Wir fahren wieder! Überglücklich steuern wir die Rappelkiste aus der staubigen Strasse.
Zuerst ein Einkauf im kleinen Gemüseladen, den Martin entdeckt hat. Es duftet nach Pfirsichen. Obst und Gemüse liegen gepflegt und hübsch geordnet in Kisten. Hier gibt sich jemand viel Mühe.
Es gibt Salat. Frisch und nicht welk! Und Brokkoli! Grün und nicht gelb! SALAT! BROKKOLI! Wir freuen uns wie kleine Kinder an Weihnachten! Paprika, rot und grün, ohne Schimmel und Aubergine ohne Schrumpelhaut! Ein Schlaraffenland!
Fröhlich ziehen wir mit unserer prall gefüllten Gemüsetüte davon und schmieden Pläne für´s Abendessen.
Heute fahren wir nicht weit, nur einmal über den Berg nach Rada Tilly. Vorsichtshalber wollen wir noch in Werkstattnähe bleiben.
Auf der Brücke zur Bergpiste liegt ein Kieshaufen als Barriere. Reifenspuren zeigen, das viele Autos einfach drüberfahren. Dann machen wir das auch. Rappelkiste zieht bergan, unter uns liegt die Bucht von Rada Tilly.
Und vor uns liegt wieder ein Kieshaufen. Hm….
Klar, könnten wir da auch drüberfahren. Aber das Ganze hat vielleicht auch irgendeinen Grund?
Wir drehen um, werfen noch einen ( hoffentlich ) letzten Blick auf Rivadavia und kurven um den Berg herum.
Hinunter nach Rada Tilly.
Nicht lange fackeln, am Ende der Strandpromenade finden wir unseren Platz für heute.
Und jetzt gibt´s…….Trommelwirbel…..BROKKOLI!!!
Wie man sich über frisches Gemüse freuen kann….
Draußen knattert die Jugend vorbei, einige auf Honda Dax und Monkeys.
Einer präsentiert ein flottes Daxwheelie. Schneller Seitenblick, haben`s alle gesehen? Nee, die haben zu uns rübergeguckt….
Das Festessen ist serviert:
Genau das richtige zur Feier des Tages. Guten Appetit!
22 Uhr, es ist still in Rada Tilly. Jemand sitzt noch auf der Promenade und genießt die Abendwärme
Gute Nacht!
Unser Morgenblick aus dem Fenster
Die ganze Nacht hat uns der Wind sanft hin- und hergeschaukelt.
Heute werden wieder über 27°C erwartet. Ein Sommertag.
Wir wandern den Strand entlang. In dieser Beachbar wollen wir zu Mittag essen. Leider geschlossen.
Ein Streifzug durch die Stadt. Edel, edel. Hier wohnen die Ölarbeiter. Sie verdienen ein Vielfaches des Durchschnittsgehalts.
In einem kleinen Laden erstehen wir ein Pappebaguette. Bei zwei Bankautomaten versuchen wir vergeblich Geld zu bekommen. Wir haben kaum noch Bargeld.
Auf dem Rückweg hat das Beachrestaurant geöffnet, wir werfen einen Blick in die Karte.
Burger, Pommes, Sandwich. Keine Preise. Fleisch, Fleisch und Fleisch. Nein, danke. Schade, man sitzt dort sehr schön.
Das Wasser ist weit weg, der kräftige, warme Wind treibt losen Sand vor sich her und lässt die Wellenkanten aufsprühen.
Ständig zerrt und ruckelt er an der Rappelkiste. Wir setzen uns raus in den Windschatten. Staub wirbelt auf, Sand weht in unsere Augen, das kann schon nerven…
Die Abendsonne tuscht alles in pink
Horch! Der Wind hat sich gelegt!
So können wir doch noch schön draußen sitzen
Guten Morgen! Oje, das sieht nach Regen aus….
Richtig vermutet. Schon lange nicht mehr gehört, das Geräusch von Regentropfen auf dem Dach
Gleichzeitig ein Temperatursturz um mehr als 10°C. Von 27 auf 16.
Wir ziehen weiter.
Nur bis zum nächsten Strand, vielleicht 10 Kilometer.
