Unser erster Weg in Kalamata führt zum Jumbo, dem Laden für Klüngelkram aus China. Für Sylvias runden Geburtstag in 2 Wochen möchten wir ein paar Kleinigkeiten besorgen. Vor der Eingangstür stehen ein paar Leute, eine Wachschutzfrau kontrolliert den Einlass.
So, wie funktioniert das hier? An der Tür klebt ein Zettel mit 2 Telefonnummern, Martin ruft an und macht für uns einen Eintrittstermin aus. Dafür muß er seinen Namen angeben, die Telefonnummer und das wir 2 Personen sind.
Während wir warten, leuchtet ein wunderbarer Regenbogen über dem Hafen…
Ping, kommt eine Nachricht: in 10 Minuten können wir rein, das geht ja flott. Die Schlange setzt sich in Bewegung, die Türfrau schaut auf die Telefone, stutzt bei Martins. „Only one person!“ Nein, nein, wir haben 2 Leute angemeldet!? Sie schaut nochmal: „No, only one!“ Mist und was nun? „Sie sprechen deutsch?“ fragt sie uns, „ich kann einen Termin für Sie machen, kein Problem, dann sind Sie in 15 Minuten drin.“ Oh, dankeschön, wie angenehm, daß so viele Griechen deutsch sprechen.
Im Jumbo riecht es streng nach Plastik – wir erledigen schnell unsere Einkäufe.
Am Hafen, wo wir übernachten, ist es ab 21 Uhr wegen der Ausgangssperre so still und leise wie nie – keine Mopeds, keine Autos, keine Leute, kein Stadthintergrundrauschen. Seltsam.
Am nächsten Tag nehme ich den Arzttermin wahr. Ich habe mir eine Infektion am Zeh eingefangen, die behandelt werden muss. Frau Dr Papadaki hat viele Jahre in Deutschland gearbeitet – Verständigung kein Problem.
Danach verlassen wir die Stadt. Ein paar Tage werden wir noch in der Nähe bleiben. Wir fahren am Schrottplatz mit den Raritäten auf dem Dach vorbei und parken erstmal wieder in Analipsi bei unseren Bekannten.
Martin macht die große Hallo-Begrüßungsrunde, ich verziehe mich in den Shelter, die Betäubung läßt langsam nach. Auah.
Was macht Charles denn da am Strand? Sand sieben?!
Im Internet haben Charles und Bodo die Anleitung für ein tolles Sandstrahlgerät gefunden. Mit Hilfe einer PETflasche, einem Röhrchen und Luftdruck vom Kompressor pustet Charles den gesiebten Sand vom Strand auf seine Felgen. Die Lackfetzen fliegen nur so davon, funktioniert einwandfrei!
Erst beginnt es zu regnen, dann stürmt es, macht nix, draußen Sturm – drinnen gemütlich.
Trübtassenwetter die nächsten Tage, viel Regen und Wind. Martin nutzt jede Minute, die er draußen sein kann. Als der Regen nachlässt vernebelt Saharasand, vom Wind übers Meer getragen, die Luft – alle husten. Stumpfes, vergilbtes Licht.
Die folgenden Regengüsse waschen alles wieder rein.
Wir beschäftigen uns drinnen – ich kann sowieso nicht laufen – und warten auf besseres Wetter, schließlich ist heute Frühlingsanfang!
Zur Abwechslung kommt Besuch. Patrick macht auf einer kleinen Tour für einen Abend bei uns Station, das freut uns sehr!
Alles verheilt gut, nach 5 Tagen kann ich wieder rumhumpeln. Die Frühlingssonne zeigt sich, los geht´s! Wir starten die Rappelkiste. Tschüß Analipsi!
Zuerst ein Servicestop, der Tankwart kennt uns bereits: „Yassas! Hello again! Full?“ Ja, volltanken – kein Wunder, daß er sich immer freut uns zu sehen, bei der Tankgröße.
Einmal mit dem Mop über die Fenster, ahh – klare Sicht!
Alles bereit für die Fahrt durch die Berge. Überall wehen die griechischen Fahnen, vor ein paar Tagen wurde der wichtigste Tag überhaupt in Griechenland gefeiert: die Befreiung des Landes von der 400 Jahre währenden `Tourkokratia´, der Herrschaft des Osmanischen Reiches über Hellas. Niemals verzeihliche und unvergessene Schmach!
In Kalamata duftet es durchdringend nach Orangenblüten. Im Winter riecht man die Ölmühle und im Frühjahr die Orangen.
Oberhalb der Stadt stehen die uralten, dicken Bäume in den Olivenhainen. Seit Jahrhunderten liefern sie jedes Jahr die berühmten, ganz besonders geschmackvollen Oliven. Wir biegen ab, schauen noch einmal hinunter in die Bucht und sausen dann an der bunten Strassenmauer entlang.
