Feuer frei!

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Ostwärts, Ramlia liegt hinter uns, vor uns eine weite Schwemmtonebene. Platt wie ´ne Flunder und betonhart. Zeit für ein kleines Rennen! Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit liegt normalerweise bei plusminus 20 km/h, jetzt beschleunigen wir auf 80 km/h, das ist irre schnell. Die Ebene fliegt nur so an uns vorbei, wie im Rausch sausen wir davon, jippieh!
Ein paar tückische Bodenrillen halten eine Überraschung bereit:

Nichts passiert, aber unser aller Übermut ist etwas gebremst!

Die kahle Ebene mündet in ein grünes Tal mit Bäumen und schwarzen Felsen, die mit Sand beweht sind. Eine große Ziegenherde wandert umher. Malerisch, hier wollen wir bleiben. Wir fahren etwas abseits der Piste in ein Seitental hinein und alle schwärmen zur Feuerholzsuche aus. Martin findet einen großen, knochentrockenen Stachelbusch. Die Waden von den Stacheln komplett zerstochen zerrt er ihn hinter sich her zum Feuerplatz als Krönung unseres Lagerfeuers.
Ein großer Traktor mit vollgeladenem Anhänger rumpelt die Piste entlang. Ein paar Quads röhren noch vorbei. Danach ist hier nichts mehr los.
Es ist dunkel, wir zünden unseren Riesenbuschel an. In Sekunden entsteht eine vier Meter hohe, fauchende Feuersäule, unkontrolliert, die Flammen brausen, es wird sehr heiß. Was haben wir da angerichtet? Schaut euch das an:

Zwei Minuten lang ist die Aufregung groß, dann fällt die Flamme in sich zusammen. Alles noch mal gut gegangen.
Zwei Nächte bleiben wir in unserem Tal, vertrödeln den Tag, backen gemeinsam Pizza und zünden nachts Buschel an….

Im Morgenrot klettere ich auf die Felsen, genieße die Aussicht und schlürfe meinen Early-morning- Tee. Zwei schwarz-weiße Wächtervögel zwitschern neugierig um mich herum. Sonnenaufgang, unbeschreiblich schön…

Heute soll es weiter gen Osten nach Merzouga gehen. Ein langer Fahrtag liegt vor uns. Mittags sind wir unterwegs auf der Piste durch schwarze Felsen, davor Dünen mit goldenem Sand. Immer mehr Herbergen stehen am Wegrand, einige Quad- und Hotrodfahrer kommen uns entgegen.

Wir durchqueren ein Oued, ein trockenes Flussbett und alles versinkt im Staubnebel. Ein großer Laster, hoch beladen mit Säcken kommt uns entgegen. Oben auf der Ladung sitzen ein paar Männer. „ Hallo, alles klar?“ grüßen sie uns freundlich und verschwinden in der Staubwolke.
Feinstaub überall, der Untergrund ist sehr weich. Die Route führt uns in eine Mondlandschaft. Kurvenreich, Hügel auf- und abwärts durch Felsen. Ein Mercedes Transporter wühlt sich durch die Piste und wird komplett von uns eingenebelt. Bis Taouz wirbeln wir Tonnen von Staub auf, eine sagenhafte Strecke!
In Taouz angekommen erhöhen wir den Reifendruck, ein paar Kinder unterhalten uns währenddessen mit akrobatischen Vorführungen auf ihrem kleinen Fahrrad.

Die nächsten Kilometer bis Merzouga fahren wir auf einer blitzneuen Teerstrasse. Vor uns erheben sich die großen Sanddünen des Erg Chebbi.

Geführte Allrad-Touren, meist von Spaniern, pesen am Dünenrand entlang. Mächtig was los hier. Unsere Vorräte sind leer, unsere Bargeldreserven auch. Der „Supermarkt“ an der Afriquia Tankstelle hat nicht viel zu bieten, wir fahren weiter nach Rissani. In der Stadt sind alle sehr freundlich und hilfsbereit, wir kaufen Obst, Gemüse und Milch, ein deutsch sprechender Nachbar wird herbeigerufen, um uns den Weg zur nächsten Bank zu erklären. In einem Imbiss kaufen wir Oliven, der junge Mann hat keine Tüte oder ähnliches und gibt Sylvia einfach ein Porzellanschälchen für die Oliven mit.
Wir haben ein tolles Foto von einem Vulkankrater hier in der Nähe gesehen, da wollen wir übernachten. Ungefähr 12 Kilometer westlich von Rissani biegen wir ab, zuckeln noch vier Kilometer über eine Rumpelpiste, den Krater schon fest im Blick. Auf einer Seite ist er aufgebrochen, wir können reinfahren. Früher diente der Krater als Militärposten, ein paar Ruinenreste sind noch zu sehen. Ein Weg führt steil nach oben zum Kraterrand. Wir fühlen uns mit unseren großen Wagen etwas beengt. Das haben wir uns ganz anders vorgestellt! Zwei Nomaden wollen Fossilien verkaufen. Anhänger und Schälchen, die industriell hergestellt aussehen. Wir wandern hoch, sitzen etwas herum, lassen alles wirken.

Grandiose Aussicht, aber zum Übernachten nicht so toll, hier bleiben wir nicht. Wieder unten starten wir die Lkws, umrunden den Krater und finden zum Sonnenuntergang bei einem Oued einen schönen Übernachtungsplatz. Ein langer Tag, 120 Kilometer gefahren, wir sind hundemüde, die Nacht ist kalt, wir sind früh im Bett.

