Morgens kurven wir durch das etwas seltsam dekorierte Piedras Buenas.
Wir sind auf dem Weg zum Nationalpark Monte Leon.
Schnell noch in dieser kleinen Panaderia Frühstücks-Media Lunas kaufen. Und Kekse!!
30 Kilometer bis zur Rangerstation Monte Leon.
Einst eine 62 Hektar umfassende Estancia. 1920 erwarb Familie Braun das Gelände und begann intensiv Guano abzubauen. Etwa 10 Jahre lang war dieses Geschäft äußerst rentabel. In den folgenden Jahrzehnten sank durch die Erfindung des Kunstdüngers der Profit, dennoch wurde weiterhin so viel Guano von den Felsen gekratzt, daß die produzierenden Kormorane fast ausgerottet wurden.
Seit 2004 ist das gesamte Gelände ein Nationalpark.
Registriert sind wir ja schon, wir bekommen die Wanderwege erklärt. Die Öffnungszeiten haben wir falsch verstanden: Eintritt ist bis 17 Uhr, abgeschlossen wird erst um 20 Uhr. Achsoooo…..
Eine Tafel zeigt die Tidenzeiten für heute an, bei Niedrigwasser kann man Höhlen besichtigen. „Please be careful, the water comes quickly!“ schärft uns der Ranger ein.
9 Meter Tidenhub heute, sehr beeindruckend. Aber beim Niedrigwasser um halb sieben sind wir wahrscheinlich nicht mehr da. Außer wir können doch im Park übernachten? No.
Okay….wir besichtigen noch die imposante Schädelsammlung. Wow, das ist ein Gebiß! Das zermalmt leicht jeden Knochen. „Puma!“ erklärt der Ranger.
Und der überlange Schnabel vom Ibis!
6 Kilometer weiter öffne ich das NP – Gatter.
Hereinspaziert!
Eine halbe Stunde Pistenauf- und ab durch grüngestreifte Berge bringen uns zur Küste.
Natürlich möchten wir zuerst zur Pinguinera. Mehr als 40.000 Magellanpinguine leben hier.
Zweieinhalb Kilometer Wanderweg führen dorthin. Zuerst das Puma – Warnschild durchlesen. Wir würden ja echt gerne einen sehen, aber bitte nicht von nahem….
Es ist Frühling in Südpatagonien, die Blümchen geben alles. Vögel singen und zwitschern voll Inbrunst.
Calafatestacheln – noch lauter kann man nicht: „FINGER WEG!“ rufen
Ein Ibis zieht mit großen Flügelschlägen über uns hinweg. Die Kamera kommt zu spät.
Die Pflanzen halten schön still für ein Foto.
Eine hübsche Bank unter dem einzigen Bäumchen weit und breit, lädt zum Verweilen
Wir hören die Pinguine schon lange, bevor wir sie sehen. Sie trompeten sich die Seele aus dem Leib. Es klingt wie eine Herde Esel.
Unten am Strand und oben zwischen den Büschen, überall Pinguine. Wie weit manche vom Meer zum Nest und zurück laufen müssen
Während unser Weg durch einen Zaun vorgegeben ist, bewegen sich die Pingus nach Lust und Laune und ohne Scheu.
Ein kleiner Kerl guckt besonders neugierig durch die Sträucher
Und pirscht sich an
„Hallo…“
Eine Weile schaut er ganz genau hin, schnuppert, sehr interessiert.
Wir sind absolut hin und weg.
Genug gesehen, er wandert wieder zurück zu den Kumpels. Adios!
Was für eine Begegnung, sehr berührend. Was für ein Glück, das dieser Pinguin keine Angst vor uns kennt.
Was wuschelt denn da im Nest? Die Küken sind da!
Wie liebevoll sich die Pinguineltern um ihre Jungen kümmern. Manche sind schon zu groß um noch unter das warme Federkleid der Eltern zu passen. Aber Windschutz können die Eltern noch gewähren.
Auch miteinander gehen Pinguine sehr lieb um.
Zauberhaft! So nah. Das trifft uns mitten ins Herz.
Fuchs, Puma, große Greifvögel und Möwen lauern auf die Küken. Deshalb passt immer ein Elternpinguin auf die Kleinen auf.
Der andere ist auf der Jagd, um Futter zu finden. Bis zu 50 Kilometer weit schwimmen sie hinaus und tauchen bis zu 80 Meter tief!
Unvorstellbar, 80 Meter! So tief reicht kein Licht, da ist es stockfinster.
Im Meer lauern Seelöwen und Orcas auf die Pinguine. Marea Roja, eine toxische rote Alge, die sich manchmal seuchenartig ausbreitet, kann sie vergiften.
