Eine lehmige Piste inmitten rauher Felswände. Über mehrere Kilometer schlängelt sich ein Weg durch die Schlucht. Mit 8km/h zuckelt die Rappelkiste voran. Schöne Strecke – „etwas steinig“ hat man uns die Piste beschrieben, naja, die paar Steinchen….
Winzige Felder sind angelegt, mit Getreide bepflanzt, viel Mühe auf wenig Platz. Gemächlich schaukeln wir voran. Unvermutet tauchen ein paar Hunde auf, sie bewachen ein Ziegengehege.
Nach der Farm wird´s tatsächlich etwas steiniger. Große Brocken auf dem Weg, tiefe, ausgewaschene Rinnen. Wir geraten in Schieflage, während wir durchholpern. Hier braucht man gute Bodenfreiheit – es wird langsam spannender….
Hinter einer Kurve stehen wir plötzlich an einer Kante……..jetzt geht´s bergab, aber wie!
Und die Piste?
Etwas steinig?!! Die Untertreibung des Jahres!!
Über lose Felsbrocken und Geröll rutschen wir runter, langsam und vorsichtig an der Felswand entlang. Der Weg ist gerade mal rappelkistenbreit, immerhin….
Direkt auf eine scharfe Kurve zu, in der auch noch ein Auto abgestellt ist. Na bravo, das wird eng….
2 Haarnadelkurven geht es weiter abwärts, in der Kehre noch durch eine tiefe Rinne, die den Steyr zur Seite kippt, wir lehnen uns vergeblich und sinnlos dagegen….
Und dann….
……Entspannung……. der Weg wird angenehmer, das Schlimmste haben anscheinend wir hinter uns…
Nicht mehr weit und wir erreichen nach anderthalb Stunden Fahrt das Ende der abenteuerlichen Piste. Eine letzte Serpentine mit starker Schräge, nochmal kippen wir zur Seite, dann sind wir unten. Uff!
Ohne Allrad, viel Bodenfreiheit und belastbaren Nerven ist das nicht zu machen.
Hier findet genau ein Lkw Platz, mehr nicht. Es ist wunderschön. Wir richten uns ein, Martin schaufelt eine kleine Senke, damit wir halbwegs gerade stehen. Die Wolken verziehen sich, die Sonne wärmt. Prima, ich starte gleich mal den Kameraflieger! Ein paar Möwen interessieren sich sofort sehr für die kleine Luftkamera, etwas zuviel für meinen Geschmack. Vielleicht brüten sie in der Nähe, ich lande lieber wieder…..
Plötzlich wird es sehr kalt. Wir schauen auf die Wetterlage, es ist unglaublich: über dem gesamten Peloponnes strahlt die Sonne, nur in dieser kleinen Ecke ballen sich die Wolken! Eine winzige Kaltfront steckt genau über uns fest!
Der Wind streicht mit leichten Pinselstrichen übers Meer. Licht fällt in Streifen durch die Wolken auf die Berge gegenüber. Wir holen Jacken, Mützen und Decken, denn wir wollen unbedingt draußen bleiben.
Ein guter Rotwein wärmt von innen. „Wir brauchen was irisches, passend zum Wetter“ sagt Martin und holt die kleine Musikbox.
`The Pogues´ spielen „dirty old town“ für uns, wir schunkeln und singen lauthals mit. Skol!!
Viertel nach sieben, am Abendhimmel kündigt sich ein grandioses Spektakel an. Ein Feuer der Extraklasse, hinter den Bergen scheint es zu brennen…Wir sehen zu und staunen, alle paar Sekunden verändert sich das Licht
Nach 15 Minuten verlischt das Feuer. Die letzte Glut glimmt auf den Felsen, das Licht kühlt ab, wie erkaltende Asche…hinreißend!
Wir bleiben noch lange draußen, gegen die nächtliche Kälte wickele ich mich in den Schlafsack, so läßt sich´s aushalten.
Die Kaltfront sperrt uns für einen Tag mit Regenwetter ins Auto.
Macht nix, gute Gelegenheit, um am nächsten Blogbeitrag zu arbeiten, ich lade den Akku vom Rechner. Denke ich.
Falsch gedacht: der Akku lädt nicht! Warum nicht? Wir probieren dies und das – anscheinend ist das Ladekabel kaputt. Mist! Der Bildschirm wird schwarz, der Rechner verabschiedet sich ins Koma.
Okay, dann backen wir einen Kuchen. Kaum fertig und abgekühlt, essen wir die Hälfte auf. Abends holt Martin noch etwas aus dem Fahrerhaus und entdeckt dabei, daß unsere Lightbar über der Frontscheibe ganz sanft vor sich hinleuchtet. Da ist wohl der Schalter kaputt. Grummel…erstmal Sicherung raus.
Morgendliches Rosa auf den Bergen, hurra! Die Kaltfront hat sich aufgelöst. Wäschetonne raus, heute ist Waschtag. Nachmittags essen wir den Kuchen auf, hängen Wäsche auf und ab und selber in der Sonne rum, sonst machen wir nicht viel – das ist mal ein Tag!