Aber dann macht das Fahren so viel Spaß, die Landschaft ist schön. Und die Strandplätze liegen alle direkt neben der Ruta 3, sind also nicht soooo reizvoll…es werden doch ein paar Kilometer mehr…
In Caleta Olivia tanken wir. Der Tankwart plaudert drauflos, sein Großvater ist aus Deutschland.
Unübersehbar ist dies eine Ölarbeiterstadt
Ein Radrennen zwingt uns hinter vielen Lkws über Umleitungen durch die Stadt zu schleichen.
So. Jetzt haben wir genug vom Fahren, wo ist der nächste Strand?
Abbiegen ist nicht ganz einfach, fette Laster rücken uns auf die Pelle, es gibt keinen Randstreifen. Aber irgendwann klappt´s doch. Vorbei an Ölpumpen rütteln wir eine Piste hinunter zum Meer.
Die Strecke vor uns führt steil bergab, wir können nicht sehen, ob es eine Park- oder Wendemöglichkeit für uns gäbe. Das müssen wir erstmal zu Fuß auskundschaften.
Leute baden! Sind die verrückt?! 16°C draußen, wie kalt das Wasser ist, will ich mir gar nicht vorstellen!!
Der kleine Parkplatz ist viel zu schräg.
Etwas weiter weg entdeckt Martin viele Autos in einer Bucht. Das schauen wir uns mal genauer an.
Abbiegen auf die nächste Piste zum Meer. Auch hier überall Ölpumpen und Tanks.
Unten einmal um die Ecke. Ja, so sieht ein Playa am Sonntagnachmittag in Argentinien aus
Ganz hinten reihen wir uns ein, gut hier. Feierabend.
Der Strand wird zum Fußballfeld, Grills qualmen vor sich hin, Salsamukke klingt aus Autoboxen.
Abends wird zusammengeräumt, die Zelte abgebaut, alle Kinder eingesammelt, die Leute winken uns freundlich zu – um 20 Uhr sind wir ganz allein.
Sternenhimmel und kein Lüftchen….
Guten Morgen!
Heute haben wir zwei wichtige Aufgaben: Bargeld besorgen und Wäsche waschen. Dafür müssen wir nach Puerto Deseado auf einen Campingplatz.
Martin kontrolliert nochmal alles – keine Mängel.
Einmal TRÖÖT!! für Gaucho Gil
Der Abzweig nach Puerto Deseado ist mit Abstand das allerlangweiligste, das wir je gefahren sind.
120 Kilometer und es gibt genau zwei !! Kurven. Platz 1 der langweiligsten Strecken ever.
Ermüdend! Martin zählt Telefonmasten und Windräder und kämpft so gegen den Schlaf, ich kapituliere….
In Puerto Deseado werden Bootstouren zu einer Pinguininsel angeboten. Dort kann man Felsenpinguine beobachten und Commersondelfine.
Das klingt toll!
Oh! 80,-€ pro Person…egal, Felsenpinguine und Delfine wären uns das wert.
Da stehen ja schon welche!
Am Fischerhafen und einem etwas kitschigen Falklandkriegsdenkmal vorbei steuern wir zum Camping Municipal.
Der Chef empfängt uns sehr freundlich, ruft gleich seinen Kumpel bei DarwinExpediciones an wegen der Bootstour. Zack, hab ich den Hörer in der Hand. „Hola!“ Der Mann am Telefon spricht englisch. Leider werden sie morgen nicht rausfahren. Das Wetter ist zwar gut, aber es sind zu wenig Anmeldungen. Wir hätten am Wochenende eine gute Chance.
Es ist Montag. So lange werden wir nicht bleiben. Aus der Traum?
Beim Duschhaus stellen wir Rappel ab.
12.000 ARS kostet der Camping, unser Bargeld reicht nicht. Also zuerst Bankautomat suchen. Über die 1978 stillgelegten Gleise wandern wir in die Stadt.
Es dauert etwas, bis wir den ersten Bankautomaten gefunden haben. Hier können wir nur 15.000ARS abheben. Umgerechnet ca 15,-€. Das reicht niemals. Höhere Summen zahlt er nicht aus. Weitersuchen…nächster Automat: hier werden für 15.000ARS 12,-€ Gebühr verlangt. Wäre eine satte Auszahlung von 3,-€. No! Weitersuchen….nächster Automat: sorry, die Karte akzeptieren sie nicht. Der nächste ist leer, der übernächste nimmt auch die Karte nicht….überall dasselbe: wir bekommen mit unseren Karten kein Bargeld.
