Griechenland: Auftakt ins neue Jahr

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Etwas angeschlagen von der Silvesternacht versuchen wir mit frisch gepresstem Orangensaft und duftendem Kaffee die Lebensgeister zu wecken. Den ersten Tag des Jahres mal schön langsam angehen lassen. So richtig wach werden wir trotzdem nicht. Da hilft nur ein Bad in frischem Meerwasser! Ab in die Badesachen und runter zum Strand. Die Strömung ist leider zu stark, wir bleiben lieber vorne an der Uferlinie und lassen uns von den Wellenausläufern überspülen. Das erfrischt und macht munter!
Schauen wir doch mal, was vom Boot noch übrig ist.

Später treffen sich alle zum Nachmittagskaffee. Der griechische Neujahrskuchen wird angeschnitten, sehr gut! Nicht so süß wie erwartet, mit Walnüssen, richtig lecker! Alfred findet die goldene Münze, den eingebackenen Glücksbringer. Siegfried kommt auch wieder vorbeispaziert: „Mmhh Kuchen! Und wat jibtet morjen?“

Nach alter Tradition und Sitte kochen wir abends Kartoffelstampf, Würstchen und sehr viel Sauerkraut. Es heißt, daß man am Neujahrstag sehr viel Sauerkraut essen soll, denn das bringt Glück und Geld fürs neue Jahr. Nun denn! Wir hauen rein und essen soviel wir können!

In den ersten Tagen des neuen Jahres wechseln sich Gewitter, Regen und Sonnenschein ab. Regenpausen werden für ausgedehnte Spaziergänge genutzt.

In der Ferne bemerken wir eines Tages ein merkwürdiges Phänomen: das Meer ist zweifarbig. Graublau, wie immer, aber dann über weite Flächen braun. Als die Sonne durch die Wolken bricht, glänzt es kupferfarben, es wirkt zähflüssig… ist das etwa ein Ölteppich? Da liegt ganz viel Zeug am Strand, was ist das? Ungewöhnlich viele Möwen und Krähen kreisen am Himmel…. sind da tote Tiere angespült worden? Bestürzt gehen wir näher ran. „Riechst du was?“ Feuchter, modriger Geruch liegt in der Luft.

Irgendetwas schwimmt in großen Inseln in den Wellen……

Schwemmholz! Die Neda hat Schlammwasser aus den Bergen ins Meer gespült. Salzwasser ist schwerer als Süßwasser. Das süße Flusswasser schwimmt also obenauf und vermischt sich nur langsam. Dadurch entsteht die Farbgrenze zwischen graublau und braun. Wir sind erleichtert und freuen uns – auf Schwemmholz haben wir schon lange gewartet. Alle kommen zum Strand und beobachten, wie die braune Suppe in Richtung Süden treibt. Jede Menge Material für die kommenden Lagerfeuer. Dann wird´s auch schon wieder dunkel und wir flüchten in einem Hagelschauer zurück zur Rappelkiste.

Am nächsten Morgen sichten wir die Treibholzvorräte.

 

Zurück im Camp herrscht Aufbruchstimmung. Die Kantina ist schon halb abgebaut. Maren und Mathias fahren übermorgen los und wir auch, unsere Lkw – WG löst sich auf. Jeder sammelt sein verbautes Material wieder ein. Der „Seppi“ ist geputzt, wir bringen ihn zurück auf seinen Stellplatz.

 

Abends treffen wir uns an der Feuertonne. Etwas wehmütig, genau 60 Tage haben wir zusammen hier gewohnt. Alfred und Sylvia bleiben in Elea. Wir werden eine Runde um die Mani drehen. Zwei Versuche, den Mittelfinger des Peloponnes zu bereisen, haben wir schon hinter uns, letztes Jahr. Jedesmal mußten wir unsere Mani – Fahrt abbrechen. ( Mani – der Mittelfinger des Peloponnes und Die Mani muß warten )

Und von unserem WG – Hund, dem treuen Streuner müssen wir uns auch verabschieden. Freunde von Sylvia und Alfred haben ihn adoptiert, er fliegt Ende Januar nach Deutschland zu seinem neuen Zuhause. Mach´s gut kleiner Eppi!

