Auf der Insel Chios 02.11. 2022 – 08.11.2022

Veröffentlicht in: Aktuell, Allgemein, Griechenland | 0

An Bord der Diagoras. Putzmunter um 4 Uhr morgens. Alles bereit zum anlegen in Chios!

Bevor die Rappelkiste aus der Nische fahren kann, müssen erst etliche Lkws raus, es dauert etwas

Im Dunklen rollen wir durch Chios Stadt, am Stadtrand können wir parken. Im Osten dämmert es, unser Schiff schippert schon wieder davon, nach Mytilene. Wir sehen den Lichtern hinterher  – viel zu früh für Unternehmungen, am Besten, wir legen uns nochmal hin.

 

 

Stadtbummel. Einmal um den Hafen herum.

Beim Fähranleger erkundigen wir uns im Büro der türkischen Reederei Turyol nach der Fähre nach Çesme.

Sie fährt täglich und ist unsagbar teuer. Die 15 Kilometer Schiffspassage kosten sage und schreibe 200€ für Rappel plus 40€ für uns beide! Da schlagen sie aber zu!

Darauf erstmal einen Kaffee. Etwas schickimicki serviert in Laborgläsern.

Hinter der Hafenzeile geht es uriger zu. Und wunderschön. Alte, kleine Häuser mit hübschen Lädchen, Mopeds brausen durch die Gassen.

Eine ausgedehnte Fußgängerzone, die Geschäfte sind sehr schmal, mit jeweils zwei sich gegenüberliegenden Eingängen verbinden sie die Gassen.

Hier ist was los!

In den Seitengassen ist es stiller, bezaubernde Häuser und schöne Geschäfte auch hier.

Wir schlendern vorbei am „Deutschhaus“. Was auch immer das sein mag….

und finden durch kleine Gassen zurück zum Hafen.

Chios Stadt ist so lebendig und zauberhaft, wir beschließen, auf jeden Fall noch einmal für einen Abend herzukommen.

Auf den Stadtrundgang folgt jetzt die Inselüberquerung. Wir haben uns eine Bucht im Westen ausgeguckt. Wenn sie so schön ist, wie erhofft, bleiben wir dort vielleicht ein paar Tage.

Zwischen Steinmauern hindurch sausen wir hinaus aus der Stadt.

Schroffe Felsen, Windmühlen, das rote Gestein, aus dem die alten Mauern und Häuser gebaut sind.

Ess – Olivenbäume, uralt, mit verdrehten Stämmen und silbrig glänzenden Blättern. Mastixbäume. Chios ist berühmt für seine Mastixproduktion. Aus dem Baumharz wird Likör, Kaugummi, Zahnpasta und vieles mehr hergestellt.

Nach 2,5 Stunden Fahrt glitzert unten das Meer, über Schotterpisten kurvt die Rappelkiste hinab.

 

Die Bucht ist ein Traum! Parken, einrichten, ankommen…..

Ein kurzer Rundflug

Das ist der perfekte Moment für die letzte Flasche Mtsvane Rotwein aus Georgien,

genau das richtige zum Sonnenuntergang

 

 

Martin wagt sich am nächsten Tag in die Fluten, mir ist das inzwischen zu kalt. Lieber ein Spaziergang um die Bucht.

Um die Mastixbäume wird Kalkpulver gestreut. Aus der angeritzten Rinde tropft das goldgelbe Harz auf den Kalkboden. Dort trocknet es, bis die ätherischen Öle verdunstet sind.

Plopp! springt der Korken aus der Champagnerflasche. Eigentlich für meinen Geburtstag gedacht, aber dann kamen wir nicht dazu. Dafür jetzt!

In noch nicht einmal zwei Wochen wollen wir in den Iran einreisen. Es wird Zeit, unsere Vorräte aufzubrauchen.

Der Himmel wechselt alle paar Minuten die Farbe

 

 

Zwei Tage später erlässt das Auswärtige Amt die höchste Reisewarnung für den Iran. Alle Deutschen werden aufgefordert, das Land zu verlassen. Wir sind bestürzt und ratlos…..halten wir an unserem Plan fest? Wo sind die Alternativen? In 10 Tagen wollen wir an der Grenze stehen….

Einige Freunde und Bekannte reisen im Moment im Iran, wir werden beobachten, was sie machen, wie sie sich fühlen. Abwarten…..

