Einreise nach Jordanien.
Es beginnt damit, daß wir Jordan Tax für den Steyr bezahlen sollen, 20JD = 26,89€. Cash natürlich.
Wir haben noch gar kein jordanisches Geld.
Und dazu sollen wir eine Versicherung kaufen. Warum? Unsere weltweit gültige Versicherung schließt Jordanien ein. Wir zeigen die Papiere, diskutieren – nichts zu machen! Wir müssen zur Versicherungsbude.
Darin ein schlecht gelaunter Mitarbeiter. Neben seinem Schreibtisch ein durchgesessenes Sofa mit einer zerknautschten Wolldecke. Vielleicht war der Mittagsschlaf nicht erholsam. Er will 100JD für den Steyr und 27JD für die Dax = 162, 67 € . Für einen Monat!
Natürlich in bar. Also rüber zur Wechselstube in der Nachbarbude, Geld tauschen. Auch der Geldwechsler ist ein Muffel. Der Wechselkurs ist schlecht, aber wir haben ja keine Wahl und tauschen genau die Summe, die wir brauchen.
Beim Telefonanbieter Zain, in Bude Nummer 3, kaufen wir Internet. Dieser Verkäufer ist freundlich und nimmt Visa. Hinten in der Bude steht in einer Kammer ein kleines Bett, von Wand zu Wand. Wohnt er hier?
Zurück zum Grenzbüro.
Vor dem Büro stoppen uns zwei Officer: zuerst Fahrzeugkontrolle. Okay. Ein kurzer Blick ins Auto, das war´s.
Wir bekommen 2 Zettel.
Mit den Zetteln, der Versicherung und 20JD für die Jordan Tax gehen wir zum Büro.
Jetzt möchte man aber gerne 40JD Tax! Die Dax kostet auch Jordan Tax – das hätte man uns aber auch gleich sagen können.
Zurück zur Wechselbude, unsere letzten Saudi Rial reichen gerade noch.
Neben der Rappelkiste parken inzwischen Lisa und Moritz. Überraschung! Die beiden sind auch schon ziemlich genervt von den muffeligen Beamten und den vielen Extras. Wir verabreden uns für später am Strand.
Wieder beim Grenzbüro: Tax bezahlen, Papiere, Pässe und Zettel zeigen. Wir denken, wir haben alles erledigt.
Hah!
Nun möchte man ein Carnet de Passage!
Aber für Jordanien braucht man kein Carnet! Martin diskutiert und diskutiert, am Ende bestehen sie auf dem Carnet für die Dax. Der Steyr geht ohne Carnet. Nicht gerade logisch…das nervt ganz schön. Der Beamte weiß nicht, wo er das Carnet stempeln muss, Martin zeigt es ihm.
Alle Zettel, alle Papiere beisammen. „Finish?“ fragt Martin. „Yes, finish you can go to the border.“
Wir reihen uns ein in die lange Schlange vorm Schlagbaum. Zeigen Pässe und Zettel.
Plötzlich große Aufregung!!
„Ihr habt keinen Einreisestempel im Pass! Warum nicht?!“ Der Ton ist barsch!
Ja, weil der Kollege das wohl vergessen hat?!
In der Autoschlange rangieren wir rückwärts, dann durch den Ausreisestau zurück zum Büro. Dort gibt´s erstmal einen Anschnauzer, warum wir hier parken!
Martin holt die Stempel, wir fädeln uns wieder in die Einreiseschlange. Wieder alles vorzeigen – Spannung steigt –
„Welcome to Jordan!“ Wir sind drin. Geschafft!
Genervt und überhitzt, die Sonne brennt. Ein kühler Rose´ wäre schön, in Jordanien können wir Alkohol in speziellen Shops kaufen. Wir fahren nach Aqaba.
Stickig, chaotisch, müllig, voller Menschen, wir sind überfordert, voll gestresst. Wir parken – ganz schön schwierig – und suchen zu Fuß den Liquor Store.
Zuerst erfolglos, wir müssen nochmal woanders hinfahren und erneut versuchen zu parken. Auf einem zugestellten, viel zu kleinen Areal wird die Rappelkiste von anderen Autofahrern eingekeilt. Kaum befreit, arbeiten wir uns durch völlig konfusen Gegenverkehr, parken schließlich mehr schlecht als recht am Strassenrand.
Aber wir finden den Store! Hallelujah!
Die Flasche Wein um die 15€. Egal, nach der langen Abstinenz in Saudi Arabien sind wir vollkommen unteroechselt und unterhopft. Wie sehr freuen wir uns auf ein schönes Tröpfchen…
Draußen treffen wir Lisa und Moritz wieder, ebenfalls völlig genervt von der Grenze und auf der Jagd nach Bier.
Bis später!
Nichts wie raus aus der Stadt zum Strand. Dort können wir auf einem großen Parkplatz stehen.
Ein kräftiger, warmer Wind weht. Bänke und überdachte Picknickplätze, viele Menschen. Müllig. Zur Entspannung unternehmen wir einen Spaziergang zum Wasser. Steine und grüne Algen. Wir blicken auf Ägypten und Israel.
Der Golf von Aqaba ist ein Tauchparadies. Im Wasser nur Männer, bis auf eine einzige Frau mit Neopren und Schwimmring.
Uns lockt das Wasser nicht, obwohl wir uns sehr auf ein Bad im Meer gefreut haben. Lange her…das letzte Mal in Dubai.
Uns lockt vielmehr das kalte Bierchen in unserem Kühlschrank! Prost!
