Morgens, kurz vor 8 Uhr am Hoyrun See. Draußen ist es so kalt, daß man den Lufthauch sieht.
Die Sonne blinzelt gerade über die Berge, wir sind startklar.
Die Apfelbauern beginnen ihr Tagwerk, wir ebenso. Heute machen wir Strecke, 400 Kilometer wollen wir zurücklegen.
Felder, Felder, Felder…mehr als 37Millionen Tonnen Getreide produzierte die Türkei 2020 und liegt damit auf Platz 15 in der Welt.
Morgennebel verschleiert noch die Berge
Gräser und Bäume an den Schattenhängen sind mit Eis überzogen. Wie eine dicke Decke liegt Schornsteinrauch über den Dörfern.
Die Rappelkiste saust hinunter in die Hochebene von Konya
Mit unserem Wohnboliden fliegen wir nur so über den Asphalt. Die Hochebene ist recht eintönig…..da wird ein qualmender Schornstein schnell zum Hingucker. Was raucht denn da so?
Eine Zuckerfabrik.
Es riecht nach Popkorn. In Dreierreihen stehen Lkws über einen Kilometer Schlange um die Zuckerrüben abzuliefern
Felder, Felder, Felder.
In allen Städten ähnliche Betonburgen
Eine gute Fernsicht reicht normalerweise zwischen 50 und 100 Kilometer weit. Faszinierend, der weite Blick und….gähn…..auch ermüdend. Trockener Mais hier, braune Erde dort. Die Strasse geradeaus. Funkmasten für den schnellen Empfang auch im letzten Winkel. Große Strohballenlager und Sackverladestationen
Silos und Schneezäune. Wir malen uns die Winterlandschaft aus, blendendweiß glitzernd und eiskalter Wind……
Schon von weitem sieht man die rauchenden Schornsteine der nächsten Zuckerfabrik.
Die südliche Einfahrt nach Aksaray wird von einem bronzenen Malaklisi bewacht. Diese Monsterhunde werden hier zur Abwehr von Wölfen gezüchtet. Sie akzeptieren nur einen einzigen Menschen als Master und mögen selbst ihre Artgenossen nicht, wenn sie vom gleichen Geschlecht sind. Ein Paar Malaklisi, immer Rüde und Hündin, verteidigen bis zu 800 Schafe.
In Aksaray treffen wir auf die Strecke, die wir im April nach Göreme gefahren sind.
Vom Tuz Gölü nach Kappadokien 14.04.22 – 15.04.22
Den Gipfel des Hasan Dagi Vulkans können wir diesmal nur erahnen – da unter den Wölkchen muss er sein
In Nevshehir geleiten uns die Pferdeskulpturen durch die Stadt – zu groß geratenes Plastikspielzeug….
Rötliches Abendlicht strahlt auf die Felsen von Göreme. Da ist schon die Burg von Uçhisar.
Kaum zu glauben, daß nur 7 Monate seit unserem letzten Besuch vergangen sind. So schön wieder hier zu sein!
Im Tal liegt Göreme, Martin lenkt die Rappelkiste hinunter in die Stadt.
Und gleich durch, denn wir wissen genau, wohin wir möchten.
Beim Freilichtmuseum strömen uns die Besucher entgegen, sie warten auf die Busse ins Tal. Ganz schön viel los für November
Ein verschnarchter Pkwfahrer nimmt uns den Schwung, wir kriechen die steile Auffahrt empor….mach hinne, Junge….nicht einschlafen…..
Endlich biegen wir ab auf die Piste. Nicht mehr so weit, bis Martin die Rappelkiste in die Nische hinter die Felsen manövriert – Angekommen!
436 Kilometer abgerockt in 7 Stunden – bravo! Feierabend!
Wir laufen rauf zum Platz mit Überblick. Die Sonne ist schon verschwunden, hinterlässt aber ein wunderbares Glühen
Der Muezzinruf schallt durch das Tal, wir sind glücklich, wieder hier zu sein.
Morgens, 20 vor 7 Uhr, draußen tönen die Gebläse. Die Ballons werden aufgeblasen. Wir sind vorbereitet, heißer Tee in den Thermotassen und die Handschuhe rausgekramt, schnell schlüpfen wir in die dicksten Jacken – es ist frostig draußen. Eis ist auf den Gräsern und dem Rappelkistendach.
Gestern abend hat sich eine Streunerin zu uns gesellt. Morgens krabbelt sie unter der Rappelkiste hervor und begrüßt uns freudig mit hungrigem Blick. Natürlich bekommt sie ein Frühstück.
Da heben die Ballons schon die Köpfe
und beginnen im Feuerschein zu blinken
Diesmal wollen wir nur genießen und nicht so viel knipsen.
Das große Schauspiel beginnt, die Magie fängt uns ein
Mit der aufgehenden Sonne heben sie ab
so schön…..
selbst die kleine Streunerin schaut zu
hinreißend, es werden immer mehr und mehr
ein paar steuern dicht über uns hinweg
„Hello, hello, good morning!“
dagegen ist die Rappelkiste ein Winzling
überall schweben sie am Himmel
das Strubbelchen trottet immer an Martins Seite
hier kommt die Sonne
Und? Langsam genug Ballons für heute?
Noch lange nicht!
Davon kann man einfach nicht genug bekommen
Eine Stunde später streichen die ersten Sonnenfinger über die Felsspitzen. Martin macht den Steyr startklar, ich kann noch nicht loslassen…
Kurz vor 8 Uhr machen sich die ersten Ballons bereit zur Landung, im Osten steigen immer noch neue auf.
