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Wir machen uns auf den Weg in die Wüste, Erg Chegaga. In der Rappelkiste verstaut liegen zwei große, schwarze Steine mit Fossilien, versteinerten Muscheln, die Sylvia beim Morgenspaziergang mit Shina gefunden hat. Die werden in unserem Garten super aussehen. In einem großen Bogen umrunden wir die bizarren Felsen des Mdaouer Kbir.
Voraus liegt eine Bergkette, wie rundgefeilte Zähne ragen die Spitzen in den Himmel.
Über einen kleinen Pass gelangen wir auf die andere Seite der „Zahnberge“ , Pause. Unsere Reifen sind gespickt mit sternförmigen Kletten, wir stehen auf einer weiten Schotterebene.
Kleine Schiefersteinchen bedecken den Boden und darauf, wie mit leichter Hand hingeworfen, große, runde Granitbrocken. Hier war ein Künstler am Werk, wir fühlen uns wie auf einer gigantischen Bildhauerausstellung. Die glatten Brocken glänzen in der Sonne. Durch Hitze, Kälte und Wasser sind sie sind gebrochen, eingerissen, ausgewaschen. Lange wandern wir herum, sitzen auf den Steinen, bewundern die Vielfalt.
Wieder weiter, Martin kann der Versuchung nicht widerstehen und brettert mit der Rappelkiste schnell einmal über das Granitfeld.
Wenig später auf einem Hügel ein Militärposten. Oder? Die drei Leute da oben tragen keine Uniform, aber ein Bauernhaus kann das doch auch nicht sein? Keine Ahnung….Ein kleiner Pass, danach eine typisch afrikanische Steppenlandschaft mit Akazien zu unseren Füßen. In der Ferne sehen wir eine geführte Jeepstour, 11 Wagen fahren uns in einer Staubwolke entgegen. Unsere Richtung bestimmt der große Tafelberg voraus, wir fahren über festen Boden. Überall stehen vertrocknete Jerichorosen. Mit etwas Wasser kann man sie wiederbeleben. Meine leider nicht…..
Feuerholz brauchen wir noch, sollen wir diesen hier mitnehmen?
Die Piste wird feinsandiger, an einem Brunnen teilt sie sich: rechts oder geradeaus? Die Streckenkarten sind sich uneinig. Wir wählen geradeaus und erreichen die ersten Sanddünen. Luft aus den Reifen, der Reifendruck sinkt auf 1,5 bar. Breite Latschen, wie Kamelfüße.
Und dann geht´s los: Volldampf voraus über die erste Düne! Juhuuuh! Als wär´s nix, gleitet die Rappelkiste über den tiefen, feinen Sand! Steil bergauf….wir sehen nur noch blauen Himmel…..steil bergab….die Frontscheibe richtet sich zum Boden, wir sehen nur noch Sand!! Wie von der Leine gelassen toben wir durch das Dünenfeld, rauf, runter, noch eine, noch eine und noch eine. Kreischalarm!! Sylvia und Alfred waren eben noch hinter uns, sind längst im Dünenfeld verschwunden. Links, rechts, geradeaus, irgendwann haben wir ziemlich die Orientierung verloren, ähh, wo sind denn die anderen? Wir finden unseren Weg zurück zum Lager und parken zwischen den Sandbergen. Super viel Spaß hat das gemacht!
Rings um unseren Lkw liegen jede Menge Dromedarköttel auf dem Boden. Da muß erstmal aufgeräumt werden. Wie machen wir das? Ganz einfach, als alte Crossgolfer sind wir bestens gerüstet. Wir holen die Golfschläger, 6er Eisen und kloppen die trockenen Köttel in hohem Bogen über den Sand. So trainieren wir gleichzeitig noch unseren Abschlag! Perfekt! Nachdem der Platz sauber ist, schlagen wir noch ein paar echte Bälle in die Landschaft, nach langer Zeit mal wieder richtig sportlich! Natürlich sammeln wir jeden Ball hinterher wieder ein, wie Ostereier suchen ist das.
Später sitzen wir alle zusammen in trauter Runde am großen Feuer, die Sterne funkeln am Nachthimmel, es wird nie langweilig. „ Was machen wir morgen?“ fragt Wolfgang. „Stehenbleiben…“ ist die Antwort. Großartig!
Gut ausgeruht und mit frisch gebackenem Brot ziehen wir einen Tag später wieder los. Anfangs natürlich nochmal ohne vernünftige Richtung querfeldein auf und ab über die Sanddünen. Austoben!
Irgendwann dann doch wieder auf die Piste. Erster Pausenstop bei einer breiten Akazie, ein großer, schöner Hund nähert sich scheu, wedelt freundlich. Wir geben ihm altes Brot, stellen ihm Wasser hin, er ist sehr vorsichtig, traut sich ganz langsam näher. Aus seinem Fell krabbeln überall Fliegen.
Wir finden wieder Fossilien, Marokko ist ein Paradies für Steinesammler!