Kommt der Partner nicht zurück, sterben die Küken.
Es beginnt leicht zu regen. Und dieser ewige Wind lässt sich nur noch mit viel Humor ertragen. Wir suchen eine Pause in der Schutzhütte.
Zeit, zurück zu wandern.
Pinguine werden mehr und mehr zu unseren Lieblingstieren.
Ein paar Pistenkilometer weiter befindet sich der Löwenkopffelsen, der dem Nationalpark den Namen gegeben hat.
So ganz können wir den Löwen da nicht erkennen.
Ein Holzsteg führt hinauf.
Oben hat man Ausblick auf eine Klippe, auf der viele Seelöwen liegen. Sie warten auf die passende Welle, die sie auf die ersten Felsen hebt und robben dann steil bergauf.
Der Wind wird immer schlimmer. Während ich versuche, zu filmen, schubst mich eine Böe an den Drahtzaun und versucht, mir das Hendi aus der Hand zu reißen.
Noch eine letzte Aufnahme und dann nichts wie weg hier.
Erst später, als ich Martin den letzten Film zeige, fällt ihm auf, daß ich gerade den Moment erwischt habe, indem ein Seelöwe den algengrünen Abhang hinunterrutscht und sich dann mit kräftigem Sprung ins Meer fallen lässt.
Wir fahren zum Kormoranfelsen. Hier hat die Familie Braun Guano abgebaut. Allein zwischen 1920 – 1960 wurden mehr als 10.000 Tonnen Guano von der Insel geschabt und damit den Kormoranen ihre Nester genommen. Die Folge war das fast völlige Aussterben der Vogelkolonie. Die Erfindung des Kunstdüngers war die Lebensrettung für die letzten Kormorane. Guano wurde zum Glück zu teuer.
Inzwischen erholt sich die Population, ist aber immer noch nicht auf den früheren Bestand angewachsen.
Auf der Klippe steht ein Schornstein. Unter uns befindet sich die Seelöwenküche. Tausenden Seelöwen wurde dort das Fell abgezogen und das Fett ausgekocht. Ebenfalls bis zum beinahe völligen Aussterben der Seelöwenkolonie.
So viel traurige Geschichte.
Wie gut, daß jetzt hier ein Nationalpark ist.
Obwohl das Niedrigwasser erst in 2 Stunden erreicht ist, wollen wir uns auch noch die Tidenhöhlen ansehen.
In grüngrauem Licht fahren wir zum nächsten Strand.
Unten angekommen erkennt man schon die Höhlen, aber das Wasser steht noch zu hoch um alles zu besichtigen.
Die Ebbe hat „Picknicktische“ aufgestellt
Muscheln schmiegen sich an die Felsen
Eine Höhle ist schon leergelaufen
Eine Menge interessante Objekte sind zu finden.
Feinster Perlmuttschimmer
Seelöwenwirbel und Pinguinknochen
Ein merkwürdiges Etwas…ein Tier?
Algen in unterschiedlichsten Formen
und Muschel-Stillleben
Es beginnt wieder zu regnen, durch den weichen Kies stapfe ich zurück zur Rappelkiste.
Zu schade, das wir hier nicht übernachten dürfen. Der Campingplatz im Nationalpark wird privat betrieben und hat geschlossen. Und das Verbot ignorieren wollen wir nicht.
Also raus.
Ein großartiger Nationalpark mit einer großartigen Tierwelt. Wir sind schwer begeistert.
FILM
Etwa 60 Kilometer weiter südlich haben wir einen Übernachtungsplatz bei einer verlassenen Tankstelle ausgemacht.
60 typische Ruta 3 Kilometer
Der Tankstellenplatz ist keine Schönheit, aber völlig okay.
Inzwischen regnet es durchgehend. Schön, daß wir den ganzen Tag noch Glück mit dem Wetter hatten.
Die unmittelbare Nähe zu den Pinguinen, ihr Vertrauen darauf, das von uns keine Gefahr ausgeht, war ein ganz besonderes Erlebnis im Monte Leon Nationalpark.
Wir sind sehr glücklich, daß wir das erleben können.
Eine ruhige Nacht, im rosa Morgenlicht stehen noch ein paar mehr Trucker auf dem Platz.
Und schaut euch das prophezeite Schlechtwetter an!
Patagonien…..hier gibt es keine Wetter – Vorhersagen, hier gibt es nur Wetter- Vorschläge…
Liebe Grüße, bis gleich!
Julia & Martin
Drink positive!
Auf Instagram: Rappelkisteberlin
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