Was für ein fantastischer Rundumblick von unserem Übernachtungsplatz auf dem Felsplateau!
Eine riesige Ziegenherde zieht durchs Tal.
Rappelkiste brummt munter vor sich hin, während sie uns sicher von unserem Berg hinab bringt.
Nach kurzer Zeit führt der Weg durch eine Siedlung. Sieht neu angelegt aus, Strommasten und Beleuchtung, vielleicht ein Versuch, Nomaden seßhaft zu machen. Für ein wenig Tradition sorgt ein Ziegenhaarzelt.
Ein Mix aus rotem Felsboden und Sand, etwas holprig, aber sehr gut zu fahren. Eine kleine Anhöhe voraus. Der feste Untergrund wechselt plötzlich auf Tiefsand, wir ahnen es schon…..wir sitzen fest!
Das alte Spiel beginnt von vorn….
Rückwärts, es gibt eine Umfahrung nach links, wir probieren das und …..sitzen fest! Wieder rückwärts….
Okay, Luft raus? Oder noch ein Stück weiter rüber? Noch ein Versuch: diesmal ohne Piste. Wer braucht schon ´ne Piste? Wozu haben wir ein Geländefahrzeug mit Kraft?
Martin steuert die Rappelkiste einfach die Felsstufen hinauf, geht super!
Wenig später treffen wir unsere eigentliche Route wieder! Etwas ruppig der Weg, wir ruckeln über die Felsen
-KLACK!- irgendwas ist runtergefallen….oh! Mein Fensterhebergriff….
Kurze Reparaturpause
Dann passiert tatsächlich mal eine Weile nichts, wir können einfach nur die Landschaft genießen. Die Wolken wirken ziemlich bedrohlich, sollte es regnen, würden wir die Fahrt für heute abbrechen. Abwarten.
Ganz schön schräg manchmal. Auf der Karte ist eine Höhle eingezeichnet. Irgendwo da vorne bei den Felsen muss sie sein.
Ein Zaun und ein Schild, eine archäologische Stätte: Mahajjah
Das schauen wir uns natürlich mal genauer an, das Tor ist offen
Wow! Überragend!
Es soll thamudische Inschriften und lebensgroße Zeichnungen von Kamelen und Pferden geben. Inschriften sieht man überall auf den Felsen, aber sind sie auch frühzeitlich?
Die Felswände gemasert, wie aus versteinertem Holz
Kaum um die Ecke, weht ein kräftiger Wind Martin fast die Mütze vom Kopf.
So sind wahrscheinlich diese riesigen Durchgänge und Bögen entstanden: zuerst ein kleines Loch, jahrhundertelang ständiger Luftzug höhlt es weiter aus, immer mehr und mehr, bis zu dieser gigantischen Größe. Der Sand wird hinter der Kurve abgelegt, häuft sich dort auf.
Und dann, hinter der nächsten Biegung, die Krönung:
ein monumentaler Torbogen
die Decke über uns wirkt dünngeschliffen vom Wind.
Die gewaltigen Ausmaße fängt das Bild nicht ein, unglaublich beeindruckend!
Ein hohler Klang bei jedem Schritt durch den Bogen, hoffentlich stürzt er nicht in diesem Moment zusammen…..
Der Blick zurück,
Martin klatscht in die Hände um das Echo zu hören.
Die Durchgänge und Felswände von Wind und Zeit geschliffen, gigantisch groß
Auf der rechten Wand entdecken wir die auf dem Eingangsschild angekündigten altertümlichen Zeichnungen lebensgroßer Kamele.
Übergekritzelt. Wie kann man so was machen?
Das Gekritzel von heute ist die historische Inschrift von morgen, schon klar. Aber warum zollen nicht alle Menschen den uralten Inschriften etwas Respekt?
Schwalben schwärmen durch die Bögen, zwei große Greifvögel kreisen am Himmel
Das Sirren der Schwalben, das leise Geräusch des Windes, das Gefühl, mitten in einem jahrtausendealten mystischen Ort zu stehen.
Doch, irgendwie ergreifend….
Tief beeindruckt wandern wir zurück zur Rappelkiste
Und machen noch eine historische Entdeckung: die ersten Kratzer in der neuen Lackierung!
Wann das passiert ist, wissen wir beide nicht. Keiner erinnert sich an eine Kollision mit einem groben Ast oder sowas. Naja, egal, das erste Gelände-Ehrenabzeichen ist gewonnen!
