Argentinien – Talfahrt ohne Bremse und andere Überraschungen 17.11.2024 – 22.11.2024

Veröffentlicht in: Aktuell, Allgemein, Archiv, Argentinien | 1

Morgens um 5 steht noch der Vollmond am Himmel.

Über dem Meer kündigt sich mit großem Farbspektakel die Sonne an

 

Eine Karawane von Pickups mit langen Angeln  zieht auf der Piste zum Strand. Es ist Sonntag, Familientag.

Wir sind noch bedient von der schönen, aber langen Fahrt gestern, heute machen wir nicht viel.

Reisen wir doch mal der Karawane hinterher…

Einmal TRÖÖT!! für Gaucho Gil

Eat my dust….

Staub aufwirbeln können wir auch, oder Rappelkiste?

Am Horizont der Pico Salamanca. Den wollen wir erwandern, aber nicht heute.

8 Kilometer Pistenwellen, wir biegen ab zu den Barrancas Blancas.

Das sieht fantastisch aus! Hier bleiben wir. Am Strand stehen viele Autos und Wohnmobile, Sonntagsausflügler. Total schön hier!

Der Wind ist zurück und zauselt die Gräser. Die Pflanzen daneben stehen wie versteinert.

Überall verstreut auf dem Boden liegen Kristalle mit stumpfem Glanz, sehr schwer, wie festgebackenes Salz

Mütze festhalten!

Ein wunderschöner Platz

Wieder runter und ans Wasser. Die Ebbe legt Felsen frei, viele Leute zupfen Muscheln von den Steinen.

Nicht ganz einfach mit Flipflops durch die Kiesel zu laufen…

Streckt die mir die Zunge raus?!

Ich teste mal die Wassertemperatur…

Ar…kalt….

Um uns herum veranstalten Familien ihre Picknicks, viele werfen die Angeln aus. Ein Mann möchte gerne mehr über die Rappelkiste wissen, wir plaudern spanisch/englisch/händisch. Am Ende fragt er Martin, ob er auch angelt. Er kann sich jederzeit eine von seinen Angeln ausleihen, wenn er möchte, wie nett!

Bis zum Sonnenuntergang sitzen wir draußen, lesen, dösen, schauen aufs Meer. Das tut gut.

20 Uhr. Die Leute packen ihre Sachen, kein Müll bleibt liegen. Nur ein ausgebauter Reisebus bleibt auch über Nacht.

 

 

Montag Morgen. Bleiches Mondlicht über der Bucht.

Kein Wind!

Die kleine Fliegerin startet

Wir lassen uns Zeit, genießen die Sonne

Erst Mittags packen wir zusammen. Perfektes Wanderwetter, alles bereit um den Pico Salamanca zu erklimmen.

Eine Piste führt am Meer entlang, die probieren wir.

Zweimal landen wir vor einem tiefen Graben – umdrehen.

Dann in einer Sackgasse – umdrehen.

Durch ein Flussbett kommen wir zum verschlossenen Tor der Rancho Don Bosco – umdrehen….

Okay, wir geben auf und nehmen den kürzesten Weg rauf zur Ruta 1.

Die Angler sind weiter unterwegs, das Meer leuchtet in den schönsten Wasserfarben

Steine schlagen gegen die Rappelkiste, es geht steil hinauf…

und da ragt er empor, der Pico Salamanca.

Wir halten auf dem Wanderparkplatz. Freuen uns sehr auf die Wanderung. Was für eine schöne Aussicht, von oben muss es grandios sein….

Da fällt Martins Blick auf den Auspuff. Irgendeine Flüssigkeit verdampft darauf….Das ist gar nicht gut…Er schaut nach….

und macht eine böse Entdeckung:

ein Stein hat das T-Stück der Bremsleitung leck geschlagen. Die Bremsflüssigkeit ist weg.

Wir haben ein Problem.

Statt zu wandern, schleichen wir mit dem Steyr im Geländegang den Berg wieder hinunter.

Wir müssen es bis nach Comodoro Rivadavia schaffen, zur nächsten Werkstatt. 50 Kilometer ohne Bremse.

