Pünktlich um halb fünf Uhr morgens weckt uns der Muezzin. So dicht neben der Moschee ist das ziemlich laut. Ein vielfaches Echo erklingt, als alle Muezzine der Stadt einstimmen. Die Saudis singen auffällig schön, mit klaren Stimmen, weich getragenen Melodien und viel Gefühl. Da haben wir schon ganz andere gehört.
Das war so ein schöner Abend gestern auf dem Qaisariah Souk. Auf Wiedersehen Hofuf!
Rappelkiste schnurrt durch die schmalen Gassen zur Hauptstrasse.
Hinaus aus der Stadt. Die Gipfelbesteigung des Al Qarah ist heute unser erstes Ziel.
Diesmal kommen wir von der Nordseite und parken beim Fußballfeld.
Von hier führt ein steiler Pfad in die richtige Richtung: nach oben!
Drüben ein großes Felsenfenster, ich wander mal hin…
ein Fred-Feuerstein-Fernseher
Weiter den Berg rauf. Die Sicht ist diesig, die Ausmaße der 3 Millionen-Palmenoase nicht gut zu erkennen. Auf den Gipfel kommen wir von hier auch nicht.
Einen Versuch war´s wert.
Trotzdem ein schöner Spaziergang.
Zurück zur Rappelkiste.
Nicht weit vom Al Qarah liegt der Yellow Lake. Vielleicht kann man da baden? Schaun wir mal…
So richtig schön sind die Dörfer und Kleinstädte ja nicht….
Wie so oft müsssen wir auf der Autobahn zuerst in die falsche Richtung fahren, bis zum nächsten U-Turn, dann alles wieder zurück…
Nach 20 Minuten zweigt eine Piste ab, die zum See führen soll.
Hm…. der Yellow Lake verbirgt sich hinter einer hohen Böschung, keine Zufahrt bis jetzt. Die Schlagloch-Wellblechpiste führt in weitem Bogen vom See weg und dann irgendwann zurück…..Uns verlässt komplett die Lust weiterzusuchen.
Was machen wir nun? Genau! Umdrehen!
Dann fahren wir jetzt auf dem schnellsten Weg durch die Rub Al khali Wüste zur Oman Grenze. Vielleicht sind wir ja doch an Weihnachten im Oman…
Erstmal wieder 9 ! Kilometer in die falsche Richtung. Kein U-Turn in Sicht. Dann eine Lücke im Zaun, da hat wohl schon jemand vor uns die Nerven verloren und den Zaun weggerissen. Gut so!
Die Strecke ist unglaublich langweilig. Rechts Sand, links Sand….Vor den seltenen Kurven stehen Warnschilder, alle 5 Kilometer ein Blitzer.
Auf einem Pickup reist ein unglückliches Kamel. Das große Tier schwenkt aufgeregt den langen Hals hin und her und lässt den Pickup schwanken. Wenig später stoppt der Fahrer und zieht nochmal den Gurt fester. Das arme Kamel, die Unterlippe zittert….
Nach 140 Kilometern nähern wir uns der Grenze zu Qatar. Überall Blaulicht und Polizei, Kontrollposten.
Genug für heute, wir steuern den nächsten Strand an. Kaum geparkt, hält neben uns ein Militärjeep.
Woher? „Germany..“ „All Germans come here..“ wundert sich der Soldat.
Drüben leuchtet das Grenzgelände von Qatar. Unermüdlich kreuzen Polizeifahzeuge, blaurotes Blinken erhellt die Nacht.
In zwei, drei Tagen wollen wir im Oman sein. Vor uns liegt die Fahrt durch die Rub Al Khali Wüste, wahrscheinlich ohne Internet. Deshalb verbringen wir den nächsten Vormittag damit, unser Oman-EVisum zu beantragen. Gar nicht so einfach: das Hochladen von Fotos und Reisepass klappt erst ewig nicht, mehrere Versuche, alle vergeblich. Dann plötzlich doch. So, abgeschickt, warten…….. Nach einer halben Stunde kommt eine email: wir sollen unsere Krankenversicherung noch hochladen. Gut, erledigt….warten….nichts passiert mehr…….wir entdecken ein Pflichtfeld, in das wir eine Nachricht schreiben sollen……äh, so was wie „Liebe Grüße“ oder so? Was denn für `ne Nachricht? Wir fügen den Link zu unserer Krankenversicherung ein. Und liebe Grüße.
Nichts passiert, wir kommen nicht weiter……alles von vorn…….nein, nein, nein, wir kommen nicht bis zum Bezahlbutton. Nochmal……Stunden voller Verzweiflung und schwindender Hoffnung….Irgendwann sagt Martin: “ Versuch mal mit „Dear E-Visateam“ vorneweg in diesem Nachrichtenfeld.“ Okay….
Treffer! Es geht voran! 48,-€ bezahlen und 15 Minuten später habe ich mein Visum! Hurra!
Jetzt Martin. Foto, Reisepass hochladen, kein Problem. Gleich mit Krankenversicherung und Link und „Dear E-Visateam“, alles super. Wir bezahlen. Und dann…….nichts mehr. Keine Quittung, kein Visum, der Status bleibt auf „Due to payment“.
Verdammt! Schluss jetzt, keine Lust mehr. Morgen wieder!
Motor an, die Rappelkiste startet zur nächsten Etappe.
Vor der Qatarischen Grenze erstrecken sich über viele Kilometer große Parkplätze, Überbleibsel von der Fußball-WM. Der Grenzübertritt mit PKW war stark eingeschränkt, Shuttlebusse transportierten die Touristen ins Land.
Wir brauchen noch ein paar Dinge, da vorne ist ein kleiner Supermarkt
Ja…etwas anders als gewohnt….
