Lefkada, von Westen kommend überqueren wir einen Bergpass. Terrassenfelder überziehen jeden Hang, wieviel Mühe und Arbeit darin steckt, so etwas Stein für Stein anzulegen und zu bewirtschaften. Offensichtlich zuviel, denn alle Terrassen sind verwildert und verlassen. Rotgelbe Blätter schmücken die Sträucher, im Hintergrund erhebt sich hellgrau und kahl Elati, das Gebirgsmassiv Lefkadas.
Frisches, klares Wasser sprudelt aus einer Quelle am Strassenrand. Wir halten und füllen unsere Wasservorräte auf.
Die Sonne verschwindet früh hinter den Bergen, wir wenden uns nach Süden und fahren runter in die Bucht von Vasiliki. In der Ferne, über Kefalonia, ziehen Wolken auf.
Der Strand von Vasiliki gleicht einer Baustelle, Schutt und große Betonröhren werden dort gelagert. Unsere Reifen rollen knirschend über den Kies als wir unsere Fahrzeuge abstellen. Ist ja nur für eine Nacht, denken wir. An der Strandpromenade ist ordentlich Betrieb, wir setzen uns vor eine der Tavernen und essen sehr gut. Alle Tische besetzt, Vasiliki scheint fest in englischer Hand zu sein, wie man unschwer hört. Nach einem Absacker – einem wahren „Eimer“ voll Metaxa 5* – machen wir bald Feierabend.
Der Ort ist ein bekannter Windsurfspot. „Merkwürdig“ denke ich, als ich morgens auf das ruhige, flache Wasser schaue. Kein Lüftchen weit und breit. Das ist eher was für´s Standuppaddeln, mittags werden die Boards aufgepumpt und wir paddeln los. Etwas länger her seit wir zuletzt draufgestanden haben, ganz schön wackelig…..und jetzt kommt plötzlich Wind! Mehr und mehr Wellen lassen uns gut schaukeln, nach einer Stunde haben wir genug. Tatsächlich sausen wenig später Windsurfer über die Bucht.
Vasiliki gefällt uns: aus einer geplanten Nacht werden drei. In der Taverne Dolphin essen wir ausgezeichnet, die Bucht ist ideal zum baden und das Baustellenpanorama blenden wir aus.
Auf einer Wanderung um die Klippen herum entdecken wir am Ortsende einen Münzwaschsalon, hallelujah! Der kommt uns gerade recht. Ansonsten ist der Wanderweg bis auf ein paar sensationell in die Klippen gebaute Villen nicht besonders aufgregend.
Montagmorgen um acht Uhr stehen wir vor dem verschlossenen Gitter des Waschsalons. Nein, nein, nein, wir müssen da rein! Ganz nach Art der Einheimischen öffnen wir den Riegel eben selbst und starten alle drei Maschinen. Niemanden stört das. Die Wartezeit vertreiben wir uns in einer netten Taverne am Hafen. Wir bestellen frisch gepressten Orangensaft, der Kellner steigt auf sein Moped und tuckert los um Apfelsinen zu kaufen.
Mit den Schränken voll duftender Wäsche starten wir auf die Ostseite Lefkadas zu den Nidri Wasserfällen.
Das Städtchen Nidri liegt in einer langgezogenen Bucht, im großen natürlichen Hafen liegen viele Segelboote.
Wir verpassen die Umfahrung für Trucks und landen mitten im Ort. Zwei parkende Autos versperren den Weg, die Rappelkiste ist zu groß für die Lücke, die ganze Karawane muß umdrehen. Der gesamte Autoverkehr ruht geduldig und gelassen bis wir wieder flott sind. Neben der Strasse zu den Wasserfällen verläuft ein Flussbett, knochentrocken, kein Tröpfchen Wasser fließt hier…..ojeh, was bedeutet das für die Wasserfälle?
Wir schnappen uns Badezeug und Schwimmschuhe und wandern los. Vom etwas trostlosen Parkplatz zum ersten Wasserfall sind es nur 400 Meter. Ein großer, wilder Hund verliebt sich in die kleine Shina und begleitet sie. Grün weiße Orchideen (?) blühen am Wegrand, leider sind sie etwas fotoscheu und deshalb nur unscharf auf dem Bild. Faszinierend, wie sich die Wurzeln der Bäume in die Felsen krallen. In jeder noch so kleinen Nische wächst eine Pflanze.
Etwas später hören wir Wasser sprudeln, eine große Zisterne läuft über. Ein Bach plätschert neben unserem Weg. Unter einem Felsentor hindurch entdecken wir den ersten Pool. Zwar keinen Wasserfall, aber ein kleines natürliches Schwimmbecken.
Schwimmsachen raus! Sylvia ist die erste im Wasser: „KALT!!“
Alfred, Martin und ich klettern ebenfalls in das eiskalte, weiche Süßwasser, herrlich! Taufrisch steigen wir danach wieder in unsere Klamotten. Über eine Treppe um einen Felsen herum gelangen wir zum eigentlichen Wasserfall.
Gerade etwas mehr als ein Rinnsal, gleitet er in ein kleines Becken. Gut, das ist nicht unbedingt spektakulär, aber die schöne Wanderung durch die Felsenschlucht und das kühle Bad lohnen sich auf jeden Fall, finden wir.
