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Ja, Roquetas……
wir brauchen noch ein paar Tage, bis wir wieder aufbrechen. Das Wetter ist einfach zu schön. Zumal wir hier, jetzt kann ich`s ja verraten, absolute Top- Bedingungen für den Videodreh für unser Weihnachts-Special vorfinden. Die kleine Palmengruppe, ein weiter, menschenleerer Strand und nur wenige Zaungäste, die uns interessiert beobachten. Während der Drehtage haben wir wahnsinnig viel Spaß! Aber schließlich ist alles im Kasten, was wir wollten. Abends sitzen wir am Rechner, spielen unser Weihnachtslied ein und schneiden den Film.
Und wir haben gebucht! Unsere Schiffsreise nach Südamerika im kommenden November ist unter Dach und Fach! Juhuhhhh!!!
Jetzt wollen wir doch mal endlich los, nur noch eine Nacht. Wir liegen im Bett, als wir plötzlich aufhorchen: da war doch ein kleines, merkwürdiges Geräusch? Was war das? Vielleicht von den großen „Wohnmobil“-Trucks hinter uns? Da…schon wieder….das ist doch bei uns??! Martin will nachsehen und öffnet das große Seitenfenster. Zwei jugendliche Blödmänner starren ihn erschreckt an! Einer hängt an unserer Eingangstür und versucht, den Türgriff nach unten zu drücken!!! Sein Kumpel steht mit Fahrrädern daneben und glotzt, dann geht`s ruckzuck! Blitzschnell sind die beiden auf ihren Rädern und strampeln davon! Die haben tatsächlich versucht, bei uns einzubrechen, nicht zu fassen!
Abreise! Zehn wunderschöne Tage waren wir hier. Die Stadt Roquetas de Mar kann man sicher nicht als pittoresk bezeichnen, selbst die Altstadt ist alles andere als malerisch. Aber der Strand ist weit und leer, es gibt viele, viele gute Bars und Restaurants direkt am Meer, einen schönen Küstenradweg über etliche Kilometer von Aquadulce im Osten bis zum Nationalpark im Westen, der Wochenmarkt ist fantastisch und wir finden hier alle Versorgungsmöglichkeiten. Einfach klasse!
Wir starten die Rappelkiste – das tiefe Dröhnen des Motors, ahhh, das klingt gut!
Hurra, wir fahren wieder!
Die ersten Kilometer rollen wir zwischen den Plastikplantagen hindurch und treffen auf außergewöhnliche Beschilderung:
Im kleinen Sporthafen von Almerimar gibt es einen wirklich netten Stellplatz, aber der ist uns zu voll, wir brausen weiter Richtung Westen. Vor Balmera können wir von der Strasse abbiegen und direkt auf dem Strand weiterfahren. Steinig, holperig, löchrig, teilweise tiefsandig, das macht richtig Spaß!
Wir halten für eine Pause, essen etwas und denken dann: warum nicht einfach hierbleiben? An der weiteren Strecke gibt es überall kleine Buchten in den Dünen, perfekt zum Parken.
Wir spazieren noch bis zum kleinen Ort Balmera, der außer Plastikplantagen nichts außergewöhnliches zu bieten hat, sehen einen perfekten Sonnenuntergang
und genießen die Ruhe vor dem Sturm.
Für morgen sind Unwetter angesagt.
Ab fünf Uhr morgens fühlen wir uns in unserer Rappelkiste wie auf hoher See! Der Sturmwind pfeift und schaukelt uns hin und her, das Meer vor unserer Tür ist aufgewühlt und schäumt immer näher an unsere Reifen heran. Im Stockdunkeln brechen wir auf, ein fröhliches Seemannslied auf den Lippen, um ein windgeschütztes Plätzchen zu finden.Die Luft ist gischtgeschwängert. Heute bewähren sich zum erstenmal unsere superhellen LED- Extra-Scheinwerfer, ohne sie wäre die Sicht gleich Null. Hinter ein paar Häusern ist es etwas ruhiger und wir versuchen, noch ein wenig zu schlafen. Naja, gut gehts nicht. Als es hell wird stehen wir auf und fahren weiter. Wir entdecken eine günstige Tankstelle, 1,09€/L , das müssen wir nutzen. Inzwischen regnets zum Wind auch noch. Keine Ahnung, was für eine Windstärke wir haben, aber es ist heftig! Die schmale Küstenstrasse nach Motril ist wunderschön. In die Klippen gefräst schlängelt sie sich in unzähligen Kurven über dem tosenden Meer entlang.
