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In Abla tanken wir unsere leeren Frischwassertanks voll. Leider ist es hier schon schwierig, ungechlortes Wasser zu finden. Richtung Guadix geht es anschließend los. Wir kommen an einem Sonnenkraftwerk vorbei, weit dehnen sich die Solarfelder in der Ebene aus. Dann geht es stetig bergauf. Wir haben das Gefühl in Arizona unterwegs zu sein: große Schluchten, durch die Ramblas, trockene Flussbetten, laufen. Vielleicht sollten wir runter von der Strasse und so eine Rambla hochfahren? Wir sehen einzeln stehende Felsnadeln, mal sandig beige, dann rostrot oder braun. In die Felswände sind viele Häuser gebaut. Einige sind verlassen, aber viele sind bewohnt und strahlen weiß und frisch renoviert in der Sonne. Man sieht nur die Fassade, der Rest des Hauses ist im Berg. Das muß doch ziemlich dunkel sein in so einem Felshaus? Und sehr kühl?
Nachdem wir über den Pass gefahren sind, ändert sich auch die Landschaft. Jetzt fahren wir bergab durch dichte, grüne Wälder. Die Felsen sind schwarz, alles sieht frisch und kühl aus. Wir fahren durch die Sierra Huétor immer weiter bergab bis wir vor uns unten im Talkessel Granada sehen. In Granada wollen wir einkaufen und übernachten, vielleicht nochmal in die Stadt bummeln. Die Alhambra kennen wir schon, dahin fahren wir diesmal nicht. Nach dem Einkauf gehen wir auf Stellplatzsuche, aber unser Navi erlaubt sich mal wieder einen Scherz mit uns und schickt uns in ein endloses Gassengewirr! Alles Einbahnstrassen! Wir dürfen immer nur in die „falsche“ Richtung abbiegen und kommen nicht mal annähernd dahin, wo wir wollten. Es ist ja schön, so ein ursprüngliches und verwinkeltes Viertel von Granada zu sehen, aber die herausragenden Erker im ersten Stock der kleinen Häuser machen jedes Abbiegen zu einer haarscharfen Angelegenheit. Wir hoffen bald nur noch, irgendwann aus diesem Labyrinth auf eine größere Strasse zu kommen und atmen auf, als es soweit ist. Das Beste daran kommt aber noch: an dieser Strasse finden wir nämlich eine ausgesprochen günstige Tankstelle! Wir müßten zwar noch nicht tanken, aber bei dem Preis! Das nehmen wir mit! Jetzt nichts wie raus aus Granada, eine der nächsten kleinen Städte wird doch ein Plätzchen für uns haben. Tja, irgendwie nicht. Wir finden einen Parkplatz bei Salinen, leider mit großem Tor, Privatgelände. Fahren durch ein völlig absurd mitten in der Landschaft liegendes „Industriegebiet“, oder es soll wohl erst eines werden. Wenige Fabrikhallen und kilometerweit einsame Strassen mit Parkplätzen und Beleuchtung. Gefällt uns nicht so. Gibt`s nicht einen See in der Nähe? Ein Blick auf die Karte zeigt uns den Embalse de Bermejales. Den nehmen wir! Wir kommen über einen Pass und sehen von oben den Stausee im Tal glitzern. Unten angekommen können wir bis zum Ufer rollen, es gibt einige schöne Plätze. Wir entscheiden uns für ein Plateau über dem See und stellen uns da auf die Wiese. Hier fühlen wir uns wohl und bleiben.
Wir bleiben vier Tage. Es wird so heiß, daß wir freiwillig den Tag im Schatten verbringen. Der See ist eiskalt, zu kalt um hineinzuspringen. Die Abende sind dafür angenehm mild und wir sitzen lange draußen.
Dann locken uns Malaga und das Meer doch weiter. Wie immer, wenn wir länger irgendwo stehen, fällt uns der Abschied schwer. Es ist jedesmal ein Abschied für immer, wir wissen nicht, ob wir noch einmal herkommen werden und ob wir dann noch so schön am See stehen können.
Es hat nachts geregnet und unsere Frontscheibe ist voller Saharasand, den die Wolken mitgebracht haben. Noch ist es draussen kühl und grau, da trifft es sich gut, daß die heißen Quellen von Alhama de Granada um die Ecke sind. Ca 30km fahren wir durch Olivenhaine, alle Hügel sind schachbrettartig bepflanzt, zwischendrin öffnen sich weite Ausblicke über das Land, überall Olivenbäume! Durch eine schmale Felsschlucht geht es zum Parkplatz bei den Quellen. Ein Hotel bietet ein Schwimmbecken für zahlende Gäste an, aber es gibt auch einen kleinen Pool etwas weiter unterhalb, der frei zugänglich ist. Wir laufen abwärts und sehen ein sehr, sehr kleines Becken…. vier Männer haben es sich mit Bierdosen im Wasser gemütlich gemacht, viel Platz ist da nicht mehr. Das Wasser ist badewannenwarm. Es liegen schon etliche Bierdosen am Rand. Sieht auf den ersten Blick nicht so einladend aus. Wir verzichten.
