Samstag, Tag 2
Morgens wandern wir mit Kaffee in der Hand wieder nach oben zu Kurt, um Nachrichten zu checken.
René hat sich gemeldet, er durchforstet Werkstätten nach einem Rohr in passender Größe und sucht anschließend eine Schlosserei. Aus Deutschland gibt es nichts neues.
Martin prüft die Achsen. Der rechte Reifen scheint leicht nach innen zu knicken.
Nichts zu entdecken. Alles gut!
Mathias schaut auch nochmal, doppelt sieht besser – nein, wirklich alles gut!
Felix saust mit dem Fahrrad rauf und runter, überbringt neue Nachrichten. René hat Stange und Werkstatt gefunden. Teuer, aber wir haben keine Wahl. Er wird die Biegearbeiten überwachen, damit alles auf Maß stimmt und legt das Geld vor. Großartig!
Später schickt er Fotos
Micha Aigner meldet sich, hat die neue Spurstange bei MAN bestellt. Kommt am Montag und wird gleich weiter zum Flughafen gebracht.
Nachmittags hält neben uns ein SUV mit drei Saudis. „How are you? How is your Truck?“ In Judah spricht sich rum, daß hier oben Deutsche mit einem Autoproblem festsitzen. Ob wir etwas brauchen? Wasser? Essen? Sonst irgendetwas? Nein, vielen Dank!
Felix fährt los und sucht einen leichten Weg runter ins Tal ohne Schrägen, Rinnen und Steilfahrten.
Schnell vergeht der Tag. Alles läuft sehr gut. Trotzdem ist die Stimmung gedämpft.
Zum Sonnenuntergang sitzen wir oben bei Maren und Mathias, nutzen ihr Internetkontingent. Unser Router spinnt, hat sich mit einem fremden Provider verbunden und sendet nicht. Auch das noch….
Die Nächte sind kalt.
Sonntag, Dritter Advent, Tag 3
Guten Morgen!
Wir wandern einen Teil der Strecke ab, die Felix gestern gefunden hat. Da ist der verhängnisvolle Steilhang….
Größtenteils ist es die Route, die der Bagger genommen hat. Bei der Gelegenheit hat er gleich mal die Piste flach geschoben. Gut für uns.
Nachmittags kommen Sabine und Martin rauf, mit denen wir in Kuwait vor der saudischen Grenze am Feuer gesessen haben. Sie plündern ihre Obst- und Gemüsevorräte für uns. Vielen vielen Dank!
Abends sitzen wir bei Maren, Mathias und Felix. „Da kommt René!“ ruft Maren. In der Ferne schaukelt er durchs Gelände, sucht sich seinen Weg.
Halbe Stunde später parken sie auf dem Plateau. Großes Hallo, wir kennen uns. Vor 3 Jahren haben wir uns schon einmal in Elea getroffen. Er hat die provisorische Spurstange und noch Wasser für uns im Gepäck. Die Stange sieht solide aus, das wird gut!
Es geht vorwärts, alles auf dem besten Wege!
Zur Feier des dritten Advents futtern wir einen kleinen Marzipanstollen weg…
Montag, Tag 4
Martin telefoniert mit Aigner. MAN liefert erst am Dienstag die Spurstange, am Mittwoch fliegt sie mit Spedition Schenker nach Dammam. Dort treffen wir einen Agenten, der mit uns die Zollabwicklung macht. Micha Aigner leiht uns einen Abzieher, den können wir ihm im Sommer zurückgeben.
Die provisorische Spurstange liegt bereit. Jetzt gilt´s:
Mathias und Martin messen alles aus und flexen die verbogene Stange raus.
Messen wieder, passen die Länge der neuen Spurstange an. Messen erneut. Ein Schreckmoment! War das zuviel?! Ist die Stange jetzt zu kurz?! Haben sie sich vermessen?
Nein, passt genau, alles richtig!
Am späten Nachmittag hören wir Motorgeräusche. Die Armada kommt…
Mit dabei sind Marietta und Martin aus der Schweiz, mit denen wir den irakischen Grenzmarathon bewältigt haben. Wir freuen uns riesig!
Mathias und Martin arbeiten bis zur Dämmerung, dann ist alles vorbereitet zum schweißen.
Da steht die Rappelkiste, einsam und allein….
Oh nein! Weder einsam, noch allein!
Martin geht nochmal rauf zu Kurt, um zu telefonieren. Ein Saudi kommt aufs Plateau gefahren. Er hat gehört, daß hier Leute in Schwierigkeiten sind. Wie er helfen kann, fragt er. Martin erklärt, daß eigentlich alles gut läuft und wir hoffentlich bald ins Tal fahren können. „Inschallah! Wenn ihr in Judah seid, kommt bitte zu mir auf meine Farm. Ihr könnt dort auf die neue Spurstange warten“ sagt Aldamer. „Ich gebe euch einen Wagen, damit ihr nach Dammam fahren könnt und helfe beim Zoll“ Das klingt fantastisch! Danke sehr!
