Der Morgenhimmel um 6 Uhr früh. Noch ist es angenehm kühl
Wir sind unterwegs um Freunde zu treffen. Vor uns erheben sich die Berge der Hisma Desert.
Schon von Weitem winkt uns Fenni.
Wir freuen uns sehr alle wiederzusehen: Fenni und Totti @Travelcandies und Lisa und Moritz @Limoftheroad.
Unterm Schattendach sitzen wir zusammen, haben alle viel zu erzählen. Tauschen Reisetips und breiten Pläne aus. Wohin wollt ihr als nächstes? Was habt ihr vor? Indien? Nepal?
Später im Dunkeln kommen die Nachtaktiven. Skorpione, bleich und handgroß, respekteinflößend.
Aber das ist nichts im Vergleich zu den riesigen Walzenspinnen! Pfeilschnell flitzen sie unter unseren Stühlen hindurch, so groß wie die Skorpione, blass, mit dicken Hintern und langen Vorderbeinen, gruselig! Jedes Mal, wenn eine auftaucht, kreischen wir laut und reißen die Füße vom Boden!!!
Moritz und Totti verfolgen sie mit der Taschenlampe. Manch eine fühlt sich belästigt und stellt sich drohend auf die Hinterbeine. Bereit zum Kampf!
Lustig und grauslig zugleich, wir bleiben nicht lange draußen….
Bis mittags sitzen wir am nächsten Tag noch zusammen. Heute kommt der Abschied.
Im Dezember haben wir uns alle beim Liwa Festival in den VAE kennengelernt, Silvester zusammen verbracht, uns immer wieder in den letzten Monaten getroffen, eine schöne Zeit.
Ein Selfie zu sechst muss noch sein, wir haben immer so viel Spaß zusammen!
Ob wir die Travelcandies je wiedersehen ist fraglich, wir reisen in unterschiedliche Richtungen. Schon ziemlich traurig, es fließen ein paar Tränchen. „Wir treffen uns in ein paar Jahren in Südamerika!“ sagt Totti. Prima!
Es war ein großes Vergnügen, euch kennengelernt zu haben! Alles Gute!
Auch Lisa und Moritz reisen weiter, die beiden wollen wir in Jordanien wiedersehen, eventuell gemeinsam durch den Irak reisen. Bis bald, ihr Beiden!
Wieder sehr heiß, der Fahrtwind ist angenehm. Beide müde von den langen Fahrtagen der letzten Woche stellen wir nach nur 10 Kilometern die Rappelkiste wieder ab.
Ein Bürotag, ein paar Dinge müssen erledigt werden, zum Schluß buchen wir noch den Jordan Pass.
192,-€ -> Eintritt für Jordanien, Petra und noch weiteren Attraktionen. Nur 14 Tage gültig, in dieser Zeit kann man die Angebote garnicht alle wahrnehmen. Wadi Rum ist enthalten, aber ohne Fahrzeug, das kostet extra. Da fühlt man sich als Tourist leicht über den Tisch gezogen.
Zum Abend ein diesmal kühles Holsten 0,0%. Morgen fahren wir in die Hisma Wüste.
Gleich gegenüber ist ein Pisteneinstieg. Ein gewaltiges Felsenschiff steuert durch den Sand. Auf der Schattenseite viele Autos und Menschen mit Kühlboxen, Picknicker.
Moment…die Leute essen? Um diese Uhrzeit? Hey! Ramadan ist zu Ende! Eid al Fitr – das dreitägige Zuckerfest beginnt.
Alle winken und wollen uns einladen, aber wir sind nicht in Plauderlaune, winken nur zurück und fahren weiter. Immer wieder wedeln wir Fliegenschwärme aus dem Auto. Nervig. Nach wenigen Kilometern lassen wir ( diesmal rechtzeitig! ) Luft aus den Reifen.
Eine Stunde trudeln wir durch die Felslandschaft, dann führt die Piste in einen Canyon hinein. Wir beide haben immer noch keine Lust, viel zu fahren und entscheiden uns schnell, bei diesem hübschen Baum stehenzubleiben.
Ein frischer Wind hält uns die Fliegen vom Leib, wir beschweren die Markisenstangen vorsichtshalber mit großen Steinen. Vögel pfeifen sich zu und hüpfen neugierig dicht zu uns heran.
Was ist das? Der Mount Rushmore der Alien – Präsidenten?
In der Mitte ein Totenschädel und ganz rechts….ein steinerner Teletubbi?
Der Wind jagt eine wilde Böe durch den Canyon und hebt unsere Markise samt der Steine in die Höhe, ein glatter Überschlag. Zwei Stangen verbogen, aber sonst alles heil, zum Glück. Mit etwas Mühe biegen wir die Stangen zurecht und rollen die Markise ein.
Schon seit ein paar Tagen spüren wir mehr und mehr unsere Reisemüdigkeit. Wir wünschen uns eine Pause, um die Erlebnisse der letzten 7 Monate zu verarbeiten. Es wird uns langsam alles zuviel. Zuviel zu sehen, zuviel erlebt, zuviel fahren. Keine Lust mehr auf etwas Neues.
