Bevor der Parklatz vor dem Petra Visitor Center zu voll wird, reisen wir ab. Um die 3000 Menschen besuchen Petra pro Tag. 3000 mal 65€ Eintritt = nicht schlecht!
Im Ort Mädchen und junge Frauen in Schulkleidung, Jungs sehen wir nicht, wahrscheinlich müssen sie zur Arbeit.
Eine Fahrt durch wunderschöne Landschaft, von oben sieht man nochmal ins Tal auf die Tempel von Petra.
Am Bubble Luxotel und Little Petra düsen wir vorbei. Keine Wanderung heute, bitte! Wir spüren jeden einzelnen Muskel….
Dicht besiedeltes Land. Kalt ist es hier oben.
Die Bäumchen zeigen die Windrichtung
Jungs lungern herum, gehen weder arbeiten noch zur Schule. Wilde Müllkippen und grüne, blühende Gärten
Auf 1600 Metern Höhe queren wir den Pass. Die nächsten Kilometer geht es bergab bis zum Toten Meer.
So richtig schön steil runter….
Null Meter. Ab hier fahren wir unterm Meeresspiegel.
Und gefühlt noch so weit oben. Merkwürdige Vorstellung.
Diese Strasse liegt theoretisch unter Wasser
Bei Minus 385 Metern rollen wir durch fruchtbares Land. Fast 400 Meter unter dem Meeresspiegel!
Ärmliche Landarbeitercamps. Jordanien nimmt viele Flüchtlinge aus Syrien auf, die sich ihren Lebensunterhalt allerdings sehr hart verdienen müssen.
Auf den Feldern überall eingepflügte Reste von Plastikfolie.
Neben der Strasse türmen sich hohe Salzberge
Dann sehen wir das Tote Meer.
Die breiten Uferstreifen zeigen, wie weit das Meer in den letzten Jahrzehnten abgesunken ist. Ca 8 Millionen Kubikmeter Wasser verdunsten pro Jahr. Bis 1950 glichen Regenfälle den Wasserverlust aus, seitdem schrumpft das Tote Meer.
Offizielle Badestellen gibt es nur gegen Eintrittsgeld in Hotel Resorts. Wir halten Ausschau nach irgendeiner Möglichkeit, anzuhalten und runter zum Meer zu klettern.
Ein paar Autos am Strassenrand, Leute wandern abwärts, wir merken uns den Platz. Aber gibt´s nicht noch was besseres? Wo wir nicht so klettern müssen? Wir müssen den Muskelkater mitbedenken….
Nein, da geht´s erst recht nicht….
Schilder weisen auf Lot´s Wife hin. Die zur Salzsäule erstarrte Frau Lot aus dem Alten Testament. Ein großer Parkplatz, wir halten.
Da oben steht sie…mit schöner Aussicht!
Die Ärmste, ein winziger Moment des Ungehorsams und zack! Erstarrt! Ganz schön unfair…
Hier kommen wir auch nicht runter zum Wasser. Wir drehen um und fahren zu dem vorher gesichteten kleinen Parkplatz.
Ab in die Badekleider!
Und in die Schuhe! Der steinige Boden ist mit Salz überzogen, messerscharfe Salzklingen, hart wie Glas, ragen überall aus dem Grund.
Vorsichtig kraxeln wir in unseren Badeschuhen hinab, nicht ganz einfach.
Die kleine Badebucht glitzert und schimmert, die groben Salzkristalle reflektieren das Sonnenlicht, blenden und knirschen unter unseren Sohlen. Salzbrocken im Wasser, die Ufer sind dick verkrustet
Jetzt müssen wir aufpassen! Ganz wichtig: kein Wasser schlucken, nichts in die Augen bekommen und keine noch so kleinen Verletzungen haben. Der Salzgehalt liegt bei 28%!
Na, dann mal rein ins Abenteuer!
Also, das ist schon sehr merkwürdig. Das Wasser fühlt sich leicht angedickt an. Zähflüssig, schwer. Warm und samtweich. Wir schweben in Rückenlage, der Schwerkraft entronnen….wenigstens ein bißchen….ein tolles Gefühl!
Dann probieren wir, ein paar Züge zu schwimmen.
Das geht nicht, das Wasser lässt sich nur schwer zur Seite schieben. Nach 1 – 2 Zügen dreht sich der Körper von ganz allein zurück auf den Rücken.
Ein ganz besonderes Erlebnis, außergewöhnlich!
Das Tote-Meersalz entzieht dem Körper Flüssigkeit, deshalb soll man nicht länger als 20 Minuten baden.
Ein paar Spritzer Salzwasser brennen auf den Lippen, auf der Haut bleibt ein samtiger Film. Abtrocknen geht nicht, es bleibt eine leichte Feuchtigkeit. Wir steigen bergauf. Als wir oben ankommen, sind unsere Körper immer noch nicht trocken.
Jetzt schnell abduschen, das Salz abwaschen. Wir haben Durst, unsere Körper wollen den Flüssigkeitsentzug ausgleichen.
