Griechenland: Willkommen 2022! – Silvester auf der Mani

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Frisch geduscht, mit einem Kaffee in der Hand, sehen wir morgens Richard zu, wie er eine dicke Scheibe Maulbeerbaumholz in die Drechselmaschine spannt. Das karamell-gelbe Holz hat eine mehrfarbige, außergewöhnliche Maserung.

Reich beschenkt mit frischen Eiern, einer Flasche Tsipouro und der schärfsten Chilisoße ever – die ist nichts für uns, aber Bodo liebt sie – geht unsere kleine Reisegruppe mittags auf die Piste. Nur 60 Kilometer weiter parken wir in Analipsi am Strand, etwas angeschlagen vom Boxing Day machen wir früh Feierabend. Abends sehen wir den Tatort mit Udo Lindenberg und finden ihn langweilig und albern.

 

Gut gestärkt starten wir morgens Richtung Osten auf die Mani. Auf ihrer Rundreise waren Jutta & Bodo in Gythio, das ihnen sehr gut gefallen hat. Wir waren auch schon öfter da, aber immer im Lockdown und alles hatte geschlossen. Jetzt fahren wir gemeinsam hin. Noch´n Kaffee und los….

Im Regen auf die Mani. Wolken ziehen vom Meer die Täler hinauf, vernebeln die nasse Strasse. Dieses Wetter steht dem sagenumwobenen Landstrich ausgesprochen gut. Wir stellen uns die rauhen, blutrünstigen Manibewohner vor, wie sie sich gegenseitig und anderen in den Nebelschwaden das Leben zur Hölle gemacht haben mit ihren ewigen Blutfehden. Ich sehe sie vor mir, wie sie brüllend die Axt schwingen…..

In Kardamyli machen wir Pause. Wasser im Flussbett, das haben wir noch nie gesehen. Wir haben mal eine tolle Wanderung in diesem Flussbett gemacht.  Mani – der Mittelfinger des Peloponnes

Wäre Sonnenschein, würden wir sicherlich heute hierbleiben, das Städtchen ist einfach zauberhaft.

Aber so geht´s nach dem Mittagessen gleich weiter. Der T4 bleibt uns auf den Fersen….

Die Besichtigung des schönen Amphitheaters in Platsa fällt wegen Dauerregen aus. In Agios Nikon pressen wir uns durch die Engstellen, biegen dann bei Ithilo ab in die Berge.

 

Diese Strecke sind wir schon oft gefahren, sie ist immer wieder schön. Wir durchqueren das Gebirge, auf der Ostseite kurven wir bergab, bis Gythio ist es nicht mehr weit.

Die Waldbrände des Sommers haben Spuren hinterlassen. Verkohlte Olivenbäume, die Stämme teilweise gespalten vom Feuer, stehen auf saftig grüner Wiese, ein seltsamer Kontrast. Einige Bäume schlagen schon wieder aus, erholen sich vom Brand, scheinbar unverwüstlich. Aber es wird Jahre dauern, bis es wieder eine ertragreiche Ernte gibt.

Am Nachmittag erreichen wir Gythio. An den Hang geschmiegt, zieht es sich rings um den Fischerhafen herum. Malerische Gassen, Treppen und Winkel, kleine Fischerboote dümpeln im Wasser.

Jutta & Bodo haben ein nettes Restaurant ausfindig gemacht, über die festlich geschmückte Hafenpromenade schlendern wir dorthin.

 

Vor der Tür hängen Oktopus-Arme zum trocknen. Drinnen knistert das Kaminfeuer, in den Flammen grillt der Pulpo. Tolle Atmosphäre, sehr freundlicher Service, gutes Essen, was will man mehr? Prima Restaurant!

Auf dem Rückweg kehren wir noch ein in der „Old School Bar“ auf einen letzten Drink. Die Stadt hat uns immer schon sehr gut gefallen, aber mit geöffneten Tavernen gefällt es uns noch besser…

Martin entdeckt diese beiden Veteranen, echte Schätze. Schön bei Nacht….

und bei Tag. Er macht ein paar Bilder für seine „greek antik“ Sammlung…

 

Auf der Beifahrertür sonnt sich ein weißer, zarter Falter, eine Elfe. Ein Wunderwerk mit durchscheinenden, schillernden Flügeln. Ich öffne die Tür vorsichtig, damit ich ihn nicht störe.