Richtung Meer. Wieder bergauf durch Olivenhaine,
dann öffnen sich die Berge zu einer Hochebene, von grauen Felsen eingerahmt. Wir fahren in Wolkendunst hinein, hier hängen noch die Wolken vom nächtlichen Regen. Die gesamte Ebene ist mit Artischocken bepflanzt. Überall stehen große Gemüselagerhallen, wir kommen durch kleine Ansiedlungen. Es geht schnurgeradeaus. Die grauen Felsen, die silbergrünen Artischockenfelder, der Wolkennebel, eine eigentümliche Stimmung ….Wir kommen durch einen kleinen Ort. Es ist niemand zu sehen….aber am Ende öffnen sich plötzlich die Berge und wie durch ein Tor fahren wir aus der Ebene heraus. Jetzt geht es kilometerweit über Serpentinen abwärts, abwärts und abwärts. Wir fahren langsam. An den Strassenrändern und auf Wiesen sehen wir eine unglaubliche Blütenpracht! Blüten überall: quietschgelb, knallrot, leuchtlila und blendendblau, dazwischen schneeweiß, crème oder pink! Ein Schaf und eine Ziege liefern sich gerade ein Kämpfchen, die Köpfe krachen zusammen. Ein alter Mann und sein Schäferhund stehen daneben und sehen zu. Alles ist grün und überall stehen Häuser in den Hügeln. Nach langer Fahrt kommen wir endlich unten auf die Küstenstrasse und halten auf Malaga zu. Nach einer Weile kommt uns plötzlich alles bekannt vor, hier haben wir vor langer Zeit hinter den Häusern allein am Strand gestanden. Und wir finden den Platz tatsächlich wieder! Natürlich nicht ganz so wie vor 9 Jahren, aber bei einem Chiringuito, einer Strandbar, gibt es noch eine Möglichkeit sich an den Strand zu stellen. Allein sind wir hier nicht und der Weg, an dem wir früher standen, ist jetzt für Fahrzeuge gesperrt, aber es geht noch! Für eine Nacht perfekt!
Der nächste Morgen ist wunderschön, bevor wir weiterfahren, trinken wir draussen in der Sonne Kaffee. Das Meer ist ganz ruhig, der Himmel blau und als wir zurück zur Rappelkiste wandern, bietet der Chiringuito ein „menu del dia“ an, das uns nicht länger überlegen lässt. Wir fahren nicht und gehen lieber essen. Wir sitzen an einem schönen Tisch am Meer, der Kellner ist freundlich und gutgelaunt, es ist herrlich! Die Vorspeise ist ausgezeichnet, Espeto Sardinas, geräucherte Sardinen vom Olivenholzgrill und Salmoreja, eine Art Gazpacho, sehr, sehr gut! Wir bestellen Rosado zum Essen und bekommen einen süßen Schaumwein….oh je! Als Hauptgericht kommt eine gemischte Fischplatte fritado. Das stellt uns vor größere Herausforderungen: wir sind beide keine Freunde von Tintenfisch und Krake auf dem Teller. Eine Menge Kopffüssler und Minikraken dominieren aber unsere Fischplatte…. oh je, oh je! Mutig wird probiert: teilweise gar nicht schlecht, teilweise wirklich nicht ganz so unser Ding. Dazu noch etwas süßer Schaumwein? Geht doch!
Alles in allem aber ein vorzüglich gemachtes Essen, der Nachtisch, Flan de Queso, Kaffee und Brandy sind wieder genau richtig! Gut, daß wir hier geblieben sind.
Abends stellen wir unsere Liegestühle auf den Strand, genießen den Sonnenuntergang und schauen einfach auf´s Meer. Da sehen wir sie auf einmal: Delphine! Viele Delphine auf der Jagd! Tauchen auf und ab, springen in einem hohem Bogen in die Luft oder schießen wir Torpedos kerzengerade aus dem Wasser! Wir sind beide total hingerissen von diesem Anblick! Es geht ein paar Minuten, dann sind sie schon wieder verschwunden. Und wie gut, daß wir hier geblieben sind!