Völlig verzaubert von diesem Morgen trenne ich mich von dem Anblick und laufe runter zur Rappelkiste
Nicht so viel knipsen hat nicht ganz funktioniert……
Wir reißen uns los, schweren Herzens. Güle Güle Kappadokia, wir kommen wieder!
Die kleine Streunerin läuft noch ein Stück des Weges mit, dann biegt sie ab. Viel Glück Kleine! Wir hätten dich gerne mitgenommen
Am umgedrehten Haus vorbei drehen wir ab auf die Landstrasse nach Kayseri.
Auf Wiedersehen ihr Zipfelfelsen, ihr echten und ihr Plastikpferde! Wir kommen auf jeden Fall zurück!
Perfekt geformte Kegel ragen aus der flachen Landschaft, erloschene Vulkane. Der gewaltige, fast 4000 Meter hohe Erciyes Dagi Vulkan ist im Morgendunst nur schemenhaft zu erkennen.
In Kayseri fahren wir hinter einem Kleintransporter, die Ladefläche voller Menschen. Sie winken fröhlich, Daumen hoch, machen Fotos – wir auch – tolle Stimmung da hinten im Transporter!
Auf der Suche nach einem Copyshop irren wir durch die Stadt.
An der iranischen Grenze muss eine Kopie der Fahrzeugversicherung vorgezeigt werden.
Der erste Shop ist schon lange geschlossen, der zweite verbirgt sich auf dem Universitätscampus. Etwas verwundert stoppen wir vor einer Schranke. Links von uns ist ein Düsenjäger abgestellt. Ist das hier wirklich die Uni? Oder Militär?
Ein junger Mann in Uniform weist uns den Weg, ein Stück zu Fuß durch ein Wäldchen. Dort, bei der Theologischen Fakultät, finden wir Tez-me, den Copyshop.
Niemand spricht englisch, aber wir verstehen uns auch so. Alle sind sehr nett. Mit einem großen Stapel Kopien verlassen wir den Laden
Prima, das hätten wir. Jetzt hier wieder rausfinden aus Kayseri….ah, ganz einfach!
Schon liegt die Stadt hinter uns. Im Frühjahr sind wir von hier nach Nordosten Richtung Schwarzmeer und Georgien gedüst
Kappadokien – Markt in Avona, Heißluft und Tödürge Gölü 22.04.2022 – 24.04.2022
Jetzt lenkt Martin die Rappelkiste nach Südosten Richtung Esendere.
Erst Traubenland, dann Apfelland, jetzt Kartoffelland. Alle paar Meter werden große Kartoffelsäcke angeboten
130 Kilometer gefahren. Der Bahçecik Baraj Gölü hat wenig Wasser, große Sandbänke dehnen sich aus. Wir sollten bald mal Pause machen.
Zwischen den Schneezäunen gibt es eine Lücke, wir biegen ab und parken dahinter. Mittagspause.
Sanft gewellte Felder, eine Piste geht weit über das Land. Schade, daß wir es eilig haben. Sonst würden wir gerne der Piste folgen und dort irgendwo für heute stehenbleiben.
So bleibt es bei einer Pause. Schon heizen wir wieder über die Schnellstrasse.
Huch?! Nicht mehr nur geradeaus, nein! Die Strasse kurvt und wellt sich durch das Steppenland.
Hubbelige Berge und Felsen, die Türkei ist so unendlich reich an den schönsten Landschaften. Nach einem Pass auf 1930 Metern fahren wir durch ein Schluchtental, Wegweiser zeigen auf Wasserfälle und Wanderwege.
Hinter Gürün sind die Felsen durchlöchert von Höhlenwohnungen
Die Strasse führt hinunter ins Tal des Gürün Suyu, dessen Lauf wir ein paar Kilometer folgen. Verstreut liegen ein paar Dörfer, Herbstlaub leuchtet in der Sonne
Vor Darende fällt die Strasse steil ab.
Hochhäuser auf den Hügelkuppen, das muss Darende sein.
Die Stadt ist auf den ersten Blick nicht sehr attraktiv, bietet aber eine echte Sehenswürdigkeit:
in einer Schlucht wurde der Gürün Suyu zu einem Naturschwimmbad aufgestaut. Auf Bildern sieht das umwerfend aus. Gespannt fädeln wir uns durch die Strassen zu einem großen Parkplatz in der Nähe.
Kurz vor halb 5, genau richtig für Feierabend!
Vielleicht können wir morgen früh baden gehen, der Fluß soll konstant 24°C haben. Wir spazieren los.
Nur ein kurzer Weg, neben einer Allee mit kleinen Läden und einer Moschee rauscht der Fluss. Über die Brücke…..
und um eine Ecke – vor einem Bretterzaun bleiben wir stehen. Geschlossen. Man kann noch nicht mal durch den Zaun lugen. Nichts zu sehen vom Schwimmbad….schade.
Eine Runde noch durch das Städtchen, dann kehren wir zur Rappelkiste zurück.
Das war aber sowas von nix!
Der Muezzin singt sein Abendlied, wir genehmigen uns draußen ein Becherchen Gin Tonic. Ein paar Spaziergänger winken uns zu, ein Autofahrer hebt den Daumen – doch ein schöner Abend.
Auch ohne Schwimmbad.
Morgen düsen wir weiter nach Osten.
Liebe Grüße, bis dann!
Julia & Martin
Drink positive!
Auf Instagram: Rappelkisteberlin
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