 

Weiter geht´s. Am Wrack der Dimitrios vorbei, die Küste entlang, durch Orangen – und Olivenplantagen voller Früchte, die Zweige hängen schwer nach unten. Über die Brücke nach Skala, am Himmel eine kleine Starenwolke, bis zum Strand am versandeten Hafen.

Vom Sandstrand ist nur noch ein schmaler Streifen übrig, voller Braunalgen. Dicke Wolken wälzen sich über die Schneeberge. Erstmal was essen, Sonne tanken und das Ganze wirken lassen. Bodo probiert unsere Flugkamera aus, ich teste mal die Wassertemperatur. Oh! Eisig!

Die Strandbar ist mit Plastikblumen geschmückt, eine Menge Feuerholz liegt rum. Vielleicht sollten wir hier über Silvester bleiben? Falls es regnet, könnten wir unter dem Palmendach der Strandbar feiern. Keine schlechte Idee.

Doch nach der ausgedehnten Mittagspause zieht es uns weiter, nach Bosá. Die Bucht ist bei Womofahrern sehr beliebt, dort werden sicherlich schon einige stehen, aber wir wollen es uns trotzdem ansehen.

Als wir ankommen, können wir es zuerst kaum glauben: es ist niemand da! Keiner! Wir sind allein! Das hatten wir noch nie!

Aha! Neue Camping-verboten-Schilder. Die 3 griechischen, festen Wohnwagen sind fort. Abwarten, wir richten uns erstmal ein und genießen das Alleinsein in dieser schönen Bucht.

Eine ältere Dame steigt aus ihrem Pkw und ruft herüber. Ich gehe mal hin, vielleicht gibt es hier neuerdings doch Probleme und sie will uns warnen. „Hello Camper! Welcome! Where are you from?“ ist die freundliche Begrüßung. Wir plaudern. Ja, im Sommer gab es Ärger, seitdem unterbindet die Polizei das kampieren. Aber nicht im Winter. No Problem! Polizei kommt nur im Sommer! Ich begleite sie zu ihrem Auto, sie schenkt mir eine große Tüte Orangen und Zitronen aus ihrem Garten. Martin kommt dazu und sagt: „Hello Maria!“ Er erinnert sich an sie von unserem letzten Besuch. Sie ist perplex: „You know me? Oh, then I give you some of my Oliveoil“ freut sie sich und kramt noch eine Flasche Olivenöl hervor.  „Take it, take it!“ Nehmt, nehmt – reich beladen mit Geschenken gehen wir zurück und teilen mit unseren Freunden.

Dies wird unser Silvesterfeierplatz. Wir bleiben hier. Etwas Feuerholz hängt noch vorne an der Stoßstange der Rappelkiste, mitgebracht aus Elea. Bodo wirft die Angel aus, wir machen es uns gemütlich am Strand.

Warm verpackt sitzen wir unterm Sternenzelt. Wie sie funkeln….Gegenüber leuchten die Lichter der Mani. Irgendwann wird´s zu kalt und wir gehen rein.

 

9 Kilometer südlich stehen Silke & Roland auf den Klippen. Wir texten uns zusammen und die beiden kommen zu uns rüber, super! Ihre Reisezeit läuft ab, übermorgen machen sie sich auf den Rückweg. Aber die vorletzte Nacht des Jahres verbringen wir zusammen.

„Was hälst du davon, wenn wir den neuesten James Bond Film runterladen und Kinoabend machen?“ fragt Martin. Davon halte ich sehr viel, Spitzenidee! Mittags brummt die RoSi auf den Platz, noch regnets, aber es soll besser werden.

 

Nachmittags wird der Kinosaal unter dem Vordach der geschlossenen Taverne vorbereitet. In der Strandbude nebenan glüht der Grill. Silke & Roland haben wieder reichlich Grillzeug mitgebracht.

Als Vorfilm haben wir eine Episode von „La Linea“ ausgewählt, dem temperamentvollen, italienischen Strichmännchen. 2:45 Minuten geht es um Fische, angeln und Baseball, eine Folge wie speziell für Bodo und Martin gemacht.

Danach beginnt das große Geballer – James rettet die Welt!!

 

Achtung! Spoiler!

Ein Feuerwerk der Explosionen, Schußwechsel, Verfolgungsjagden, die James im weißen T-Shirt überlebt. Wunderbar sind die vielen Zitate klassischer und berühmter Bondszenen aus vorherigen Filmen. Der Austin Martin mit seinen skurilen Sonderfunktionen spielt mit, die elegante Segeljacht, James in 60er-Jahre Badehose mit großen Fischen an der Angelschnur, die typische Bonddrehung mit gezückter Waffe  ⇐ nur ein paar Beispiele. Fast 3 Stunden lang ein spannendes Inferno, fesselnd!