Also US$ tauschen. Lange suchen wir die Western Union Filiale. Sie existiert nicht mehr…Was jetzt? In der Touristeninfo freuen sich 6 Damen über unseren Besuch. Wir fragen nach Cambio. Sie diskutieren erstmal sehr aufgeregt, wer sich um uns kümmern darf und machen es dann alle gleichzeitig. No Cambio. Vielleicht im Diarco Supermarkt, da gibt es Cambio. Also da hin.
No Cambio. Ein Versuch einen Betrag über die Kasse auszuzahlen scheitert, weil wir keine Mitglieder sind? So haben wir es verstanden. Wir sollen zum Casino.
Dort sitzt ein junger Mann an der Kasse. Wir müssen 200 Peso ( 20 Cent ) Eintritt zahlen, dann können wir Dollars tauschen.
Martin geht rein, ich plaudere mit dem jungen Mann. Er spricht sehr gutes american english.
Es dauert ziemlich lange, bis Martin wiederkommt.
Zuerst musste der Chef gerufen werden. Martin kann Geld nur gegen Spieltickets tauschen. No, no, no! Er bleibt hartnäckig, diskutiert lange mit dem Chef. Schließlich die Lösung: er muss ein Spielticket für 7,15 Peso kaufen. Das ist weniger als 1 Cent.
Dies kann er mit 60 Dollar bezahlen und bekommt dann Wechselgeld in ARS. Martin verspielt dann noch das Ticket, aber leider bleibt der große Gewinn aus. Das wär was gewesen!
Von den 60.000ARS geben wir gleich welche für Media Lunas – die argentinischen Hörnchen – aus, wir haben so Hunger!
Dann noch 12.000 für den Camping, da geht es dahin, das mühsam ertauschte Geld.
Auf dem Rückweg checken wir 2 Bootstourveranstalter, beide geschlossen.
Das warme Wasser auf dem Camping läuft gerade nicht, wir erhitzen mehrere Töpfe Wasser im Steyr und füllen die erste Handwäschetonne.
Mit einem vollen Sack Maschinenwäsche radeln wir zur Wäscherei. 2 Basquets = 15,-€. Das ist okay.
Zurück, Wäsche spülen, wringen, aufhängen.
Pause! Endlich!
Dieser neugierige kleine Kerl will es ganz genau wissen und stapft nah an Martin heran.
Pause vorbei: die zweite Tonne Handwäsche ist fertig und hängt auf der Leine.
Abends funktioniert das heiße Wasser, aber jetzt brauchen wir das auch nicht mehr…
Ein guter Rotwein schimmert samtig in den Bechern. Warm verpackt können wir den Abend noch lange genießen.
Wie sieht´s denn aus mit unserer Bootstour zur Pinguininsel?
Morgen ist Traumwetter vorhergesagt, aber da fahren sie nicht. Mittwoch, Donnerstag? Regen. Also auch nicht. Und ob sie für Freitag genug Buchungen zusammen bringen? Zweifelhaft. So lange möchten wir auch nicht warten. Tja, das wird nix. Schade.
Morgens um 6 Uhr hänge ich die letzten noch leicht feuchten Shirts in den Wind. Später radeln wir los und holen unseren fein zusammengelegten Wäscheberg ab.
Wir stehen direkt beim Sanitärgebäude.
Obwohl es morgens warmes Wasser gibt, verzichten wir auf eine heiße Dusche. Ich zeig mal warum:
die Waschräume für die Herren:
und die Damen:
Unfassbar, wie die Stadt den Camping verrotten lässt. 12,-€ scheint uns da auch ein stolzer Preis zu sein. Schade, die Lage vom Platz ist wirklich schön.
Wäsche ist trocken, die Räder werden verstaut
Adios Camping Municipal
Adios Puerto Deseado. Wir suchen uns jetzt einen Sonnenplatz am Rio.
Liebe Grüße, bis später!
Julia & Martin
Drink positive!
Auf Instagram: Rappelkisteberlin
Schreibe einen Kommentar