Was für ein Genuß!
Auf der Picknickbank machen wir es uns in der Abendsonne gemütlich. Lisa und Moritz kommen an, wir sitzen zusammen, trinken noch ein Bier und reden über die Grenzerfahrung. So viel geballte Unfreundlichkeit sind wir alle nicht mehr gewöhnt. Naja, vielleicht haben wir einen schlechten Tag erwischt.
Im Hintergrund hören wir immer wieder Detonationen. Zuerst denken wir uns nichts dabei, dann aber erschrecken wir: im Gazastreifen gibt es seit geraumer Zeit wieder bewaffnete Konflikte. Sind das Bomben, die wir da hören?
Hier läuft das Leben normal weiter. Großfamilien kommen zum Abendpicknick an den Strand, die fleißigen Kinder tragen die Tüten und Taschen.
Wir rechnen mal zusammen: bisher hat uns der Eintritt nach Jordanien 414,45,-€ gekostet inklusive JordanPass. Hoppla! Bisher der mit Abstand höchste Eintrittspreis in ein Land.
Zum Abend gibt es das dünne Fladenbrot vom Supermarkt, keiner hat Lust zu kochen.
Am gegenüberliegenden Ufer leuchten die Lichter in Israel.
Gute Nacht!
Eigentlich wollten wir uns ausruhen, ein paar Tage Strandurlaub machen, eventuell einen Tauchkurs. Aber hier gefällt es uns nicht so gut, es zieht uns weiter. Wir verabreden uns in Petra, Lisa und Moritz kommen nach. Mittags verabschieden wir uns.
Hinauf in die Berge, durch spektakuläre Felsen. Die Strasse ist schlecht, viele Schlaglöcher, viele Gas- und Tanklaster.
Auf dem Pass reihen sich Reifenhändler und Reparaturbuden aneinander, die wissen schon, warum…
Abwärts, die Strasse ist noch stärker zerbröselt. Abenteuerliche Überholmanöver, die Lkwfahrer schonen die Bremsbeläge
Mittendrin ein Kontrollpunkt. Hier müssen wir laut Internetinfos unser Visum vorzeigen. Bisher hat es niemand sehen wollen. Der Beamte möchte es auch nicht sehen, nur einen Blick in den Shelter werfen. Okay, und das Visum? Für Jordanien braucht ihr keines, erklärt uns der Beamte. Na bravo! Umsonst gekauft.
Kaffeebuden und kleine Siedlungen, einzelne Farmen
Jordanien hatten wir uns wohlhabend und modern vorgestellt. Die Realität sieht anders aus.
Die Gebirge des Wadi Rum in der Ferne. Der Eintritt für uns ins Wadi Rum ist im Jordan Pass enthalten, aber die Rappelkiste müsste nochmal extra zahlen.
Wir kennen die Schönheit der Wadi Landschaft von der saudischen Seite, der wundervollen Hisma Desert und sparen uns den Ausflug von hier aus.
Es geht rauf auf 1500 Meter, hier ist es angenehm kühl
Kurz vor dem Abzweig nach Petra ist die Strasse gesperrt. Die Umleitung macht einen Riesenbogen, weist uns viele Kilometer später zu einem U-turn, dann fahren wir einen großen Teil der Strecke wieder zurück bis zum Abzweig.
Aber kurz davor warnt uns ein weiteres Schild: Umleitung! NEIHEIN!
Ruhig, ruhig….der Abzweig ist noch erreichbar. Über eine Staubfahrspur am Rand, die sich die Autofahrer selbst gesucht haben.
Die Landschaft wechselt auf grün. Wie lange haben wir schon kein flächendeckendes Grün mehr gesehen? Toll! So frisch!
Am „Best view of the World Resthouse“ machen wir Pause. Martin plaudert mit dem Wirt, ein sehr netter Typ. Wirklich die „best view“ über die Bergwelt von Petra.
Bis zur Stadt Petra ist es nicht mehr weit. Das wir richtig sind, erkennen wir an den vielen Reisebussen, die uns entgegenkommen.
Es geht sehr steil abwärts ins Tal. Wir möchten zum Parkplatz direkt beim Visitor Center.
Unser Navi erlaubt sich einen üblen Scherz und schickt uns in eine schmale Seitenstrasse mit dem steilsten Gefälle aller Zeiten! Gefühlt senkrecht stürzen wir hinab ins Tal. Horror, sowas haben wir noch nicht erlebt. Die Rappelkiste macht das schon, aber vom Fahrerhaus aus betrachtet ist es einfach nur gruselig!
Heil unten angekommen biegen wir ein auf den kostenlosen Parkplatz beim Petra Visitor Center.
Feierabend. Vorm Steyr sitzend beobachten wir die müden Massen, die den Weg vom Petra Monument zurück zum Visitor Center schlurfen. Morgen sind wir auch dabei. Pferde stecken die Köpfe in ihre Futtersäcke, wilde Hunde streunen herum.
Im Ofen backt ein Brot, der Parkplatz leert sich. Ein paar Reiter lassen die Pferde noch ein paar mal auf und ab galoppieren, dann wird es ruhig.
Seit langem haben wir davon geträumt, einmal nach Petra zu reisen. Jetzt haben wir es mit der Rappelkiste gemacht – voll krass!
Der Wecker steht auf halb 5, wir werden sehr früh losmarschieren
Bis morgen, liebe Grüße!
Julia & Martin
Drink positive!
Auf Instagram: Rappelkisteberlin
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