 

10 Kilometer quer über die Berge entfernt liegt Mestá. Die Stadt gehört zusammen mit Pyrgi, Vessa und Olympoi zu den sogenannten Mastixdörfern und zum Unesco Weltkulturerbe. Einen Ausflug wert. Martin startet die Dax, schon sausen wir los.

Über Sandstrassen Serpentinen hinauf, vorbei an Mastixbäumen und Steinmauern bis wir bei Olympoi auf die Teerstrasse kommen.

 

Mestá: ein Burgdorf aus dem 12.Jhd. Um sich gegen Piraten zu schützen wurden die Häuser als Burgmauer gebaut. Es gibt nur einen Ein- und Ausgang. Wir tauchen ein in das mittelalterliche Labyrinth aus dunklen Gassen und Tunneln….

Über den Gassen sind die Häuser miteinander verbunden. Bei einem Piratenangriff konnten die Bewohner so von Haus zu Haus laufen und sich versammeln. Manche Gänge enden in schattigen Sackgassen, andere führen auf den großen Marktplatz in der Mitte.

Kaffeepause auf dem zentralen Platz. Viele Leute, Stimmengewirr und Gelächter, die Kellner der Kafénions sausen hin und her.

 

Wir spazieren weiter kreuz und quer durch das Gassengewirr.

Etwa 500 Einwohner hat das Städtchen. Die Häuser wirken kühl und dunkel, trutzig und wehrhaft. Für einstige Angreifer ein Desaster, für uns bezaubernd. Überall Blumen, entzückende Restaurants – wunderschön!

Was für ein Gefährt mag das gewesen sein?

In einem Kellerladen, wie eine Höhle, steht eine altertümliche Schnapsdestillationsanlage. Die Dame im Geschäft winkt uns herein und bietet uns ein Pintchen Masticha an. Hochprozentiger mit starkem Anis- und Feigenaroma. Hui! Zu stark für uns!

Toll, unser Ausflug nach Mestá! Ja, es ist touristisch, aber nicht nur. Hier wird ganz normal gelebt und gewohnt, das Dorf bewahrt seinen Charme und seinen Zauber.

 

Im Vorbeifahren hat uns vorhin Olympoi so gut gefallen, das schauen wir uns jetzt auch noch an. Los geht´s!

 

Ganz anders! Ruhig und still, kaum Leute unterwegs. Vereinzelte Sgraffittos an den Fassaden, Ofenrohre sprießen wild aus den Wänden.

Olympoi döst im Winterschlaf.

Auch in Olympoi sind die Häuser als Schutzwall um das Dorf gebaut und die Gänge verwirrend. Wir werfen einen Blick ins alte Schulhaus…

Gleich beim Stadttor befindet sich eine wunderschöne Taverne, dort kehren wir ein.

Die Dame mit ihrem Esel wirkt völlig aus der Zeit gefallen, wir haben sie vorhin schon getroffen, als sie am Brunnen Wasser geholt hat.

Es ist wunderschön in Olympoi. Hier könnten wir sehr gut ein paar Tage verbringen….

Langsam wird es Zeit für uns, vor der Dämmerung wollen wir zuhause sein. Also schwingen wir uns wieder auf die Dax.

 

Ein ausgesprochen schöner Ausflug! Die Insel Chios zieht uns immer mehr in ihren Bann.

 

Martin tanzt über den Strand….warte! ich mach´ mit!

Achso…er tanzt nicht, er sucht ein Netz, das Internet ist hier etwas schwächlich…..

Ein dicker Dreiviertelmond scheint vom Himmel, Martin zündet das Feuer.

Am Feuer sitzen und in die Flammen schauen….

Komm, wir legen nochmal nach…..

Gute Nacht!

 

 

Fantastisches Morgenrot

aber leider ein Schlechtwetterbot´

Regen, Gewitter und Wolkenbruch den ganzen Tag – Zeit zum Kekse backen, lesen und rumhängen….

Die Freunde im Iran berichten, daß sie sich nach wie vor sicher fühlen. Wir werden also an unserem Plan festhalten und Richtung iranische Grenze fahren. Das bedeutet: wir müssen langsam Fersengeld geben. In einer Woche beginnt die Gültigkeit unseres Visums, dann ungefähr wollen wir auch einreisen.

