Unser Airbnb Gastgeber in Montevideo hat uns ein Uber zum Flughafen bestellt. Fernando heißt der Fahrer, mehr wissen wir nicht. Statt Fernando meldet sich Pameel, sie will uns abholen. Wer ist jetzt wieder Pameel? Etwas Verwirrung, wir kontakten Fernando. „No problem!“ Wieder Nachricht von Pameel, sie ist jetzt vor dem Terminaleingang. Wir schauen uns um….Martins Telefon klingelt…okay, wer hier vor dem Terminal telefoniert gerade? Ich rufe einfach mal laut: „Pameel?“ Eine junge Frau dreht sich um, richtig geraten! Herzliche Begrüßung mit Küsschen, äh, okay. Tatkräftig nimmt sie die Koffer und packt sie in den Kofferraum. Leider spricht sie kein englisch und kennt die Zieladresse nicht. Verunsichert fragen wir nochmal nach Fernando. Da zeigt sie uns ein Foto von Martins Instagramprofilbild und ein Din A4 Blatt mit Martins Namen. Scheint alles richtig zu sein. Wir suchen die Adresse raus und Pameel steuert uns sicher durch Montevideo zum Appartmenthaus Puertovideo. 35$ kostet die Fahrt, ein Taxi hätte um die 60$ gekostet. Das Trinkgeld wehrt sie zuerst vehement ab, dann bedankt sie sich überschwenglich. Angekommen!
Dirk, unser „host“ begrüßt uns. Vor 12 Jahren ist er von Deutschland hierhergezogen, Kommunikation also kein Problem. Das Zimmer ist erst mittags frei, das war vorher auch so angekündigt. Wir stellen die Koffer ab und unternehmen einen ersten Stadtrundgang durch die Ciudad Vieja.
Ein Mix aus nüchterner Moderne und prächtigen Kolonialbauten, vom Feinsten! Balkonpfosten aus Glas!
Und da ist der erste Oldtimer
In den Strassen einige Obdachlose und Junkies, aber das kennen wir ja von zuhause, das beunruhigt uns nicht. Bei einem kleinen Park ist ein Cambio, wir tauschen die ersten Uruguay Pesos.
Wechselkurs 10/2024: 1€ entspricht 45,03 Urupesos
Bis der Antel Internetladen aufmacht, sitzen wir im Park und lauschen den unbekannten Vogelstimmen.
Wir sind in Südamerika! Es fühlt sich noch nicht so an. Dauert noch, bis wir mental hier ankommen.
Pünktlich öffnet der Antelshop, an einem Automaten sollen wir die ersten 4 Zahlen des Passes eingeben. Hm…unsere Reisepässe haben Buchstaben und Zahlen. Buchstaben kennt der Automat nicht. Also einfach mal zu einem freien Schalter und fragen. Mein erster spanischer Satz in freier Wildbahn: “ Disculpen, no hay numeros en mi passaporte.“ „No problem, sit down.“ 50 GB kosten umgerechnet 5,55€ für einen Monat, dazu eine Simkarte für 1,45€. Traumpreise!
In der Fußgängerzone finden wir das Café Copacabana. Hier wird der Kaffee außerordentlich hübsch serviert: ein Gedeck mit frischem Orangensaft und Sahnehäubchen
Dazu eine warme Spinattorte zum Frühstück, sehr gut. Gestärkt wandern wir runter zum Rio de la Plata. Sieht aus wie das Meer, so riesengroß und breit, kein gegenüberliegendes Ufer zu erkennen. Sehr windig, das Ufer felsig, kein Strand Die Bebauung erinnert an Spanien.
Zurück zum Puertovideo. Was uns auffällt: es gibt keine Müllkörbe. Und man muss gut auf den Weg achten: jede Menge Hundehaufen. Na, das erinnert aber an das alte Berlin aus Vorwendezeiten! Die Strassenfeger verwischen die meisten Haufen, aber das macht es nicht viel besser.
Den Hund mit in die Fleischerei nehmen? Kein Problem! Schulkinder tragen weiße Kittel mit großen dunkelblauen Schleifen, Jungs und Mädchen, alle gleich.
Das Zimmer ist fast fertig, die letzten Minuten Wartezeit vertreiben wir uns im Strandkorb oben auf der Dachterrasse. Toller Blick auf den Rio de la Plata und den Hafen. Boah, sind wir müde….
Wir beziehen unser Appartment, sehr schön und sauber. Nur kurz etwas hinlegen, am Nachmittag wollen wir nochmal in die Stadt.
Und dann schlafen wir 11 Stunden lang am Stück. Wachen kurz auf und schlafen nochmal 5 Stunden.
So, guten Morgen! Große Aufgaben warten auf uns:
zuerst der Antrag auf Migracion von Rappelkiste und Honda Dax.