Das Bad im Toten Meer ist ein einzigartiges, erstaunliches Erlebnis! Gerne irgendwann nochmal!
Oberhalb des Toten Meeres können wir nirgends einen Platz zum parken für die Nacht finden. Die einzige Möglichkeit, ruhig zu parken, scheuen wir, da Freunde von uns gerade erst vor zwei Tagen dort mitten in der Nacht von der Polizei verscheucht worden sind.
Am Wadi Mudjib, dem Grand Canyon Jordaniens, sausen wir vorbei. Keiner von uns verspürt das Bedürfnis nach einer weiteren Wanderung, so schön es auch sicherlich im Wadi ist. Bitte nicht! Petra steckt uns noch in den Knochen!
Bei den Ma´in Thermalquellen ist richtig viel los. Hier gibt es wieder eine Möglichkeit ins Meer zu gehen ohne zu bezahlen. Wir freuen uns über unseren stillen, menschenleeren Badeausflug ohne Rummel…..
Die ersten Hotelresorts tauchen auf
Am Strassenrand wird Obst und Gemüse angeboten, rings um die meisten Stände liegt Müll
Auf eine Stadt folgt die nächste, dazwischen Landarbeitercamps.
Schwarz verölte Böden vor den Autowerkstätten, Gebrauchtmöbel am Strassenrand, hübsch verzierte Lkws
Die Städtchen eng und quirlig, der Verkehr chaotisch. Es ist müllig, verrottet und schmutzig. Klingt hart, ist aber einfach mal so.
Zwischendurch machen wir Pause, buchen die Verschiffung für die Rappelkiste von Haifa nach Lavrio, ein Hotelzimmer in Tel Aviv und Flüge von dort nach Athen. Nächste Woche sind wir in Griechenland! Seltsame Vorstellung….
Kurz vor Sonnenuntergang und noch nichts gefunden, wo wir übernachten wollen. Wir biegen ab zu einem See. Vorbei an ausgedehnten, vermüllten Zeltstädten rumpeln wir zum Ufer, winken den struppigen Kindern aus den Camps zu. Keines hat Schuhe.
Am See ist es auch nicht schön. Bauschutt und Gestrüpp. Zwei ärmliche Farmen, von den Gewächshäusern weht zerfetzte Plastikfolie herüber
Umdrehen. In den Städten erregen wir sehr viel Aufmerksamkeit, zuviel, um uns irgendwo ruhig in eine Seitenstrasse zu stellen. Also weiter, weiter, gibt es denn keine Möglichkeit irgendwo abseits zu verschwinden?
Nein, das einzige was verschwindet, ist die Sonne.
Irgendwann wird uns klar, das wir durchziehen werden – zur israelischen Grenze. Okay, dann tanken wir am besten nochmal in Jordanien. Der Tankwart kriegt irgendwiewas mit der EC Karte nicht hin und zieht sie immer wieder durch, tankt nach, zieht wieder die Karte. Martin greift ein, diskutiert lange, der Tankwart spricht kein englisch, Martin kein arabisch.
Die Landstrassen sind dunkel. Unbeleuchtete Fahrzeuge tuckern plötzlich vor uns her oder kommen uns entgegen. In den Städten wabert Rauch von den Grills, überall laufen Leute, Tiere, Kinder kreuz und quer über die Strasse. Anstrengende Fahrt.
Dann stehen wir vor dem Grenzschlagbaum – Ausreise Jordanien. Eigentlich sollte die Grenze noch 2 Stunden offen sein. „No No!“ winken die Grenzofficer ab. Heute nicht mehr. Sie sind freundlich, in Plauderlaune und lassen uns vor der Schranke am Strassenrand übernachten.
Was für ein Tag!
Heute morgen in Petra gestartet. Fahren, fahren, fahren. Dann das abenteuerliche Bad im Toten Meer. Unsere Handtücher sind immer noch nicht trocken. Ein beeindruckendes Erlebnis.
Dreieinhalb Tage Jordanien. Natürlich zu kurz. Und nicht viel gesehen. Aber uns treibt´s weiter. Wir haben keine Geduld für Jordanien. Wir brauchen dringend eine Auszeit.
Die grünen Landschaften von Jordanien haben uns überrascht, sind so ganz anders, als unsere Vorstellung von Kargheit und Steinwüsten.
Die Städte waren überraschend vermüllt und runtergekommen, die Verhältnisse ärmlich. Da haben wir mit viel mehr Modernität und Wohlstand gerechnet.
Die dichte Besiedelung in der Gegend, in der wir unterwegs waren, hat es uns schwer gemacht, einen schönen Platz zu finden. So konnten wir uns nicht recht mit Jordanien anfreunden. Aber einen zweiten Versuch wäre es auf jeden Fall wert!
Morgen früh entern wir Israel! Die Horrorgeschichten über den Grenzübertritt sind vielfältig.
Wir sind gespannt!
Bis morgen, liebe Grüße!
Julia & Martin
Drink positive!
Auf Instagram: Rappelkisteberlin
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