Wir brechen früh auf und fahren nach Malaga. Ca 8km vor der Stadt finden wir einen Parkplatz auf einer Klippe ohne Verbotsschilder, holen die Fahrräder raus und radeln am Strand entlang in die Stadt. Schöne, kleine Häuser stehen dicht an dicht in einer langen Reihe, keines sieht wie das andere aus. Gegenüber haben viele Chiringuitos unter großen Bäumen ihre Tische und Stühle aufgebaut. Am Strand glimmen die Olivenholzgrills und hellgrüne Sittiche krakelen in den Bäumen. Leute bummeln über die Promenade, es ist Wochenende, alle sehen schick und gutgelaunt aus.
In Malaga gehen wir in die beeindruckende Markthalle eine Stunde bevor sie schließt. Hier ist noch jede Menge los. Feinstes Gemüse, zu Pyramiden geschichtetes Obst, Nüsse und Mandeln, gesalzen oder gebrannt und Unmengen an unterschiedlichen Oliven warten hier auf Genießer. An einigen Ständen werden Kleinigkeiten frittiert, wir wandern die Gänge mehrfach auf und ab, probieren hier und da etwas, trinken einen frisch gepressten Saft und kaufen Erdbeeren. Wir wollen gar nicht mehr raus!
Dann ziehen wir durch die Strassen des älteren Malaga, die meisten Geschäfte haben schon für die Mittagspause bis 17 Uhr geschlossen. Trotzdem gibt es genug zu sehen, wir bewundern die Pracht der alten Häuser, die bunt verglasten Fenster mit den schönen Holzrahmen.
In einer kleinen Gasse kehren wir ein
und radeln anschließend die Promenade entlang wieder zurück. Viele der Strandbars haben jetzt geschlossen, machen erst abends wieder auf. Überall glimmt noch das Olivenholz auf den Grills. Wir denken an unsere gegrillten Sardinen von gestern und finden ein kleines Strandrestaurant, das offen ist. Hier sitzt nur noch die Familie an einem großen Tisch. Haben sie noch geöffnet? Na klar! Alle sind wieder sehr freundlich, natürlich können wir jetzt etwas zu essen bekommen! So lassen wir unseren ersten Malagatag ausklingen und das Essen ist köstlich!
Nachts kommt Wind auf. Es ist Samstag, wir sind früh wach und wollen nochmal in die Stadt radeln, um alles mit geöffneten Geschäften zu sehen. Als erstes ein Saft in der Markthalle, dann wieder durch die Gassen. So angenehm, daß hier keine Autos fahren! Und die Geschäfte! Es gibt Stoffläden, die unglaublich phantasievoll dekoriert sind. Kleine Kleidergeschäfte, manche teuer und manche nicht so teuer. Geschäfte für Flamencokleider oder Fächer, ein Laden mit außergewöhnlichen Hüten, innen total vollgestellt mit Hutformen und Kartons. Der betagte Besitzer sitzt hinter einem Pult und arbeitet an einem Modell. Kleine Schokoladenläden, Läden bis unter die Decke voll mit Schweinebeinen, es gibt so viel zu sehen! Und alle haben wunderschöne Schaufenster, beneidenswert schön! Wir sehen Bars und Cafés, die schon gut besucht sind. Bei manchen sieht die Inneneinrichtung aus wie vom Anfang des vorigen Jahrhunderts! Voller Eindrücke gehen wir zurück zu unseren Rädern, machen uns auf den Rückweg und gehen nochmal bei unserem Chiringuito von gestern essen. Diesmal ist es rappelvoll und sie stellen extra für uns noch einen Tisch auf die Terrasse.
Der Wind hat ordentlich aufgedreht und die Gischt weht bis hoch auf die Klippe, wo wir geparkt haben. Ich bekomme eine volle Breitseite ab und unsere Scheibe ist diesmal voll Salzwasser. Erst halb 4, wir wollen noch etwas weiterfahren. Unsere Spritzwasseranlage hat sich irgendwann verabschiedet, stellen wir fest. Wir wischen mit Wasserflasche und Abzieher, aber es bleibt eine eingeschränkte Sicht. Wir starten Richtung Campingplatz Cabopino. Wir müssen dringend Wäsche waschen und jetzt auch noch die Scheibenwischanlage reparieren, das sind gute Gründe. Westlich von Malaga geht eine Stadt in die nächste über und es ist eine langweilige Fahrt über eine Schnellstrasse. Der Campingplatz ist ca 50km entfernt und als wir ankommen voll besetzt. Mist! Noch weiter wollten wir eigentlich nicht! Ein paar Kilometer Schnellstrasse westlich finden wir bei Estepona einen Platz am Strand. Nicht so schön, er liegt ca 50 Meter neben der stark befahrenen Schnellstrasse, aber immerhin am Strand. Wir sind eben schon etwas verwöhnt, hier bleiben wir wirklich nur eine Nacht. Wir können den Felsen von Gibraltar schon sehen, da wollen morgen wir hin!
Und dann werden wir beide krank und müssen bleiben……
Viele Grüße und bis bald….
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