Auf der Karte sehen wir, daß der Oued fast bis nach Rissani führt. Das müssen wir ausprobieren und manövrieren am nächsten Tag ins Flussbett hinein. Holprig, teilweise eng über Sand und Steine ziehen wir unsere Spur. Immer wieder gleiten wir leicht über Sandhaufen, die mit Gräsern bewachsen sind. Einer dieser Hügel wird unser Verhängnis. Längst nicht so weich, wie er aussieht, knallen wir gegen den betonharten Haufen und krachen hinten durch die Federn aufs Hinterrad durch! Ein Knall! Im Spiegel sehe ich, das eine der kleinen Stauklappen aufgeflogen ist. Schaden begutachten. Die Staukiste hatten wir in Portugal schon angeschrottet, jetzt ist sie komplett verbogen. Der Reifen hat beim Aufprall den Kotflügel nach oben durchgedrückt, der Staukasten ist an einer Stelle aus der Verankerung gebrochen. Da hilft nur noch rohe Gewalt! Mit kräftigen Hammerschlägen dengelt Martin die Bleche halbwegs in Form, bis das Schloss wieder greift. So muß es halten bis wir zuhause sind.

Aber die Flussfahrt ist zuende, über einige hohe Stufen fahren wir ans Ufer und über die normale Piste wieder Richtung Rissani.

Rissani hat einen interessanten, überdachten Souk. Kaum geparkt spricht uns jemand an, der einen Pullover möchte. Oder Schuhe? Nein, tut uns leid. Auf dem Weg zum Markt haben wir schon wieder einen deutschsprachigen Begleiter, der uns alles zeigen will. Nein, danke, wir brauchen keinen Guide. Das interessiert hier leider niemanden. Im Souk wirds noch schlimmer. Auf Schritt und Tritt werden wir verfolgt: „ Allles gut? Komm in mein Laden, Tee trinken, ich zeig dir alles, was willst du kaufen?“ Unser selbsternannter Guide bietet uns ebenfalls ohne Unterlass seine Dienste an. Keine ruhige Minute. Wie schade, der Souk ist wirklich außergewöhnlich schön. Das Licht blitzt durch das Dach aus Palmwedeln. Fest gemauerte Bogengänge führen immer tiefer in das dunkle Labyrinth. Viele kleine Verkaufsbuden bieten Garne, Stoffe und Borten an. Es gibt Schneider- und Stickereien. Aber wir können uns nichts in Ruhe ansehen. „Woher kommt ihr? Deutschland, ich liebe Deutschland, Hamburg, München! Ich liebe Merkel! Komm in mein Laden, Tee trinken!“ Völlig entnervt geben wir die Besichtigung auf und flüchten auf dem schnellsten Weg nach draussen.
Jetzt brauchen wir erstmal was zu essen, im kleinen Imbiss von gestern bestellen wir „Berberkartoffeln“, frittiert und köstlich gewürzt. Mal sehen, ob der Keksladen geöffnet hat. Jawohl, Glück gehabt! Ein Schlaraffenland! Diese Vielfalt an Verzierungen und Formen, Muscheln, Sterne, Doppelkekse, mit Mustern in quietschgrün oder knallrosa, gedreht, gefaltet, gefüllt! Woher wir kommen, fragt der Keksmann. „ Berlin et Bavaria.“ „Ahh, Bavaria! Champagner!“ ruft der Mann und lacht schallend. In einem kleinen Lebensmittelgeschäft fragen Martin und Alfred mit Hilfe von etlichen „Muh´s“ und „Mäh´s“ welcher Käse aus Kuh- oder Ziegenmilch ist. Der Händler muht mit, es gibt viel Gelächter! In diesen Geschäften sind die Leute freundlich und sehr lustig!

Zurück nach Merzouga, Kultur steht noch auf dem Programm! Am Ortsrand der Wüstenstadt steht das Morocco National Auto Museum. Ein Scheich hat seine private Großgarage zur Besichtigung freigegeben. Nur Allradwagen sind ausgestellt, der Eintritt ist frei. Ein junger Mann steht am Eingang bereit, hereinspaziert! Eine große Halle, ein schmaler Gang entlang der Wand führt ringsum, rechts begrenzt von hohen Gittern. Dahinter stehen die Wagen, aneinander gereiht, aufgebockt auf Holzklötzen.

Die Besichtigung macht Spaß, zum fotografieren durch die Gitterstäbe muß man sich etwas verrenken. Am Ende ist der junge Mann noch so freundlich und läßt uns unsere Wassertanks beim Museum füllen.
Gegenüber marschieren gesattelte Dromedare zum Sonnenuntergangsritt auf die Dünen auf. Wir steigen lieber in unsere Wohnboliden und umrunden eine der großen Dünen des Erg Chebbi. Viele Camps und Zeltlager, aber wir finden noch eine leere Ecke und parken gegenüber einer Berbersiedlung zwischen Dünen und Bäumen für die Nacht.

Zum Abendlicht versammelt sich eine Menschenmenge auf den Dünenkämmen. Wir leeren die letzte Flasche Rotwein. Kaum ist die Sonne verschwunden, wird es sehr kalt. Eisiger Wind scheucht uns in die Lkws, wir hören noch lange die Motoren der Quads auf den Sanddünen. Ganz schön viel Betrieb am Erg Chebbi, morgen ziehen wir weiter, auf die Piste nach Boudenib.
Bis dann, viele Grüße


Julia & Martin
Drink positive!

  1. wolfgang und brigitte

    ola ihr lieben,
    wieder mal sehr schön geschrieben. noch viel spass in spanien; über unsere aktivitäten hier seid ihr ja schon unterrichtet…..
    habe heut elli in die werkstatt gebracht, mal sehen, was dabei rauskommt.
    trinkt ein paar vino rosso für uns mit und lasst es euch gutgehen.
    lg
    brigitte und wolfgang

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