Technotage

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Legzira… die Tage verbringen wir im Liegestuhl in der Sonne. Die jungen Franzosen sorgen für Musik, Dub und Reggae bis zum Sonnenuntergang.

Django bringt uns Apfelkompott. Gelegentlich kommt jemand zum plaudern vorbei. Wir lernen Marc und Karen aus England kennen. Uwe und Claudia aus Sylt, die alles verkauft haben und jetzt in ihrem Feuerwehr-Lkw wohnen. Lorenza und Julia aus der Schweiz, beide mit kleinen Transportern unterwegs. Julia sammelt Tierschädel ein, die sie auf Spaziergängen mit ihren Hunden findet. „Marokko ist ein Paradies, was das angeht“ sagt sie. Sie säubert die Schädel und fräst Muster in die Knochen, uns gefällt das total gut, sehr exakt und sorgfältig gemacht. In ihrem Van hat sie Lampen aus den Schädeln gefertigt, ein Unterkiefer hält eine Wandschale.

„Meatball“ nennt sie ihre Hündin, weil sie so dick ist. Einer der Franzosen, Tim, kommt vorbei, sagt:“ die Marokkaner kochen heut abend ein großes Couscous bei mir im LKW, danach gibt es draußen Kino, wollt ihr kommen? Ihr seid herzlich eingeladen!“ Klingt prima!

Den ganzen Nachmittag lang baut Tim mit seinen Freunden den Projektor und riesige Boxen auf, der Van von Juan ist die Leinwand. Alle schleppen Tische und Stühle herbei, es wird dunkel, dann heißt es: Essen ist fertig! Bestimmt 40 Leute sitzen vor dem Pferdetransporter, haben Wein und Bier mitgebracht, die Flaschen werden rumgereicht, Pappteller verteilt.

Die jungen Marokkaner tragen eine Riesenplatte Couscous herbei, sieht lecker aus, aber wir haben Pech, es ist Couscous mit Hühnchen….macht nix. Es ist eine wunderschöne Sternennacht, alle greifen tüchtig zu, wir quatschen und lachen, total klasse! Später kommt eine Italienerin dazu und bringt veganes Dhal mit, prima, so gibt´s für uns auch was zu essen. Als Dessert gibt es für alle noch Schokoladenkuchen! Wir schauen uns Juans Van an, er holt sein Didgeridoo hervor und wir probieren es aus. „Man muß prusten wie ein Pferd schnaubt“ erklärt Juan. Martin hält das Didgeridoo- Ende vor sich und Juan bläst hinein, die Schwingungen sind so deutlich zu spüren, das vibriert extrem!

Wir unterhalten uns mit Simon, einem Marokkaner, der per Anhalter durch sein Land reist. Er möchte gerne mal durch Europa trampen, aber die Grenze ist zu hoch für ihn. “ One day…“ sagt er, „one day… inshallah!“ Spät nachts beginnt das Kino, Kurzfilme werden gezeigt und Trickfilme, ein genial schöner Abend.

Die Franzosen fahren am Samstag auf eine Techno-Party. „Kommt doch mit“ laden uns alle ein. Abends, wenn wir alle zusammen feiern, denken wir : ja, warum nicht, haben wir auch noch nicht gemacht. Am nächsten Tag sind wir dann nicht mehr ganz sicher, ob wir das überhaupt aushalten. Techno ist jetzt nicht unsere Lieblingsmusik. Am Samstagmorgen verabschieden wir uns von allen, ein herzlicher Abschied – „kommt ihr zur Party?“ “ Ah, mal sehen….wir wissen noch nicht.“

Wir fahren nach Sidi Ifni, auf den Camping zum Wäsche waschen.

Die Wäscherin ist erst morgen da, morgen können wir aber auch in den Waschsalon in der Stadt. Wir gehen spazieren. Die Stadt, einst im Art-déco- Stil erbaut, verfällt langsam, aber sicher. Trotzdem ist es schön, durch die geschäftigen Strassen und Gassen zu wandern, auf einem großen Platz ist Markt. Wieder zurück gehen wir zum Hotel neben dem Camping. Hier soll es in der Bar Alkohol zu kaufen geben, das wollen wir natürlich genauer wissen. Über eine schön gestaltete Sonnenterrasse gelangt man in die dunkle Bar. Ein paar Männer sitzen da, ich bin die einzige Frau weit und breit. An der Theke ist mächtig was los. Der Kellner packt in Windeseile Whiskey, Wodka, Bier und Rumflaschen in Papier. Hier kaufen die Marokkaner! Wir kaufen eine Flasche marokkanischen Rotwein für umgerechnet 6,50€, bekommen die Flasche aber nicht eingepackt. „Ihr seid Touristen, ihr braucht das nicht!“ Zum Sonnenuntergang ziehen wir uns auf das Rappelkistendach zurück und probieren den Wein, gar nicht übel!