Dienstag, Tag 5
„Wer schweißt jetzt?“ fragt René. Martin würde es machen, hat aber nicht viel Übung. Der einzige, der es wirklich kann, ist René. Gut. Letzte Vorbereitungen.
Carlos hat das stärkere Schweißgerät. Dafür reicht aber unser Strom nicht aus. Wir brauchen 5Kw. Die hat Carlos´ Truck, aber er möchte erst noch grillen und essen und Siesta, vielleicht morgen…
Oh…..dann probieren wir das schwächere von Michele, dafür reicht unser Strom. René punktet.
„Sch….! Hält nicht!“ Das Gerät ist zu schwach….Verdammt! Wenn das jetzt nicht klappt mit dem schweißen…….Wieder rauf zu Carlos, das stärkere Gerät holen. Aber wo bekommen wir den Strom her? Schweizer-Martin sagt: „Laß uns mal bei mir schauen, ich weiß gar nicht, wieviel wir haben.“
5Kw! Passt genau! Sie kommen runter mit ihrem Kraftwerk.
Nochmal die Spur ausmessen, allles vorbereitet, Strom läuft, kann losgehen!
Punkten die Zweite:
Ja, jetzt hält´s! Noch eine Spurmessung zur Kontrolle, dann die linke Seite punkten, fest!
Fertig zum durchbruzzeln…..
Martin nimmt die Räder runter, damit René besser drankommt.
Zwischendurch schwirrt eine große Libelle um unsere Köpfe, sehr interessiert an unserem Tun. Ich dachte immer, Libellen leben am Wasser?
René schweißt….
„Gott gebe das es klebe…“ kommentiert Schweizer-Martin.
Zwei Stunden später….Na, das sieht doch ganz wunderbar aus!
Bereit für eine Testfahrt?
Begleitet von Mathias und René rollen wir los.
Wir fahren!!!
Die erste Bodenrinne ist spannend…..kein Problem. Dann nehmen wir die Steigung aufs erste Plateau. Mathias hat alles im Blick
Geschafft! Alles sieht solide aus. Die Schweißnähte halten. Oben stellen wir die Rappelkiste ab. Alle kommen herbei, begutachten und fachsimpeln. Wir fragen Carlos, wie wir ihm die verbrauchten Schweißdrähte ersetzen können. Er winkt ab: „Don´t worry! Das Leben ist zu kurz, um sich mit sowas zu beschäftigen!“ Vielen Dank!
Wir fahren wieder! Wir sind so glücklich!!
Die Hilfsbereitschaft der Reisegemeinschaft haut uns um.
1000 und mehr Dank an René und Mathias für ihren unermüdlichen Einsatz. An Maren für aufmunternde Worte, Brote und Wasser immer zur rechten Zeit. An Felix, der die sozialen Kanäle glühen ließ. An Abdullah und Abdullah für ihre beharrliche Suche nach einem Zugfahrzeug. An Sabine und Martin für ihr Obst und Gemüse. An Marietta und Martin für Strom und an Michele und Carlos für ihre Schweißgeräte. Alle zusammen haben wir Großes geleistet! Ohne euch wäre das nicht möglich gewesen.
Danke von Herzen!
Martin telefoniert nochmal mit Micha Aigner. MAN hat die Spurstange nicht geliefert, er ist hingefahren und hat sie geholt, 120 Kilometer.
Später, im dunkeln, kommt Mathias runter: „Nachricht von Aigner: Schenker holt die Stange ab, am 17.ten fliegt sie nach Riyad.“ Okay, nicht Dammam. Egal.
Alles wird gut.
Es war nicht immer leicht, die Nerven und eine halbwegs anständige Laune zu behalten in den letzten Tagen. Es ging zwei Schritte vorwärts und einen zurück. Dies war mit Sicherheit die schwierigste Situation, in der wir uns mit der Rappelkiste bislang befanden.
Morgen rollen wir runter ins Tal. Langsam und vorsichtig. Maren und Mathias begleiten uns und fahren dann weiter.
„Mit gemeinsam Weihnachten wird das wohl nix“ sagt Maren. Nein, das wird nix. Danke, daß ihr so eisern an unserer Seite geblieben seid!
Bis die Spurstange in Riyad landet, werden wir in Judah bleiben, auf der Farm von Aldamer. Dann sehen wir weiter…
Liebe Grüße, bis dann!
Julia & Martin
Drink positive!
Auf Instagram: Rappelkisteberlin –> dort gib´s das ganze Drama als kurze Reels in vier Folgen
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