Unsere Zeit an diesem Traumstrand geht zuende. Wehmütig, Chios ist eine außergewöhnlich schöne Insel. Es gäbe noch so viel mehr zu sehen. „Wir sollten einmal im Oktober wiederkommen und den ganzen Monat bleiben“ sagt Martin. Ja, mindestens, das wäre wunderbar!

Am nächsten Morgen sagen wir „Auf Wiedersehen“ und starten die Rappelkiste….

 

Zurück nach Chios Stadt nehmen wir die große Runde, vorbei an Olympoi und Mestá nach Limeni.

Schöne Buchten und tolle Bergpisten. Wir müssen unbedingt wiederkommen….

Unterhalb eines Klosters (?) sprudelt eine Quelle, kommt wie gerufen! Wir füllen den Wassertank.

Hinauf, durch kleine Bergdörfer

Im Halbkreis geht es um Vessa herum

über abgebrannte Hügel

Die letzte Steigung, dann rollen wir nur noch bergab nach Chios Stadt. In Agios Giorgos Sykousis wird es ganz schön eng für die Rappelkiste.

Geschafft, elegant durchgefädelt! Von nun an geht´s bergab…

 

In der Dämmerung stehen wir wieder auf dem Stadtparkplatz in Chios.

Wenig später wandern wir los, voller Vorfreude auf das abendliche Getümmel von Chios. Letztes Mal haben wir schon eine kleine Taverne gesichtet, in der wir essen gehen wollen.

Ähhh, wo sind denn alle?

Hallo?

Die Gassen und Geschäfte sind leer oder schon geschlossen. Kaum Leute unterwegs. Das haben wir uns ganz anders vorgestellt! Beim letzten Besuch war Chios so quirlig und lebendig.

Die kleine Taverne wird aber doch offen haben? Ja, schon, aber der Wirt erklärt uns, das er nur Getränke ausschenkt. „Mono Ouzo!“ Kein Essen. Schade! Na gut, irgendwo finden werden wir schon was finden…..zum Beispiel in Hotzas Taverne, das klingt doch gut! Nicht allzu weit entfernt, wir laufen los. Immer dunkler und stiller werden die Sträßchen….

Wir laufen und laufen…..und laufen. Finden die Taverne nicht…..In einer hell erleuchteten Werkstatt fragen wir nach.

Der nette junge Mann geht voraus, nur ein paar Meter um die Ecke. „Closed…“ Er hebt bedauernd die Arme. Mist.

Alles wieder zurück. Hunger!

Am Ende setzen wir uns in ein Restaurant an der Hafenzeile, wir sind die einzigen Gäste. Und das Essen ist sehr gut.

 

 

 

Gleich früh morgens buchen wir die Fähre nach Çesme für den heutigen Abend, um 15 Uhr 30 sollen wir am Gate sein. Es weht ein heftiger Wind, die Wellen schaukeln sich hoch, das wird eine unruhige Überfahrt.

Selfies bei Wind sind manchmal nicht so einfach…..

Pünktlich checken wir ein. Ausreise Griechenland. Martin zeigt die Fahrzeugpapiere für die Rappelkiste und die Honda Dax. Wir fahren aufs Hafengelände, der Zoll möchte die Dax sehen.

Eine Diskussion entbrennt. Was ist da los?

Wir sollen noch 25,-€ für die Honda bezahlen! Wie bitte? Martin diskutiert, das Moped befindet sich in der Heckkiste, warum sollen wir dafür bezahlen? Es wird diskutiert, telefoniert, fotografiert, noch mehr Männer wollen das Moped sehen….es bleibt dabei – 25,-€!

Die Turyol Reederei bucht die Dax nach, wir fahren auf die Fähre und zahlen zähneknirschend die 25,-€. Ihrerseits zähneknirschend stellen die Turyol Leute uns eine Quittung aus.

265,-€ für 15 Kilometer Fährfahrt. Da hinterlässt Turyol keinen guten Eindruck. Schade, uns verdirbt es die Lust, auf dem Rückweg wieder über die Insel Chios zu fahren. Dabei hat es uns so gut gefallen….

Auf Wiedersehen Griechenland!

 

 

Was wir noch nicht ahnen:

das Theater um die Honda ist noch nicht zuende, es wird noch ein Nachspiel haben, an der türkischen Grenze.

Bis dann, liebe Grüße!

Julia & Martin

Drink positive!

Auf Instagram: Rappelkisteberlin

 

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