Na? Wer ahnt schon, wo wir lang fahren? Ja, genau, nochmal die E82 durch die Schlucht nach Sparti. Diesmal im Regen.
Der Wechsel von Licht und Regengrau verändert die Landschaft, wir mögen das. Die nassglänzenden Felsen, die tropfenden Zweige der Bäume, wie ein Sommer in England. Tiefhängende Wolken über den Tälern verleihen dem Ganzen eine eindrucksvolle Dramatik.
In den Bergen beginnt die Schneeschmelze, ziemlich spät dieses Jahr. Und der lange Winter ist auch noch nicht vorbei, die Regentropfen werden plötzlich zu Schneeflöckchen, das haben wir ewig nicht gesehen….
Genauso wie die Feuerwehr von Claudia und Uwe, alte Marokkoreisebekannte, die uns entgegenkommen. Wir nehmen uns Zeit für ein Pläuschchen.
Im Oktober waren sie mit auf der Fähre, als wir unsere Freunde abgeholt haben. Die Beiden verlassen in den nächsten Tagen den Peloponnes, nach vielen guten Wünschen trennen sich unsere Wege.
Nicht mehr weit und wir halten wieder auf den Felsüberhang zu – 3,80 Meter Höhenbeschränkung, wir erinnern uns – Lakonien – Olivenpiste und Schluchtenfahrt – egal, ob wir das schon kennen, es ist toll, nochmal durchzufahren
Selbst bei Regen bereitet diese Schluchtenstrecke reines Fahrvergnügen. Das Flüßchen hat dieses Mal richtig Wasser, wir überqueren die Brücke und lassen die Talenge hinter uns.
Der Abzweig nach Mystras wird verschmäht, es geht geradeaus hinunter ins Tal, an blühenden Bäumen vorbei, nach Sparti.
Sparti ist schachbrettartig angelegt, unauffällig, funktional. Flugs sind wir wieder draußen und düsen auf schnurgerader Strecke gen Süden.
Über den Bergen zur Linken zucken Blitze, ein mächtiges Gewitter geht da wohl gerade nieder. Zum Glück sind wir nicht hineingeraten, es muß heftig gewesen sein. „Ist das Schnee?“ frage ich erstaunt. „Nein, das ist Hagel!“ Die Strasse ist zentimeterhoch bedeckt mit dicken Hagelkörnern. Du meine Güte! War nicht Frühlingsanfang? Jetzt fahren wir durch den Winter!
Wenig später klatschen Schneeflocken auf die Frontscheibe. Saukalt draußen, die Heizung im Fahrerhaus läuft zum ersten Mal seit…..Jahren?
Unsere Freunde in Elea sitzen im selben Moment entspannt in der warmen Sonne…..vielleicht sind wir in die falsche Richtung unterwegs….
Echt mieses Wetter. Ob die Kälte den Orangenblüten schadet?
Bei Skala geht der Schnee in Regen über. Wir haben genug für heute und stellen uns an den Strand mit den Bretterferienhäusern. Die gelben Mimosenblüten leuchten trotzig gegen das nasse Grau an. Jetzt schnell die Heizung im Wohnzimmer anschalten!
Bilderbuchsonnenschein am nächsten Morgen, 16 Grad und kein Schneefall, yeah! Da springen wir doch gerne mal früh aus den Betten!
Draußen vorm Auto liegt ein mageres Hündchen. Ach herrjeh….wir werfen etwas trockenes Brot auf den Strand, die scheue Kleine macht sich sofort darüber her. Die Hündin ist bildschön, finden wir, schnell gewinnt sie unser Herz….
„Ich koche noch Reis mit Möhrchen“ sagt Martin. Mit einem großen, vollen Topf zieht er los, die Kleine wedelt begeistert schnuppernd im Kreis um ihn rum und stürzt sich auf den Reis, kaum, daß Martin etwas weiter weg ist.
Also für heute jedenfalls ist sie satt. Was für ein schöner Hund…..leider können wir dich nicht mitnehmen…..Tschüß Kleine und viel Glück!
Auch durch Skala, inmitten von blühenden Orangenplantagen gelegen, weht der schwere, süße Blütenduft. Schon fast ein bißchen viel….
Wir kaufen nur schnell ein und ziehen ab, an den Mandelfeldern vorbei. Die Bäume sind dicht belaubt, alles schon verblüht. Einige Kilometer auf wohl bekannter Strecke, dann zweigen wir ab in eine unscheinbare Seitenstrasse. An Zitronenbäumen, Kaktusfeldern und Ruinen vorbei. Die Asphaltstrasse wandelt sich zu einer rotlehmige Piste. Wir fahren in die fantastische Küstenbergwelt Lakoniens.
Mal sehen, was uns am Ende dieser Piste erwartet……
Liebe Grüße, bis bald!
Julia & Martin
Drink positive!
Instagram: Rappelkisteberlin
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