 

Am nächsten Nachmittag starten wir die Rappelkiste und fahren los.

Zuerst nach Kyparissia. In Griechenland dauern die Feiertage bis zum 06. Januar. Überall blinken die Weihnachtsbäume, im Supermarkt dudelt die Weihnachtsmusik. Wir hoffen, daß wir Rotkohl im Glas finden und tatsächlich, wir haben Glück und als Knüller gibt es sogar Gnocchi! Das ist wirklich wie Weihnachten!
Weiter geht´s, nach Kakóvatos zu Sarah und Patrick. Zick Zack steht die Rappeline im Hof, passgenau.

Wir kochen heute für alle. Der Ofen bullert, das Seitangulasch köchelt auf dem Herd, ein Festmahl mit Gnocchi und Rotkohl. Zum Nachtisch gibt es selbstgebackenen Kuchen.

Weil´s so schön ist, hängen wir noch einen Tag dran. Patrick und Sarah mischen Beton und gießen ihre neuen Arbeitsflächen für die Küche, ich renne ständig mit der Kamera hinterher und filme alles. Nebenbei bewältigen die Waschmaschinen unseren Wäscheberg. Martin putzt die Salz – und Schlammkrusten von der Dax – sieht wieder aus wie neu!

Auf dem Plattenspieler dreht sich das „Weiße Album“ der Beatles, wieder simmert ein köstliches Abendessen auf dem Herd, der Ofen heizt den großen Raum, alle trudeln langsam ein. Die Hunde kuscheln sich vor´s Feuer, so gemütlich……

Aber wir wollen ja los!

Ein Anruf gibt den Startschuss: am Strand ist ein Ölfass angeschwemmt worden, aus mehreren Löchern fließt Öl in den Sand. Das Rettungsteam schwärmt aus. Seit langem können wir mal wieder etwas Sandpiste fahren.

Das Fass ist bereits mit Plastikplane umwickelt, Hilli, Martin und Ingo rollen es zur Strasse. Dort stellen wir es auf und basteln mit der Plane eine Behelfs – Ölwanne. Sarah kommt mit Schaufeln und Säcken, der verölte Sand wird abgetragen und in die Säcke gefüllt. Sehr gut und was passiert jetzt? Feuerwehr anrufen? Erstmal wird Dimitris befragt. „Tut mir leid, das interessiert hier niemanden…“ sagt er. Unglaublich. Andere griechische Freunde rufen beim Bürgermeister an. „Tut mir leid, das interessiert niemand, kann man nix machen…“ Deprimierend. Es bleibt an Patrick und Sarah hängen, eine ordentliche Entsorgungsstelle zu finden.

 

Wir fahren nur ein paar Kilometer weiter den Strand entlang, dort kennen wir eine Taverne im Winterschlaf. Ein wunderbarer Ort, wenn auch recht windig. Aber der Wind ist warm, wir können draußen sitzen und sind zum ersten Mal seit 3 Monaten wieder ganz allein….

 

Auf zur Mani!
Uns erwartet ein strammes Programm. Zuerst fahren wir zur kleinen Käserei in Kopanaki und kaufen ein. Danach zum Markt nach Dorio. Die Platía glänzt im Weihnachtsschmuck, nur wenige Marktstände sind aufgebaut. Für 9,-€ erstehen wir Gemüse und Obst für mindestens 10 Tage.
Kurz vor Kalamata liegen alle bekannten Supermärkte in trauter Nachbarschaft. Wir klappern jeden ab. Bunker voll. Jetzt zur Tankstelle, Diesel für die Rappelkiste und Benzin für die Dax tanken. Und dann das Highlight: Einkauf in unserer Lieblingsbäckerei in Kalamata! Mit 2 Sorten knusprigem Brot und einer Schachtel Kekse kommen wir bestens ausgestattet wieder raus.

Fehlt noch was? Nur noch ein Platz zum übernachten. Wir durchqueren Kalamata, am östlichen Ende der Bucht erreichen wir die Mani und fahren an der Westküste entlang Richtung Südspitze. Nur wenige Kilometer weiter stoppen wir in Akrogiali für die Nacht.

Feierabend…..

Bis bald, liebe Grüße!

Julia & Martin

Drink positive!

Instagram: Rappelkisteberlin

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