Wir werden immer wieder von Böen gerüttelt, der Regen strömt, schade, das Wetter macht die Fahrt anstrengend. Besser, wir steuern auf dem kürzesten Weg den ersten akzeptablen Platz an und sitzen das Wetter aus. Aber wie das immer so ist: plötzlich befinden wir uns direkt neben unserer Hauptstrasse auf einer einspurigen, stark absteigenden Gasse durch die Gewächshäuser.
Wo sind wir denn bloß falsch abgebogen? Vielleicht hier?
Um eine steile Abwärtskurve herum stehen wir vor einem Tunnel,
passen wir da durch? Uff, das ist gut gegangen! Nächste Kurve, nächster Tunnel! Geht zum Glück auch. So, und jetzt? Links rum, wir haben wieder Glück und kommen zurück in die Zivilisation. War nur ein kleiner Umweg. Durch La Rabita zwängen wir uns durch, wieder auf die Küstenstrasse, was für eine zauberhafte Strecke! Wetterbedingt kommen wir nur langsam vorwärts, müssen vorsichtig fahren. Wind und Regen sind zu heftig. Jetzt nur keinen Umweg mehr, wir fahren hoch zur Autobahn, die über viele Brücken und quer durch Schluchten oben durch die Berge geschlagen ist.
Der Regen lässt nach, der Wind nicht. Oben auf der Autobahn zucken die Windfahnen vor den Brücken hysterisch herum, das heißt nichts Gutes. Gleich auf der ersten Brücke erwischt uns eine Böe volle Breitseite und schubst uns locker anderthalb Meter rüber auf die linke Fahrbahn!! Was für ein Schreck!! Jetzt müssen wir da durch, eine Höllenfahrt beginnt. Auf jeder Brücke, bei jeder Schlucht gibt es einen zähen Ringkampf mit dem Wind, der uns immer wieder auf die andere Fahrbahn drücken will. Martin muß entschieden gegenlenken, ich halte mich sinnlos am Türgriff fest. Zwanzig Minuten geht das so, kommt uns vor, wie eine Ewigkeit!! Dann kommt endlich eine Ausfahrt, nix wie raus hier! Wir biegen ab, fahren wieder runter zum Meer.
Ein paar Kilometer östlich gibt es einen offiziellen Stellplatz bei Castell del Ferro, den steuern wir an. In einer kleinen Senke im Schatten eines Berges gelegen, können wir parken, hier sind wir etwas windgeschützter. Durchatmen! Später wird uns klar, daß wir vor der Autobahn nur etwas weiter geradeaus durch den Ort hätten fahren müssen, um hierher zu kommen. Den Autobahnhorror hätten wir uns sparen können! Aber wie sagt Fussballer Lothar Matthäus so schön: wäre, wäre, Fahrradkette!
Wir treffen unsere lustigen Engländer vom Airfield in Castellon wieder, die haben sich auch hierher gerettet. Nachts werden wir nochmal ordentlich durchgeschüttelt, dann beruhigt sich der Sturm endlich. Morgens ist die Sonne wieder da, der Himmel wieder blau und ein paar iberische Steinböcke linsen neugierig herüber.
Von einer Freundin bekommen wir den Tip nach Salobrena zu fahren, etwas westlich von Motril. Oben tront die Burg, darunter sind die weißen Häuser an den Berghang gebaut. Sieht wunderschön aus.
Ein Strandplatz mit Aussicht ist schnell gefunden
und wir klettern über gefühlt 5000 Treppenstufen den Berg hinauf in die Stadt. Was für ein Wirrwarr an kleinen und kleinsten Gässchen! In der gemütlichen Cerveceria Martin essen wir etwas, dann verirren wir uns in den Gassen. Die grobe Richtung kennen wir: abwärts!
Salobrena scheint kein touristisch überlaufener Ort zu sein, keine Andenken- und Tinneffläden zu sehen. Überall Kurven, Winkel, kleine Durchlässe, schmale Strassen, verwunschene Gassen, Treppchen, noch ´ne Ecke hier und ein winziges Sitzplätzchen da, einfach großartig! Viele Häuser werden zum Verkauf angeboten. Vielleicht, weil das ständige, steile Auf und Ab den Alltag nicht leichter macht? Wir finden´s absolut schön hier. Kehren nochmal in einer kleinen Bar ein
und steigen schließlich erfolgreich durch diesen Irrgarten zum Strand hinab. Nur noch ein paar Meter und wir sitzen pünktlich zum Sonnenuntergang vor unserer Rappelkiste.
Also morgen bleiben wir erstmal stehen…….
Bis bald, liebe Grüße!
Julia & Martin
Drink positive!
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