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Man hat uns erzählt, daß die Brücke auf der Strecke nach Bou Jerif eingestürzt ist. Die Brücke ist eigentlich nur eine betonierte Furt, groß eingestürzt kann die doch nicht sein? Wir fahren am ersten Abzweig nach Bou Jerif vorbei weiter geradeaus, um uns das selber anzusehen. Nach ein paar Kilometern macht die Strecke eine große Kurve, es geht hinab zum Fluss und…..die Brücke ist eingestürzt! Die Betonfurt ist am hinteren Ende so weggebrochen, das wir tatsächlich nicht drüber fahren können.
Nebendran durch den Fluß geht´s auch nicht, es gibt keine Auffahrt und die Piste hinter der Brücke ist extrem steil und schlecht. Auf der Karte ist die Strecke als ganz normale Strasse eingezeichnet. Also umdrehen, zurück zum ersten Abzweig. Bald biegen wir ab, nach wenigen Kilometern geht es rechts raus. 12 Kilometer Piste bis Bou Jerif. Schotter und Steine, Staub. Wir rumpeln langsam durch eine karge Landschaft. Die Kakteen heben mühelos Steine auf während sie wachsen.
Wir brauchen lange für die 12 Kilometer. Die karge Landschaft wechselt auf dem letzten Kilometer zu einer sandfarbenen Canyonlandschaft, ausgewaschene Rinnen und kleine Schluchten bestimmen das Bild. Im Hintergrund sehen wir einige Bäume und kommen runter zum Fluss. Ein Paradies liegt vor uns! Nur noch durch eine kleine Furt und wir sind mittendrin.
Brigitte und Wolfgang stehen mit ihrer Elli unter Eukalyptus und Palmen. Wie kommt man denn da hin? Ringsum ist ein tiefer Graben gezogen. Die beiden erklären uns den Weg, oben herum durch ordentliche Schräglage und über zwei Stufen geht es zu den Palmen.
Das ist uns zu brenzlig, die Schräglage zu gruselig. Wir stellen uns runter an den Fluss. Aber man soll doch nicht direkt an Flüssen parken, wegen plötzlichen, unerwarteten Überschwemmungen? Also später wieder rauf. Endlich finden wir unser Plätzchen. Ausspannen…mit Brigitte und Wolfgang plaudern, Vögel, Frösche, Sterne beobachten, genießen…..
Eine große Ziegenherde zieht am nächsten Tag vorbei, „bonjour, bonjour“ ruft die Hirtin von ihrem Esel herüber. Sie fragt, ob wir was trinken möchten, nein danke, wir lehnen höflich ab. Brigitte erzählt später, daß sie verdünnte Ziegenmilch mit einem kleinen Ästchen drin angeboten hat. Dafür sind unsere Mägen nicht abgehärtet genug…Aber wie freundlich das ist!
Mit Wolfgang unterhalten wir uns über Plage blanche, das ist das nächste Ziel. Da wollen wir auch gerne hin. Ungefähr 40 Kilometer weißer Strand, direkt an der Wasserlinie und nur bei Ebbe befahrbar. Sie warten noch auf Freunde, mit denen sie zusammen fahren wollen. Wir verabreden, daß wir auch mitfahren, super!
Wir wandern rauf zum Fort, ein gewaltiger Lehmbau, 200 Leute haben hier in der Garnison gelebt. Es sieht uralt aus, ist aber erst 1935 von Franzosen erbaut worden und 1956 nach Marokko´s Unabhängigkeit verlassen worden. Teilweise ist es noch recht gut erhalten.
In der Umgebung große Opuntienplantagen. Wir wandern am kleinen Fluss entlang, manchmal erweitert er sich zu kleinen Seen, wir würden so gern baden gehen, aber es ist saukalt… ein kleiner Esel läuft einStück Weg mit uns mit, dann findet er das Gestrüpp doch wieder interessanter.
Auf dem Rückweg sammeln wir noch Feuerholz ein und zerren es hinter uns her zum Platz. Sylvia und Alfred kommen mit ihrem Unimog an. Die beiden sind auch aus Bayern. Mit an Bord ist Shina, ihre kleine Shiba Inu Hundedame. Ohne Probleme ziehen sie durch die Schräglage und stehen ebenfalls direkt unter den Palmen. Abends kommt starker Wind auf, egal, wir machen Feuer. Wolfgang hat eine Ecke zwischen einer Mauer und einer kleinen Ruine ausgemacht, ein großer Holzhaufen ist aufgetürmt, vielleicht ist es da windstiller? Naja, ein bißchen. Wir sitzen an der Mauer, der Wind facht das Feuer ordentlich an, wir lernen uns kennen, erzählen Lagerfeuergeschichten und lachen viel. Alles ist sehr entspannt und vor allem sehr lustig!
Plage blanche!