Zurück am Parkplatz entdecken wir noch einen sprühenden Hydranten, grün bemoost sieht er aus wie eine Figur aus der „Unendlichen Geschichte“
Für die Nacht parken wir im Hafen von Nidri. “ 5,-€ von jedem, bitte“ verlangt ein Parkwächter. Huch?! Das ist uns schon lange nicht mehr passiert. Martin verhandelt: „5,-€? Das ist zuviel, wir bezahlen 3,-€ okay?“ Der Parkwächter lacht und willigt ein.
In der Morgensonne sitzend schlürfen wir einen freddo Espresso und bewundern die Boote im Jachthafen. Die meisten Cafés und Tavernen haben die Saison bereits beendet, die Promenade von Nidri liegt still im Winterschlaf.
Nidri ist eher zweckmässig als schön
und so machen wir uns gleich nachmittags auf nach Lefkas, der Inselhauptstadt.
Nach nur 18 Kilometern parken wir beim Archäologischen Museum. Das Wetter schlägt um auf Nieselregen, wir bummeln trotzdem noch durch die abendliche Stadt. Ich möchte eine Sonnenbrille aufprobieren, aber die Verkäuferin hat regelrecht Angst vor mir. Aus der hintersten Ecke heraus erklärt sie mir eine solche Menge Verhaltensregeln, daß ich die Lust verliere und den Laden lieber verlasse.
In Nordgriechenland sind bereits zwei Bezirke wegen Covid-19 komplett abgeriegelt, die Infektionszahlen steigen. Der nächste Lockdown kommt näher, fürchten wir.
Im „Kato Frisi“ bekommen wir sehr gutes Essen serviert, die Inhaberin spricht wienerisch, ist dort geboren. Die Bar nebenan beschallt uns mit entsetzlicher Dumpfbackenmusik, das ist etwas anstrengend.
Im Morgengrauen schaue ich auf die Lagune. Wären da nicht Flamingos im Wasser, könnte es auch ein bayrischer Bergsee sein
Wir unternehmen einen Stadtrundlauf. Zum Hafen…..
und von da aus kreuz und quer durch die Altstadtgassen
Eine verwinkelte, romantische, sehr schöne Altstadt, die bunten Wellblechfassaden gefallen uns sehr gut.
Zurück von unserem Morgenlauf heißt es Abschied nehmen. Unser Konvoi löst sich auf. Ingrid und Herbert wollen Richtung Süden auf den Peloponnes, ihre Reisezeit ist begrenzt. Auf Wiedersehen, ihr Beiden! Bis bald!
Wir übrigen schlendern noch einmal im Nieselregen in die Stadt.
Es ist Feiertag, der sogenannte OXI – Tag. Am 28.10.1940 ließen die Griechen ein von Mussolini gestelltes Ultimatum verstreichen und antworteten Oxi! – Nein! auf seine Forderungen. Daraufhin brach der Italienisch – griechische Krieg aus.
Fast alle Geschäfte haben geschlossen, eine fröhliche Blaskapelle zieht durch die Fußgängerzone. Wir trinken Kaffee, bummeln noch etwas herum, kaufen warmes, knuspriges Brot direkt aus dem Ofen und sind etwas irritiert über die ausgesprochen schlichte Schaufensterdekoration des berühmten Wurstherstellers von Lefkada.
Angeschoben von heftigem Wind gehen wir nach Hause.
Unsere Lefkada – Umrundung ist zuende. Bei miesem Wetter verlassen wir die wunderschöne Insel und trödeln weiter nach Osten, zu einer Lagune auf dem Festland bei Vonitsa.
Bis dahin, liebe Grüße!
Julia & Martin
Drink positive!
Instagram: Rappelkisteberlin
Peter
Hallo ihr Beiden,
Ich freue mich immer über eure Berichte. Sehr schön geschrieben und interessant zu lesen. Vor allem, wenn man selbst einen Bezug dahin hat. Wir hoffen, dass ihr weiter so durch das Land fahren könnt. Was man aktuell über die Einschränkungen in Griechenland liest, hört sich schlimmer an, als noch bei der ersten COVID Welle. Wir selbst sind aktuell in Schweden. Eines der wenigen Länder in Europa, wo das Reisen mit dem Wohnmobil keine Beschränkungen hat. Außer natürlich die natürlichen: 15:30 Uhr wird es dunkel und letzte Nacht hatten wir 0 Grad. Elaia sieht jeden Tag etwas anderes und kommt aus dem Stauenen nicht mehr raus.
Euch weiterhin alles Gute
Peter, Petra und Elaia.
rappelkiste
Hallo ihr drei!
Zieht ihr den Winter knallhart im Norden durch? Wir waren oft im Winter in Norwegen, kalt und dunkel aber unvergessen schön.
Aktuell stehen wir in Elea, es ist wesentlich voller als beim letztenmal. Zeitweise um die 130 Fahrzeuge, bis die Polizei begonnen hat, jeden Tag 1 bis 2 Leute rauszufischen und zu verhaften. Seitdem leert sich der Platz. Auch die allgemeine Stimmung ist nicht mit dem vorigen Mal zu vegleichen. Über die Einschränkungen wird viel diskutiert, z.B.: gilt das Fahrverbot auch für Touristen? Darüber gibt es unterschiedliche Meinungen.
Ein paar Tage bleiben wir noch stehen. Mit dem Blog sind wir etwas hinterher, es freut mich sehr, daß es euch gefällt.
Elaia`s Sohn Skylos ist ein großer, fröhlicher, sehr starker Brocken geworden, den Patrick kaum an der Leine halten kann. Schön von euch zu hören, meldet euch bald wieder und erzählt mal vom Winter in Schweden
Liebe Grüße Martin & Julia