In der Stadt arbeitet Martin uns mit Hilfe der Handbremse durch den Verkehr, sehr anstrengend das Ganze.

Aber wir schaffen es zu den Autowerkstätten.

Alle Tore sind verriegelt und verrammelt, alle geschlossen….sind wir zu spät?

Es ist gerade mal 15 Uhr?! Die können doch nicht alle bankrott sein? Bei der Tankstelle erfahren wir, das Feiertag ist. Morgen sind alle Werkstätten wieder geöffnet.

Also gut. Schlafplatzsuche. An der Tanke zu schräg, in den Gassen zu eng, gelb bemalte Bordsteinkanten => Parkverbot. Der Parkplatz am Supermarkt eingezäunt mit Tor, keine Chance. Aber wenigstens einkaufen können wir.

Es weihnachtet ein wenig.

Wir finden ein winziges Fläschchen Bremsflüssigkeit. Einen Flakon, könnte man sagen, für 15,-€.

Das Gemüse ein einziges Trauerspiel…..

Rote Bete hat sich in ihrer Kiste zusammengerottet. Im wahrsten Sinne des Wortes. Tiefe Trauer bei Spinat und Sellerie, der Salat welkt vor sich hin….und die Paprika? Kann doch nicht euer Ernst sein?

Ruhe in Frieden, liebes Grünzeug

Vor der Kasse eine elendlange Schlange….

Bei Lidl in Berlin würde so eine Kassenschlange zu Geschrei, Aufruhr und Lynchjustiz führen….

Hier wird es geduldig ertragen, ohne Gemurre.

Und nach 40 Minuten warten sind wir dann auch durch die Kasse durch.

Zurück im Werkstattviertel quartieren wir uns vor der Mauer einer Reifenwerkstatt ein. Feierabend.

„Schau mal, der Stacheldraht formt lauter Herzen“ sagt Martin. So gesehen wirkt es gleich viel freundlicher.

 

 

Dienstag, 8 Uhr morgens, die Reifenjungs sind schon bei der Arbeit, wir sind startklar für die Werkstatt von MecaNick.

Eine Stunde warten wir vor der verschlossenen Tür, dann klopft Martin ans Tor und erfährt, das Nick zum angeln gefahren ist.

Gegenüber liegt das Emporio del Freno, eine Bremsenfachwerkstatt.

Fünf Minuten warten, dann können wir in die Halle.

Ein bildschönes Feuerwehrauto brettert vorbei

So. Wir können rein.

 

Der Mechaniker macht sich gleich ans Werk, Martin robbt mit unter das Auto.

Eine tolle Werkstatt. Mit Schmiede. Ein Kollege kümmert sich gleichzeitig um unsere festgebackene Staudruckbremse – er verzweifelt fast daran.

Mehrere Ultraschallbäder sollen helfen….

3½ Stunden später präsentiert der Mechaniker stolz die wieder leichtgängige Staubremse.

Das T-Stück der Bremsleitung ist repariert. Zwei Probleme gelöst, prima! 90,-US$ bezahlen wir für die Arbeit.

Aber dann entdeckt Martin Tropfen unter dem Motor.

Es tröpfelt aus der Wasserpumpe.

Und das ist nichts anderes als eine Katastrophe.

Jetzt haben wir ein neues, richtig großes Problem.

Martin berichtet dem Chef von unserem Desaster. Er geht mit ihm ein paar Werkstätten weiter und erklärt dort unsere Lage.

Misael, der Mechaniker, schaut sich die Sache kurz an, alles klar, wir sollen hochkommen.

Da steht sie nun, die Rappelkiste und lässt den Kopf hängen….

 

Misael baut die Pumpe aus. Eine neue wird hier nicht aufzutreiben sein, erklärt er uns in gutem englisch. Sie werden die Pumpe auseinandernehmen und reparieren.

Später fragt er nach: sie bekommen ein Teil nicht rausgepresst. Sollen sie es mit Gewalt versuchen? Entweder die Pumpe ist danach total kaputt oder es klappt….“Do it!“ sagt Martin. Wir drücken uns fest die Daumen….

Und es klappt!