Wir freuen uns, sind ein bißchen aufgeregt, denn wir sind noch nie mit anderen gemeinsam gefahren. Wir starten erst am Mittag, müssen die Ebbe abwarten. Ungefähr 40 Kilometer fahren wir auf der Strasse an Ziegen, karger Landschaft und Nomadenzelten vorbei, dann biegen wir ab auf die Piste. Steil geht es abwärts zur Flussfurt hinunter. Durch den Fluss und dann Richtung Strand. Wir sind etwas zu früh dran, das Wasser ist noch zu hoch. Wartepause. Zwei tote Möwen liegen im Sand, ein toter, ganz schwarzer Delphin.
Lassen Luft aus den Reifen, Druck runter auf 2 bar. Richtige Plattfüße. Dann geht´s los! Die Elli voraus, Wolfgang will filmen. Wir wühlen uns durch den Sand, sinken ganz gut ein, die Rappelkiste dröhnt. Juhuhh! Plötzlich sagt Martin: „komisch, die zieht nicht mehr“… und es beginnt sehr stark nach überhitzter Kupplung zu riechen….sch….Stop, alle steigen aus. Nach nur 500 Metern ist die Fahrt vorbei.
Unsere Kupplung stinkt und raucht, das ist schlecht. Wir müssen erstmal alles abkühlen lassen, die anderen warten mit uns. Für uns geht die Plage blanche Fahrt auf keinen Fall weiter, wenn die Kupplung aufgeraucht ist, müssen wir eine Werkstatt suchen. Boah, sind wir enttäuscht! Das wird eine größere Aktion. Als die Kupplung abgekühlt ist, kehren wir um. Die anderen drehen mit uns um, falls wir den Berg nicht allein raufkommen und wir Hilfe brauchen. Das finden wir einfach großartig! „Ist jetzt sowieso schon ein bißchen spät, bald kommt die Flut“ sagen sie. Wir schaffen den Berg alleine, das ist eigentlich ein gutes Zeichen. Stehen oben auf der Klippe. Die Kupplung stinkt immer noch, das muß aber nichts heißen. Per Internet fragen wir im Steyr- Forum nach, ob das schon mal jemandem passiert ist, vielleicht ist das ein bekanntes Problem? Abwarten. Brigitte und Wolfgang laden alle in ihren LKW ein und es wird trotz allem noch ein sehr schöner, lustiger Abend.
Schlecht geschlafen haben wir beide, hoffentlich ist die Kupplung nicht hinüber. Martin baut eine Drahtlehre und mißt die Kupplungsscheiben nach. Alles im Soll. Wir starten, machen zweimal den Abwürgetest: die Rappelkiste reagiert, wie sie soll. Testfahrt mit schalten am Berg: ohne Probleme mehrmals bewältigt! Der Steyr zieht weg wie ne Rakete! Das fühlt sich sehr gut an! Wir feiern, freuen uns, können wohl doch ohne Werkstatt weiterfahren! Erleichterung! Entspannt unterhalten wir uns mit dem Parkplatzwächter. Er erzählt uns, daß es zwei Lager in Marokko gibt, die einen, z. B. der König, sagen: Touristen bringen uns Arbeit und sind willkommen. Andere sagen: nein, raus mit den vielen Fremden, sie beeinflussen unsere jungen Leute zu sehr. Große Probleme in Marokko, viel Armut, keine Arbeit. Er gesteht, daß er Angela Merkel liebt….es ist sehr interessant mit ihm zu sprechen. Wegen des heftigen Windes bietet er uns ein Zimmer bei sich an, für umsonst, versichert er, damit wir in Ruhe essen können. Wir bedanken uns und verweisen auf unsere LKW´s, das sind unsere Zimmer, alles gut.
Nachmittags kommt die Ebbe, wir werden Plage blanche vorsichtshalber ausfallen lassen. “ Ihr könnt doch die Strecke durchs Draa- Tal mit uns mitfahren“ sagt Sylvia, das machen wir liebend gern, möchten jetzt schon diese fabelhafte, fröhliche Gesellschaft nicht mehr missen! Wehmütig und neidisch sehen wir den beiden großen Wagen hinterher, die zum Strand abbiegen. Wir nehmen den Weg über das Plateau parallel zum Strand und wollen alle abends am Oued Aoreaora treffen.
Unsere Piste führt über eine Hochebene, Staub, Schotter, Steine, Kakteen, selten ein kleines Feld, dafür ewig weiter Blick über die grandiose Landschaft.
45km in 3 Stunden! Zwischendurch halten wir an, schnuppern an der Kupplung, alles gut! Das Beste kommt zum Schluss: am Flussufer des Oued Aoreaora fahren wir entlang, die Piste schlängelt sich auf und ab, steil runter und sofort steil wieder rauf, Schrägfahrten schrecken uns nicht mehr, wir haben so viel Spaß!! Es wird spät, 19 Uhr, wir beschließen oberhalb des Flussbetts stehen zu bleiben. Bis auf eine vorbeischreitende Dromedarherde sind wir allein in der Landschaft, Palmen, Wasser, ein fast voller Mond scheint. Draussen trillert ein Tier, eine Eule pfeift.
Wir öffnen die letzte Flasche Viognier aus Uzès, das Leben ist schön!
Morgen werden wir die anderen in Tantan wiedertreffen. Alles ist gut.
Liebe Grüße,
Julia & Martin
Drink positive!
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