Das Filmende macht uns einen Moment sprachlos……dann ertönt lauter Protest! „Bin ich deswegen hierhergefahren um mir so ein Ende anzusehen!!!“ ruft Roland aufgebracht, wir stimmen zu und erheben Einspruch, einstimmig!! Das kann ja wohl nicht sein?! Eine Welle der Empörung brandet auf, nein, so geht das ganz und gar nicht!

Spoiler beendet….

 

Nachdem alle Geräte und Leinwand abgebaut sind, sitzen wir lange gemeinsam am zur Feuertonne umfunktionierten Grill, trinken, lachen und feiern durch die Nacht. Wir stellen die Frage nach dem persönlichen Highlight des Jahres und nach kurzem Nachdenken erzählt jeder eine kleine, schöne Geschichte. Ein toller, toller Abend!

 

31. Dezember, Silvestermorgen, langsam erwacht alles zum Leben, die Hunde tollen draußen herum. Da stehen sie noch so traut zusammen, die Steyr, aber gleich heißt es Abschied nehmen. Silke & Roland müssen zurück nach Deutschland. 2 Jahre hatten wir uns nicht gesehen, aber es war sofort wieder brillant! Danke für die großartigen Diskussionen am Feuer und die stets gute Laune, die ihr verbreitet. Es war ein großes Fest, euch wieder zu treffen!!

 

 

Jutta schleppt Holz an, Martin sägt. Das Silvesterfeuer ist gesichert. Ich backe Apfelkrapfen für den Nachmittag. Maria kommt vorbei und schenkt uns Gebäck, im Gegenzug bekommt sie eine Tüte frischer Krapfen von uns. Bodo wirft die Angel aus und flucht, denn die Haken treffen auf einen Felsen und die gesamte „Montage“ reißt ab. Alles weg, Köder, Blinker, das gesamte Gebimmel.

Wir senden Silvestergrüße an unsere Freunde und Familie. Am Strand stehen unsere Stühle, Martin serviert Apérol Sprizz, dazu die frischen Krapfen, ein Genuß!

 

Nimmermüde rüstet Bodo die Angel nochmal auf. Das grüne Lämpchen an der Spitze zittert einmal kurz in der Dämmerung, doch dann rührt sich nichts mehr…..

 

Abendessen am Lagerfeuer, die Partymusik dudelt vor sich hin, wir plaudern. Kurz vor Mitternacht holt Martin den Sekt und schenkt ein, ich verteile Stecknadeln und Luftballons. „Was wird das?“ fragt Jutta. „Jetzt pustet jeder den Ballon auf und um Mitternacht pieksen wir die Nadel rein, das sind unsere Silvesterböller!“ erkläre ich. Um 5 vor 12 heben wir die Gläser und trinken einen Abschiedsschluck auf das vergangene Jahr 2021. Das zweite Jahr in Corona Zeiten. Nicht ganz einfach…..adé, adé!

 

3 -2 -1 PROST NEUJAHR!!!  WILLKOMMEN 2022!!!

 

PENG! PENG! PENG! PENG! platzen unsere Ballons! Alles Gute für´s neue Jahr!

Gegenüber, auf der Mani, sprühen ein paar Feuerwerkskörper auf, die Stimmung am Lagerfeuer steigt. Jubel, Trubel, mitsingen, jetzt geht die Party richtig los! Eine Stunde später pusten wir wieder Ballons auf und PENG! feiern wir deutsches Silvester!

In Berlin ist Böllerverbot, viele Kneipen haben geschlossen, die Versammlungsfreiheit ist stark eingeschränkt. Wir können uns ein Berliner Silvester ohne Mordsgeballer gar nicht vorstellen, unsere Freunde feiern zuhause im kleinen Kreis.

Gut, daß wir hier am Strand sind! Jutta & ich sind die letzten am Feuer, um ½ 3 grölen wir beide aus voller Kehle „Griechischer Wein“ gemeinsam mit Udo Jürgens, dann gehen auch wir nach Hause. Gute Nacht!

Wir wünschen euch allen ein gesundes und glückliches neues Jahr!

Bis bald, liebe Grüße!

Julia & Martin

Drink positive!

Auf Instagram: Rappelkisteberlin

 

 

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