Wir haben noch etliche Kilometer vor uns, also weiter…
Blümchen sprießen überall aus dem Sand
Ein kleiner See, weiße Felsplatten, dunkler Steinchenboden, die Landschaft ändert ständig ihr Gesicht
„Was ist das?!“
Vor uns rast ein kleines, fast durchsichtig scheinendes Tier die Piste entlang – ein Skorpion, den Stachelschwanz in die Höhe gereckt!
Von nun an laufen wir draußen nicht mehr in FlipFlops rum. Zack! Biegt er ab…
„Wo müssen wir hin?“ Gute Frage….
Keine Piste zu sehen. Ein bißchen nach links….ah! Da!
Und schon isse wieder weg! Wie auf schwerer See schaukeln wir über die Felsplatten, halten Ausschau nach unserem Kurs…
Hah! Piste voraus! „Kurs liegt an, Kaptain!“
Da, am Rand! Ein Elefant!
In Schlangenlinien über die Felsen, die Piste ist nicht immer sofort sichtbar
Mitten durch die versteinerte Botanik. Der Stein glatt durchgeschnitten zwischen Pilz und Raupe Nimmersatt
Im Rückspiegel ein riesiger Kräuterseitling
Sehr kurzweilig, die Fahrt. Heller Sand, dunkle Steinchen, trocken und staubig oder feucht und nass – macht Spaß!
Mittags beginnt es zu regnen, wir machen Pause
Nach einer Dreiviertelstunde geht es weiter, durch bröselige Blätterteigfelsen
Bedrohliche Regenschleier am Horizont,
aber bis auf ein paar Tröpfchen bleiben wir verschont
Auf einmal wird´s richtig grün. Am Rand ein bescheidenes Nomadencamp
Zur Abwechslung geht´s jetzt mal eine steinerne Anhöhe hinauf
Gut sichtbar wie ein Scheitel, die Spalten im Felsboden. Wo sich Wasser sammelt, wächst auch was
Endlich mal wieder ein Baum. Und stockender Verkehr. Hochschwangere Kamelinnen mit ihrem Kindergarten. Ihr wollt doch bestimmt gleich mal abbiegen, Leute!
Ein See aus versteinerten Wellen
Manchmal erkennen wir deutlich eine Piste, manchmal müssen wir raten
Unsere Wohnkabine schwankt, quietscht und schaukelt
Eine Stufe rauf….
Hier ist schon länger kein Auto mehr gefahren. Außer uns nehmen nur Kamele diesen Weg, so scheint es….
Aber dann überholt uns ein Toyota.
Wir halten an: „Hello!“
„Hello!“
Mehr geht leider nicht. Aber lachen, winken und filmen lassen, das geht gut! Der Vater fährt extra einen weiten Bogen um uns rum für bessere Videoaufnahmen. „Shukran! Thank you!“ ruft der Junge und sie brausen davon.
Oh, Achtung! Rechts vor links! Wieder beginnt es zu tröpfeln, Zeit für Feierabend.
Wenig später entscheiden wir uns für einen Platz auf Felsplatten. Falls es noch mehr regnen sollte, stehen wir hier gut.
Leuchtend roter Steinboden mit Streifen in ocker, in jeder Kuhle sammelt sich roter Sand
Eben noch so, mit Donnergrollen und pfeifendem Wind….
15 Minuten später so:
Kein Donner mehr, der Wind nur noch ein säuselndes Lüftchen.
50 Kilometer haben wir heute zurückgelegt und nur zweimal festgefahren, Chapeau!
Anstrengend, spannend, voller Abwechslung. Die Rappelkiste hat geschnauft, gequietscht und gewackelt und uns dabei sicher durch den Tag begleitet. Bei Sonne, Regen, Gewitter und wieder Sonne. Und das Mahajjah Monument! Sehr beeindruckend!
Und jetzt auch noch volles Internet, 20 Kilometer von der Landstrasse entfernt! Du meine Güte! Ein toller Tag!
Gleichzeitig schleicht sich mehr und mehr ein ganz bestimmtes Gefühl ein…..
Wir werden müde. Reisemüde. Seit 7 Monaten sind wir unterwegs. Viel, viel, viel gesehen und erlebt in dieser Zeit. Vielleicht langsam ein bißchen zuviel. Das müsste jetzt mal sacken und verarbeitet werden. Eine Pause wäre willkommen.
Nichtsdestotrotz freuen wir uns auf jeden Tag, auf jedes neue Abenteuer.
Mal sehen, was uns morgen begegnet.
Bis dann, liebe Grüße!
Julia & Martin
Drink positive!
Auf Instagram: Rappelkisteberlin
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