Am Abend beschließen wir, die ursprünglichen Pläne zu ändern. Statt noch bis Ablauf des Visums in Saudi Arabien zu bleiben, werden wir schon in den nächsten Tagen nach Jordanien einreisen. Dort werden wir nur nach Petra und ans Tote Meer reisen, alles andere steht in Frage. Und wir streichen die lange Rückfahrt durch den Irak und entlang der türkischen Küste bis nach Griechenland. Sparen uns die hunderte Kilometer tägliches fahren. Stattdessen wählen wir die kürzeste Variante über Israel. Verschiffen die Rappelkiste von Haifa nach Lavrio – Griechenland und fliegen hinterher. Und stellen uns dann für 4 Wochen an einen Platz, den wir sehr gut kennen und der wenig Neues verspricht: den Strand von Elea. Ausruhen. Die Freunde dort treffen. Gute Entscheidung!
Kaum wird es dunkeI, gehen wir rein, wir möchten der Nachttierwelt heute lieber nicht nochmal begegnen
Eine große Kamelherde zieht morgens durch den Canyon, jedes noch so kleine Büschel Grünzeug wird abgezupft.
Wir machen uns auch auf den Weg in die Schlucht.
Zackige Felsen und Säulen, mal führt der Weg schmal zwischen Steinbrocken hindurch, mal weit und offen an hohen Sanddünen entlang
1000 Möglichkeiten abzubiegen, eine andere Piste auszuprobieren, ein Irrgarten durch die Felsen
Martin steuert zu einem Felstor. Nee, da passt Rappelkiste nicht durch!
Die Landschaft ist atemberaubend schön!
Einfahrt in eine schmale Schlucht. Die Felshügel werden runder, flacher, „kartoffeliger“. Die Schlucht weitet sich zu einem breiten Platz – schön, hier bleiben wir!
Eine Stunde sind wir gefahren, rund 30 Kilometer. Hier ist es wunderbar entspannt, einsam, der Wind streicht über die Rappelkiste
Schauen wir uns mal die Umgebung an. Die Wüstenpflanzen geben alles um Aufmerksamkeit zu wecken. Runde Steine stecken im Sandstein fest, nur noch ein paar 1000 Jahre, dann fallen sie raus.
Ganz so einsam wie gedacht stehen wir hier nicht. Martin bekommt Besuch. Der junge Mann möchte uns unbedingt etwas im Felsen zeigen und uns gerne zum Tee einladen. Ramadan ist vorbei – jetzt geht es wieder los mit den Einladungen. Martin willigt ein, sich das mal anzuschauen.
Wenig später sehe ich ihn mit einem Quad durch die Gegend düsen.
Wieder kommt ein Mann angefahren. Er hat mir Kräuter mitgebracht, für Tee. Die Zweiglein duften intensiv nach Vanille und Zitrone, herrlich!
„Please, be our guest. Come and have some tea!“ bittet er. Martin kommt zurück. „Da vorne ist eine schöne Höhle, komm, wir sind eingeladen.“
Also los.
Ein niedriger Eingang im Fels, geduckt betreten wir die nach oben offene Höhle. Geschmückt mit Lichterketten, güldenem Mond und Sternen. Ringsum, auf weichen Teppichen, eine fröhliche Runde junger Männer. 8 Brüder, ein paar Freunde und 3 Söhne zwischen 8 und 10 Jahren.
„Welcome! Welcome!“ werden wir begrüßt.
Das Gespräch fällt leicht, fast alle sprechen sehr gut englisch. Die Brüder zeigen sich sehr interessiert an unserer Reise und der Rappelkiste, sie sind sehr freundlich, lustig und behandeln mich als einzige Frau in der Runde mit derselben Aufmerksamkeit und Respekt wie Martin.
Sie arbeiten als Unternehmer, Arzt, Lehrer, Bankmanager, IT Spezialist und feiern jedes Jahr das Zuckerfest am Ende des Ramadan gemeinsam irgendwo in der Wüste.
Die 3 Söhne bedienen. Ein Wink, schon schnappt sich einer die Kaffeekanne und schenkt nach, der andere reicht eine Schale mit Datteln herum oder bietet Süßigkeiten an. Sehr höfliche Jungs.
Beinahe 2 Stunden plaudern wir, dann verabschieden wir uns. Die Einladung zum Abendessen lehnen wir freundlich ab, vielen Dank!
No problem!
Bis in die Dunkelheit sitzen wir vor der Rappelkiste, bewundern den Sternenhimmel. Vor der Höhle flackert ein Feuer, ob unsere Nachbarn heute in der Höhle übernachten?
Wir schlafen jedenfalls tief und fest in der Hisma Wüste.
Liebe Grüße, bis morgen!
Julia & Martin
Drink positive!
Auf Instagram: Rappelkisteberlin
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