Einen Termin haben wir nicht gemacht, wir marschieren einfach hin. Kurz am Schalter anmelden, Martin als Fahrer muß seinen Pass und die Fahrzeugpapiere abgeben, dann im Wartebereich Platz nehmen. Es soll recht lange dauern, hieß es im Internet. Keine 5 Minuten später wird Martin aufgerufen, er bekommt seine Papiere zurück, unterschreibt die Migracion – Papiere und bezahlt die Gebühr von ca 6,60-€ an der Kasse. Nochmal 5 Minuten warten und da ist die temporäre Einfuhrgenehmigung für die Rappelkiste und die Dax! So einfach!
Gültig für 12 Monate.
Ein paar Blocks weiter ist das Büro von Eduardo Kessler, unserem Hafenagenten. Er spricht englisch, ist sehr nett und lustig und wird uns beim Zoll etc helfen. Eine Menge Kopien werden gemacht, Fahrzeugpapiere, Bill of lading, Führerschein, Reisepass, Fahrzeugversicherung, viel Papierkram. Etwas Verwirrung, weil Caravan Shippers nur ein Fahrzeug angemeldet hat. Das muss mit KMA – der Grimaldi Vertretung in Uruguay – geklärt werden.
Und wann können wir Rappel abholen? Heute wird im Hafen gestreikt. Wenn kein neuer Streik dazu kommt, dann im besten Falle am Mittwoch, oder Donnerstag. Wenn wieder gestreikt wird, dann nächste Woche…….ohje….
Unser Appartment ist nur bis Montag gebucht, das wird spannend!
„Schaun mer mal, dann seh´ mer scho´“ sagt Eduardo. „Beckenbauer!“ freut er sich.
Einer der wichtigsten Sätze, fürwahr!
Ein Mitarbeiter begleitet uns zu KMA. Ein Glück, denn kein Schild am Gebäude verrät das KMA Büro. Wir hätten schön gesucht.
Rauf in den 9. Stock. Wieder Papierkram. Sie haben die Originaleinfuhrpapiere von Caravan Shippers schon per Kurier bekommen. Alles ist korrekt angemeldet, es ging nur ums Gewicht. Auch mit Honda bleiben wir unter 10 Tonnen. Alles gut.
Saftige 1200$ kostet die Hafengebühr. In bar zu bezahlen, bitte. Soviel haben wir natürlich nicht dabei, müssen es erst holen. Zum Glück liegen alle Büros und das Appartment sehr nah beieinander. Alles leicht zu Fuß zu erreichen.
„Todo hecho!“ Alles erledigt! Wir senden die verabredete Nachricht an Eduardo. Er wird sich per WhatsApp melden, wenn KMA die Rappelkiste zur Abholung freigegeben hat. Das ging alles super unkompliziert und fix! Erst mittag und fertig mit der Arbeit!
Stadtrundgang.
Und Frühstück mit Queso uruguaysh, sehr gut!
Der Mercado del Puerto ist eine der empfohlenen Sehenswürdigkeiten. Vorbei an der Statue von Bruno Zabala, hoch zu Ross. Als Gouverneur des Rio de la Plata Gebietes ließ er im 17.Jhd eine Festung errichten, um die Portugiesen abzuwehren und legte damit den Grundstein für Montevideo.
Uns begeistert viel mehr die Architektur.
Was für fantastisch hohe Räume hinter diesen Fenstern sein müssen! Und der Balkon!
Und hier – dieser geniale Mix aus Baustilen!
Im Mercado del Puerto umfangen uns die Grillschwaden der Asados.
Ansonsten Lädchen mit nutzlosem Zeug, die allgegenwärtigen Matetassen und wieder Asados. Nicht so unser Ding, wir sind schnell wieder draußen.
Lieber noch ein wenig durch die Gassen schlendern…
Wir kämpfen immer noch mit der Zeitverschiebung, deswegen erstmal Mittagspause.
Um 18 Uhr ziehen wir wieder los um den Abendtrubel in der Einkaufsstrasse zu erleben.
Hey, die Karre würde uns auch gut stehen!
Aber was ist denn hier los?! Um 19 Uhr schließen alle Geschäfte. Die fliegenden Händler packen ihre Waren zusammen und schieben ihre Karren nach Hause. Feierabend überall. Nix mit Trubel.
Wir genehmigen uns ein Glas Wein vorm Copacabana mit seinen roten Stühlen. Das erinnert sehr an Martins Zeit bei der Messe in Barcelona. Ein Gruß an die ehemaligen Kollegen! Wo seid ihr?
Die Rückmeldungen kommen aus England, Spanien, Griechenland, Paris, Berlin : „Salute!“
20 Uhr, es ist dunkel und still in den Strassen. Wir wandern zurück zum Appartment.
Noch ein kleiner Einkauf –> Chips, Toast und etwas Käse zum Abendbrot. Dirk hat mir eine größere Tasse für meinen „early morning tea“ besorgt, vielen Dank!
Hui, der uruguayische Wein hat´s aber in sich….
Liebe Grüße und gute Nacht!
Julia & Martin
Drink positive!
Auf Instagram: Rappelkisteberlin
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