Neben uns parken Brigitte und Wolfgang aus Bayern mit ihrem Mercedes-Truck Elli. Den beiden sollten wir Grüße von Verena und Sascha von Legzira ausrichten. Wir kommen schnell ins Gespräch, verplaudern sehr angenehm die Zeit. Ihr nächstes Ziel ist Fort Bou Jerif, dahin wollen wir auch als nächstes, vielleicht treffen wir uns da ja. Am nächsten Tag kommen wir erst spät vom Camping weg, haben uns wieder mit Brigitte und Wolfgang verplauscht. Zuerst Waschsalon ( gäähn), dann parken wir am Markt neben einer sehr toten Katze. Wir schlendern über den Markt. Das Gemüse ist auf dem Boden ausgebreitet, man läuft zwischen den Haufen durch und sucht sich sein Zeug zusammen. Wir lieben sowas! Alles kommt komplett auf die Waage, dann gibt es einen Pauschalpreis. Für unseren großen Gemüseeinkauf inklusive kiloweise Orangen zahlen wir 1,20€. Für alles! Wie geht sowas?!

Ein schöner Strandplatz wäre jetzt gut. Wir machen uns auf den Weg. Ein paar Kilometer fahren wir, dann biegen wir um eine Kurve und sehen vor uns die Technoparty! Na, wenn das kein Zeichen ist! Das Schicksal ist besiegelt, wir gehen auf die Party! Etwas abseits finden wir einen schönen Platz am Strand, die Bässe wummern rüber.

Ein Marokkaner mit Moped kommt, weist sich als Ortsvorsteher aus. Wir können hier nicht stehen bleiben. Stöhn! Ich beginne zu diskutieren, wir haben überhaupt keine Lust zu fahren. Nach einer Weile hin- und her sagt er, er hat Angst, daß die Technos alle rüberkommen, wenn wir hier stehen bleiben. Das will er nicht. Bitteln und betteln hilft, er lässt sich erweichen, wir dürfen für eine Nacht bleiben! Uff!

Zur Dämmerung wandern wir über den steinigen Strand zur Party. Wir setzen uns auf die Steine und während wir automatisch anfangen technomäßig mit den Köpfen zu wippen, umpf, umpf, umpf, sehen wir die Sonne untergehen.

Dann gehen wir rauf zur Tanzfläche. Wir werden überschwänglich begrüßt! Mit uns hat keiner mehr gerechnet. Alle umarmen uns, Tim legt gerade auf. Als er uns sieht, winkt er uns hinter die Boxenwand, fällt Martin um den Hals, hebt mich hoch und wirbelt mich rum! Großes Hallo!! Wir trinken unseren Wein, tanzen mit. Ja, auch Martin! Die Tanzfläche ist mit Weihnachtskugeln dekoriert, die Boxenwand ist riesig! Irgendjemand schleppt dieses ganze Equipment mit sich rum. Ein Typ tanzt vorbei und ruft uns zu: „la vie est belle!“ – das Leben ist schön! Macht wirklich Spaß! Sehr viel später sitzen wir bei Tim am Lagerfeuer, treffen Juan, Lorenza, Julia und die anderen. Wir schauen uns den großen Pferdetransporter von Tim an. Eine superschöne Wohnung! Er hat eine große, gemütliche Wohnküche eingebaut, ein Bad, das den Namen Wellnesstempel verdient (1000 Liter Wasser hat er dabei!) und ein kleines Tonstudio befindet sich im vorderen Teil vor dem Schlafzimmer! Irgendjemand hat Tajine gemacht und stellt sie für alle auf den Tisch  ( Lorenza:“ Tajine, Tajine, immer Tajine…“) Der Franzose mit dem tätowierten Gesicht bietet uns noch eine Feuershow.

In tiefer Nacht stolpern wir über die Steine zurück zu unserer Rappelkiste, begleitet von den Technobässen und beleuchtet von Millarden von Sternen….

Etwas angeschlagen stehen wir erst spät auf, hängen in der Sonne rum und parken gegen halb 5 um, direkt auf den Technoplatz. Umpf, umpf, umpf, wir sitzen auf dem Dach, ab 18 Uhr ändert sich die Musik, es läuft die 80er Jahre Beachparty. Die Djs spielen BeeGees und BoneyM. Respekt! Später gehen wir tanzen, Billy Idol und Captain Sensible lassen die Tanzfläche kochen! Tim reicht ein gigantisch großes Gurkenglas mit Whiskey/Cola rum. Die Stimmung ist super!

Irgendwann gehen wir zu Tim´s LKW rüber, er holt sofort zwei Stühle „pour les Vieux“ – für die Alten! Serviert uns Brote mit französischem Käse, der die Zunge taub werden läßt! Wir schwatzen uns auf englisch und französisch durch die Nacht, Juan kann ein bißchen deutsch. „Kommt doch mit nach Fask zu den heißen Quellen..“ sagen sie uns. Mal sehen…Die Technobässe wummern bis um halb sechs, dann ist Ruhe.

Wir trinken Kaffee am Strand auf den Steinen. Mildes Sonnenwetter. Hinter uns beginnen die jungen Leute langsam die Boxenwand und das fette DJ-Pult abzubauen. Die Party ist vorbei. Alle packen und räumen auf, kein Fitzel Müll bleibt liegen. Wir machen die Abschiedsrunde, wollen nicht mit nach Fask. Viele Umarmungen, mailadressen werden ausgetauscht, vielleicht treffen wir uns Anfang Februar zum Punkfestival, vielleicht kommen einige im Sommer nach Berlin. Inshallah!

Unsere erste Technoparty: sehr schön war´s!

Könnten wir tatsächlich nochmal machen…

Wir fahren los nach Bou Jerif, etwas Ruhe und Erholung können wir jetzt brauchen…..

Bis bald, viele Grüße!

Julia & Martin

Drink positive!

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