Gemüse und Obst fast alles in Hochglanzplastik, das ist hier sehr beliebt
Dann wieder Langeweile pur….wir ziehen an Qatar vorbei. Alle 5 Kilometer ein Blitzer, kleine Salzseen, die Strasse ist nur 2 Meter über dem Meeresspiegel. Und immer die gleiche Aussicht…..
Gähn……
Eine Stichstrasse führt zu einem Picknickgelände am Meer. Dort werden wir übernachten, vielleicht können wir auch endlich mal schwimmen gehen….
Sieht ganz nett aus….aber HOPPLA! Was ist denn das?!
16 Wohnmobile jeglicher Größe und Ausstattung, fast alle aus Deutschland, parken bereits hier. Das haben wir ewig nicht gesehen! Ja sind wir denn in Spanien? Richtig viele Nachbarn heute ….
Zwei lernen wir bald kennen, Frank und Daniela kommen zu Besuch und erzählen Anekdoten vom Reisen in einer großen Gruppe. Nicht so einfach mit so vielen Leuten…..aber sehr lustig anzuhören…
Es ist Ebbe, Meerwasserpfützen glänzen im Abendlicht, die Luft wie ein feuchtwarmer Lappen. Schwimmen können wir vergessen.
Der Reiseführer der Womogruppe gibt uns noch Tips, wo wir nett stehen können. Alle anderen sind schon in den Wagen, alles ist still…..
Morgens um 7 ist das Meer da. Lockt uns aber trotzdem nicht hinein, braune Algen und Müll schwappen im Wasser.
Eigentlich wollen wir früh los und in die Rub Al Khali fahren. Aber dann kommen wir nicht aus den Federn. Wir beschließen, heute hierzubleiben. Brot backen, ein paar Dinge für Weihnachten vorbereiten, morgen ist Heiligabend. Und Videos an René senden, er möchte ein paar Spurstangen-Katastrophenschnipsel in seinem Youtube-Video verwenden.
Dann ist das saudische Internet alle……oh…..Lohnt sich nicht, nochmal saudisches Kontingent zu kaufen, wir sind ja in zwei Tagen im Oman……
Hm….“Und wenn wir statt in die Rub al Khali in die Emirates aufs Liwa Festival fahren?“
Die Grenze zu den Vereinigten arabischen Emiraten liegt um die Ecke….
Das ist doch eine Bombenidee! So wird´s gemacht. Los geht´s!
Nochmal tanken für 16 Cent/ Liter, so günstig kriegen wir in VAE keinen Diesel
Ein paar Kilometer später stehen wir an der Grenze. Die Passportkontrolle für Foreighners versteckt sich in einem unscheinbaren Baucontainer. Kein Visum, keine Gebühren, kaum Kontrolle. „Heute waren schon 16 Autos hier aus Deutschland“ erzählt der Beamte. Aha! Keiner von den Grenzern hat noch Lust, sich alles genau anzusehen. In einer ½ Stunde sind wir durch, das ging schnell!
140 Kilometer durch die Sandlandschaft. Die Emire gehen mit der Zeit, machen sich unabhängiger vom Öl, investieren in Wind- und Atomkraft.
In Al Dannah kurven wir durch die Vorstädte zur Mall und kaufen frisches Internet, 50 GB für 22,-€. Die Funkmasten sind sehr dekorativ als Palmen verkleidet
Es dämmert bereits, als wir aus der Mall kommen
Jetzt kommt das Highlight! Nur noch 18 Kilometer fahren…..
Im Hinterhof einer Hotelanlage, verborgen hinter einer dunklen Stahltür, befindet sich der „Cheers Alcohol Market“. Das klingt wie Musik in unseren Ohren! Wir betreten den kleinen, fensterlosen Shop und lächeln wie Honigkuchenpferde……Hohe Regale, gefüllt mit allem, was das Herz begehrt!
Seit der Einreise in den Iran haben wir keinen Alkohol mehr getrunken. Zuerst sind wir fast allein im Laden, dann kommt der Bus von der Raffinerie und das Geschäft platzt aus allen Nähten. Die Ölarbeiter haben Feierabend.
Wir kaufen 6 Dosen Bier, einen 5Liter Karton französischen Rotwein und eine Flasche Sekt für Silvester. Die Dose Bier kostet 1,60€, der Rotwein 22,-€ für 5 Liter, das geht ja noch.
Nur noch ein paar Meter fahren, bis zu einem Parkplatz. Wie wir uns jetzt auf ein Bierchen freuen!!
Die Tüte mit den Getränken steht bei mir im Fußraum. Martin öffnet die Tür und…… NEEEIIIINNNN!!!!….alles fällt raus!
PENG! Mit lautem Knall platzt die Sektflasche! In der Tüte sprühen die leckgeschlagenen Bierdosen….jetzt aber schnell! Retten was geht! Mit den Fingern versuchen wir, die Löcher in den Dosen zuzuhalten und kippen uns kichernd das zischende Bier in Rekordgeschwindigkeit in die Kehlen!
So haben wir uns das nicht vorgestellt! Wir lachen uns kaputt, während uns das Bier über die Finger läuft und beeilen uns mit dem trinken. Huiiii, das haut rein! Das geht ja sofort ins Blut! Zack, sind die Bierchen alle….
Ach, wo wir schon mal dabei sind, öffnen wir noch den durchweichten Pappkarton mit Rotwein, mmmmhhh, der ist gut!
Partytime!
Uiiuiiuiii…..iss wir alls nbissen unschaaf
………..hicks……
Bisann, liewe Grühse…..
Julia & Martin
Drink positive! ♥
Auf Instagram: Rappelkisteberlin
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