Die Piste verliert sich im Gestrüpp, ist nicht mehr zu erkennen. Wir fahren Richtung Osten und kommen zum Lac Iriki. Ein trockener Salzsee, Quadratkilometer flache, betonharte Ebene. Kahl, hier wächst nix. Da kann man ja gar nicht anders, als richtig Gas zu geben und Rennen zu fahren! Unsere Lkw – Boliden donnern über den See, Geschwindigkeitsrausch mit Tempo 80, yeah!!
Die Hitze flimmert über dem Boden. Ist da hinten nicht doch noch Wasser im See? Nein, das ist nur eine Fata Morgana.
Am östlichen Rand des Sees taucht das Café Titanic auf. Total unwirklich, ganz allein mitten in diesem platten Nirgends. Wir machen Rast, bestellen Berberomelette, haben schnelles 4G Netz und versinken über unseren Telefonen. Sonnige Fotos senden, wir schwitzen in dieser schattenlosen Wüstenlandschaft. Nachrichten von zuhause lesen, wo Familie und Freunde bei Kälte, Sturm und Regen ausharren. ( „ Ihr sitzt da in der Sch….wüste mit 4G und wir in MeckPomm können nicht mal ein Fax senden!“) Das Titanic ist liebevoll gemacht mit mehreren Terrassen, die Betreiber sind sehr freundlich und gut essen kann man auch, ein klasse Platz.
Erst um halb sechs geht´s weiter, schon spät, ein Übernachtungslager muß bald her. Die Elli voraus fahren wir nochmal ca 20 Kilometer südlich – Wolfgang, wo willst du denn noch hin? Und dann sehen wir´s: meterhohe Sanddünen ragen auf, Saharapostkartenlandschaft, großartig! Mitten in diesen Dünen schlagen wir unser Lager auf, hingerissen von der Landschaft sitzen wir zum Sonnenuntergang auf dem Sand. Shina rast über die Dünen, dreht völlig hoch vor Begeisterung!
Eine Herde Dromedare schreitet vorbei, ein einzelnes bleibt weit zurück abseits der Herde. Die Luft ist so trocken, alles ist statisch aufgeladen. Uns stehen die Haare zu Berge!! Kaum ist die Sonne verschwunden wird es sofort um mehrere Grad kühler. Wir verziehen uns zum Essen in unsere Lkws, treffen uns später warm eingemummelt wieder. Heute Abend ersetzt die Campinglampe das Lagerfeuer. Nicht lange, da kommt eine neugierige Wüstenmaus vorbei und sieht sich mit ihren großen, schwarzen Augen um. Schnell werden Brotkrümel ausgeworfen. Die Maus stopft sich die Backentaschen voll und rennt in Windeseile davon zu ihrem Bau. Zack, ist sie wieder da! Hin und her, soviel Futter gab´s noch nie! Bestimmt eine Stunde lang amüsieren wir uns beim Mäusekino. Irgendwann klettert die Maus blitzschnell Sylvias Bein hoch, die erschrickt und die Maus fliegt in hohem Bogen auf Alfreds Stuhl. Action für alle!
Am nächsten Morgen hat die Maus einen neuen Eingang für ihren Bau in direkter Nachbarschaft zu den Lkws angelegt, schlaues Tier – kürzere Wege! Das einsame Dromedar von gestern ist nicht mehr allein, ein Minidromedar wackelt hinterher.
Nach dem Frühstück holen wir die Boogieboards raus. Wir wollen Sanddünen surfen. Der Sand ist noch fest von der Nachtfeuchte, wir rutschen auf dem Board bergab. Das geht super! Macht total Spaß, etwas Sand essen inklusive! Der Aufstieg danach ist ganz schön mühselig. Im Stehen fahren klappt auch, jippieh!
Ungefähr eine halbe Stunde surfen wir auf der Düne, dann, auf einmal, wird der Sand zu trocken, das Board schiebt ihn nur noch vor sich her. Vorbei!
Wolfgang kennt eine höhere Düne, am späten Nachmittag brechen wir auf, um sie zu finden. Südöstlich, mal mit, mal ohne erkennbare Piste, nur langsam geht es vorwärts. Offene Fenster, warmer Wind. Wir nehmen jede noch so kleine Düne mit und fahren drüber, statt drumherum. Sammeln Holz ein. Wolfgang späht aus.
Nach 11 Kilometern geben wir die Suche auf, finden für die Nacht eine Insel zwischen kleineren Sandbergen, das war´s schon für heute. Schnell ans Lagerfeuer, die Nächte sind saukalt!
Ganz früh morgens sitze ich mit Fotoapparat und Tee in der Kälte auf dem Dünenkamm, richtige Eispfoten hab ich. Die Sonne ist gerade aufgegangen. Stille, viel Sand, unendlich Platz, Freiraum.
Unser nächstes Ziel ist die berühmte „Löwendüne“. Mal sehen, was uns da erwartet!
Bis bald, liebe Grüße,
Julia & Martin
Drink positive!
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