müssten wir nach rechts abbiegen.
Aber warum sollen wir den Umweg zum Fluss machen? Die anderen zwei Fahrspuren sind nicht in unserer Karte verzeichnet, aber sie könnten eine Abkürzung sein. Ohne Karte fahren ist sowieso spannender. Also….welche nehmen wir?
Die linke. Mal sehen wo wir landen….
28 Kilometer in 1½ Stunden, es wird Zeit für die Mittagspause.
So sieht es um uns herum aus. Pampa Argentina vom Feinsten….
So viel Landschaft mit vermeintlich so wenig drin. Aber trotz der Ödnis sehr faszinierend und voller Leben.
Weiter geht´s!
Tor 4
Nicht lange und wir sehen auf Mapout, das wir perfekt unterwegs sind. Richtig entschieden!
Super! Wir kürzen ganz schön was ab.
Ein Baum!
Kreisrunde Kraterseen
Das wir heute noch in Jaramillo wandern gehen, haben wir längst abgehakt. Wir sind jetzt schon viel länger unterwegs als erwartet. Und es liegt noch ein weiter Weg vor uns….
Aber die Abkürzung….top!
Tor Nummer 5. Wieder mit Klemmverschluss…hm, wie funktioniert das hier? Ahh…so!
Die kleinen Blüten, so standhaft, so trotzig
Tor Nummer 6. Mit Knüppelschaltung
Es wird spannend, gleich müssten wir auf die ursprünglich geplante Piste treffen. Und…..
Tschakka! Wir sind wieder auf Kartenkurs!
Prima!
Wir sind erleichtert, etliche Kilometer Rumpelpumpel gespart. Auch wenn es großen Spaß macht, ist es doch recht anstrengend.
Weiter mit Gepolter.
Ah! Wir nähern uns der Zivilisation! Eine Farm!
Direkt bei der Farm stehen wir vor Tor 7
Zwei Hunde kommen angerast. Oje, oje….
Vorsichtig steige ich aus…..
„Hola, pequenos perritos…“ schmeichle ich mich ein.
Ach, die Süßen, die haben ja viel mehr Angst vor mir, als ich vor ihnen haben muss!
Ein Glück! Und mit durchs Tor wollen sie auch nicht. Feine Bübl…
Hier kommt Tor Nummer 8
Und zu guter letzt: Nummer 9
Wir haben`s geschafft! Völlig falsch eingeschätzt unsere Pistenfahrt. Sechs Stunden haben wir gebraucht, wesentlich länger als gedacht.
Inzwischen ist es 16 Uhr. Wir würden jetzt gerne Feierabend machen. Aber direkt an der Ruta3?
Nur 30 Kilometer bis zum Abzweig zum Bosque petrificado, das sausen wir in Nullkommanix. Manchmal ist die öde Ruta 3 auch ein Segen….
Oh, nochmal 50 Kilometer Piste. Aber die scheint locker zu fahren zu sein.
Dennoch: wenn es geht, schlagen wir uns irgendwo demnächst in die Büsche. Und fahren den Rest morgen. Beide schon so müde.
Die Piste wechselt schnell auf übelstes Wellblech.
Das Wetter wechselt auf Regen.
Und schließlich wechselt auch die Landschaft….
Auf atemberaubend schön:
Dunkle Berge mit Zackenkronen
Cremefarbene Felsen
Dieser Blick!
Das Gestein hell, dunkel und rot
Wir rütteln weiter, staunen und sind begeistert.
Oh! Hier leben Pumas!
Ein Platz in den Büschen? Fehlanzeige!
Wir rollern die 50 Kilometer durch bis auf den Parkplatz der Rangerstation.
Uff. Jetzt sind wir echt kaputt. Hoffentlich dürfen wir hier bleiben.
Müde schlurfen wir zur Registrierung. Unsere Daten werden aufgenommen. Wir dürfen bleiben.
Der Nationalpark ist kostenlos. Für das kleine, sehr feine Museum haben wir nicht mehr die rechte Auffassungsgabe, alles weitere morgen.
Klasse Pistenfahrt war das heute. Anstrengend, aber sehr schön.
Es beginnt wieder zu regnen, wir verziehen uns rein.
Endlich Feierabend.
Liebe Grüße, bis morgen!
Julia & Martin
Drink positive!
Auf Instagram: Rapellkisteberlin
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