Ab jetzt nur noch Traumwetter, ich halte draußen ein Mittagsschläfchen. Vielstimmiger Glockenklang weckt mich, eine große Ziegenherde bimmelt vorbei. Die Böcke tragen lange Hörner, beeindruckende Stirnwaffen. Hin und wieder knallt es, wenn 2 von ihnen urplötzlich mit den Köpfen gegeneinander springen. 2 kleine Zicklein sind neugierig und bleiben bei uns, während die Herde weiterzieht. Niedlich, aber das geht doch nicht, ihr müsst doch zur Herde! Sch..sch..sch…wegscheuchen hilft nix. Wegschieben auch nicht. Wir gehen ein Stück des Weges voraus, sie folgen uns bereitwillig, aber fröhlich hüpfen sie auch auf dem Rückweg wieder hinter uns her! Alle Versuche nützen nichts. Na, dann macht es euch gemütlich.
Gegen Abend kommt die Hirtin und lacht sich kaputt, als sie die beiden so traulich bei uns liegen sieht. Wir versuchen, uns zu unterhalten, sie ist so nett und lustig! „Kalá?“ fragt sie. „Kalá, olla Kalá“ antworten wir, alles gut. Mit Zeichensprache und Kauderwelsch unterhalten wir uns weiter, lachen viel, so geht´s auch. Sie macht noch ein paar Fotos von uns und der Rappelkiste, dann schnappt sie sich die Zicklein, winkt und wandert wieder den Hügel hinauf.
Im Abendlicht schauen wir übers Meer
Während vor uns die Sonne versinkt, geht hinter uns der Vollmond auf. Gute Nacht!
Ganz früh morgens, fahles Licht scheint durch unsere Fenster. Alles nochmal in umgekehrter Reihenfolge: während vor uns der Mond untergeht, beginnt hinter uns die Morgendämmerung….
Schade, daß wir schon wieder fahren müssen. Der nächste Termin in Kalamata steht an.
Wehmütig verlassen wir nach 5 Tagen diesen einmalig schönen Ort.
Abfahrt……
Vor uns die Serpentinen und die rutschige Geröllpiste, der etwas steinige Teil der Strecke. Hoch mit Schwung – bergauf geht es immer leichter als bergab.
An der Ziegenfarm vorbei, die fröhliche Hirtin wirft uns Kusshände zu. „Yassas! Yassas!“ rufen wir rüber und winken….
Nach etwas mehr als einer Stunde sehen wir hinunter in die Ebene, bald danach erreichen wir die Landstrasse.
Die Orangenernte ist in vollem Gange, anstrengende Handarbeit für die Erntehelfer aus fernen Ländern. Wir folgen einem fesch lackierten Lkw bis Skala.
Entdecken ein grandioses Restaurierungsprojekt – ein Traum für Martin!
Den als Pickup? Super!
Von oben werfen wir einen Blick aufs Dimitrioswrack, fahren durch Gythio einmal quer über die Mani gen Osten.
In Agios Nikolaos sind wir abends mit Christopher verabredet. Wir biegen auf die Promenade, am Ende vom Ort befindet sich ein netter Strand mit Parkplatz, unser Stop für heute Nacht. Ein junger Grieche spricht uns an, wir unterhalten uns lange und angeregt, netter Typ. Wenig später gesellt sich noch Piet dazu, auch ein Steyrfahrer.
Bei Sonnenuntergang machen wir uns auf den Weg ins Städtchen. In Agios Nikolaos gibt es eine Taverne, die einen regen Außer-Hausverkauf betreibt. Es ist richtig was los! Ein Strick trennt die Theke formal von den Gästen. Die Tische sind an die Hafenmauer gestellt, wir sitzen auf der Mauer, trinken Wein aus Plastikbechern und genießen diese ganz besondere Atmosphäre. Über uns im Baum sitzt eine Katze, die uns aufmerksam beobachtet. Ein Abend mit Leuten vor einer Taverne…..Das haben wir so lange vermisst!
Viele Leute kommen, zu unserer großen Überraschung treffen wir Maurice, den wir letztes Jahr in Elea kennengelernt haben. Seit einem Jahr lebt er schon in Ag Nikolaos, ist bestens mit allen bekannt. Seine damalige Reisebegleitung hat hier ihre große Liebe getroffen und ihre Arbeit in Deutschland gekündigt, um zu bleiben. Und wer ist diese große Liebe? Christos, der nette Typ, der uns nachmittags am Strand angesprochen hat!
Christopher kommt dazu, es wird ein sehr lustiger Abend, ein richtiger Kneipenabend – ein selten gewordenes Geschenk. Pünktlich zur Sperrstunde um 21 Uhr schließt Sokratis seine Bar, wir gehen heim. Was für ein schönes Erlebnis!
Morgen fahren wir nach Kalamata, lassen den Rechner reparieren, erledigen ein paar Dinge und suchen uns dann ein einsames Plätzchen für unseren 30.ten Hochzeitstag…..
Liebe Grüße, bis bald!
Julia & Martin
Drink positive!
Instagram: Rappelkisteberlin
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