Da ist das Problem: mehrere Rollen im Lager sind zerbröselt…

17 Uhr: Feierabend. Ob wir noch etwas brauchen, fragen die Mechaniker. „This is a safe place to stay“ versichern sie uns. Bis morgen!

Martin checkt noch ein bißchen rum, wer uns eine Pumpe aus Deutschland schicken könnte. Für den Fall, das irgendwelche wichtigen Teile nicht zu bekommen sind. Wie immer ist auf Micha Aigner Verlass. Wir sollen nur sagen, wann wir sie brauchen.

Und wie immer reagiert der Indu-Tec-Typ unfreundlich und wenig hilfsbereit. Saubude.

 

Der nächste Tag.

Mittwoch. Pünktlich öffnet die Werkstatt.

Die Pumpe ist zerlegt, Teile sind bestellt. Wir warten. Backen Brot. Martin repariert die ausgefallenen Kontrollleuchten im Dash. Die Schildkröte leuchtet wieder. Das Steuergerät hat einen Wackler. Brauchen wir irgendwann ein neues.

Es ist sehr staubig, warm und trübe.

Misael bringt uns Neuigkeiten: ein neues Wasserpumpenlager gibt es in der Größe nicht. Sie werden zwei übereinanderbauen. Neue Dichtungen sind bestellt. Der Schaft muss neu gedreht werden, sie warten auf den Dreher. Mehr passiert heute nicht.

Wir langweilen uns furchtbar, das raubt einem jede Energie….

Zur Aufmunterung laufen wir los zum Maxiconsumo, was einkaufen. Ein Großmarkt. Aber wir dürfen auch rein, im Büro geben sie uns eine Kundenummer. Alle Produkte sind deutlich günstiger als sonst.

Links und rechts flankiert von Zucker und Farbstoff, harren wir 25 Minuten in der Kassenschlange aus, dann sind wir fertig. Rekordzeit!

Zurück beim Steyr wollen wir noch draußen sitzen, es ist so warm. Aber die vorbeifahrenden Autos nebeln uns in Staub, aufspritzende Steinchen fliegen in unsere Richtung. Also besser reingehen.

 

Der nächste Tag:

Donnerstag. Was machen wir heute? Warten…..Martin putzt die Dax und düst ein bißchen rum.

Zur Wäscherei zum Beispiel. Sie verlangen 12,-€ für 10 Teile. Viel zu teuer! Dafür entdeckt er einen winzigen Verdura – Gemüseladen und bringt frisches Gemüse mit, Hurra!

Ich schreibe Blog und daddel rum….

Es ist sehr heiß, der Dauerwind hüllt uns in Staubwolken, die geröteten Augen tränen.

Und hab ich schon erwähnt wie laaaangweilig es ist?

Jeden Tag fragt einer der Mechanikerjungs bei uns nach, ob wir was brauchen. Supernett.

In der Werkstatt passiert nix. Warten auf den Dreher….

Gute Nacht

 

Der nächste Tag:

Freitag. Wenn es heute nix wird mit dem Dreher, sitzen wir übers Wochenende hier fest. Horror! Wir sind beide maulig. Noch schlimmer wäre es, wenn wir eine neue Pumpe aus Deutschland bestellen müssten, dann säßen wir hier noch viele Tage…besser nicht dran denken….

Martin geht mal in die Werkstatt.

YES! Der Dreher hat geliefert. Da liegt das neue Teil!!

 

Mittags klopft Misael an: „All is fixed. Here is your new waterpump!“ Jippiehyeah!!!

So sehen glückliche Wasserpumpenbesitzer aus!

Es wird montiert.

Der große Moment: Martin startet den Motor: Alles dicht! Rappel lebt wieder!

Alle freuen sich mit!

Supernette Jungs sind das und vor allem: die können was!

Die Rechnung ist fett, 750,-US$. Allein der Dreher hat 360,-$ gekostet. Ist wie es ist. Es gibt noch satt Trinkgeld obendrauf, wir sind sehr zufrieden mit der Arbeit.

Und überglücklich. Wir fahren wieder!

Danke!

Bis morgen, liebe Grüße!

Julia & Martin

Drink positive!

Auf Instagram: Rappelkisteberlin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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